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deformierte Wirklichkeit?

26.11.03 19:26
deformierte Wirklichkeit?
 
Jana33 старожил
Jana33
Вчера посетила по приглашению моего (..хм-хм) работодателя межрегиональный форум, залетевший в плане объединения моей полугосударственной фирмы и к нам, в устоявшееся пфальцевское кайзерслаутернское болото.
Референтом выступал известный в своих кругах политиков, профессоров и промышленников Проф. Мигель
Ниже привожу выдержки из его речи (официальная, причесанная трактовка из и-нета:http://www.monika-loeffler.de/koesel/pages/netzbrett/netzbrett_migel.htm
Обществу, т.е. нам с Вами говорят, что пора протереть глаза, просят затянуть пояса итд. итп...
Очень знакомо по бывшему СССРу, не так ли?!
Что Вы думаете по этому поводу - неужели нашелся "герой нашего времени", готовый нести народу правду-матку, пусть и скверную или это Пи-Ар перед новой попыткой провести реформы ненасильственным путем, взывая к совести и элитарности народа?
Die deformierte Gesellschaft (Meinhard Miegel)
Meinhard Miegel kennzeichnet unsere Gesellschaft als deformierte Gesellschaft in bezug auf folgende Grundcodierungen:
Überalterung
Mittelmass - Angst vor Eliten
Versorgungsmentalität-
Staatliche Vormundschaft gegenüber den Bürgern - die Verweigerung der Bürger
Wohlstand aus zweiter Hand
Packesel Sozialstaat
Pervertierung des Subsidiaritätsprinzips
Die Organisation der Organisation
Wachstumsmythos
In seiner Analyse der Deutschen kommt Miegel zu einem dramatischen Ergebnis. In allen Bereichen der Gesellschaft hat sich nicht nur eine physische Überalterung entwickelt, sondern auch eine gefährliche geistige Überalterung und Versorgungsmentalität. Eine Entmündung des Bürgers und des jungen Menschen ist auf allen Ebenen voll im Gange. Durch Verordnungen, Versorgungsmentalitäten und durch eine überzogene Herrschaftsmanie der Politiker werden wir zu einer erstarrten Gesellschaft, die am liebsten in Ruhe gelassen werden will, die persönliche Verantwortung für den Staat, den Nachbar, der Familienerziehung an die Bürokratie oder an dazwischen geschaltete Organisationen abgegeben hat. Diese operieren wiederum als sozial autopoietische Systeme ihre eigenen Interessen verfolgen. Wir kennen nur das Mittelmass als Grundcodierung des bürgerlichen Bewußtseins. Uniformierung und Standardisierung sind die Mythen ,die den Glauben an den Erhalt des Bisherigen aufrechterhalten.
Eine erste radikale und erschreckende Analyse. Sie passt in vielen Bereichen in unsere Analyse des gesellschaftlichen Bewußtseins
Die Programmierung der Deutschen auf die oben aufgeführten Grundpfeiler des Wohlstandes und der Versorgung gelten auch für unsere didaktische Zentrierung:
Wir sprechen von der Logik des deutschen Bildungssystems:
Unser Bildungssystem ist ein Teil unserer Gesellschaft und unseres politischen Systems.
Dieses System erhält u. a. seine Grundstruktur durch die Logik der Steigerung des Wählerpotentials. Nahezu ausnahmslos werden jene Politiker gewählt, die den Grundmythos eines Wohlfahrts -Staates und einer Wohlfahrts-Bildung aufrechterhalten.
Folglich wird alles vermieden, was auch nur den Anschein erwecken könnte, dass dieser Mythos des Erhalts der bisherigen Sicherheit, Ordnung und Struktur in Frage gestellt wird, obwohl alle inzwischen wissen, dass auch das Bildungssystem in einer geistig alternden Gesellschaft nicht mehr das Programm durchhalten kann, das einmal als Fortschritt angesehen wurde.
Es ist also auch für einen Bildungspolitiker (gibt es diese überhaupt?) scheinbar viel vernünftiger, dem gut organisierten Lobbyistensystem nachzugeben, als den nicht organisierten Bürgern und Gruppen zuzu hören, bzw. deren Konzepte für einen strukturellen Umbau anzunehmen oder gar eigene Vorstellungen zu entwickeln.
In allen untergehenden Wohlfahrtsstaaten und deren Teilsystemen gibt es zwei Stadien des Bewusstseins und entsprechende Wege der Entscheidung:
Man verbleibt im bisherigen System, flickt da und dort am sinkenden Schiff, kompensiert überall und immer weiter alle Ausfälle, Störungen und systeminternen Fehlentwicklungen durch systeminterne Reparaturen. Dadurch sinkt man gemeinsam etwas langsamer ab und kann immer anderen für den jetzigen Zustand verantwortlich machen.
Oder:
Man setzt sich ein neues Ziel und entschließt sich zu einem Umbau der Systeme mit neuen Strategien und auf völlig neuen Wegen.
Zur Zeit befinden wir uns im ersten Stadium.
Dies lässt sich auch im Bildungssystem beobachten: Man erhöht den Druck, die Antreiber werden immer mächtiger und verordnen die Flickarbeit nach unten als organisierte Unverantwortlichkeit im eigenen Kompetenzbereich. Paradiesbegriffe (Methoden dazu sind z. B.: Controlling, Evaluation, Vergleichbarkeit, Vereinheitlichung, Ganztagsschule, Bestrafung des Schulschwänzens als Beschäftigung für das Amt für Öffentliche Ordnung einer Kommune etc) So werden Spielräume immer kleiner;, man führt die Unteren an der Leine, Eine/r hat das Sagen. Das ist nach wie vor die Top- down- Philosophie, die wir Deutsche ja gut kennen.
Als Beispiel kann man - seit PISA und Timms - das Possenspiel der Kultusminister/Innen ansehen, die sich darum streiten, welches Bundesland die bessere Schule habe.
Es geht überhaupt nicht darum, nach den eigentlichen Ursachen der Misère zu fragen, sondern nur darum, sich im selbstreferentiellen System "Bildungspolitik" auf Landesebene gegenseitig zu beweihräuchern oder abzuwerten. Mit einer grundlegenden Reform und einem Umbau des Schulsystems und - noch viel schlimmer -mit dem eigentlichen Lernen hat das überhaupt nichts zu tun. Die jetzt erneute Feststellung über die "miserable" Lesekompetenz wird wieder auf diese Weise wegdiskutiert und anderen die Schuld gegeben. Kein Mensch kommt auf die Idee, dass Lesekompetenz mit Sinn, Begrifflichkeit und interner Anteilnahme des Lesers zu tun hat. Wie sollen Schüler in einer Abhak-Didaktik und einer vorfabrizierten Fertigmontage-Didaktik noch für sich selbst Sinn, eine integrierte Begrifflichkeit mit Erlebnis-Verankerung, Wiederholung und Erfahrungsanteilen konstruieren, wenn alles schon vorher schnell reproduziert werden muß. Ergebnisse aus der Gehirnforschung werden gänzlich ausgeschlossen.
Ein zweites Beispiel für die vielen Fehlentwicklungen und falschen Mythen im Bildungssystem greife ich den Begriff "Lehrplan" heraus.
Der Lehrplan als ursprüngliches Steuerungssystem zur Aufrechterhaltung der Einheit des Wissens im deutschen Volk ist verkommen zu einer Anleitung zur Reproduktion von kontextlosem Wissen, das nur den - oft nicht einmal begründeten - Wissens-Erwartungen seitens des Lehrers entsprechen soll. Es entsteht der Eindruck, dass Wissen nur produziert werden soll, um es dann als "Leistung" messen zu können.
In den Augen vor allem der jungen und z. T. auch der anderen Generationen ist dies ein sinnloser Vorgang. Anstatt dass zusammen mit der jungen Generation Gebrauchwissen als kulturelles und ökonomisches Kapital erzeugt würde, gleitet das schulische Wissen in einem rasanten Tempo mit allen möglichen Ritualen und Rechtsabsicherungen zu Symbolwissen ab:Es wird in einem Bildungstauschmarkt zur Aktie ohne Wert.
Bereits Schüler und Schülerinnen in der 1. ,Klasse bewerten sich selbst und ihre Kameraden nicht mehr danach, wie sie denken und was sie können, sondern danach, ob sie im eingeschnürten Bildungstauschmarkt "gut" oder "schlecht" sind. D. h. ,sie haben durch Eltern und Lehrer gelernt, unter allen Umständen den Selektionsapparat von Hauptschule, Realschule, Gymnasium als erste Priorität zu beachten. Wer von den Lehrern als Angehöriger einer der unteren Schularten etikettiert wird, hat Pech gehabt.
Dieser Mythos des dreigliedrigen Schulsystems ist aber längst überholt und durch keine plausible Theorie mehr zu rechtfertigen, weder aus der Gehirnforschung noch , aus der Lernforschung, den Gesellschaftstheorien und der Unterrichtforschung
Abgesehen davon ist der Lehrplan ein selbstreferentielles Produkt der Kultusminister und deren Bürokratie, keinesfalls ein legitimiertes Wissensuniversum oder gar eine moderne Wissensarchitektur, die von relevanten Teilen der Gesellschaft erstellt bzw. akzeptiert worden wäre. Eine demokratische Kontrolle der Lehrplanmacher außerhalb des geschlossenen Kreislaufs der obersten Schulbehörde gibt es überhaupt nicht.
Interessanterweise wird dieser Mythos des Lehrplan als ontologischer Einheit, abgesegnet durch den Stempel "Staatlich anerkannt", von der Wirtschaft, den ,Dienstleistungsbereichen und anderen Teilsystemen der Gesellschaft nach wie vor fraglos hingenommen.
Hier sieht man, wie Gott- bzw. - staatsgläubig wir Deutsche immer noch sind, wenn es um eine neue Wissensarchitektur für die junge Generation geht. Die Kultusministerin und der Kultusminister weiß für alle Schüler, was sie für die Zukunft zu lernen haben.
Welch groteske Blüten dieses fatalistische Hinnehmen der Lage treibt, kann man beispielsweise an der Kultusministerin von Baden-Württemberg festmachen: In einem Interview mit "" Bild"" sagte sie allen Ernstes, Günter Jauch mit seiner Wissensabfrage gebühre der Nobelpreis. Sie hat offenbar keine Ahnung davon, was heute zu einer modernen, längst fälligen Neuentwicklung eines Wissensuniversums gehört und wie eine moderner Wissensarchitektur in einer neuen Version des Lehrplans aussehen müsste.
Laiengeschwätz an der obersten Stelle einer Institution, die in ihrem Kompetenzbereich über die Wissens-Zukunft von 100-Tausenden von Lernenden und Lehrenden entscheidet!
Was nützt es da noch, dass z. B. ein paar 10-Tausend LehrerInnen alle Energie für ihre Arbeit im Sinne eines innovativen, selbstgesteuerten, eigen- verantwortlichen Lernens einsetzen, wenn die Grundcodierung der Umgebung "Versorgung" heißt, wenn man meint, , "der Staat ist für meine Entwicklung verantwortlich", nicht ich selbst"? .
Nach dieser Logik ist der Leistungs- und Entscheidungsträger der Staat., der Leistungsempfänger ist der Lehrer, mehr aber noch der Schüler.
Es kommt vielen jungen Leuten und ihren Eltern gar nicht mehr in den Sinn, Wissensquellen und Wissensressourcen für sich selbst zu erwerben und dafür Opfer zu bringen und Mühen zu ertragen. Dies erscheint sinnlos angesichts der alleinigen Entscheidungsmacht der Kultusminister und der nachgeordneten, Behörden und Staatsdiener, der Lehrer, über gute oder schlechte Bildungsaktien ihrer Schüler ohne Rechtfertigung gegenüber diesen Schülern oder unabhängigen Personen aus der Gesellschaft.
Diese Versorgungsmentalität gilt aber z. B. nicht beim selbstorganisierten Lernen in den virtuellen Welten außsserhalb der Schule)
Hinzu kommt noch der Mythos des Lernstoffs: Man glaubt, durch Organisation, Verfahren und Fachlehrersystem den Schülern jeden Tag, jede Stunde, jede Minute vorschreiben zu müssen, was sie zu lernen haben. Damit werden sie wie gemästete Gänse überfüttert.
Dass Lernende aber Wesen sind, die sich selbst organisieren müssen, es können und z. T. auch wollen, dass sie aus ihrer Logik heraus andere Ziele und Visionen vom Lernen und von ihrer Zukunft haben, sieht man an den unglaublichen Kompetenzen, die sie sich z. B. am Computer selbsttätig - ohne Schule - quer durch alle Schularten erwerben.
Andere Bereiche der Allgemeinen Didaktik, wie z.B. Lehreraus- und -fortbildung, Leistungsinterpretation, Muster- änderung oder _Muster-Neuentwicklung in den Primärstrukturen der Lernenden, die kompetente Entwicklung von modernen Lernkulturen, die völlige Neubestimmung von Wissen in einer Wissensgesellschaft durch Wissenszentren, das Problem der ständigen Interventionen von oben ohne bezug auf das eigentliche selbstorganisierte Lernen, Reduktion des Staatsanteils an der Schule usw. bedürfen ebenso eines grundlegenden Umbaus..
Unser Bildungssystem wird den Weg gehen, den die Gesellschaft im ganzen gehen wird.
In allen Teilsystemen sind strukturelle Veränderungen notwendig geworden.
Eine nasse Wohnung kann man nicht durch neue Gardinen verbessern.
Für einen wirklichen Umbau des Bildungssystems gibt es - wenn auch wenige - Vorschläge. Diese sollten von einer anderen Stelle als dem Staat zunächst gesammelt und dann in einem demokratischen Verfahren zur ernsthaften Diskussion freigegeben werden.
 

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