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Lehrer aus Nicht-EU-Staaten: neue Möglichkeiten

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eichelberg прохожий07.01.10 10:25
eichelberg
07.01.10 10:25 

Als Delegierter des Ausländerbeirats Düsseldorf reichte ich bei der Versammlung der LAGA NRW am 10.10.09 eine Anfrage zu LehrerInnen-SeiteneinsteigerInnen ein, die einstimmig angenommen wurde:
"Angesichts des großen Lehrermangels sind die Bemühungen des Schulministeriums, den Seiteneinstieg in den Lehrerberuf zu fördern, begrüßenswert. Es ist wichtig u.a. auf die erfahrenen pädagogischen Kräfte unter zugewanderten Lehrern zurückgreifen zu können.
Eine statistische Auswertung der Daten der Bezirksregierung Detmold von 2004 bis 2008 zeigt eine große Zahl von Ablehnungen der Abschlüsse aus Nicht-EU-Staaten - insgesamt 1519. Der Anteil der Anerkennungen als erste Staatsprüfung beträgt nur 13,3 %, der Anteil der Teilanerkennung als erste Staatsprüfung 31,3%. Anteil der Ablehnungen liegt bei 55,5 %.
Besonders groß ist die Anzahl der Ablehnungen in naturwissenschaftlichen Fächern, die in Jahren 2004-2008 in der Mathematik - 357, Physik - 162, Informatik - 120, Englisch - 257 betragen. Man kann annehmen, dass bei Spätaussiedlern, die in der großen Masse in den 90ern gekommen sind und die über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, die Ablehnungsquote noch höher war.
Vor diesem Hintergrund bitte ich folgende Fragen auf die Tagesordnung der nächsten Versammlung der LAGA NRW zu setzen und vom Schulministerium beantworten zu lassen:
1. Gibt es eine Möglichkeit für den Seiteneinstieg in den Lehrerberuf auch für Pädagogen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die die Ablehnung ihrer Abschlüssen bekommen haben?
2. Wie viele LehrerInnen insbesondere aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion wurden als Seiteneinsteiger in den Schulen eingestellt?
3. Welche Schwierigkeiten gibt es beim Seiteneinstieg in den Lehrerberuf insbesondere für zugewanderte LehrerInnen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion?
4. Gibt es eine Möglichkeit zur Erleichterung der Anerkennung der Abschlüssen erfahrener zugewanderter Lehrern, um ihren Einstieg in den Lehrerberuf zu ermöglichen?
5. Welche Möglichkeiten für Seiteneinsteiger aus anderen Berufen stehen Migranten zur Verfügung?
6. Welche Qualifikationsmöglichkeiten für ausgebildete Akademiker, die zugewandert sind, werden Bewerbern für das Lehramt in NRW angeboten?"
#1 
eichelberg прохожий07.01.10 10:28
eichelberg
NEW 07.01.10 10:28 
в ответ eichelberg 07.01.10 10:25
Die Schulministerin Frau Sommer antwortete im Dezember 2009 mit einer ausführlichen Stellungnahme "Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf aus Nicht-EU-Staaten" aufgrund der neuen Ordnung der berufsbegleitenden Ausbildung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern (OBAS), die am 01. November 2009 in Kraft getreten ist. Für besonders wichtig halte ich dabei folgende Punkte:
"Der Seiteneinstieg in den Schuldienst ist mit Inkrafttreten der OBAS vereinfacht worden ist, da sich nun alle Bewerberinnen und Bewerber mit nicht lehramtsbezogenen Abschlüssen direkt auf ausgeschriebene Stellen der Schulen zur Einstellung mit berufsbegleitender Ausbildung bewerben können.
Generell bedarf es für den Zugang zur berufsbegleitenden Ausbildung keiner formalen Gleichstellung des vorgelegten Abschlusses aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion mit einer Ersten Staatsprüfung für ein Lehramt. Eine Anerkennung einer nichtlehramtsbezogenen Hochschulabschlussprüfung als Lehramtsprüfung ist daher nicht mehr vorgesehen. Noch auslaufend mögliche Anerkennungsanträge dienen lediglich einem erleichterten Einstieg in einen Lehramtsstudiengang nach den Vorschriften des alten Lehrerausbildungsgesetzes (2002)."
"Für die Entscheidung der Schule über die Einstellung und die Ausbildung sind eine mit Deutschland vergleichbare wissenschaftliche Qualifikation in den Unterrichtsfächern oder beruflichen Fachrichtungen der Stellenausschreibung und die persönliche Eignung von entscheidender Bedeutung.
Bewerben können sich Personen,
- deren grundsätzlich nicht-lehramtsbezogener Universitätsabschluss (oder Abschluss einer Kunst- oder Musikhochschule oder der Deutschen Sporthochschule Köln) mit Regelstudienzeit von mindestens 8 Semestern zu den in der Ausschreibung genannten Unterrichtsfächern oder beruflichen Fachrichtungen passt und
- die eine mindestens zweijährige Berufstätigkeit oder eine mindestens zweijährige Betreuung eines minderjährigen Kindes nach Abschluss des Hochschulstudiums nachweisen können und
- die für die Unterrichts- und Erziehungsarbeit erforderlichen deutschen Sprachkenntnisse besitzen.
Die Entscheidung über den Zugang zur Ausbildung für den Lehrerberuf basiert auf der Einschätzung der Eignung der Bewerberin/ des Bewerbers im Rahmen einer Prognose über den zu diesem Zeitpunkt erwarteten Ausbildungserfolg.
Bei dieser Prognoseentscheidung sind insbesondere für das erste Fach vorgelegte Hochschulabschlüsse und Studieninhalte zu berücksichtigen. Für das zweite Fach sind im Regelfall mindestens ein Drittel der fachwissenschaftlichen Studienleistungen nachzuweisen, die im Rahmen des jeweiligen Lehramtsstudiums für dieses Fach zu erbringen sind. Alter und Note des Abschlusses können in die Gesamtbewertung einfließen; einschlägige Berufserfahrungen sollen berücksichtigt werden.
Natürlich ist auch die Eignung für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern für die Entscheidung von Bedeutung. Pädagogische Vorerfahrungen verbessern daher die Einstellungschancen.
Bei den Auswahlgesprächen zur Stellenbesetzung entscheiden Schulen eigenverantwortlich, ob die sprachlichen Voraussetzungen für den Lehrerberuf vorhanden sind. Der Unterricht an deutschen Schulen erfordert fundierte Kompetenzen, wie zum Beispiel die sprachlich sichere Vermittlung von Fachwissen und darüber hinaus immer auch die Förderung der deutschen Sprache in allen Fächern. Der Nachweis einer Sprachprüfung in der deutschen Sprache kann für eine Bewerbung hilfreich sein."
"Vor der Bewerbung um eine feste Stelle rate ich zu einer befristeten Tätigkeit an einer Schule, um dort Erfahrungen zu sammeln und um sich zu bewähren."
"Wie ich oben bereits ausführte, verfügt leider nur ein kleiner Teil von Zuwanderern aus Nicht-EU-Staaten über Qualifikationen nach deutschem Lehrerausbildungsrecht. Aber auch für Zuwanderer mit nicht vergleichbaren Studienabschlüssen habe ich Einstellungsmöglichkeiten an Haupt-, Real- und Gesamtschulen ermöglicht. Für den Einstieg in den Lehrerberuf bieten wir diesem Personenkreis nach ihrer Einstellung eine einjährige pädagogische Einführung in den Schuldienst an. Die Einstellung führ1 allerdings nicht zu einer Lehramtsbefähigung und damit auch nicht zu einer den Lehrkräften mit Lehramtsbefähigung gleichen Besoldung. Ich würde mich gleichwohl freuen, wenn über diesen Weg mehr Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte gewonnen werden können.
Zuwanderer mit vorzüglichen sozialpädagogischen Kompetenzen, bieten sich gegebenenfalls auch Beschäftigungsmöglichkeiten im Rahmen der offenen Ganztagsbetreuung an Schulen. Entsprechende Stellen werden von den Städten und Gemeinden direkt ausgeschrieben."
#2 
gadacz патриот22.01.10 23:46
gadacz
NEW 22.01.10 23:46 
в ответ eichelberg 07.01.10 10:25
Interessant ist in diesem Zusammenhang ja auch die Frage, wie nach der Wiedervereinigung mit ehemaligen Lehrern aus der DDR verfahren wurde.
Da sah es teilweise ähnlich aus -- obwohl es Deutsche waren/sind.
Aus der Familie kenne ich den Fall, wo eine Lehrerin zwar ihre Stelle behielt, aber zur Erzieherin mit deutlich geringerem Gehalt weiterbeschäftigt wurde.
Angeblich reichte die Qualifikation, die sie in der DDR erworben hatte nicht aus, dennoch behielt sie ihre Stelle und das Aufgabengebiet. Zum Ausgleich wurden ein paar westdeutsche Lehrer eingestellt, die dann noch üppige Zulagen bekamen für den Ortswechsel.
Die Möglichkeit einer Qualifikation, um auf einen gleichen Stand zu kommen, wurde lange verwehrt, da -- trotz Lehrermangel -- kein Bedarf bestand. Inzwischen wurde aber der Lehrermangel so gravierend, dass man nun die Vorgaben entsprechend verändert hat. Nach dem Umzug nach NRW wurde sie inzwischen sogar beamtet.
In meinen Augen ist das ein elendes politisches Affentheater.
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
#3 
eichelberg прохожий24.01.10 13:19
eichelberg
NEW 24.01.10 13:19 
в ответ gadacz 22.01.10 23:46, Последний раз изменено 24.01.10 15:07 (eichelberg)
Über die Problematik der LehrerInnen-SeiteneinsteigerInnen habe ich mit dem schulpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion NRW diskutiert. Dabei waren wir uns klar darüber, dass man noch weitere Schritte in diesem Bereich erwarten kann. Dazu gehört, dass Schulleiter zusätzliche Rechte in der Schulverwaltung bekommen und nach Bedarf selbst noch mehr Seiteneinsteiger einstellen können.
Widerstand kommt jedoch jetzt von den Kommunen und den Schulen selbst. Die zugewanderten Lehrer aus nicht EU-Ländern sind oft unerwünscht. Es ist schade, dass auch die meisten Schulleiter Vorurteile gegenüber den Pädagogen haben, die aus Nicht-EU-Ländern zugewandert sind. Hier im Westen kann man die Befürchtungen vor dem Einsatz von Pädagogen aus autoritären Schulsystemen gut nachvollziehen. Ich habe 31 zugewanderte Lehrer befragt. Die meisten von ihnen möchten gerne in Deutschland als Lehrer in der Schule arbeiten. Viele von ihnen wurden als Bewerber zu Recht abgewiesen. Sie können hier einfach noch nicht unterrichten, weil sie sich nicht umstellen wollen oder können. Trotz einiger Defizite können Pädagogen insbesondere nach einer passenden Weiterqualifizierung und Hospitation als Lehrkräfte in den Schulen eingesetzt werden. Die besten der ehemaligen Lehrern, insbesondere Lehrer für Mathematik, Sport, Naturwissenschaften könnten in deutschen Schulen eingestellt werden. Es gibt aber leider noch keine starke Lobby für sie.
Viele Zuwanderer sind durch zu viele Integrationsangebote gelähmt. Dort, wo es starke Zuwanderervereine gibt, arbeiten auch die zugewanderte Lehrkräfte im Rahmen der Kooperationen mit den Schulen. Elterninitiativen können auch viel erreichen, wie etwa früher die Spanier.
#4 
gadacz патриот27.01.10 09:49
gadacz
NEW 27.01.10 09:49 
в ответ eichelberg 24.01.10 13:19
In Antwort auf:
weil sie sich nicht umstellen wollen oder können
Immer wieder stelle ich fest, dass man an alten Vorstellungen kleben bleibt, ja, sie sogar vehement verteidigt und als besser darstellt. Das gilt nicht nur für Pädagogen, das zieht sich durch alle Branchen.
Das sollte ja nicht ausschließen, dass man aus dem Schatz der Erfahrung auch positive Impulse einbringt und zur Diskussion stellt. Die Kultur der Herkunft ist ja auch ein Schatz, der unsere Vielfalt bereichern kann.
Oft werden aber die Zustände hier kritisiert, Vorteile eines vergangenen Systems der Herkunftsländer herausgestellt, aber konstruktive Vorschläge einer echten Verbesserung bleiben aus.
In Antwort auf:
Es ist schade, dass auch die meisten ... Vorurteile ...
Das ist immer das Problem mit Vorurteilen. Immerhin beruhen sie ja auf einigen schlechten Erfahrungen, die man selbst machte oder von denen man gehört hat. Kaum jemand ist bereit, jeden Einzelfall zu überprüfen, ob er von den Vorurteilen abweicht. Doch was unternehmen die Betroffenen, um die Vorurteile zu widerlegen? Dazu kommen noch Konkurrenzdruck und Neid. Was wäre denn, wenn ein "russischer" Mathe- oder Physiklehrer viel besser ist, als sein deutscher Kollege? Da würde man doch sehr schnell neue Vorurteile zusammenbasteln.
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
#5 
кнопка2007 постоялец27.01.10 18:26
NEW 27.01.10 18:26 
в ответ eichelberg 24.01.10 13:19
Hier wäre diese Information auch nutzbar.
http://groups.germany.ru/5116560000001.html?Cat=
http://www.literatur-viktor-prieb.de/
#6