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ein Bauernvolk:Russlanddeutschen (<1914)
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Олменд старожил
в ответ Олменд 06.11.04 23:27
Да, Мут, немцы были "Bauernvolk", но столица российской империи была "немецким городом", это даже Гоголь признавал. И знатные немцы составляли всего лишь 13% немецкого населения Петербурга, а остальные были пекари, лавочники и пр., т.е. большинство немецкого населения Питера составляли как раз таки потомки тех немцев, которые приехали при Катерине.
И не ассимилировались эти люди, как нас уверяла Оля. Они до последнего считали себя немцами, говорили на немецком и они были уничтожены или депортированы в Сибирь или среднюю Азию.
На все это имеются документы, в Санкт Петербурге даже выставка посвященная немцам открылась, с массой документов.
А вы можете и дальше рассказывать басни о том, что немцы из Казахстана не имели ничего общего с немцами из Питера, мне это нисколько не впечатляет и не мешает.
http://www.deutschesgeneralkonsulat-stpetersburg.ru/de/kultur/katalog/page1.html
1. Deutsche in St. Petersburg
....Wie viele Deutsche gab es in St. Petersburg? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Wie müsste man die St. Petersburger Deutschen zählen? Im 19. Jahrhundert hatten sie zum größten Teil die russische Staatsbürgerschaft, wobei manche von ihnen "Reichsdeutsche" blieben, auch wenn sie in St. Petersburg ansässig waren. Die Mehrheit war evangelisch, obwohl es auch Katholiken gab, sowie Deutsche, die zur russisch-orthodoxen Kirche übergetreten waren. Die Deutschen passten sich an die Einheimischen an, so dass viele von ihnen bei den späteren allgemeinen Volkszählungen auf die Frage nach der Muttersprache ohnehin "Russisch" hätten antworten können. Deutsch als Muttersprache hätten eher die in St. Petersburg lebenden Schweizer oder Übersiedler aus dem Baltikum, die nicht deutscher Herkunft waren, angegeben.
An Hand der bekannten statistischen Daten könnte man sagen, dass im 18. Jahrhundert in St. Petersburg mehr als 10.000 Deutsche lebten (ca. 8-9% der Einwohner zu der Zeit). Das 18./19. Jahrhundert ist durch stetiges Wachstum der deutschen Gemeinde gekennzeichnet, so dass es schon 1839 nach Angaben des Akademiemitgliedes Pjotr Iwanowitsch Köppen 38.900 Deutsche gab (insgesamt lebten in der damaligen Hauptstadt etwa 500.000 Einwohner, d.h. wiederum ca. 8% Deutsche). Mit der Zeit sinkt dieser Anteil. In der Mitte und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wächst St. Petersburg in rasantem Tempo und die Einwohnerzahl steigt dementsprechend, aber nicht wegen der Deutschen. Die Anzahl der Deutschen ist nicht größer (oder nicht viel größer) als 50.000, was 2,5% der gesamten Einwohnerzahl (z.B. im Jahre 1910) ausmachte. Das scheint nicht viel auf den ersten Blick. Aber aus diesen Ziffern lässt sich nicht ablesen, welche Rolle die St. Petersburger Deutschen in sozialer und kultureller Hinsicht gespielt haben.
Die Tabellen, die Margarete Busch in ihrem Buch über das deutsche St. Petersburg anführt, besagen, dass die St. Petersburger Deutschen fast alle lese- und schreibkundig waren, und zwar 90 bis 96%, ein klares Zeugnis ihres kulturellen Niveaus. Nach ihrer sozialen Stellung gehörte die Mehrheit, wie es aus den Tabellen von Margarete Busch hervorgeht, zum Kleinbürgertum (37 % im Jahre 1897): Handwerker, Kleinhändler (nicht Kaufleute), Beamte mittleren Ranges, Kleinbürger (Buchhändler, Juweliere, Krämer) und die Adligen (13 %). Aber die Bedeutung dieser 13 % für St. Petersburg und Russland allgemein ist nicht zu unterschätzen! Wie viele Diplomaten, Gesandte, Konsuln und sogar Außenminister (Baron Budberg, Graf Nesselrode) gab es in dieser scheinbar kleinen sozialen Schicht! Wie viele Minister und wichtige Politiker, besonders im 19. Jahrhundert (der Minister für Volksbildung Fürst Lieven, der Gendarmeriechef Graf Benckendorff, der Finanzminister Graf Cancrin, der Minister für militärische Angelegenheiten Graf Kleinmichel usw.). Wie viele Mitglieder des Staatsrates, wie viele Generäle, Generalgouverneure, Admirale, Hofmeister, Oberkammerherren, Hofminister! Und wie viele Baumeister, Künstler, Bildhauer kamen aus dem deutschen Milieu (nicht nur Adlige natürlich): Der berühmte Andreas Schlüter steht an der Spitze dieser Liste, dann sei die Dynastie von Baron Clodt von Jürgensburg erwähnt (einer von ihnen hat die Rossbändiger auf der Anitschkow-Brücke geschaffen), Juri Velten, die Brüllows, unter denen es Maler und Architekten gab, Andrej Stackenschneider, Alexander Poehl, Maximilian Meßmacher. Wie viele St. Petersburger Deutsche haben ihren Namen in der russischen Kultur durch Enthusiasmus, Erfindergeist und Eifer verewigt! Jakob Karlowitsch Groth, Sohn eines evangelischen Pastors, Autor und Herausgeber, der unter anderem das erste akademische Wörterbuch der russischen Sprache veröffentlicht hat. Der Sohn des St. Petersburger Uhrmachers Friedrich (Fjodor Fjodorowitsch) Fiedler, Gymnasiallehrer und Übersetzer russischer Dichter, Bibliophiler und Gründer des ersten Literaturmuseums in Russland (leider nicht erhalten). Der Historiker Nikolai Karlowitsch Schilder, Direktor der Öffentlichen Bibliothek, der einige wertvolle Werke über Alexander I. und Nikolai I. verfasst hat. Und wie viele Hauslehrer und einfache Lehrer, Erzieher und Erzieherinnen, Musiker und Musikerinnen es gab! Ein besonderes Thema sind deutsche Mäzene und Wohltäter. Man sollte also die Rolle der Deutschen im russischen Leben nicht nach ihrem prozentualen Vorkommen beurteilen.
Bei allem Integriertsein der Deutschen ins russische Leben bemühten sie sich, nicht nur Sprache und Glauben, sondern auch ihren spezifischen Alltag zu bewahren. Das war ersichtlich, sobald man eine deutsche Wohnung in St. Petersburg betrat. "Sehr akkurat und sauber", wie Gogol schreibt, ("Newski Prospekt"), ist die Wohnung des schwäbischen Klempners Schiller in der Meschtschanskaja-Straße, ein typisches Beispiel für die bescheidene Unterkunft eines Kleinbürgers, die sich von den Gemächern eines in Russland aufgestiegenen Deutschen, etwa des Bankiers Stieglitz, der einen prächtigen Palast am Englischen Ufer bewohnte, unterschied. Nicht nur "Sauberkeit" war es, wodurch sich die Deutschen auszeichneten. Was sie außerdem zum russischen Leben beitrugen, waren Arbeitseifer, Fleiß und Ordentlichkeit. Das letztere wurde sogar in einem geflügelten Wort "verewigt": "ordentlich wie ein Deutscher". Für Gogol zum Beispiel verschmelzen deutsche Ordentlichkeit und das deutsche St. Petersburg zu einem Ganzen: In seinen "St. Petersburger Aufzeichnungen aus dem Jahr 1836" schreibt er, dass St. Petersburg einem ordentlichen Deutschen ähnlich sei, der vor allem den Anstand liebe, "ein geschäftiger und anstelliger Fremdling in seiner Heimat". Man muss schon Gogol zustimmen, dass diese deutschen Eigenschaften tatsächlich in gewissem Sinne das besondere, einmalige Bild von St. Petersburg geprägt haben.
Fast zwei Jahrhunderte lebten die St. Petersburger Deutschen Seite an Seite mit ihren russischen und anderen Nachbarn friedlich zusammen. Sie haben aber hier nicht nur gearbeitet - das muss man besonders betonen - , sie haben auch für Russland gekämpft, selbstlos und aufopfernd. Viele Deutsche, die Russland als ihre Heimat behielten, nahmen an den Vaterländischen Kriegen teil. Viele haben sich der Dekabristenbewegung angeschlossen und wurden dann zu Zwangsarbeit verurteilt: von der Briegen, Lorer, Rosen, Steingel, von Wisin und andere. Und das betrifft nicht nur das 19. Jahrhundert. Neben General Aleksejew kämpfte 1918 sein Stabsleiter Schwarz, neben Denikin, Koltschak und Judenitsch kämpften Wrangel, Kappel, Dietrich, von Nett und andere. Wie Russen kämpften sie für ihr Russland.
Dieses Gefühl der "Brüderschaft" verband natürlich nicht alle, in erster Linie galt das für die russische und deutsche geistige Elite. Aber selbst in diesen Kreisen nicht immer: Wir kennen auch Zeiten der gegenseitigen Feindseligkeit, der Entfremdung und offenen Feindschaft. Die späteren russischen Herrscher haben schon ihren Beitrag geleistet und es so weit gebracht, dass das Gleichgewicht zwischen Russen und Deutschen, ihre "friedliche Koexistenz" gestört wurde. Eine diskriminierende Politik gegenüber Deutschen wurde zum Beispiel unter Alexander III. betrieben, so dass viele bedachte Deutsche angesichts der sich immer mehr durchsetzenden Russifizierung darüber nachdachten, in ihre historische Heimat zurückzukehren.
Wirklich schwere Zeiten für die St. Petersburger deutsche Gemeinde wie auch für alle in Russland lebenden Deutschen kamen im Juli/August 1914. Der Krieg löste eine antideutsche Hysterie aus. In fast jedem Deutschen sah man den "deutschen Spion", es war verboten, in der Öffentlichkeit Deutsch zu sprechen, und diese Stimmung riss leider auch einen Teil der gebildeten russischen Gesellschaft mit. Eine Welle von Pogromen ging durch das Land. Der Höhepunkt dieser Ereignisse war wohl mit der Plünderung der Deutschen Botschaft am Isaaksplatz erreicht, die kurz zuvor im Jahr 1913 feierlich eingeweiht worden war.
Zu Kriegsbeginn verlor die Stadt ihren ursprünglichen Namen und erhielt dafür einen "patriotischen" russischen. Dies symbolisiert den Anfang vom Ende des deutschen St. Petersburg, sein langsames Erlöschen. Im Dezember 1914 werden endgültig alle deutschen Zeitungen eingestellt, fast alle deutschen Institutionen werden geschlossen. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben des deutschen St. Petersburg glimmt noch schwach, schon bald aber verschwinden auch die letzten Funken.
Was die russische Selbstherrschaft nicht erreicht hat, bringt die Sowjetmacht zu einem glorreichen Abschluss: Ende der dreißiger Jahre ist in unserer Stadt keine Spur mehr von der einst gedeihenden deutschen Gemeinde zu finden. Es sind viele Dokumente und Zeugnisse erhalten, die beschreiben, wie das damals vor sich ging. Beeindruckend ist ein kürzlich in einem Sammelband der Reihe "Deutsche in Russland" veröffentlichter Aufsatz, der über das Schicksal der Lehrer von der Petrischule erzählt. Eigentlich sind das keine einzelnen Geschichten, sondern ein ganzes Martyrologium, da praktisch jede Geschichte mit den Worten "verhaftet", "verbannt", "erschossen" endet.
Inzwischen sind andere Zeiten angebrochen, wir Russen haben, vielleicht zum ersten Mal, den Mut gefunden, zurückzuschauen und ohne uns zu betrügen, unser wahres Abbild im Spiegel der Geschichte zu betrachten. Wir versuchen endlich, mit unseren jahrhundertelangen Beziehungen zu Nachbarn und "Mitbewohnern", unter anderem auch den deutschen, zurechtzukommen. Diese Beziehungen waren, wie gesagt, zuweilen eng und freundschaftlich, zuweilen auch entfremdet und sogar feindselig. Es gab auch Zeiten (wie zum Beispiel Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre), wo man von vornherein alle Verdienste von Ausländern gegenüber Russland geleugnet und die historische Wahrheit verschwiegen oder entstellt hat.
Das deutsche St. Petersburg ist ein Teil russischer Geschichte, es ist genauso "Peters Schöpfung" wie St. Petersburg selbst. Wenn wir die Geschichte unserer Stadt rekonstruieren, dürfen wir nicht die Deutschen vergessen, die dieser Stadt ihre besten nationalen Eigenschaften wie Arbeitseifer, Fleiß und Ehrenhaftigkeit geschenkt haben. Wir müssen lernen zu verzeihen, zumal es auf beiden Seiten Dinge gibt, die zu verzeihen sind. "Das Böse vergessend, ehren wir das Gute", diese Verszeile von Puschkin sollte uns vielleicht bei der Wiederherstellung unserer Vergangenheit, unter anderem auch der deutschen, inspirieren. Natürlich ist das schwer: Wir brauchen hierbei Unterstützung, sowohl geistige, als auch rein pragmatische; wir brauchen Energie, Beharrlichkeit, Erfahrung, und all das fehlt uns oft noch.
Die Eröffnung der Ausstellung "Deutsche in Sankt St. Petersburg" bezeugt, dass ein weiterer und lang erwarteter Schritt auf diesem Wege gemacht ist.
Konstantin Asadowski
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~Wer lesen kann, ist im Vorteil~
И не ассимилировались эти люди, как нас уверяла Оля. Они до последнего считали себя немцами, говорили на немецком и они были уничтожены или депортированы в Сибирь или среднюю Азию.
На все это имеются документы, в Санкт Петербурге даже выставка посвященная немцам открылась, с массой документов.
А вы можете и дальше рассказывать басни о том, что немцы из Казахстана не имели ничего общего с немцами из Питера, мне это нисколько не впечатляет и не мешает.
http://www.deutschesgeneralkonsulat-stpetersburg.ru/de/kultur/katalog/page1.html
1. Deutsche in St. Petersburg
....Wie viele Deutsche gab es in St. Petersburg? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Wie müsste man die St. Petersburger Deutschen zählen? Im 19. Jahrhundert hatten sie zum größten Teil die russische Staatsbürgerschaft, wobei manche von ihnen "Reichsdeutsche" blieben, auch wenn sie in St. Petersburg ansässig waren. Die Mehrheit war evangelisch, obwohl es auch Katholiken gab, sowie Deutsche, die zur russisch-orthodoxen Kirche übergetreten waren. Die Deutschen passten sich an die Einheimischen an, so dass viele von ihnen bei den späteren allgemeinen Volkszählungen auf die Frage nach der Muttersprache ohnehin "Russisch" hätten antworten können. Deutsch als Muttersprache hätten eher die in St. Petersburg lebenden Schweizer oder Übersiedler aus dem Baltikum, die nicht deutscher Herkunft waren, angegeben.
An Hand der bekannten statistischen Daten könnte man sagen, dass im 18. Jahrhundert in St. Petersburg mehr als 10.000 Deutsche lebten (ca. 8-9% der Einwohner zu der Zeit). Das 18./19. Jahrhundert ist durch stetiges Wachstum der deutschen Gemeinde gekennzeichnet, so dass es schon 1839 nach Angaben des Akademiemitgliedes Pjotr Iwanowitsch Köppen 38.900 Deutsche gab (insgesamt lebten in der damaligen Hauptstadt etwa 500.000 Einwohner, d.h. wiederum ca. 8% Deutsche). Mit der Zeit sinkt dieser Anteil. In der Mitte und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wächst St. Petersburg in rasantem Tempo und die Einwohnerzahl steigt dementsprechend, aber nicht wegen der Deutschen. Die Anzahl der Deutschen ist nicht größer (oder nicht viel größer) als 50.000, was 2,5% der gesamten Einwohnerzahl (z.B. im Jahre 1910) ausmachte. Das scheint nicht viel auf den ersten Blick. Aber aus diesen Ziffern lässt sich nicht ablesen, welche Rolle die St. Petersburger Deutschen in sozialer und kultureller Hinsicht gespielt haben.
Die Tabellen, die Margarete Busch in ihrem Buch über das deutsche St. Petersburg anführt, besagen, dass die St. Petersburger Deutschen fast alle lese- und schreibkundig waren, und zwar 90 bis 96%, ein klares Zeugnis ihres kulturellen Niveaus. Nach ihrer sozialen Stellung gehörte die Mehrheit, wie es aus den Tabellen von Margarete Busch hervorgeht, zum Kleinbürgertum (37 % im Jahre 1897): Handwerker, Kleinhändler (nicht Kaufleute), Beamte mittleren Ranges, Kleinbürger (Buchhändler, Juweliere, Krämer) und die Adligen (13 %). Aber die Bedeutung dieser 13 % für St. Petersburg und Russland allgemein ist nicht zu unterschätzen! Wie viele Diplomaten, Gesandte, Konsuln und sogar Außenminister (Baron Budberg, Graf Nesselrode) gab es in dieser scheinbar kleinen sozialen Schicht! Wie viele Minister und wichtige Politiker, besonders im 19. Jahrhundert (der Minister für Volksbildung Fürst Lieven, der Gendarmeriechef Graf Benckendorff, der Finanzminister Graf Cancrin, der Minister für militärische Angelegenheiten Graf Kleinmichel usw.). Wie viele Mitglieder des Staatsrates, wie viele Generäle, Generalgouverneure, Admirale, Hofmeister, Oberkammerherren, Hofminister! Und wie viele Baumeister, Künstler, Bildhauer kamen aus dem deutschen Milieu (nicht nur Adlige natürlich): Der berühmte Andreas Schlüter steht an der Spitze dieser Liste, dann sei die Dynastie von Baron Clodt von Jürgensburg erwähnt (einer von ihnen hat die Rossbändiger auf der Anitschkow-Brücke geschaffen), Juri Velten, die Brüllows, unter denen es Maler und Architekten gab, Andrej Stackenschneider, Alexander Poehl, Maximilian Meßmacher. Wie viele St. Petersburger Deutsche haben ihren Namen in der russischen Kultur durch Enthusiasmus, Erfindergeist und Eifer verewigt! Jakob Karlowitsch Groth, Sohn eines evangelischen Pastors, Autor und Herausgeber, der unter anderem das erste akademische Wörterbuch der russischen Sprache veröffentlicht hat. Der Sohn des St. Petersburger Uhrmachers Friedrich (Fjodor Fjodorowitsch) Fiedler, Gymnasiallehrer und Übersetzer russischer Dichter, Bibliophiler und Gründer des ersten Literaturmuseums in Russland (leider nicht erhalten). Der Historiker Nikolai Karlowitsch Schilder, Direktor der Öffentlichen Bibliothek, der einige wertvolle Werke über Alexander I. und Nikolai I. verfasst hat. Und wie viele Hauslehrer und einfache Lehrer, Erzieher und Erzieherinnen, Musiker und Musikerinnen es gab! Ein besonderes Thema sind deutsche Mäzene und Wohltäter. Man sollte also die Rolle der Deutschen im russischen Leben nicht nach ihrem prozentualen Vorkommen beurteilen.
Bei allem Integriertsein der Deutschen ins russische Leben bemühten sie sich, nicht nur Sprache und Glauben, sondern auch ihren spezifischen Alltag zu bewahren. Das war ersichtlich, sobald man eine deutsche Wohnung in St. Petersburg betrat. "Sehr akkurat und sauber", wie Gogol schreibt, ("Newski Prospekt"), ist die Wohnung des schwäbischen Klempners Schiller in der Meschtschanskaja-Straße, ein typisches Beispiel für die bescheidene Unterkunft eines Kleinbürgers, die sich von den Gemächern eines in Russland aufgestiegenen Deutschen, etwa des Bankiers Stieglitz, der einen prächtigen Palast am Englischen Ufer bewohnte, unterschied. Nicht nur "Sauberkeit" war es, wodurch sich die Deutschen auszeichneten. Was sie außerdem zum russischen Leben beitrugen, waren Arbeitseifer, Fleiß und Ordentlichkeit. Das letztere wurde sogar in einem geflügelten Wort "verewigt": "ordentlich wie ein Deutscher". Für Gogol zum Beispiel verschmelzen deutsche Ordentlichkeit und das deutsche St. Petersburg zu einem Ganzen: In seinen "St. Petersburger Aufzeichnungen aus dem Jahr 1836" schreibt er, dass St. Petersburg einem ordentlichen Deutschen ähnlich sei, der vor allem den Anstand liebe, "ein geschäftiger und anstelliger Fremdling in seiner Heimat". Man muss schon Gogol zustimmen, dass diese deutschen Eigenschaften tatsächlich in gewissem Sinne das besondere, einmalige Bild von St. Petersburg geprägt haben.
Fast zwei Jahrhunderte lebten die St. Petersburger Deutschen Seite an Seite mit ihren russischen und anderen Nachbarn friedlich zusammen. Sie haben aber hier nicht nur gearbeitet - das muss man besonders betonen - , sie haben auch für Russland gekämpft, selbstlos und aufopfernd. Viele Deutsche, die Russland als ihre Heimat behielten, nahmen an den Vaterländischen Kriegen teil. Viele haben sich der Dekabristenbewegung angeschlossen und wurden dann zu Zwangsarbeit verurteilt: von der Briegen, Lorer, Rosen, Steingel, von Wisin und andere. Und das betrifft nicht nur das 19. Jahrhundert. Neben General Aleksejew kämpfte 1918 sein Stabsleiter Schwarz, neben Denikin, Koltschak und Judenitsch kämpften Wrangel, Kappel, Dietrich, von Nett und andere. Wie Russen kämpften sie für ihr Russland.
Dieses Gefühl der "Brüderschaft" verband natürlich nicht alle, in erster Linie galt das für die russische und deutsche geistige Elite. Aber selbst in diesen Kreisen nicht immer: Wir kennen auch Zeiten der gegenseitigen Feindseligkeit, der Entfremdung und offenen Feindschaft. Die späteren russischen Herrscher haben schon ihren Beitrag geleistet und es so weit gebracht, dass das Gleichgewicht zwischen Russen und Deutschen, ihre "friedliche Koexistenz" gestört wurde. Eine diskriminierende Politik gegenüber Deutschen wurde zum Beispiel unter Alexander III. betrieben, so dass viele bedachte Deutsche angesichts der sich immer mehr durchsetzenden Russifizierung darüber nachdachten, in ihre historische Heimat zurückzukehren.
Wirklich schwere Zeiten für die St. Petersburger deutsche Gemeinde wie auch für alle in Russland lebenden Deutschen kamen im Juli/August 1914. Der Krieg löste eine antideutsche Hysterie aus. In fast jedem Deutschen sah man den "deutschen Spion", es war verboten, in der Öffentlichkeit Deutsch zu sprechen, und diese Stimmung riss leider auch einen Teil der gebildeten russischen Gesellschaft mit. Eine Welle von Pogromen ging durch das Land. Der Höhepunkt dieser Ereignisse war wohl mit der Plünderung der Deutschen Botschaft am Isaaksplatz erreicht, die kurz zuvor im Jahr 1913 feierlich eingeweiht worden war.
Zu Kriegsbeginn verlor die Stadt ihren ursprünglichen Namen und erhielt dafür einen "patriotischen" russischen. Dies symbolisiert den Anfang vom Ende des deutschen St. Petersburg, sein langsames Erlöschen. Im Dezember 1914 werden endgültig alle deutschen Zeitungen eingestellt, fast alle deutschen Institutionen werden geschlossen. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben des deutschen St. Petersburg glimmt noch schwach, schon bald aber verschwinden auch die letzten Funken.
Was die russische Selbstherrschaft nicht erreicht hat, bringt die Sowjetmacht zu einem glorreichen Abschluss: Ende der dreißiger Jahre ist in unserer Stadt keine Spur mehr von der einst gedeihenden deutschen Gemeinde zu finden. Es sind viele Dokumente und Zeugnisse erhalten, die beschreiben, wie das damals vor sich ging. Beeindruckend ist ein kürzlich in einem Sammelband der Reihe "Deutsche in Russland" veröffentlichter Aufsatz, der über das Schicksal der Lehrer von der Petrischule erzählt. Eigentlich sind das keine einzelnen Geschichten, sondern ein ganzes Martyrologium, da praktisch jede Geschichte mit den Worten "verhaftet", "verbannt", "erschossen" endet.
Inzwischen sind andere Zeiten angebrochen, wir Russen haben, vielleicht zum ersten Mal, den Mut gefunden, zurückzuschauen und ohne uns zu betrügen, unser wahres Abbild im Spiegel der Geschichte zu betrachten. Wir versuchen endlich, mit unseren jahrhundertelangen Beziehungen zu Nachbarn und "Mitbewohnern", unter anderem auch den deutschen, zurechtzukommen. Diese Beziehungen waren, wie gesagt, zuweilen eng und freundschaftlich, zuweilen auch entfremdet und sogar feindselig. Es gab auch Zeiten (wie zum Beispiel Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre), wo man von vornherein alle Verdienste von Ausländern gegenüber Russland geleugnet und die historische Wahrheit verschwiegen oder entstellt hat.
Das deutsche St. Petersburg ist ein Teil russischer Geschichte, es ist genauso "Peters Schöpfung" wie St. Petersburg selbst. Wenn wir die Geschichte unserer Stadt rekonstruieren, dürfen wir nicht die Deutschen vergessen, die dieser Stadt ihre besten nationalen Eigenschaften wie Arbeitseifer, Fleiß und Ehrenhaftigkeit geschenkt haben. Wir müssen lernen zu verzeihen, zumal es auf beiden Seiten Dinge gibt, die zu verzeihen sind. "Das Böse vergessend, ehren wir das Gute", diese Verszeile von Puschkin sollte uns vielleicht bei der Wiederherstellung unserer Vergangenheit, unter anderem auch der deutschen, inspirieren. Natürlich ist das schwer: Wir brauchen hierbei Unterstützung, sowohl geistige, als auch rein pragmatische; wir brauchen Energie, Beharrlichkeit, Erfahrung, und all das fehlt uns oft noch.
Die Eröffnung der Ausstellung "Deutsche in Sankt St. Petersburg" bezeugt, dass ein weiterer und lang erwarteter Schritt auf diesem Wege gemacht ist.
Konstantin Asadowski
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