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вопрос про артикли
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in Antwort vivi80 16.01.10 21:08
В ответ на:
чем объяснить феномен употребления одного и того же наименования страны с разными артиклями?
чем объяснить феномен употребления одного и того же наименования страны с разными артиклями?
4.1 Vor allem ist es gewiss die mangelnde Geläufigkeit des Toponyms samt seinen morphologischen Formen für die kommunikative Praxis und dadurch für das Sprachrepertoire der Textproduzenten.[14] Bis vor kurzem war ja das Kosovo kaum Gegenstand deutschsprachigen Diskurses.
4.2 Ein weiterer Grund dürfte wohl darin liegen, dass das Flexionsparadigma dieses Ortsnamens nicht zu den produktiven Mustern der deutschen Gegenwartssprache gehört.
4.2.1 Diejenigen, die den Nullartikel verwenden, orientieren sich dabei unbewusst an den prototypischen Fällen, denn die Grammatiken lehren, wie schon gesagt, dass Länder- und Gebietsnamen in der Regel Neutra sind (vgl. Duden, 1995, S. 199) und diese nur attribuiert den bestimmten Artikel haben (vgl. Jung, 1982, S. 251, und Engel, 1988, S. 530), z.B. Bosnien –› in Bosnien, aber im multiethnischen Bosnien. In solchen Fällen wird die gängige Regel automatisch auf den in Frage stehenden Ortsnamen übertragen: *in Kosovo.
4.2.2 Das Wort das Kosovo kommt in den meisten Kontexten nicht im Nominativ vor. Daher können die Kommunikatoren, denen die eine oder andere flektierte Variante des topographischen Namens mental präsent ist (z.B. im Kosovo), womöglich aus solchen Formen fälschlicherweise auch auf ein Maskulinum schließen. So eine logische Konsequenz wäre im Grunde auch legitim, denn "bei erdkundlichen Namen" halten Grammatiken fest: "Nichtneutra haben den Artikel" (Jung, 1982, S. 256).
4.3 Summa summarum ist das morphosyntaktische Verhalten des zur Debatte stehenden Ortsnamens ziemlich atypisch: Neutrum – aber mit obligatorischem bestimmtem Artikel. Es ist bemerkenswert, dass auch im Falle des Eigennamens (das) Elsass, der mit dem von mir besprochenen Nomen parallel ist, früher ähnliche Schwankungen auftraten. Das im 19. Jahrhundert gelegentlich vorkommende männliche Genus ist zugunsten des Neutrums aufgegeben worden (s. Duden, 1995, S. 199). Ein Vorbild für die sprachliche Zukunft des Kosovo?
Dr. Csaba Földes
"ORTSNAMEN IM SPANNUNGSFELD VON ÖFFENTLICHKEITSSPRACHE UND SPRACHLICHEM WANDEL"