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Eigenartiges Gemälde

28.06.13 11:52
Re: Eigenartiges Gemälde
 
gadacz патриот
gadacz
in Antwort ComBat 24.06.13 13:20, Zuletzt geändert 28.06.13 17:06 (gadacz)
Gerade hatte ich ein aufschlussreiches Gespräch mit Frau Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger vom Haus der Geschichte in Stuttgart.
Die beiden Portraits sind wieder dort im Depot nach der Ausstellung in Krakau gelandet. Das macht vergleichende Recherchen einfacher.
Bemerkenswert ist, das das Haus, in dem die beiden Bilder aufgefunden wurden, in der selben Straße Tübingens liegt, wo bis zum 9./10. 11. 1938 die Synagoge stand (Gartenstr. 33). Es gibt Spekulationen, dass das "Material" aus der Synagoge stammen konnte.
Aber einige Fakten sprechen dagegen:
1. Die Synagoge wurde von SA/SS völlig zerstört und ist auf die Grundmauern abgebrannt.
2. Die Wahrscheinlichkeit, dass Gemeindemitglieder zuvor die Schätze sichergestellt hatten, ist extrem gering, denn die "Reichskristallnacht" war ein Überaschungsangriff und in Deutschland nahezu gleichzeitig gegen alle Einrichtungen der Juden gerichtet.
3. Nach Zeitzeugen wurden die Schätze der Synagoge, wie die Thorarollen und Gebetsmäntel am Abend geplündert und in den naheliegenden Neckar geworfen.
4. Das jemand sich eine Torarolle heimlich abgezweigt hat, ist nahezu unwahrscheinlich, denn die kann man nicht so einfach unter der Jacke verstecken, dazu ist sie zu groß und sperrig. Der rassistisch aufgescheuchte Pöbel hätte das mit Sicherheit bemerkt und verhindert.
5. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde, sofern sie nicht fliehen konnten, wurden in Lager nach Riga und Theresienstadt verschleppt und dort umgebracht. Kaum anzunehmen, dass sie dabei eine Thorarolle retten konnten. Falls es doch gelang, wäre sie sicherlich kaum zu einem Maluntergrund zerschnitten worden.
Übrig bleibt die Annahme, dass jemand diese Rolle/n danach aus dem Neckar gefischt hat und das Material ein paar Jahre später als Malgrund angeboten oder selbst verwendet hat. Das Portrait entstand mit Sicherheit erst 1942 oder später.
Sollte es tatsächlich so gewesen sein, müsste man am Material vermutlich Spuren des Bades im Neckar feststellen können. Das wäre ein schlüssiger Beweis dieser Theorie.
Sofern mein Fragment auch von der gleichen Rolle stammt, müssten auch daran Spuren nachweisbar sein. Möglicherweise auch an den Bildern, die in Berlin sind. Ich halte diese Version für sehr abenteuerlich.
Quellen: http://segne-israel.de/artikel/a_judtue.htm, http://tuepedia.de/index.php/Synagoge, http://lilli-zapf.de/synagoge.html, http://tuebingen.de/19.html#142.244, http://tagblatt.de/Home/nachrichten/reutlingen_artikel%2C-Erinnerung-an-Hans-Gid...

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