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MLM

02.03.03 19:49
Re: MLM
 
waldemarb гость
в ответ Agnitum 02.03.03 09:01
В ответ на:

да но IHK & Arbeitsamtы тоже



Из одной брошюрки Arbeitsamt'a
Waschdisk und Co...
oder wie man sich "Kunden" (Opfer) herbeilügen will
Eine wahre Geschichte aus dem USENET:
Sie begann damit, dass urplötzlich die "Werbedame" Brunhilde (1) in einer für Fragen der Naturheilkunde eingerichteten Newsgroup (de.alt.naturheilkunde) auftauchte und marktschreierisch behauptete:
Waschen ohne Chemie! Waschen mit der Waschdisk(2)!
(Was immer das auch mit Naturheilkunde zu tun haben könnte, lassen wir hier einmal ausser Acht.) Daraufhin meinte Uli, ein offenbar kritischer Leser: "Das glaube ich, wenn es eine Verbraucherzentrale bestätigt, statt vor solchen Dingen zu warnen, wie vor ein paar Monaten passiert."
Brunhilde antwortete:
"Wann, wo und _warum_ hat sie "gewarnt"
Davon ist mir nichts bekannt
Ich weiss allerdings, dass sie von der "Stiftung Sauberes Wasser Europa" und vom
Institut für technischen Umweltschutz
der Technischen Universität XXXXX
Fachgebiet Wasserreinhaltung
empfohlen wird."
Bei solch präziser Ansprache wurden einige von uns stutzig und recherchierten nach. Eine ":Stiftung sauberes Wasser Europa" war nirgends in Europa ausfindig zu machen. Desweiteren bestritt der Leiter des o.a. Instituts der TU in aller Schärfe, jemals eine Empfehlung für ein solche "Waschdisk" abgegeben zu haben:
"... als Leiter des genannten Fachgebiets Wasserreinhaltung der TU XXXXX verwahre ich mich seit einiger Zeit dagegen, dass wir irgendwann diese Waschdisk empfohlen haben. Es ist ein schlichter Unsinn, damit etwas erreichen zu wollen und wissenschaftlicher Unfug."
Damit sollte die Sache doch klar sein: Hier wurde mit gefälschten Referenzen geworben, denn das Institut hatte ja niemals eine solche Empfehlung gegeben. Natürlich sah Brunhilde das etwas anders, als sie mit dieser Aussage des Institutsleiters konfrontiert wurde:
"... was sich so alles an TU in D rumtreibt. Von denen will man doch eigentlich eher keine Empfehlung ..."
Und natürlich blieb sie bei ihrer ursprünglichen Behauptung. Weil ein Kritiker diesen Vorfall absurden Besserwissens und Rechthaben-Wollens auf einer Homepage veröffentlichte, klagte Brunhilde daraufhin vor Gericht und wollte die Aussage unterbinden, sie würde mit gefälschten Referenzen Werbung für die "Waschdisk" machen.
Die Klage wurde kostenpflichtig abgewiesen, mit der Begründung, es sei unstrittig, dass das angegebene Institut der TU niemals eine solche behauptete Referenz gegeben hätte.
Damit sollte die Sache doch klar sein: Hier wurde mit gefälschten Referenzen geworben und dieser Fakt wurde von einem Gericht bestätigt. Natürlich sah Brunhilde das etwas anders; auf Anfrage eine Susanne meinte sie:
"Nein, Susanne, was wir hier sehen, ist ein ganz plumper, aber für Staatsanwaltschaften leicht durchschaubarer, Trick:
Indem sie versuchen , mir *unlauteren Wettbewerb* (oder was auch immer) anzuhängen, glauben diese "Herren" anscheinend ernsthaft, von den von ihnen in aller Öffentlichkeit begangenen Straftaten( Verleumdung, üble Nachrede, Beleidigung.. etc.) ablenken zu können. (Oder mich einzuschüchtern zu können.. ;-)))":
Lassen wir hier einmal die aggressive Unterstellung von angeblichen Straftaten der Kritiker-"Herren" ausser acht und konzentrieren uns auf die völlige Negation der Realität, die mit einer Verschwörung einhergeht, der sich das arme Unschuldslamm als Opfer ausgesetzt sieht.
Diese Negation wird seitens Brunhilde nicht nur mit aggressiver Verleumdung verbunden sondern es werden zusätzlich auch noch Schuldige an der Misere des verlorenen Prozesses indentifiziert: Ca. ein halbes Jahr nach der Gerichtsverhandlung behauptete Brunhilde, sie hätte den (verlorenen) Prozess eigentlich gewinnen müssen, aber ihr Rechtsanwalt hätte leider vergessen ein wichtiges Schreiben vorzulegen, das ihre Aussage bestätigt hätte. Damit ist die Aussage, Brunhilde habe mit gefälschten Referenzen für ein Produkt geworben, nunmehr eine Lüge, eine Verleumdung, eine Beleidigung etc. pp. die Wahrheit könne man nur direkt bei Brunhilde erfahren ....
Ein eigentümliches Weltbild.
Trotz klarer Aussage der Institutsleitung, trotz eines Gerichtsurteils und trotz eines drohenden Verfahrens wegen unlauterem Wettbewerbs wird stur und starr auf dem eindeutig falschem Standpunkt verharrt, das Institut haben eine Empfehlung des Produktes gegeben. Nicht nur das: Brunhilde hat Recht - alle anderen sind "Herren", die sie verleumden, beleidigen und ihr übel nachreden...
Woran kann so eine tief verwurzelte Wahrnehmungsverzerrung liegen? Das Schlüsselwort lautet MLM - Multi Level Marketing - auch Strukturvertrieb genannt:
Brunhilde ist ein Stukki,
wie man die Täter-Opfer von MLM nennt. Für Strukkis ist die Welt so einfach: es gibt "winner" und "loser" und es ist klar, dass Institutsleiter, Richter oder Kritiker natürlich zu den "loser" gehören - haben diese "Herren" doch niemals die Chance wahrgenommen, dieses herrliche Produkt zu verkaufen...!
Wahnwelten
oder wie man sich in "Erfolg" verliert
Das System "Strukturvertrieb" kommt aus den USA und ist ein reines Vertriebssystem. Nach dem Prinzip des "Multi-Level-Marketing" (MLM(3)) werden u. a. Kosmetika, Wasserfilter, Waschmagneten, Staubsauger, Schlankheitsmittel, Finanzdienstleistungen vertrieben. MLM ist ein Synonym für das bekannte Schneeballprinzip. Es gibt keine Angestellten; jeder Mitarbeiter ist selbständiger Handelsvertreter. Als solcher baut er an seinem "Unternehmen im Unternehmen", sprich an seiner Pyramide innerhalb der großen Firmenpyramide. Parallel zur Kundenwerbung betreibt er Mitarbeiterwerbung: Jeder Mensch soll möglichst Kunde und Mitarbeiter werden.
Der neue Mitarbeiter wird dem Werber zugeordnet, wirbt selbst neue Mitarbeiter, die neue Mitarbeiter werben. Jeder Werber erhält dann neben der Provision für seinen direkten Umsatz zusätzliche, anteilige Provision am Umsatz und an "Weiterbildungsmaßnahmen" seiner Mitarbeiter, die mit dem eigenen Aufstieg in der internen Provisionstufenleiter auch ihren Werber und dessen Werber gen Pyramidenspitze und damit in die Richtung der erstrebenswerten Einkommenssphären schieben, welche - mathematisch gesetzmäßig - nur wenige erreichen können.
Ein Strukturvertrieb braucht jeden, denn jeder bringt als sein "Kapital" seine "Kontakte" ein: Verwandte, Freunde, Nachbarn, Bekannte, Kollegen, Vereinskameraden, Bäcker, Metzger, Blumenfrau - Menschen, denen ein Produkt verkauft werden kann. (Hier liegt der Pferdefuß des MLM!)
Geworben wird in Zeitungsanzeigen, an Laternenpfählen, im Bekanntenkreis oder wie hier im Falle Brunhilde im Usenet und in WWW. In der Regel in Hotelsälen wird vor den Neulingen die Welt der Reichen und Schönen als für jeden erreichbar ausgebreitet. Bereits hier erfährt der Neuling überrascht von seinem Beitritt zu einer Elite: Willkommen im Club der winner.
Ab heute sei der Erfolg nicht mehr aufzuhalten. Hier sei die Chance, das Leben in der Welt der loser hinter sich zu lassen.
Das bisherige Leben wird pauschal als erfolglos deklassiert und es wird ein Wahngebilde eines Lebens jenseits der Loser-Welten propagiert. Die Ziele dieser Hinterwelten sind mannigfaltig: oft wird mit dem Versprechen eines immensen materiellen Wohlstandes und der dazugehörigen Statussymbole geworben.
Bei Brunhilde gingen diese Ziele einher mit dem Omnipotzenzanspruch einer sektenähnlich Gruppierung aus der Szene der veganischen Extremköstler - hier wurde zusätzlich das Ziel eines biozentristisch "besseren Menschen" angestrebt, der eben Produkte verwendet, die die Natur schützen.
Die Welt wird geteilt in weiß und schwarz, tatsächlich und vermeintlich Intelligente, in winner und loser: Jeweils letztere sitzen außerhalb dieser Sales-Community und trachten nur danach, die frischgebackenen winner in die alte Erfolglosigkeit zurückzuzerren, weil sie neidisch sind auf das, was sie selbst nicht wagen. Und so funktioniert bereits an dieser Stelle die Immunisierung gegen künftige Einwände aus dem bisherigen sozialen Umfeld. Und es wird auch klar, dass selbst - wie im Falle Brunhilde - Gerichtsurteile nichts nützen können, diese Immunisierung zu durchbrechen.
Auch gegen innere Zweifel wird geimpft: Dem einzelnen sei alles möglich, wenn er nur wolle und sich mit dem perfekten System verbinde. Versagen könne nur der einzelne, das System stimmt immer. Wer sich mit Psycho-Sales Unternehmen auskennt oder mit Sekten vom Schlage etwa der Scientology-Organisation, dem wird dieses "Argument" nicht fremd sein:
"Eine Ausrede habt ihr ab heute nicht mehr: Ihr könnt nicht mehr sagen, ihr hättet keine Chance gehabt."
Es entsteht bei den Strukkis eine eigene Welt (eher Hinterwelt), und der Kontakt mit der Realität außerhalb erweist sich zunehmend als schwierig. Dies kann man sehr schön bei Brunhilde beobachten; wie dort der Bezug zur Realität fast völlig verkümmert ist.
Die Gefahr liegt darin, dass der Strukki seine gesamten sozialen Bindungen verliert, weil er sie als "Kunde" oder "Mitarbeiter" akquirieren will und muss. Und da er sich als absoluter "winner" sieht, ist es ihm unmöglich zu den "loser" seines Umfeldes eine funktionierende Beziehung aufzubauen. All seine Kontakte - die ja sein Kapital sind - müssen vertriebsmäßig im Sinne einer Profitmaximierung oder der Keilens neuer Opfer verwertet werden. Der Strukki, das MLM-Opfer, muss zum Täter werden! So gehen Freundschaften in die Brüche, zerbrechen verwandtschaftliche Beziehungen und so verschwindet jede soziale Bindung, bis nur noch die Sales-Group des jeweiligen MLM als Ansprechpartner verbleibt. Und solange man dieser Gruppe verbunden bleibt und als "winner" ständig wachsende Umsätze bringt, ersetzt diese dann die fehlenden sozialen Kontakte.
Es bilden sich derart Strukturen und Beziehungen heraus, die dann sehr wohl die Bezeichnung "Sekte" für einen derartigen Strukturvertrieb rechtfertigen. Die Senatsverwaltung Berlin führt daher Informationen über das MLM auch in ihrer Sekteninformations-Seite. Weitergehende Informationen über MLM kann man dort nachlesen. (Ich selbst habe in diesem Kapitel einige Passagen dieser Info-Page zitiert.)
Augen auf!
oder worauf man achten muss
Die Werber können Sie überall antreffen ... Zunächst wird die Stelle gesucht, bei der der Hebel angesetzt werden kann:
So ist es der Traum vom "Irgendwann-nicht-mehr-arbeiten-müssen" oder der vom "Großen Geld", der viele Menschen in diese Unternehmen führt. Inzwischen steht zusätzlich ein Heer von Arbeitslosen vor den Toren der Strukturvertriebe, die in der "Selbständigkeit" einen rettenden Ausweg aus dem sozialen Abstieg vermuten.
Hans hatte es erwischt. Der militärtechnische Betrieb, in dem er im Vertrieb arbeitete, hatte Konkurs gemacht und er wurde arbeitslos. Vom Arbeitsamt bekam er im Juni 2001 über das elektronischen Vermittlungsdienst den Hinweis, sich bei einem Arbeitgeber in Schwerin zu melden. Es ginge um den Vertrieb von medizinischen Geräten. Das kam Hans merkwürdig vor, war er doch von Haus aus Hochfrequenztechniker...
Der vermeintliche Arbeitgeber war ein Herr R*** (4)aus Schwerin und firmierte laut Schreiben des Arbeitsamtes als Firma VITA-****-INTERNATIONAL(5) Bei Anruf erklärte der besagte Herr, dass es sich um den Vertrieb von "hochwertigen Medizinprodukten" handeln würde. Von Anstellung war überhaupt keine Rede sondern von einer neuartigen Vertriebsphilosophie aus den USA - es wurde Hans schnell klar, dass es sich um einen Strukturvertrieb handeln müsse worauf er das Gespräch abrupt beendete und mich anrief.
Eine Nachfrage beim Arbeitsamt brachte zutage, das besagter Herr mehrere Arbeitslose angesprochen hatte. Eine Firma des angegebenen Namens war bei der zuständigen Schweriner IHK nicht bekannt, wohl aber ein Herr R*** - als freier Handelsvertreter, was den Verdacht zu MLM bestätigte: MLM arbeitetet ja nur mit "freien, selbständigen Unternehmern".
Ich machte daraufhin eine Internet-Recherche zur angegebenen Firma und es bestätigte sich mein Verdacht weiter, dass es sich um eine Organisation handelt, die Opfer für ihren Strukturvertrieb sucht. Und dies hier unter Arbeitslosen - also unter Menschen, die teilweise seit Monaten oder gar seit Jahren eine Arbeit suchen! Die Abgebrühtheit und Perfidität dieser Gesellen ist kaum zu &überbieten... Natürlich lag der Gewinn darin, dass der Werbende dem neuem Opfer zunächst einmal Seminare verkaufen musste und dann am Umsatz des Opfers beteiligt werden sollte.
Die Produktplatte der Firma umfasst neben Nahrungsergänzungsmitteln auch Geräte mit Pulsierenden Signalen, hier als "Magnetfeld Therapie" oder PEMF (Pulsed Electro Magnetic Field)-Therapie bezeichnet. Ich kontaktierte daraufhin einen mir bekannten Quacksalber-Kritiker, der mich darauf aufmerksam machte, dass diese Art der Produkte unter Umständen dem Mediziproduktegesetz (MPG) zuwiderlaufen könnten.
Ich bat daraufhin das in diesem Falle zuständige Sozialministerium, zu prüfen, ob die angebotenen Produkte der Firma dem MPG entsprechen und rechtliche Schritte einzuleiten.
Bei der Recherche fiel mir auf, dass eine Ärztin in Norddeutschland als Strukki derartige Geräte mit nicht nachgewiesener Wirkung verhökerte und neue Opfer für den Strukturvertrieb suchte. Sie verwendete anekdotischen "Erfolgsgeschichten" ihrer Patienten, die dort präsentiert wurden. Diese legten dem unbedarften Leser nahe, er könne seine Krankheiten erfolgreich therapieren, wenn er/sie nur das entsprechenden Gerät lange genug anwenden würde.
(Kurz nach meiner Information des Ministeriums waren diese "wahren Geschichten" zur Werbung für die Geräte von der Homepage dieser Werbe-Dame verschwunden...)
Hieraus können wir etwas lernen:
Es werden Menschen in kritischen Lebenssituationen angesprochen.
Das Opfer muss zunächst Geld mitbringen.
Die Produkte sind von sehr zweifelhaftem Wert, u.U. in D sogar verboten.
Die Begründungen für den Wert der Produkte sind esoterisch.
Die Werbung lügt, dass sich die Balken biegen.

Was kann man dagegen tun?
Man kann die IHK nach der Firma befragen.
Man kann die zuständigen Behoerden befragen.
Man kann sich an die Polizei wenden.
man kann sich an die jeweilige Sektenberatungsstelle wenden.
Vor allen Dingen aber sollte man die zuständigen Behörden über Aktivitäten solcher "Firmen" unterrichten!
Anmerkungen
(1) Name der Täter-Opfer wurde geändert
(2)Waschdisk: Eine Plastikscheibe, die mit einer magnetischen Fe-Emulsion gefüllt ist. Saubere Wäsche kann nur mit der Disk allein in der Waschmaschine gewaschen werden. Bei verschmutzter Wäsche muss ein hochkonzentriertes Detergentium der Wäsche zugefügt werden.(zurück!)
(3)MLM: Es gibt eine größere Zahl dieser MLM Unternehmen auf dem deutschen Markt. Einige von ihnen entwickelten bislang offensichtlich eine für einzelne Mitarbeiter potentiell konfliktträchtige Struktur. (Die Darstellung der MLM hier sollte also nicht als für alle Strukturvertriebe allgemeingültig gelesen werden.)
Eine potentielle Konfliktträchtigkeit erwirbt ein Strukturvertrieb erst durch eine extreme Ausformung bestimmter Merkmale und deren Zusammenspiel. Angehörige von Mitarbeitern und ehemalige Mitarbeiter, die sich selbst als "ausgestiegen" bezeichnen, assoziieren dann in ihren Anfragen und Berichten den Begriff "Sekte".
(4) Name der Täter-Opfer wurde geändert
(5) Firmenbezeichnung wurde unkenntlich gemacht.

 

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