Klimaangst: "40 Prozent der jungen Menschen wollen keine Kinder mehr kriegen"

Die Trauer um den Klimawandel trifft besonders die Jüngeren. Wenn nicht bald etwas passiert, in was für einer Welt werden wir dann leben? Vielen Menschen macht diese Frage Angst. Die Neurowissenschaftlerin Emma Lawrance untersucht, wie eng Klimawandel und psychische Gesundheit zusammenhängen.

Depression, Angststörung, posttraumatische Belastungsstörung. Manche haben ihr Zuhause verloren und müssen es wieder aufbauen oder wegziehen. Andere haben Angehörige und Freunde verloren, ihre Gemeinden sind zerstört. Allein die Erinnerung an eine Überschwemmung kann dazu führen, dass ein Mensch sich jedes Mal, wenn es regnet, fragt: Passiert es wieder? Belastend ist also nicht nur die akute Katastrophe, sondern auch die fortdauernden Stressoren: finanzielle Not, Trauer, der Zusammenbruch von Gemeinschaften und Veränderungen der Lebensgrundlagen., mehr Drogenmissbrauch, mehr Menschen, die Suizidgedanken hegen oder sich tragischerweise sogar das Leben nehmen.

Der Klimawandel hat tiefgreifende, negative Auswirkungen auf unser Leben und die Natur. Es ist also verständlich, darauf auch mit starken Gefühlen zu reagieren wie Angst, Trauer, Wut, Überforderung, Verzweiflung. Manche können mit dem Grübeln nicht mehr aufhören, sie schlafen schlecht und können ihren Alltag nicht mehr gut meistern, ihre Beziehungen leiden.

Die Belastung ist für junge Menschen – für Teenager und Menschen bis Anfang 20 – besonders hoch. Sie wissen, dass der Klimawandel ein großes Problem ist, das ihre Zukunft bedroht, und sehen die Diskrepanz zwischen dem, was getan werden muss, und dem, was tatsächlich getan wird. Sie wachsen also nicht nur mit der Bürde eines sich verändernden Klimas und allem, was damit zusammenhängt, auf, sondern sind auch wütend und verzweifelt wegen der Untätigkeit der Erwachsenen. Sie fühlen sich verraten. Sie werden die größte Last erben, haben aber kaum Macht, um jetzt etwas zu ändern.

Kinder haben nicht die gleichen Filter, Blockier- und Verleugnungsmechanismen, die wir Erwachsene haben und die es uns erlauben, Dinge manchmal auszublenden. Die BBC hat vor ein paar Jahren in Großbritannien eine Umfrage in Auftrag gegeben, aus der hervorgeht, dass jedes fünfte Kind schon mal einen Albtraum wegen des Klimawandels hatte. Zwei Drittel sagen, dass die Erwachsenen nicht genug auf ihre Anliegen hören. Und in einer weltweiten Befragung von 10.000 jungen Menschen zwischen 16 und 24 Jahren sagten im Übrigen 40 Prozent, sie wollten aufgrund des Klimawandels gar keine Kinder haben.