Deutsch

Deutsche Identitätskrise

20.05.03 13:00
Re: Deutsche Identitätskrise
 
  Allmend постоялец
в ответ Allmend 20.05.03 11:41

└No future für Deutsch⌠

stimmt das pessimistische Orakel der Linguistik, der └Sprachdienst der Gesellschaft für Deutsche Sprache⌠ mit in den Chor der Unkenrufe ein.
Das Zitat, Titel eines Festvortags, läßt erahnen, welches zeitgenössische └Virus⌠ hier in den düstersten Tönen umschrieben ist. Die Rede ist von der seit Ende des zweiten Weltkriegs ständig anschwellenden Flut von Lehnwörtern und Redewendungen angelsächsischer Prägung, die mittlerweile immer ungebremster in den deutschen Wortschatz einströmen.
So freundlich die └angelsächsiche Fremdwortlawine⌠ (Ferdinand Urbanek) von der Masse der Bevölkerung empfangen wird, so deutlich haben mittlerweile einige nach eigenem Dafürhalten aufrechte Kritiker der verlotterten Sprechsitten des Zeitgeistes in ihr den Feind ausgemacht, der nicht nur für den weltweiten Bedeutungsverlust der deutschen Sprache, sondern auch für ihren Verfall im eigenen Lande verantwortlich zu machen ist und zugleich noch - einem trojanischen Pferd ähnlich - eine Kulturmit einschleusen will, die der unseren den Rang abläuft.
Eine wahre Flut von Artikeln, Büchern und Vorträgen beschäftigt sich in den letzten Jahren mit der vermeintlichen Gefahr (siehe Liste), die meisten zeigen einen pessimistischen Grundtenor, einige zeichnen nicht weniger als das Bild einer sich im Todeskampf windenden deutschen Sprache, die kaum noch in der Lage ist, dem Ansturm aus der Fremde Widerstand entgegenzusetzen. In martialischer Weise empfehlen die Autoren deshalb, die deutsche └Sprachunterwürfigkeit⌠ zu beenden, verlangen Gesetze gegen die └Engländerei in der deutschen Sprache⌠ oder rufen gar zum Boykott von Radiostationen mit überwiegend englischsprachigen Liedern auf...
...Aber ist denn jeder der Warner, die uns zu einem bedachteren Umgang mit unserer Muttersprache aufrufen will ein intellektueller Manipulator oder wildgewordener Hysteriker?
Nein, natürlich nicht. Es gibt an einigen Stellen tatsächlich guten Grund zur Sorge um unsere Sprache. Ein Punkt, der sich nicht von der Hand weisen lässt, ist die wachsende Uneinheitlichkeit in unserer Sprache. Eine gewisse Regelunsicherheit hat sich durch den Zustrom der englischen Lehnwörter ausgebreitet. Hat sich die Genuszuweisung in den meisten Fällen noch einheitlich eingependelt, so sorgen Konjugation von Verben und vor allem die Aussprache noch immer für schwammige Unsicherheiten.
... Noch viel bedenklicher ist die Tatsache, dass nicht alle Medien einen so verantwortungsvollen Umgang mit unserer Sprache pflegen wie die └Zeit⌠.
Durften sich Journalisten früher noch mit Fug und Recht als Wahrer einer gepflegten Sprache verstehen, an denen sich orientieren konnte, wer einen guten Stil schreiben wollte, so macht sich heute mehr und mehr ein Fast-Food-Journalismus breit, der sich seiner [S]prachwahrerischen-Verantwortung nicht mehr bewusst ist.
Texte werden in Minuten übersetzt, holprige englische Lehnübersetzungen bleiben aus Zeitmangel stehen.
Aus der Regierung Clinton wird so beispielsweise die Clinton-Administration.
Hier müsste man tatsächlich angreifen, behutsam, unvoreingenommen und mit Respekt für die deutsche Sprache und ihre Sprecher. Zu diesem Respekt vor der Sprache Heines und Kleists würde es auch gehören, dass man ihr die Kraft zutraut, auch ohne Gesetzeswerke diese Cola-Dose zu überleben.
Vielleicht ist vielmehr das ein Symptom einer deutschen Identitätskrise, dass dieses Vertrauen in die Muttersprache bei den Intellektuellen nicht mehr oft zu finden ist..."
http://home.t-online.de/home/510089358168-1/essay-anglizismen.htm
 

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