Ich habe mich in diese ganze Debatte nicht eingelesen und verspüre, um ehrlich zu sein, zur Zeit auch keinen besonderen Wunsch, dies nachzuholen. Grundsätzlich habe ich keine Probleme, wenn es darum geht, die eigene Meinung auch zu schwierigen und emotionsgeladenen Sachverhalten zu veröffentlichen. Bevor aber jemand mich für irgendeinen Standpunkt einspannt, möchte ich doch wissen, worum es dabei geht.
Will jemand beweisen, dass den Russlanddeutschen eine Ausnahmestellung in der Menschheitsgeschichte gebührt? Nein, solchen Ansätzen würde ich entschieden widersprechen. Man nehme es mir nicht übel, wenn ich eine leicht sentimentale Definition von Raymond Queneau herauskrame. "Die Geschichte ist die Wissenschaft vom Unglück des Menschen."
Will jemand Verbrechen totalitärer Staatswesen und ihrer Schergen vertuschen oder vielleicht nicht mal aufgeklärt wissen, so widerspreche ich genauso heftig. Bei mir keimt noch die Hoffnung, dass die Geschichte des sowjetischen Staatsterrors schonungslos und in jedem einzelnen perversen Detail aufgearbeitet wird.
Geht es um eine eigene Autonomie für Russlanddeutsche irgendwo auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR? Das müssen die Leute vor Ort entscheiden, aus meiner Perspektive kann ich mir kein ausgewogenes Urteil in dieser Frage erlauben.
Geht es um eine finanzielle Entschädigung? Meine Großeltern waren strenggläubige Christen, sie haben die Vertreibung und Erniedrigungen einfach hingenommen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie sich jemals fordernd oder hasserfüllt geäußert hätten. Wieso sollte ich jetzt damit anfangen?
Wenn aber jemand meint, er könne mit pseudowissenschaftlichem Gehabe von einem selbsterdachten Elfenbeinturm aus die Russlanddeutschen als solche in Misskredit bringen, dann kann er sich meiner Reaktion gewiss sein. Ich hoffe, meine Position zur Genüge erläutert zu haben.