Homosos, das ist Homo sovieticus oder der Sowjetmensch als Typ eines Lebewesens und nicht als Bürger der UdSSR. Nicht jeder Bürger der UdSSR ist ein Homosos. Nicht jeder Homosos ist Bürger der UdSSR. Situationen, in denen sich die Menschen wie ein Homosos verhalten,begegnen einem in den verschiedensten Epochen und in den verschieensten Ländern. Aber der Mensch, der mehr oder weniger über den gesamten Eigenschaftenkomplex eines Homosos verfügt, ihn systematisch an den Tag legt, ihn von Generation zu Generation weitergibt und der in einer gegebenen Geselschaft als ihr typischer Vertreter und als Massenerscheinung auftritt, ist ein Produkt der Geschichte. Es ist ien Mensch, der durch die Existenzbedingungen der kommunistischen (sozialistischen) Geselschaft hervorgebracht worden ist, der als der Träger der Lebensprinipien dieser Geselschaft erscheint, der in seiner gesamten Lebenswesen seine innerkollektiven Beziehungen wahrt. Zum ersten Mal hat sich in der Geschichte ein Mensch in Moskau und dessen Einflußsphäre in der Sowjetunion in einem Homosos verwandelt. Der Homosos ist ein Produkt der Anpassung an bestimmte soziale Bedingungen. Deshalb kann man ihn außerhalb seiner gewohnten Umgebung nicht verstehen, so wie man Fische, die auf Sand oder in die Pfanne geworfen worden sind, aufgrund ihrer Reaktionen auf die ungewohnte Umgebung nicht als Wesen, die im Wasser schwimmen, beurteilen kann. Man muß charakteristische und typische Situationen aus dem normalen Leben der Homosos-Masse nehmen und die Frage stellen: Wie verhält sich der normale Homosos in so einer Situation? Und aus den Antworten auf diese Fragen erhält man die Beschreibung des Homosos als eines besonderen Typ von Gesellschaft entspricht. Nehmen wir zum Beispiel die modernen Homosossen, wie sie heutzutage in Moskowien leben. Die Lebensmittelpreise sind erhöht worden.Wird nun so ein Homosos Protestdemonstrationen veranstalten? Natürlich nicht. Der Homosos ist gewöhnt, in vergleichsweise schlechten Verhältnissen zu leben, ist bereit , Schwierigkeiten zu begegnen, ständig in der Erwartung, daß es noch schlechter wird, und den Anordnungen der Obrigkeit ergeben.Wie verhält sich ein Homosos, wenn er offen (das heißt in seinem Kollektiv oder auf Versammlungen) seine Einstellung zu Dissidenten zum Ausdruck bringen muß? Natürlich billigt er das Vorgehen der Machthaber und verurteilt dasjenige der Dissidenten.Ein Homosos ist bestrebt zu verhindern, daß jemand die gewohnten Verhaltensformen verletzt, er katzbuckelt vor der Obrigkeit, zeigt sich immer mit der Mehrheit seiner Mitbürger solidarisch, soweit sie sich den Machthabern ergeben zeigen.Wie reagiert ein Homosos auf die Militarisierung des Landes und auf die zunehmenden sowjetischen Aktivitäten in der Welt, die interventionistischen Tenenzen eingeschlossen? Er unterstüzt seine Regierung voll und ganz, denn er verfügt über ein ideologisiertes Standardsbewustsein, ein Verantwortungsgefühl für sein Land als Ganzes, Opferbereitschaft und die Bereitschaft, andere zu Opfern zu verdammen. Natürlich ist der Homosos auch zu Unufriedenheit mit seiner Lage fähig, sogar zu Kritik an den Zuständen im Land und am Regime. Aber- in entsprechender Form,wo sie am Platz ist und in Maßen, ohne die Interessen des öffentlichen Organismus spürbar zu gefährden. Und hierfür lassen sich charakteristische Situationen und charakteristische Handlungen von Homosossen anführen. Aus einer Serie solcher charakteristischer Fragen und Antworten auf diese Fragen erhält man die Beschreibung eines Menschen, der der sozialistischen Gesellschaft adäquat ist und bequem hinsichtlich seiner Ungeteiltheit und Interessen insgesamt. Der oben angeführte Vergleich des Homosos mit einem Fisch ist einseitig. Der Homosos ist im Unterschied zum Fisch selber Träger und Beschützer seines sozialen Umfelds. Doch entspringt dieser Umstand nicht der Eigenschaft des Homosos als eines Individuums, sondern seiner Eigenschaft als Vertreter einer Masse von Homosossen, die zu einem einzigen Ganzen zusammengefaßt sind. Homososse erschaffen und halten mit vereinten Kräften eine gewisse Anzahl fundamentalster Prinzipien ihrer Organisation aufrecht, Prinzipien, die sie als vernüftig anerkennen. Auf der Grundlage dieser Prinzipien erwächst ihr höchst soziales Milieu, an das sie sich von Generation zu Generation anpassen. Als Individuen passen sie sich an sich selbst wie an eine Masse von Individuen an,die ein soziales Superindividuum bildet. Das soziale Milieu des Homosos ist ohneden Homosos selbst ebenwenig denkbar wie er ohne sein soziales Milieu. Der Homosos ist nicht nur ein Komplex von Mängeln und Fehlern. Er hat auch zahlreiche Vorzüge . Genauer gesagt, er besitzt Eigenschaften, die Vorzüge oder Mängel sind- je nach Umständen und Wertungskriterien. Ein und dieselbe Eigenschaft erscheint unter den einen Umständen als gut, unter anderen dagegen als schlecht. Für die einen ist sie schlecht, für die anderen gut. Was den einen gut scheint, scheint den anderen schlecht. Unter den Homosossen finden sich sämtliche allgemein menschlichen Charaktere, doch in spezifisch sozialistischen Formen und proportionen. Da sich in ihm die Eigenschaften seines sozialen Ganzen wiedersiegeln, ist der Homosos gleichzeitig nur eine Teilfunktion dieses Ganzen. Die verschiedenen Funktionen des Kollektives sind in seinen einzelnen Mitgliedern verköpert, die überwiegend zu Trägern dieser Funktionen werden. Daher die verschiedenen Homosossenformen innerhalb der homogenen Gattung Homosos. Die Homosossengesellschaft hat ihre eigenen Kriterien für die Beurteilung der Eigenschaften und Handlungen ihrer einzelnen Mitglieder. Diese Kriterien stemmen in vieler Hinsicht nicht mit den entsprechenden Kriterien in Gesellschaften anderen Typs überein . Sie sind situationsbedingt. Von daher gesehen ist der Homosos in einem Maße wendig und biegsam, daß er völlig ohne Rückgrat erscheint, Er verfügt über eine vergleichsweise große Schwingungsweite sozialpsychologischer Zustände und Einschätzunge. Aber er verfügt auch über ie Fähigkeit, einen bestimmten Durchschnitts- und Normalzustand wieder herzustellen. Ein Homosos ist zum Beispiel in der Lage, aufmerksam Ihren Worten zu lauschen, in denen Sie den Finger auf die Wunen der Sovietsgesellschaft legen, und sich voll und ganz mit Ihnen einig zu erklären. Aber daraus brauchen Sie noch lanfe nicht zu folgern,daß es Ihnen gelungen sei, ihn zu überzeugen und zu Ihrem Glauben bekehrt zu haben. Er wird Ihnen auf der Stelle selber auch noch eine Menge beispiele im Sinne ihrer Äußerungen bringen und sogar noch viel schärfere Worte über seine Gesellschaft finden. Deshalb hhört er aber noch lange nicht auf, ein Homososzu sein. Er bleibt das,was er war. Nur ein verschvidend geringer Prozentsatz von Homosossen beißt auf solche Propoganda an. Dieser Prozentsatz ist von vornhinein einkalkuliert - dergleichen Abweichungen sind in jeder größeren Menschenmasse normal. Ein Homosos kann sich zum Beispiel in völliger Aufrichtigkeit einverstanden erklären , mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Aber buchen Sie das nur nicht gleich als Erfolg. Er wird Sie genause schnell und mit der gleichen aufrichtigkeit denunzieren. Auch hier gibt es naürlich Ausnahmen. Aber eben auch Ausnahmen, die man zahlenmäßig a priori einkalkulieren kann. Für die Homosossengeselschaft ist diese Zahl praktisch nicht der Rede wert. Dieser Art Abweichungen von den Machthabern sehr bald entdeckt und kurzerhand liquidiert. Die Gesellschaft befreit sich von ihnen , um Platz für zu gegebener Zeit neu auftretende heimliche Abweichungen dieser Art zu schaffen. Betrachtet man das Verhalten des Homosos vom Standpunkt irgendeiner abstrakten Moral, erscheint er als ein völlig unmoralistisches Wesen. Der Homosos ist kein moralisches Wesen - das stimmt. Aber es stimmt nicht, daß er unmoralisch ist. Er ist in erster Linie ein ideologisches Wesen. Und auf dieser Grundlage kann er - je nach Umständen - moralisch und unmoralisch sein. Die Homosossen sind keine Bösewichte. Unter ihnen gibt es viele gute Menschen. Aber ein guter Homosos , das ist einer, der keine Möglichkeit hat, anderen Leuten Böses zu tun, oder aber keine besondere Notwendigkeit dafür verspürt. Wenn er aber die Möglichkeit erhält oder sich gezwungen sieht, Böses zu tun, dann tut er es gekonnt als ein unverbesserlicher Bösewicht. Vorläufig haben die Eigenschaften des Homosos ihre höchste Vollendung bei Sowietmenschen mit einem vergleichsweise hohen Niveu an Kultur und Bildung ereicht, aber auch bei sozial besoners aktiven Bevölkerungsschichten, insbesondere im Verwaltungsbereich, in Wissenschaft, Propaganda, Kultur und Bildung. Diese hochentwickelten Homosossen haben Einfluß auf die gesamte übrige Bevölkerung des Landes, aber auch auf Kreise außerhalb. Die Seuche des Homosossismus breitet sich in Windeseile und unafhaltsam über die ganze Welt aus. Es ist die tiefgreifendste Krankheit des Menschen, denn siedringt bis an die Grundfesten des menschlichen Wesens. Spürt ein Mensch in sich den Homosos und hat er das Gift des Homosossismus gekostet, ist es schwerer, ihn von dieser Krankheit zu befreien, als einen notorischen Alkoholiker oder Drogenabhängigen von seiner Sucht abzubringen. Der Homosos ist kein e Verfallserscheinung. Im Gegenteil, er ist das höchste Produkt der Zivilisation. Er ist ein Übermensch . Er ist universal. Wenn nötig, ist er zu jeder Tugend fähig. Es gibt keine Gecheimnisse, für die er keine Erklärungen fände. Es gibt keine Probleme, für die er keine Lösung fände. Er ist naiv und bieder.Er ist nichtssagend. Er ist allwissend und allgegenwärtig. Er ist voller Weisheit. Er ist ein Teilchen des Weltalls, das das ganze Weltall in sich trägt. Er ist zu jedem und allm bereit. Er ist sogar zu Gutem bereit. Er hofft darauf, ohne jedoch daran zu glauben. Er baut auf das Schlechte . Er ist Nichts, das heißt alles. Er ist ein Gott, der Teufel spielt.Er ist ein Teufel, der Gott spielt. Er ist in jedem Menschen.
Mensch! Betrachte dich selbst, und du wirst zumindest den Embryo dieser Krone der Schöpfung in dir selbst erblicken. Du(selbst) bist auch ein Homosos.

Alexander Sinowjew München 1981

Jeder Satz ein Volltreffer!
Man sollte eine Oper oder ein Musical daraus machen

You see it, Gott bless you...

habe einen titel für die oper--Waiting for Gadash

Religiöse Zeitrechnung: nach Christus. Säkularreligiöse Zeitrechnung: nach der Großen Oktoberrevolution. Zivilreligiöse Zeitrechnung: nach Auschwitz.
М. К.

Ziemlich geschmacklos!

gestern habe ich gelesen, dass die Nazis hatten Mut Auschwitz zu verwalten, aber nicht die Russen zu besiegen........
So viel zum Thema Nazi.........

Auschwitz oder GULAG zu betreiben ist kein Mut. Mut heißt immer vorm Kampf nicht zu weichen.

Es ist sehr erstaunlich zu sehen, wie die Menschen kämpfen mögen.
Wogegen Sie kämpfen, wenn ich fragen darf......

Gegen International-Sozialismus, so wahr mir Gott helfe.

ветер вам в помощь....
Не товарищь