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Eigenartiges Gemälde

24.07.13 23:02
Re: Eigenartiges Gemälde
 
gadacz патриот
gadacz
in Antwort ComBat 24.07.13 17:40
In Antwort auf:
das war doch ein Geschäftsadresse
Ja, aber 2 Wohnungen oder Geschäftsräume. Die Frau Eigentümerin Helene R. residierte im Parterre.
Die Köpenicker Str. ist in Mitte bis Kreuzberg (damals SO 36), also schon deutlich näher zur Josephstr.. Jetzt ist an der Adresse das Heizkraftwerk. Damals waren es dort die typischen Mietskasernen mit Hinterhöfen, Gewerbeetagen und Klo auf dem Hof. Es kann sein, dass dort seine Produktion oder ein Lager war. Jedenfalls war er da auch schon vor 1940.
So weit ist das stimmig. Das auf dem Totenschein die Frau/Witwe dann Ella heißt, ist OK. Das ist eine übliche Kurzform von Helene aber auch Elisabeth. Der Transport I/81 von Berlin nach Theresienstadt/Terezín ging am 16.12.1942. Den hat er also noch knapp 1/4 Jahr überlebt.
Nun Hat die Fa. S.&M. Rosenthal eines Herrn E. Rosenthal am 13.8.40 ein Angebot über abwaschbare Esel mit Muster bekommen, was wir ja kennen.
Der war so begeistert, dass er sofort zugeschlagen hat!
Denn laut Yad Vashem wurde auch eine Thorarolle am 13.8.40 von Abele an E. Rosenthal in Berlin verkauft ("The scroll was sold (on 13/08/1940) by R.N. Aubele, manager of a publishing house in Augsburg, to E. Rosenthal in Berlin for the purpose of making wallets. .."). Ein Tempo hatten die damals -- fantastisch!
Aber statt Brieftaschen oder gar Maluntergründe zu produzieren, hat der Ärger gemacht, die Firma wurde bald liquidiert und er zog in sein Zweitdomizil in die Köpenicker Str. um.
Dort aus machte er sich erst mal als E. R.auf die Reise nach USA mit der Thorarolle im Gepäck: "... It was smuggled by the latter to the United States in 1941."
Als braver Staatsbürger kam er natürlich zurück, nun wieder als Bernhard, damit er 1942 pünktlich die Reise nach Theresienstadt antreten konnte.
Ich habe ein Problem: hat er nur den Schnipsel nach USA gebracht? Nein, laut Yad Vashem war es eine Rolle.
Aber wenn die Rolle nun in USA war, wie konnte man daraus 1943 Bilder machen? Oder wurde die zu dem Zweck wieder reimportiert?
Gut, vielleicht war der E. ein Anderer, der auch Rosenthal hieß. Da er kinderlos war, konnte es kein Sohn sein, also ein Bruder oder Namensvetter? Möglich wäre es, aber das löst nicht das Rätsel um die Bilder und um den abwaschbaren Esel.
Eh, hoppla, E, das ist ja die Helene "Ella". Nein, geht nicht, die hätte vielleicht nach USA vom Vermögen der liquidierten Firma reisen, die Rolle in Sicherheit bringen und wieder zurück mit dem geliebten Mann nach Theresienstadt reisen können, aber auch dann gäb es keine Bilder, nicht einmal auf dem ungewaschenen Esel, denn an denen kleben alle Buchstaben noch sehr fest.
Also um diese Theorie zu verfestigen, fehlen noch ein paar stichhaltige Angaben.
Ich glaube inzwischen eher, dass Yad Vashem etwas locker arbeitet und die eigenen Mosaiksteinchen ziemlich wild zusammensetzt. Das wäre ja, falls es wirklich zusammenpasst, eine tolle Story über die Geschäfte mit Nazis, Juden und russischen und germanischen Malern; hat der arme Bernhard die Kunstwerke noch bewundern können, bevor er 43 verstarb?
Einen winzigen Haken hat die Geschichte noch: Was ist mit den anderen Rollen von den 6-700 kg Material geworden? Eine landete in USA. Wenn das Muster echt ist und genau diese (restliche) Rolle in die Bildproduktion ging, dann ist daraus garantiert mein Bild nicht entstanden, denn die Schriftbilder unterscheiden sich deutlich (und bei meinem habe ich bisher keinen Buchstaben "abwaschen" können.

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