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Über nationale Empfindsamkeit

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моргана фея17.09.06 12:45
моргана
17.09.06 12:45 
Последний раз изменено 17.09.06 12:51 (моргана)
Die folgende Bemerkung eines unserer Teilnehmer hat mich zum Nachdenken gebracht:
Komisch, in einer anderen Gruppe, in der ich auch aktiv bin, gibt es Auseinandersetzungen (über die russenfeindliche Witze)nicht. Aber da sind überwiegend Russen (meist in ihrer Heimat). Scheinbar ändern sich die Auffassungen bei einigen mit dem Umzug.
Ist es wirklich so? Werden die Witze, Klischees oder abfällige Bemerkungen über unsere Abstammung nach dem Umzug nach Deutschland anders bewertet? Werden wir empfindlicher, solchen Sachen gegenüber? Und warum passiert das? Ich habe versucht, diese Fragen mit Hilfe meiner Erfahrungen und Beobachtungen zu beantworten.
1. Das Gefühl der Zugehörigkeit
Wenn man in einem Land aufgewachsen ist, seine Kultur, seine Sprache, seine Sitten und Bräuche in sich hineingesaugt hat, so empfindet man eine Zugehörigkeit zu diesem Land. Das Heimat-Gefühl- ein Gefühl in der Gruppe Deinesgleichen zu sein. Da fühlt man sich sicher. Kommt jemand von Außen und behauptet etwas schlechtes über deine Nationalität, so weißt du dass du nicht alleine bist, es gibt viele, denen diese Eigenschaft zugeschrieben wird und sie stehen hinter dir. So empfindest du unbewusst den Angriff nicht als Bedrohung und kannst darüber lachen.
Kommt man in ein anderes Land, so wird man in eine fremde Umgebung hinein geschmissen. Hier werden die Rollen anders verteilt- man ist nicht einer von den Vielen, sondern man ist allein unter Vielen. Werden jetzt die schlechten Eigenschaften deiner Nationalität zugeschrieben, so wirst du von der Masse ausgegrenzt und dieses Gefühls der Zugehörigkeit beraubt. Ein scheinbar harmloser Witz über deine Abstammung wird also unbewusst als ein Angriff gegen dich persönlich empfunden. Und ob du damit umgehen kannst- ist deine Sache.
2. Repräsentativer Außenseiter
Mit 15 Jahren bin ich in die 10. Klasse des deutschen Gymnasiums gekommen. Ich konnte kaum Deutsch und war in den ersten Monaten eher eine stumme Teilnehmerin als vollwertige Schülerin und wurde dementsprechend von meiner Umgebung registriert. Nach dem ersten Halbjahr änderte es sich, und im nächsten Halbjahreszeugnis wurden die Sternchen durch gute Noten ersetzt. Ich schwärmte damals von einem Geschichte- und Gesetzeskunde-Lehrer und besuchte sein Unterricht besonders gerne. Eines Tages, in Gesetzeskunde kam aber ein Gespräch über die Integration von den Ausländern auf. Da ich dabei war, wurde das Gespräch ganz speziell auf die Aussiedler umgedreht. Dann fing der Lehrer an, die Integrationsprobleme aufzuzählen- Die Aussiedler saufen, wollen nicht arbeiten, bilden ihre eigenen Gettos, haben keinen Hang zum Erlernen der Sprache...
Ich saß da und spürte die Blicke meiner Mitschüler in meinem Rücken. Ich vermochte nicht aufzusehen, denn mir verschwamm alles vor Tränen und ich hatte Angst, dass es jemand bemerkt. Meine Mitschüler, die meine Entwicklung persönlich verfolgt haben, die fast jeden Morgen meine Mathe-Aufgaben abgeschrieben haben, vor jeder Chemie oder Physik- Prüfung darüber gezankt haben, wer diesmal hinter mir sitzt, hören Schlechtes über meine Landsleute, sehen mich an und sagen kein Wort dagegen! Für sie repräsentiere ich meine Völkergruppe und alles schlechte, was darüber erzählt wird. Würde dieses Gespräch bei ihnen in der Familie aufkommen, würden sie nur sagen- "ja, ja, wir haben auch eine Russin in der Klasse"
Jeder von uns ist von der Tatsache des repräsentativen Aussenseiter-Daseins konfrontiert worden.
Seien es, die schlechten Nachrichten aus Russland, Diskussionen über die Geschichte und Fehler der Sowjetunion oder über miserable Umstände in Russland- immer wird es (bewusst oder unbewusst ) zu uns hingeschaut. Und will man es oder nicht, man muss sich mit der Tatsache abfinden, dass man dabei einen Außenseiter repräsentiert.
3. Identitätskrise
"Dort sind wir die Deutschen, die Faschisten gewesen, hier sind wir die Russen"- Diesen Satz höre ich so oft, dass er mir mittlerweile auf den Magen schlägt.
Vor allem die älteren Aussiedler, können sich nicht damit abfinden, dass sie früher wegen ihrer deutschen Nationalität in Russland verfolgt wurden, aber hier in Deutschland (Ich habe von meiner Oma immer "das dajtsche Vaterland" gehört), plötzlich von der Allgemeinheit als die Russen wahrgenommen werden. Sein ganzes Leben lang musste man sich deutsch nennen und dafür gerade stehen, doch plötzlich nach der Einreise in die "gesegnete Heimat" (habe ich auch von Oma) ist man zum Russen geworden und muss sich für das ganze Unheil verantworten lassen, was den Russen zugeschrieben wird.
Wenn das keine Identitätskrise ist!
4. Mimikry, Auflehnung und so weiter
Alles, worüber ich oben erzählt habe, ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich, die einen nehmen es besonders deutlich wahr, die anderen überspielen es, die einen lehnen sich dagegen auf, die anderen verdrängen es.
Es gibt welche, die versuchen Ihre Herkunft zu leugnen- ich lache immer über solche Leute- es steht ihnen im Gesicht geschrieben, aber wenn man sie auf Russisch anredet, machen sie große Augen und springen zur Seite, nur um weiter vorgeben zu können, Einheimische zu sein.
Die Verdrängung äußert sich meistens in einer Globetrotter- Bekenntnis- "Die nationalen Probleme gehen mich nichts an, denn ich selbst bin international"
Und die Auflehnung äußert sich in der radikalen Bekenntnis- ein Russe zu sein.
All dies sind die Schutzmechanismen, die augrund der Konfrontation mit den oben beschriebenen Problemen entstanden sind. Doch das Problem des Heimatverlustes und des Außenseiterdaseins bleibt immer präsent. Und die Kratzer an ihrer Oberfläche (wie zum Beispiel Verallgemeinerungen und Witze über deine Nationalität) sind immer noch schmerzhaft.
Dies ist nur mein Versuch, die verschärfte Reaktion auf die Russen-Witze zu erklären, ist kein "der Weisheit letzter Schluss" und kann und muss diskutiert und angefochten werden.

#1 
  Taro2005 старожил17.09.06 14:27
NEW 17.09.06 14:27 
в ответ моргана 17.09.06 12:45
Vieles, was Du beschreibst, ist mir vertraut, und es tut weh.
Ich kam in 7. Klasse des Gymnasiums und konnte kein Wort Deutsch. Weil damals noch nicht so viele "Russen" in Deutschland lebten, waren wir - ich und noch 5-6 Leute - die ersten an dieser Schule. Am Anfang wurden wir mit offenen Armen empfangen, weil man uns als Aliens betrachtete und sehr neugierig war. Doch diese vorübergehende Phase verflog im Nu, und wir fanden uns sehr bald in einer absoluten Isolation. Dies hatte eine sehr negative Auswirkung, denn wir, Russen, hielten uns wegen Sprachproblemen und Desinteresse deutscher Mitschüler immer zusammen und unterhielten uns natürlich auf Russisch. Die Lücke zwischen uns und deutschen Mitschülern wurde entsprechend größer. Später löste sich zumindest das Problem der Sprache, aber wir wurden trotzdem als Fremde gesehen. Ich hatte einen Mitschüler, der ständig, wenn er mich sah, im gebrochenen Russisch ausrief: "Vodka! Na zdrowje!". Er dachte eben, dieser Satz sei typisch russisch. Als ich einmal zwei deutschen Mitschülerinnen erzählte, dass wir in Russland Schuluniform tragen mussten, sagte die eine ziemlich herablassend: "Tja, wir dagegen sind ein freies Land!" Das ist natürlich wahr, aber es tut trotzdem weh, als ausschließlich unfreies Land abgestempelt zu werden.
Dieses Gefühl des Fremdseins hat mich seitdem nicht verlassen. Dazu tragen natürlich auch das Ausehen und der Akzent bei. WEnn ich jedoch Russisch spreche, sagen viele Einheimischen aus Moskau, ich würde mit einem sonderbaren Akzent sprechen. Ich merke auch gewisse Mentalitätsunterschiede zwischen mir und einheimischen Russen. Mit anderen Worten fühle ich mich Russland nicht mehr zugehörig, aber in Deutschland bin ich auch nicht ganz zu Hause. Diese Zerrissenheit ist mancmal unerträglich, denn sie provoziert satändig die Fragen: Wer bin ich? Wo sind meine Wurzeln?
#2 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу17.09.06 18:37
Катрин
NEW 17.09.06 18:37 
в ответ моргана 17.09.06 12:45, Последний раз изменено 18.09.06 10:34 (Катрин)
Ja, das ist wirklich wahr..
Ich bin leider in dem Alter nach Deutschland gekommen, in dem man nicht so leicht Sprache lernen kann, als in den jungen Jahren.
Meine erste Begegnung mit dem Ausländerhass war auf meinem ersten Arbeitsplatz hier in Deutschland.
Es hat mir schon sehr viel Kraft gekostet, mit zwei kleinen Kindern und mit mäßigen Sprachkenntnissen, endlich in meinem Beruf
anfangen zu arbeiten. Ich habe mich riesig gefreut, zumal ich meine Arbeit sehr gemocht hatte.
Ich kam in ein Ingenieurbüro, wo außer mir noch 15 Mitarbeiter arbeiteten. Alle waren nett und hilfsbereit, außer einem. Von ihm wurde ich richtig gemobbt!
Er hat in meinem Beisein Witze über Russen erzählt.. Gott sei Dank, hatten die Anderen genug Anstand, um nicht über die Witze zu lachen.
Das hat mir schon sehr geholfen. Wenn ich eine rote Bluse anhatte, hat er gesagt:"Tja, rot steht Ihnen gut, das ist doch die Lieblingsfarbe der Russen"
Wenn ich einen Fehler in einer Zeichnung machte, sagte er:"Ist es russische Konstruktion?"
Natürlich war ich auch sehr empfindlich.. Und gerade deshalb, weil ich in Rußland oft wegen meiner deutschen Abstammung beleidigt wurde..
Wenn wir früher in der Schule über den Krieg gelesen hatten, und dabei hatten Worte Deutsche und Faschisten gleiche Bedeutung, war ich auch nicht gerade glücklich darüber..
Die Deutsche aus Rußland nennt man oft "Volk ohne Heimat".. Irgendwo ist es wahr..Wir sind überall nur Gäste.
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#3 
моргана фея18.09.06 10:10
моргана
NEW 18.09.06 10:10 
в ответ Катрин 17.09.06 18:37
Na ja... eigentlich wollte ich die Diskussion in ganz andere Richtung lenken. Nähmlich auf die Erklärung "warum russenfeindliche Witze so eine heftige Reaktion finden?"
Aber das ist natürlich auch eine Erklärung.

#4 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу18.09.06 10:35
Катрин
NEW 18.09.06 10:35 
в ответ моргана 18.09.06 10:10
Sorry.. Habe jetzt den Text korrigiert, vielleicht passt es besser zum Thema..
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#5 
Jоhn Dоe прохожий18.09.06 17:03
NEW 18.09.06 17:03 
в ответ моргана 17.09.06 12:45
Es ist ein interessantes Thema, das Sie hier angesprochen haben. Woher kommen all die Vorurteile und Klisches? Wer verbreitet sie? Einerseits sind es die Medien und anderersets wir selbst. Auf die Medien kann man (fast) gar keinen Einflüss nehmen, es sei denn man tut es wie Kaminer und macht ein Kapital daraus. Dies aber führt nicht zwangsläufig zum Abbau der Vorurtele. Sie werden eher bestätigt und gefestigt. (Dabei spielt die Bildung kaum eine Rolle, denn ich habe dies selbst erlebt.)
Dass die Zeitungen oder das Fernsehen sich ebenfalls daran schuldig gemacht haben, steht ausser Frage, aber auch wir selbst tragen dazu bei, indem mancheiner sich nach Feierabend vor dem Auto eines Arbeitskollegen versammelt, den Kofferraum öffnet und daraus eine Flasche Wodka o.ä. rausholt, um irgendetwas zu begiessen. (Der Anlass wird schnell gefunden.) Wird solche "Veranstaltung" von hiesigen Deutschen beobachtet, dann werden die Vorurteile für wahr gehalten. Gegen das Feiern an sich hat bestimmt niemand etwas dagegen, auch ich nicht. Man kann sich auch irgendwo drinnen an einem gedeckten Tisch versammeln und feiern. Dabei muss nicht immer das Hochprozentige sein! Wer jedoch nicht darauf verzichten mag, der kann es trinken, aber, wie halt alle alkoholische Getränke, in Maßen - nicht in Massen. Dies nennt man Trinkkultur!
An diesem einfachen Beispiel habe ich vesucht, die Entstehung und das Amlebenhalten der Vorurteile zu erklären. Ob dies gelungen ist, sei dahingestellt. Die Frage ist, ob solche Ereignisse, die aus dem Nichbegreifenkönnen resutieren, bei uns selbst die Vorurteile gegenüber der anderen entstehen lassen.
#6 
gadacz Нободы ис перфецт18.09.06 19:07
gadacz
NEW 18.09.06 19:07 
в ответ Jоhn Dоe 18.09.06 17:03
Das ist überall auf der Welt das gleiche Problem. Ein paar fallen auf, über diese berichten die Medien und über die polemisiert man am Stammtisch.
Dass der überwiegende Teil nie auffällt, bemerkt keiner. Die sind ja langweilig und keine Schlagzeile wert.
Also liest/hört man immer nur über die wenigen, die gegen die Norm verstoßen. Dann heißt es DIE Kurden, DIE Muslime, DIE Türken und natürlich auch DIE Russen. Keine Volksgruppe wird ausgelassen.
Wehen dieser wenigen, die das Bild prägen, werden alle über einen Kamm geschoren. Das treibt sie natürlich in eine Abwehrstellung, macht sie aufmerksam und empfindlich und schon werden auch harmlose Frozzeleien übel genommen und missverstanden. DIE Deutschen haben etwas gegen uns.
Mich regt es schon auf, wenn in den Medien über eine Katastrophe irgendwo auf der Welt berichtet wird, sei es in Bali oder Burundi, Italien oder Norwegen.
Das Ereignis ist nicht das Thema, darüber wird kurz berichtet. Aber wenn ein paar Deutsche dabei zu Schaden gekommen sind, ist es eine Schlagzeile. DIE Anderen haben Pech gehabt, obwohl sie in der Mehrheit sind.
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
#7 
Tatarin. постоялец18.09.06 19:11
Tatarin.
NEW 18.09.06 19:11 
в ответ моргана 17.09.06 12:45
Obwohl ich eigentlich kein hundertprozentiger Russe bin, kommt mir was ihr da schreibt sehr nah. Russisch ist eine meiner Muttersprachen und ist mir leider sogar näher, als die Sprache meines Volkes, ich sehe wie ein Russe aus, habe eine Hochschule in Russland absolviert und fühle mich ja in der ersten Reihe dem russischen Volk zugehörig.
Obwohl ich eigentlich noch nie wegen meiner Nationalität diskriminiert wurde (was ich meinem Aussehen und guten Sprachkenntnissen verdanken kann), war mir aber oft peinlich zu sehen, wie sich die Russen (oder die Russlands-Deutsche) hier benehmen. Es passierte mir tausendmals in der S- oder U-Bahn, dass ich ungewollt die Gespräche von Russen zum Hören bekam. Dabei ging es 2 oder 3 mal um mögliche Kriminaldelikte, fast immer war das Gespräch an Schimpfwörtern reich und unangemessen laut, das es sogar die anderen im Zug ströte. Fast nie konnten sie Deutsch (höchstens sehr gebrochen), und wenn jemand versuchte, sie darauf hinzuweisen, dass sie die anderen stören, waren sie echt unfreundlich und aggressiv. Das habe ich nicht einmal erlebt, und nicht nur in einer bestimmten Gegend -- überall, in Berlin, in Hannover, in Hamburg und in Göttingen. Deswegen ist es nicht überraschend, dass sich die Vorurteile gegen Russen unter den Einheimischen weiter verbreiten und kräftigen.
Kurz nach meiner Einreise in Deutschland, als ich Deutsch noch nicht richtig konnte, habe ich eine kurze Erzählung geschrieben. Die finde ich im Moment leider nicht, aber egal. Die Erzählung hieß "Ich schäme mich, dass ich als Russe geboren bin". Ich muss zugeben, dass ich in dem, was Schreiben betrifft, immer die Anweisung von Borges befolge: "Wenn Sie nicht schreiben können, schreiben Sie lieber nicht" und die war meine erste (und bisher die einzelne) Erzählung. Ich war von meinem Volk, von meinem Land sehr enttäuscht. Nicht von meinen Freunden, von denen, die in Russland geblieben waren und die ich eher als Freunde, als als Russen betrachtet habe (manche waren Tataren, manche Juden, aber mir war ihre Nationalität absolut egal). Aber von denen, die auf der Suche nach einem besseren Leben hierher eingereist oder eingewandert sind, sind aber aufdrängerisch bis draufgängerisch, die keine Rücksicht auf anderen nehmen und immer alles haben wollen, egal, ob sie es verdient haben oder nicht. Davon habe ich leider zu viele gesehen.
Einmal fuhr ich mit der U-Bahn in die Richtung Krumme Lanke, in Berlin. Auf einer Haltestelle sind 2 Jugendliche in den Waren reinmarschiert, die offensichtlich besoffen und vielleicht auch bekifft waren. Sie haben laut gesprochen, fast gescrhrieen, haben die Wagenbänke bespieen. Ich dachte mir zuerst, sie seien Deutsche, sie waren es aber nicht. Sie haben im gebrochenen Deutsch gesprochen (was ich damals noch nicht erkennen konnte) und dann plötzlich sagte einer von den beiden etwas auf Russisch... Mir war noch nie in meinem Leben so peinlich, peinlich, dass ich diesem Volk zugerechnet bin, dessen Vertreter da in dem Wagen randalierten.
Es ist aber die Tatsache, dass nicht die besten nach Deutschland eingewandert sind. Unter dem Zeichen der deutschen und judischen Immigration kamen viele, die auch in Russland nicht arbeiten wollten, keine Ausbildung hatten und dementsprechend auch keinen guten Job finden konnten. In einem neuen Land konnten sie das an sich kaum ändern und landeten in die unteren Schichten der Gesellschaft -- wo sich die Penner, Arbeitsloser, Kriminalität befinden. Die sind aber nicht alle Russen, nicht die guten, anständigen, die sowohl in seinem Ursprungsland als auch hier, in Deutschland, in das gesellschaftliche Leben gut eingegliedert sind.
Ich denke, man kann nichts dagegen machen, ein negatives Beispiel ist viel überzeugender, als Tausend positive. Man muss das einfach annehmen. Nicht alle Russen sind so, genauso wie nicht alle Deutsche trinken nur Bier und essen Wurst. Das sind halt die Vorurteile, die denen innewohnen, die sich vorwiegend in seinem Land aufhalten und nicht so vielen Fremden begegnen. Wer viel reist, viel über Internet kommuniziert und gut gebiildet ist, ist sich dessen bewusst, dass solche Sachen sehr individuell sind und nicht dem ganzen Volk eignen können.
--------Ne bela estas amata, sed amata estas bela...
#8 
моргана фея19.09.06 10:03
моргана
NEW 19.09.06 10:03 
в ответ Tatarin. 18.09.06 19:11, Последний раз изменено 19.09.06 10:06 (моргана)
Ja, vieles davon, was du erzählst, ist auch nicht zu übersehen.
Aber hast du dich mal gefragt, Warum die Jugendlichen aus Russland so schnell auf die schiefe Bahn geraten?
Für mich ist es eines der obenbeschriebenen Schutzmechanismen- die Auflehnung.
Man wird aus der gewohnten Umgebung herausgerissen- bei den meisten Jugendlichen geschieht es wider ihren Willen.
Da die Eltern nach der Übersiedlung mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben, werden die Kinder meist vernachlässigt.
Dazu wird man von der angeblichen "Freiheit" überrümpelt- Drogen und Alkohol, kann man wenn man will, sehr schnell besorgen für Sex und Party wird ohnehin an jeder Ecke geworben, , die Eltern haben sowieso nichts zu sagen, denn man kann sie immer mit der Drohung über das Jugendamt in Schach halten,
Man sucht den Anschluss wird aber unter den Einheimischen aufgrund der sprachlichen Probleme nicht wahrgenommen, also geht man zu den Landsleuten. Und die wissen schon alles, kennen schon alles, haben schon alles probiert.
#9 
  rudenine посетитель19.09.06 20:09
NEW 19.09.06 20:09 
в ответ моргана 17.09.06 12:45, Последний раз изменено 20.09.06 01:46 (rudenine)
wie waere es damit, wenn man nicht so "nationalempfindsam", sondern weltoffener waere?
#10 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу19.09.06 20:25
Катрин
NEW 19.09.06 20:25 
в ответ rudenine 19.09.06 20:09
Ich denke, dass grade wenn man weltoffen ist, wird man erst richtig nationalempfindsam.
Ich will doch ein Tel der ganzen Welt sein, aber die anderen verweisen mich ständig auf meinen Platz: Du bist Russin und sollst so bleiben!
Die glauben nicht einmal an die Möglichkeit, dass ein Russe anders sein kann, als es alle Klischees sagen..
Ich habe am Anfang meiner Zeit in Deutschland oft gesagt, dass ich eine Deutsche bin.. aber eben Russlanddeutsche.. dann habe ich verstanden, dass es keiner hören will. Deshalb habe ich es nie wieder gesagt. Mir war es einfacher, zu sagen, dass ich eine Russin bin, weil due anderen es hörten wollten.
Und eine weltoffene Russin? So was gibt es doch nicht.. Da kannste sagen, was du willst und sein wie du willst..
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#11 
моргана фея19.09.06 22:27
моргана
NEW 19.09.06 22:27 
в ответ rudenine 19.09.06 20:09, Последний раз изменено 19.09.06 22:35 (моргана)
В ответ на:
wie waere es damit, wenn man nicht so "nationalempfindsam", sondern weltoffener waeren?

Weltoffenheit= Globetrotter- Bekenntnis ist meiner Theorie nach noch ein Schutzmechanismus bei der nationalen Empfindsamkeit. Das ist genau wie Fieber bei der Grippe- nur ein Symptom.
Man kommt mit seiner eigenen Kultur nicht klar, verzichtet darauf und gibt vor, multikulturell zu sein- wenn ein Kind mehrere Väter hat, dann ist es doch in Wirklichkeit vaterlos.
Versuch doch mal, meine These zu widerlegen?
Ich freue mich schon darauf.
#12 
  rudenine посетитель20.09.06 01:15
NEW 20.09.06 01:15 
в ответ моргана 19.09.06 22:27, Последний раз изменено 20.09.06 01:27 (rudenine)
muss man sich selbst irgendwelche komplexe einreden?! leben und leben lassen, das wuerde ich vorschlagen.
#13 
Tatarin. постоялец20.09.06 01:26
Tatarin.
NEW 20.09.06 01:26 
в ответ моргана 19.09.06 22:27, Последний раз изменено 20.09.06 02:42 (Tatarin.)
Um deine These ein bisschen anzufechten (oder genau umgekehrt -- zu untermauern), kann ich ein Beispiel aus einem auf ersten Blick fremden Gebiet heranführen.
Mein Hobby, das fast zu meinem 2. Beruf wurde, ist Esperanto. Ich reise oft durch die ganze Welt und unterrichte diese Sprache. Die Sprache an sich ist wie jede andere Sprache: man kann damit alles sagen, sich sehr flexibel ausdrücken, Wortspiele und Sprüche gibt es hier auch. Aber das wissen nicht alle, die weit verbreitete Meinung ist, dass die Sprache äußerst rigid und unflexibel sei, nur einfachste Ausdruckweise erlaube und von keinem gesprochen werde. Obwohl diese Sprache nicht meine Muttersprache ist, fühle ich mich immer geradezu beleidigt, wenn man mir das alles so arrogant sagt. Jeder, der nur Wind davon bekommen hat, was Esperanto eigentlich ist, bildet sich schon ein, ein Expert in der Sache zu sein und ist kaum überzeugbar. Aber es gibt auch einige, die verstehen, dass das nicht stimmen soll, die hören dir gerne zu und stellen interessante Fragen.
Es ist genauso mit Russen, Russlandsdeutsche, die hier auf Anhieb zu den "Russen" zugerechnet werden. Sie fühlen sich genauso beleidigt, und versuchen, sich als Einheimische vorzugeben. Daran finde ich nichts Negatives, es ist ja endlich der Versuch, dich in hiesige Gesellschaft zu integrieren. Sie (meistens unbewusst) erwarten Befürwortung, Billigung seits der Einheimischen, und bekommen nur leider Zurückweisung und auch (oft) Abneigung. Das macht einen natürlich aggressiver und kann zur Auflehnung führen.
Was kann man hier tun? Ich, zB, wenn jemand einen zotigen Witz über andere erzählt, erzähle ich ja auch Witze über seine Nation (Russen, Deutsche, Türken). Wenn man dann noch einen Witz erzählt, bekommen er noch einen Witz über sich von mir geschenkt. Nach und nach versteht man, dass es in jeder geschlossenen Gesellschaft (wie eine Nation) solche Witze entstehen können, und das in einer "illustren Runde" zu erzählen ist vielleicht nicht das Beste, was man erzählen könnte. So ein Beispiel wirkt sehr überzeugend aus.
--------Ne bela estas amata, sed amata estas bela...
#14 
  rudenine посетитель20.09.06 01:29
NEW 20.09.06 01:29 
в ответ Tatarin. 20.09.06 01:26
ich spreche auch esperanto! seit 20 jahren
#15 
моргана фея20.09.06 01:41
моргана
NEW 20.09.06 01:41 
в ответ Tatarin. 20.09.06 01:26
Also- Gegenangriff?
Keine schlechte Strategie, muss ich sagen, zeigt aber schon, dass du an der Stelle emfindlich bist- sonst hättest du nicht zum Gegenschlag ausgeholt.

#16 
моргана фея20.09.06 01:49
моргана
NEW 20.09.06 01:49 
в ответ rudenine 20.09.06 01:15
В ответ на:
muss man sich selbst irgendwelche komplexe einreden?! leben und leben lassen, das wuerde ich vorschlagen.

Ich habe irgendwie das Gefühl, wir reden aneinander vorbei. Es geht nicht um die Komplexe,(Folgen) sondern um die Tatsachen,(Ursachen) die man mit allgemeinen Phrasen weder erklärt noch bewältigt.
#17 
  rudenine посетитель20.09.06 01:51
NEW 20.09.06 01:51 
в ответ моргана 20.09.06 01:49
man kann auch einfacher durchs leben laufen. und davon wird man keineswegs primitiver.
#18 
  rudenine посетитель20.09.06 01:53
NEW 20.09.06 01:53 
в ответ моргана 20.09.06 01:41
empfindlich zu sein ist auch keine schande...
#19 
моргана фея20.09.06 01:56
моргана
NEW 20.09.06 01:56 
в ответ rudenine 20.09.06 01:51, Последний раз изменено 20.09.06 01:57 (моргана)
В ответ на:
man kann auch einfacher durchs leben laufen. und davon wird man keineswegs primitiver.

Natürlich.
Man kann sehr viele Dinge machen, ohne zu wissen, wie sie funktionieren, ich ziehe es aber vor, sie in erster Linie zu verstehen oder zu versuchen, sie aus meiner Sicht zu erklären (um vielleicht daraus zu lernen)
Gute Nacht, übrigens!

#20 
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