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Wohin steuert Russland?

09.02.09 11:49
Re: Wohin steuert Russland?
 
gadacz патриот
gadacz
Die Lage ist ja noch weitaus komplizierter, aber leider kann ich nicht alle Informationen finden. Auf aktuelle Ukrainische Versionen will ich verzichten, so lange ich nicht die "Gegenseite" gelesen habe. Ich erwarte nicht, dass die Ukrainer es total neutral darstellen -- die Russen sicherlich auch nicht, aber der gemeinsame Nenner bringt uns vielleicht den Tatsachen näher.
Doch ein paar Fakten, die ich bisher ermitteln konnte:
1. Anlass der "Schenkung" 1954 war das 300-jährige Jubiläum der Rada von Perejaslaw von 1654.
2. Im Gegenzug übergab die Ukraine das Gebiet von Belgorod an Russland, das seit 1917 zur Ukraine gehörte. Flächenmäßig gesehen ist es eher ein Tausch. Wirtschaftlich sind vor allem Erzbergbau und Stahlindustrie bedeutend. Große Teile des Gebietes werden auch landwirtschaftlich genutzt. Dagegen war die wirtschaftliche Bedeutung der Krim relativ gering, Wein ist nun einmal für die Volksernährung nicht so wichtig und Wodka kann man auch aus Getreide und Kartoffeln brennen. Den Tourismus störte der Tausch wohl nicht. Strategisch war nur Sevastopol als Flottenstützpunkt bedeutend und dafür gab es als geschlossene Stadt einen Sonderstatus.
3. Parteichef der Ukrainischen SSR war 1938 - 1949 mit kurzer Unterbrechung Nikita Sergejewitsch Chruschtschow. Ich denke mal, in der Zeit lernte er das Land genügend gut kennen, um zu beurteilen, wie klug der Tausch war. Aus der Sicht der Moskauer Zentralregierung war der Kuhhandel vermutlich ohne größere Bedeutung
4. Die Krim war eigentlich bis 1944 kein Teil Russlands, sondern als Krimska ASSR verwaltungstechnisch der Russischen SSR angegliedert (Provinz innerhalb der RSFSR). Die Angliederung erfolgte nach Deportation der Krimtataren, da diese sich in Opposition zum bestehenden Regime teilweise die Deutschen 1941 zu freundlich empfingen.
5. Wirtschaftlich und verkehrstechnisch lag die Ukraine günstiger, da nur nach Norden akzeptable Verbindungen für Verkehr und Versorgung bestehen.
6. Die krimtatarische Urbevölkerung passt kulturell und sprachlich (turksprachig) weder zur Ukraine noch zu Russland. Sie wurde zwar 1944 vertrieben oder vernichtet, aber die Reste beanspruchen es immer noch als "ihr Land" und galten schon immer als "unbequeme Mitbürger".
7. Inzwischen hat die Krim innerhalb der Grenzen der Ukraine wieder als "Autonome Republik Krim" einen Sonderstatus. Auch Sewastopol hat als einzige Stadt der Ukraine neben Kiew einen Sonderstatus.
8. Wäre die rechtliche Lage und Zugehörigkeit der Krim oder von Sewastopol umstritten, wie ABC0123 es unterschwellig darzustellen beliebt, hätte Russland sicherlich Mittel und Wege gefunden, die Gebiete und die dort in der Überzahl ansässigen Russen zu "befreien". Die Reste der halben Schwarzmeerflotte liegen noch unter russischer Flagge dort und für Bomber und Kampfflugzeuge ist es ein Katzensprung.
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
 

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