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У землячества русских немцев прорезались зубы...

23.09.04 09:12
Re: У землячества русских немцев прорезались зубы.
 
  Олменд старожил
Warum wirken die Russlanddeutschen so russisch?
Um diese Frage zu klären, muss ich einen kleinen Exkurs in die Geschichte machen.
Bis zur Oktoberrevolution 1917 lebten die Russlanddeutschen abgeschottet von ihrer Umwelt in deutschen Siedlungen mit Selbstverwaltung, eigenen deutschen Schulen und Kirchen. Sie hatten vom Warenhandel abgesehen keinen Kontakt zu den Einheimischen und konnten kaum Russisch. Bis zum Zweiten Weltkrieg büßten sie schrittweise ihre politische und kulturelle Autonomie und ihre Religionsfreiheit ein. Dafür war auch das angespannte Verhältnis des Zarenreichs und später der Sowjetunion zum Deutschen Reich verantwortlich. Denn die Russlanddeutschen wurden seitens der russischen Regierung zunehmend als die Vertreter des Deutschen Reiches gesehen. Und das, obwohl sie mit ihrer alten Heimat kaum mehr etwas zu tun hatten und beispielsweise im ersten Weltkrieg die russische Armee großzügig mit Lebensmitteln versorgten. Diese Gleichsetzung der Russlanddeutschen mit Deutschland gipfelte darin, dass sie nach dem Überfalls Nazideutschlands auf die Sowjetunion 1941 zu Volksfeinden und Vaterlandsverrätern erklärt wurden. Die größte Gruppe unter den Russlanddeutschen, die etwa 800.000 Wolgadeutschen, wurden wenige Wochen nach Kriegsausbruch völlig grundlos kollektiv der Kollaboration mit der deutschen Wehrmacht beschuldigt und nach Sibirien und Kasachstan deportiert. Die zweite große Gruppen lebte in der Ukraine, am Schwarzen Meer. Dieses Gebiet war von der deutschen Wehrmacht besetzt. Als die Wehrmacht sich nach der Niederlage von Stalingrad aus der Ukraine zurückzog, mussten die Schwarzmeerdeutschen mit ihnen kommen. Sie wurden in Polen im sogenannten Warthegau angesiedelt und ins Deutsche Reich eingebürgert. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dieses Gebiet von der Sowjetarmee überrollt und die Schwarzmeerdeutschen wurden ebenfalls nach Kasachstan und Sibirien deportiert.

Bis zu 30% überlebten die Deportation in die Verbannungsgebiete nicht oder starben in Arbeitslagern, in denen sie als vermeintliche Repräsentanten Deutschlands noch bis in die Nachkriegszeit hinein Zwangsarbeit leisten mussten. Die Russlanddeutsche blieben bis 1955 wegen ihrer Herkunft ganz offiziell Volksfeinde. Sie durften ihren Wohnort nicht verlassen und hatten keinerlei persönliche und politische Rechte.
Die Pflege der deutschen Sprache und Kultur in der Öffentlichkeit war ebenso verboten wie der Zugang zu Hochschulen. Das änderte sich 1956. Aber sie durften nicht mehr in ihre alte Heimat zurückehren und es gab keine deutschen Schulen mehr. Es gab zwar den sogenannten muttersprachlichen Deutschunterricht an der Schulen. Aber er war auf eine Stunde pro Woche begrenzt und die Versorgung mit guten Lernmaterialien war bis zum Ende der Sowjetunion nicht überall gewährleistet.
Zuhause wurde häufig noch Deutsch gesprochen - wobei die Nachkriegsgeneration aber eher Deutsch verstand als sprach und die Sprache dementsprechend auch nicht mehr an die eigenen Kinder weitergab. In gemischtnationalen Familien wurde aus Rücksicht auf den nichtdeutschen Partner oft nicht mehr Deutsch gesprochen und kein deutsches Brauchtum mehr gepflegt. Diese gemischtnationalen Familien wurden immer häufiger. Die Quote stieg von nur 10 % im Jahre 1959 auf schätzungsweise 60% Mitte der 90er Jahre.
Trotz des weitgehenden Verlustes der deutschen Sprache und kultureller Angleichung sahen sich die Russlanddeutschen nach wie vor als Deutsche und wahrten eine wenn auch diffuse deutsche Identität. Es blieb ihnen letztlich auch nichts anderes übrig. In ihrem sowjetischen Pass war als Nationalität Deutsch eingetragen. Das stand nicht nur auf dem Papier, sondern hatte auch Auswirkungen auf den Alltag. Auf der Arbeit, in der Schule, in der Nachbarschaft war man √ Deutschkenntnisse hin oder her √ eben immer der Deutsche. Und man wurde selbst 40 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch mit Nazideutschland gleichgesetzt. Das begann bereits im Kindesalter, wie ich aus eigener Erfahrung weiß: Wenn ich als Kind auf der Straße mit anderen Kindern in Streit geriet, war ich eben nicht die doofe Ziegen, sondern └der Faschist⌠ oder └der Fritz⌠. Und auch in meiner Klasse war allen klar, dass ich zu den Faschisten gehöre.

Der Hass auf die Russlanddeutschen wurde in der Schule und in den Medien kultiviert. Obwohl sie 1964 von höchsten politischen Stellen vom Pauschalvorwurf des Vaterlandverrates befreit worden waren, galten sie de facto bis in die Gorbatschow-Zeit hinein als Feinde. Ihre ethnische Zugehörigkeit war Grund genug für systematisch betriebene starke Diskriminierung und offene Feindseligkeit seitens der politischen Zentralgewalt. Und auch in den Augen der Bevölkerung waren die Deutschen nicht gleichberechtigt. Sie galten und sie fühlten sich auch als Bürger zweiter Klasse. So durften sie beispielsweise nicht alle Studiengänge belegen und kamen schwer in Führungspositionen....
http://www.jmd.dwsaar.de/Saarbruecken/Information/r-deutsche.htm
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~Wer lesen kann, ist im Vorteil~
 

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