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Die Identität (auch was ist "deutsch")

28.01.09 10:18
Re: Die Identität
 
gadacz патриот
gadacz
in Antwort Musiker53 28.01.09 01:45, Zuletzt geändert 28.01.09 19:54 (gadacz)
In Antwort auf:
je nach dem Mensch und nach dessen Umgebung
Ich denke immer an USA, wo es Orte oder Stadtviertel gibt, die total aus einer anderen Welt sind. Da ist man in China, Irland, Puerto Rico oder vielleicht Italien, Deutschland, Russland. Ein paar Straßen oder einen Ort weiter spricht man wieder perfektes Amerikanisch und ist 100% US-Bürger. Man pendelt wie selbstverständlich zwischen 2 Kulturen und Welten. Die Großstädte sind Schmelztiegel der Völker, die kleineren Orte Domänen.
Aber eis gibt einen kleinen, feinen Unterschied zu Deutschland: ALLE sind Einwanderer und hatten in der Vergangenheit das gleiche Schicksal. Das verbindet über die Nationalitäten hinweg. bei den Schwarzen dauerte es etwas länger, bis sie nach vielen Kämpfen endlich auch als Menschen anerkannt wurden. Inzwischen gibt es den Präsidenten, den die Schwarzen eher als Weißen ansehen und die Weißen eher für einen Schwarzen halten. Aber beide Seiten respektieren ihn.
Natürlich, die Ureinwohner hat man fast erfolgreich ausgerottet und die Reste in Reservate verbannt, wo sie als Alibi und zur Folklore dienen.
Eine ähnliche Entwicklung gab es in teilen Russlands auch!
Nun projeziere man dieses Beispiel einmal auf Deutschland. Kann das funktionieren?
Natürlich gibt es auch hier Stadtteile, in denen man sich wie in Russland oder der Türkei fühlen kann. Es gibt auch Ortschaften mit fast homogener Besiedlung durch Zuwanderer und es gibt die Mischgebiete, Pufferzonen. Aber es gibt auch noch sehr viele Gebiete mit fast homogener einheimischer "Urbevölkerung". Hier konnte man sie bisher weder erfolgreich ausrotten und auch nicht in Reservaten zur Schau stellen. Verdammt noch mal, es gibt einfach immer noch eine deutsche Mehrheit, die immer wieder Schwierigkeiten macht und sich einfach nicht damit abfinden will, dass es nun schon wieder Veränderungen geben soll und ihre Vormachtstellung gefährdet ist.
*** Durch die Bibelübersetzung Luthers ist man fast per Zufall zu einer einheitlichen Sprache gekommen. man hat sie verfeinert und sie wird an allen Schulen Deutschlands gelehrt und man kann sich zwischen Flensburg und Obersdorf bei bedarf damit verständigen.
*** Unter dem "Eisernen Kanzler" Bismarck hat man es nach Jahrhunderten der Kleinstaaterei endlich geschafft ein Deutsches Reich zu schmieden. Geblieben ist der Bismarck-Hering
*** Mit Mühe hat man sich in Demokratie versucht, auch wenn die Weimarer Republik viele Geburtswehen hatte und im Chaos endete
*** Dann wurde sogar der Deutsche Herrenmensch erfunden, der sich im aufgeblähten Stolz und in maßloser Überheblichkeit ausbreitete und dann selbst zerstörte.
*** Als Revanche kam die jahrzehntelange Besatzung, die regional unterschiedlich hart geführt wurde und zum Zerfall des Reiches, ja sogar zur Bildung von 2 Staaten unterschiedlicher Prägung führte. Der eine öffnete sich international, im anderen sang man die Internationale. Die Liebe zu den Besatzern und neuen Herren fiel sehr unterschiedlich aus. Vielleicht lag es daran, dass die Einen mit Wohlstand das Volk köderten, die Anderen aber fortschrittlichen Sozialismus propagierten.
*** Dann platzte der Ballon und man tat sich wieder mit Mühe zusammen. Immerhin gab es nun 2 Identitäten: Ossis und Wessis, wobei die Wessis eher wie Kolonisatoren bei den Ossis einrückten und die "befreiten" als Menschen 2. Klasse bedauerten und missbrauchten. Nun begannen auch die ersten gravierenden Probleme mit "Ausländern", denn die im Westen mühsam angeworbenen Sklaven aus Südeuropa wurden nicht mehr dringend gebraucht. Die neuen Kolonien boten genug Arbeiter. Im Osten war man internationaler, denn die Hilfskräfte kamen aus Vietnam oder Afrika. Da aber die Produktionsstätten geschleift wurden und durch neue Anlagen ersetzt wurden, in denen Roboter ihre Arbeit machen, wurden sie wieder nach Hause gejagt oder konnten sich mit Kleingewerbe durchschlagen.
*** Aber nun gerade in diesem Moment der Neuorientierung und Selbstbesinnung, des Entstehens eines neuen Nationalgefühls und des wachsenden Stolzes besann man sich auf die verlorenen Seelen im Osten.. In maßloser Überheblichkeit wurde schnell ein Bundes-Flüchtlings- und Vertriebenengesetz um modifizierte Aussiedler-Paragrafen erweitert und alles her gelockt, was in der DNA etwas Deutsches hatte und dem "bösen Feind" entrissen werden konnte. Viele ließen sich locken, denn Glanz und Glitter blendeten zu schön. Das Dumme war nur, dass es keine sinnvolle Verwendung für die neuen Deutschen gab, das kaum jemand etwas mit ihnen anfangen konnte. Sie wurden nicht dringend gebraucht, wie damals die Gastarbeiter in der Wirtschaftswunderzeit. Dazu kommt, dass nach vielen Generationen Exil auch der deutsche kern etwas abgeschmolzen war und eine eigene Identität entstanden ist, die sich nicht so nahtlos einfügte, wie Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.
*** Erschwerend kommt hinzu, dass viele "Heimgeführte" sich nach so langer Abwesenheit in den Augen der hier Eingesessenen kaum von den "Russen" unterscheiden, die es aus anderen Gründen nach Deutschland drängt. da macht es kaum einen Unterschied, ob der Russe nun ein deutscher, Ukrainer, Kirgise oder Lette ist. Im Zweifel erkennt man an der Umgangssprache untereinander, wohin man sie packen muss. da alles fremd und slawisch klingt, wird dann schon mal ein Pole oder Tscheche dazugemischt. Wie gesagt, das ist nicht meine Auffassung (auch wenn immer wieder gerne unterstellt wegen chronischer Leseschwäche oder gepflegter Ignoranz), sondern die Reaktion im Bewusstsein einer breiteren Allgemeinheit.
Fazit: Hier gibt es eine mühsam erworbene Identität als Deutsche, die relativ problemlos mit den Identitäten als Preuße, Hesse, Bayer usw. zusammenpasst. Nun kommen neue Identitäten dazu, die erst einmal fremd sind, selbst wenn sie im kern vielleicht Deutsch sind. Aus dem Mischmasch eine deutsche Identität zu formen, dauerte Jahrhunderte und es scheint langsam zu klappen. Doch kann man es so schnell erweitern?
Doch es stellt sich auch die generelle Frage, was die Identität bringt und wem sie nützt.
*** Als Individuum habe ich natürlich eine Identität, die sich allein auf mich bezieht und sehr einmalig ist. An diesem Selbstverständnis kann ich arbeiten, bis ich stolz auf meine Einmaligkeit bin.
*** Eine gewisse Identität bildet sich durch die Familie, die verwandten Vorfahren, die man ja schlecht ablegen kann. Die kleben an einem, bis sie verstorben sind oder eventuell verleugnet werden.
*** Identitäten ergeben sich auch aus der Hautfarbe. Nur mühsam kann man das verändern und vielleicht kommen dann solche Monster heraus, wie beim "King of Pop" Michael Jackson. Nur er ist nicht mehr identisch.
*** Alle anderen Identitäten sind mehr oder minder anerzogen, erworben, propagiert und im Zweifel veränderbar.
*** Zur Wahrung der Identität wurden schon grauenhafte Kriege geführt. Vielleicht sollte man sich überlegen, die Identität, die nicht angeboren wurde (Familie, Hautfarbe), so anzupassen, dass Konflikte reduziert werden. Die Kriege werden fast immer im Namen einer Identität (Volks-/Stammeszugehörigkeit, Religion, angestammter Lebensraum) geführt und diese Identität wird missbraucht, um wirtschaftliche und machtpolitische Ziele zu verfolgen.
*** Natürlich kann man auch für eine vorbehaltlose Akzeptanz aller Identitäten werben, aber das halte ich für genau so utopisch, wie den praktizierten Kommunismus.
Pardon, ich bin NUR Europäer mit deutschem Migrationshintergrund
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
 

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