Grippeviren, so scheint es, sind für diesen Zweck besonders gut ausgerüstet. An ihrer Oberfläche tragen sie zahlreiche, merkwürdige Ausstülpungen, genannt Spikes. Wie man vor einigen Jahren fand, bauen sich diese Spikes aus zwei verschiedenen Sorten von Eiweißmolekülen auf: Hämagglutinin und Neuraminidase. Beide helfen dem Virus, mit zwei besonders kritischen Phasen des Virus-Daseins fertig zu werden.

Hämagglutinin ist eine Substanz, die bestimmte Oberflächenstrukturen virusempfänglicher Zellen "erkennt" und sich mit diesen Zellrezeptoren fest verbindet. Es wirkt also als eine Art molekularer Klebstoff, mit dessen Hilfe das Virus potentielle Wirtszellen auffinden und oberflächlich besetzen kann, um anschließend ins Zellinnere vorzustoßen. Neuraminidase hingegen hat genau die umgekehrte Funktion. Sie tritt als eine Art molekulare Schere immer dann in Aktion, wenn es für neusynthetisierte Virusnachkommen gilt, die ausgezehrte, sterbende Wirtszelle zu verlassen. Dieselben Zelloberflächenrezeptoren nämlich, die dem Hämagglutinin des infizierenden Virus als wichtige Haftpunkte dienen, sind gleichzeitig eine potentielle Gefahr für seine Nachkommen. Sie blieben, angeklebt an die Zell-Leiche, wie in einer Falle gefangen, würde nicht die "Neuraminidase-Schere" die nunmehr unnützen molekularen Taue zwischen Viren und Zelle einfach kappen.

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