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Die Identität (auch was ist "deutsch")

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  Musiker53 знакомое лицо13.06.08 00:46
NEW 13.06.08 00:46 
Последний раз изменено 26.10.08 14:29 (Musiker53)
Ich möchte in diesem Thread aus meiner Sicht interessante Zusammenhänge zwischen den "Bestandteilen" der Identität besprechen, wie z.B Sprache, Religion, sozial-politisches System...
Das ist kompliziert und ich bitte deswegen um Nachsicht, weil ich für meine Gedanken möglicherweise nicht immer "glasklare" Ausdrücke finde.
Ich übernehme und vervollständige einige von meiner Mitteilungen aus der Gruppe "Backstage".
Ich fange an mit den einigen Beispielen, die belegen, dass die Sprache nicht das Einzige ist, was einen Menschen eindeutig identifizieren kann.
1. Ein Mensch, der bairischen Dialekt spricht, kann sich entweder als deutsche, österreichische oder italienische Staatsangehörige identifizieren. Ich vermute, dass auf die Frage: "Welcher Volkszugehörigkeit sind Sie?" sagt der deutsche Staatsangehörige, dass er ein Bayer ist. Der Italiener sagt vielleicht, das er ein Süd-Tiroler ist und der Österreicher sagt "Ich bin ein Österrecher!" (Wie gesagt, meine Vermutung!) Alle drei sprechen die gleiche Sprache!
2.Fast alle Costarikaner, Nikaraguaner, Honduraser., Guatemalteken, Salvadorer sprechen spanisch, aber ich glaube, wir würden sie nicht als Spanier bezeichnen. Und ihre Ländern könnten sich doch vereinigen, tun sie aber nicht. Ich kann nicht sagen warum, möchte nur hinweisen, dass Vorhandensein einer gemeinsamer Sprache noch nicht ausreichend für die Bildung eines gemeinsamen Staates ist. Von 1821 bis 1839 waren sie alle zusammen, dann kam Zerfall und alle Versuche, die Zentralamerikanische Konföderation wiederherzustellen, scheiterten. Und es gibt noch mehr Länder, wo fast alle Bewohner die spanische (Mutter)Sprache sprechen.
3.Das nächste sehr schwierige Kapitel stellen die Träger der serbokroatischen Sprache dar. Das sind die Serben, Kroaten, Montenegriner und Bosnier (Bosniaken). Seit langem versuche ich zu begreifen, wodurch sich diese Völker voneinander unterscheiden und sich oft gegenseitig bekämpften. Ich kam zum Schluss, dass die Religion und Fremdherrschaft haben diese Völker, die praktisch eine Sprache sprechen, so entfremdet. (Bin mir aber nicht sicher, ob ich das richtig verstehe!)
Die Kroaten sind Katholiker, die Serben und Montenegriner sind Orthodoxe und Bosnier sind von den Türken konvertierte Muslime. Die Kroaten standen lange Zeit unter der (österrechisch-)ungarischer Herrschaft und die Serben und Bosnier unter der türkischer.
4.Niemand wird auch englischsprachige US-Amerikaner, Australier und Neuseeländer mit dem Wort "Engländer" bezeichnen!
5.Die ehemals sowjetische Moldawier (Moldauer ?) sprachen und sprechen weiterhin die rumänische Sprache!!
6.Und es gibt auch sehr viele arabische Länder, die mitreinander nicht immer "verwandschaftlich" umgehen.
Die Fortsetzung folgt...Würde mich interessieren, ob jemand die Identitätsunterschiede zwischen den ehemaligen DDR-Bürger und Bewohnern den alten Bundesländern unter 30-40jährigen (heute noch!) sieht. Und mit den höflichen Worten beschreiben kann!
#1 
gadacz нободи ис перфект13.06.08 22:36
gadacz
13.06.08 22:36 
в ответ Musiker53 13.06.08 00:46
In Antwort auf:
Ein Mensch, der bairischen Dialekt spricht
ist eindeutig ein Bayer (oder er erlernte den Dialekt), wobei es auch Unterschiede gibt zwischen Ober- und Niederbayern. Dazu kommen die in Bayern lebenden Schwaben und Franken, die wieder ihre eigene Sprache/Dialekt haben. Bayern bezeichnen sit lieber als Bayern und sind nur dann Deutsche, wenn es Vorteile bringt.
Aber nun Südtiroler, Kärntner, Steiermärker, Wiener ... als Bayern zu bezeichnen ... das könnte Krieg geben. Vielleicht erscheinen einem Ausländer die Sprachen ähnlich oder ähnlich unverständlich, aber wer die Region etwas kennt, kann anhand der Sprache sie eindeutig unterscheiden. Allein bei Tirol/Südtirol gibt es nationale zusammenhänge, ebenso in Kärnten/Slowenien.
In Antwort auf:
Alle drei sprechen die gleiche Sprache
Aber nur dann, wenn sie sich auf Hochdeutsch einigen als verbindende "Übersprache"
Ähnlich ist es im Norden mit Hamburger Platt, Friesisch und Holsteiner Platt oder gar Niederländisch/Holländisch/Flämisch.
Vielleicht kann man die Situation mit Russisch, Belorussisch und Ukrainisch oder gar Slowakisch, Polnisch vergleichen. Russen, die ich in Tschechisch ansprach, hielten mich für einen Ukrainer, was selten zu meinem Vorteil bei de Russen war.
Zur Situation auf dem Balkan (ex Jugoslawien) sollte man Ivo Andric "Wesire und Konsuln" lesen. Ist zwar schon historisch, aber es erklärt die Situation sehr plastisch. Da haben sogar Franzosen und vor allen Dingen Italiener mitgemischt. Das merkt man in Kroatien, wo es auch erhebliche sprachliche und Mentalitätsunterschiede zu den Dalmatinern und Istriern gibt. Das Tito diese Völkergemisch zusammenhalten konnte, ist schon erstaunlich. Zwishen Serbisch und Kroatisch gibt es zwar Ähnlichkeiten (wie Russusch/Ukrainisch), aber schon allein das Brot hat total unterschiedliche Namen und dazu noch unterschiedliche Schriften/Zeichensätze.
Ähnlich ist die Situation in Großbritannien mit den uterschiedlichen Naionen der Engländer, Schotten, Walliser, Iren, die auch total unterschiedliche Sprachen haben (und Fußballnationalmannschaften)
Kurios ist, das zum Reich der Königin Elisabeth II auch die Kanadier (Englisch/Französisch), Australier ud noch ein paar andere Staaten gehören. In Nordirland gibt es dazu noch den Ruß zwischen Katholiken und Protestanten trotz gemeinsamer "Nationalsprache" (Irisch/Gälisch). Aber dazu kommen noch die Englischen Zuwanderer, die die verwirrung komplett machen, weil man sie nicht als Mitbürger sondern Besatzer ansieht.
Eine gemeinsame Identität an Sprache, Religion oderpolitischem System festzumachen hante ich daher für äußerst problematisch. Die Sprache ist dabei noch eine gute Variante, sich gemeinsam zu verständigen. Relogiöse bekenntnisse wechselten oft mit dem Herrscher und politische Bekenntnisse mit den Interessen der Mächtigen.
Durch die permanente Völkerwanderung ist selbst der aktuelle Wohnort kein eindeutiges Indiz
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
#2 
  Musiker53 знакомое лицо15.06.08 17:25
NEW 15.06.08 17:25 
в ответ gadacz 13.06.08 22:36, Последний раз изменено 16.06.08 12:37 (Musiker53)
Ich freue mich, dass du mit mir einverstanden bist. "Die Sprache ist nicht das Einzige, was einen Menschen eindeutig identifizieren kann", habe ich am Anfang an geschrieben.
Deswegen behaupte ich nicht, dass die Südtiroler, obwohl sie laut der Sprachwissenschaft
http://de.wikipedia.org/wiki/Bairisch bairisch sprechen, tatsächlich die Bayer sind. Genauso wie Österrecher. Auf dieser Webseite gibt es eine Karte, wo man sehen kann, in welchen Staaten bairisch gesprochen wird.
1998-1999 arbeitete ich bei Erstaufnahmeeinrichtung des Deutschen Roten Kreuzes des Landes Berlin für Asylbewerber und Flüchtlinge und hatte SEHR VIEL mit den ehemaligen jugoslawischen Bürgern zu tun. Musste auch rund 200 Wörtern in der Sprache lernen, die einige Vertreter meiner Klientel noch als Jugoslowenski bezeichnete und die Wissenschaftler als Serbokroatisch. (srpskohrvatski)
Ich habe all diese Beispiele angegeben, um deutlich zu machen, das die Sprache noch nicht alles ist.
Jetz aber schauen wir mal, wie kompliziert auch die Sache mit den Russen sein kann.
Jemand hat sich einmal über die die große Zahl in Berlin lebenden Russen aufgeregt und meinte:
"Die wären doch wirklich viel besser in der Heimat aufgehoben. Oder sind es wirklich nur wirtschaftliche Interessen???"
Nicht bei allen!
http://www.statistik-berlin.de/statistiken/einwohnarbeitsm/Auslaender_Tabelle.ht...
2005. Russland - 14 005, Ukraine - 8 667, Weißrußland - 1 402, Kasachstan - 1 665, Lettland - 1073, Moldau - 628, usw., usw. Es gibt auch die beträchtliche Gruppe "kurzfristig Bleibender" .
Jetzt betrachten wir z.B. die Russen aus dem Estland. Was seit ungefähr 15 Jahren in diesem Land abläuft, kann man mit dem Begriff "geschichtliche Revision" bezeichnen. Die Ereignisse vor allem um 1939-1945 werden neu bewertet und die russische Bewohner als Besatzer abgestempelt. In 40-50er Jahren kamen aber viele russische Einwanderer dorthin mit den Gedanken: "Wir helfen dem estnischen Volk bei wirtschaftlichem Aufbau des Landes." Die nachfolgende Generationen den Russen haben mit den stalinistischen Verbrechern, die da geschehen sind, gar nichts zu tun.
Zur Zeit werden dort sogar die heldenhafte SS-Divisionen geehrt. Und ehemalige Rotarmisten stehen ganz schlecht da. Sind die Russen in ihrer Heimat Estland gut aufgehoben?
Und was ist mit der "geschichtlichen Revision" in der Ukraine?
Am 12. Oktober 2007 wurde Roman Schuchewitsch vom Präsidenten der Ukraine posthum der Titel "Held der Ukraine" verliehen. Schuchewitsch war zunächst Anführer des der Wehrmacht unterstellten Bataillons Nachtigall, das am 29. Juni 1941 beim "Massaker von Lemberg" 7000 Juden ermordete. Danach war er Kommandeur des 201. Bataillon der Ukrainischen Schutzmannschaft. Schuchewitsch hatte den Rang des SS-Obersturmbannführers. (Zitat)
Es leben immer noch russisch sprechende Juden in der Ukraine, die sich dort unwohl fühlen.
Es gibt auch sehr viele bi- oder sogar multinazionale Familien, von denen ich später noch erzähle.
Die Fortsetzung folgt...
#3 
gadacz нободи ис перфект20.06.08 11:45
gadacz
NEW 20.06.08 11:45 
в ответ Musiker53 15.06.08 17:25
Ich verwechselte Bairisch mit Bayrisch
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#4 
aguna знакомое лицо20.06.08 22:13
aguna
NEW 20.06.08 22:13 
в ответ Musiker53 13.06.08 00:46
Die Identität...Das ist eine der kompliziertesten Problemen in der Zeit der Globalisierung. Das Gefühl der Zugehörigkeit ist für eine Persönlichkeit unverzichtbar,aber viele können es nicht einmal für sich selbst feststellen, wo sie eigentlich hingehören...Meine Tochter, z.B., hat eine Jüdin zur Mutter und einen Russen zum Vater, ist in der Ukraine geboren und mit 11 nach Deutschland ausgewandert. Jetzt ist sie 23, spricht besser Deutsch als Russisch, kann kaum noch Ukrainisch, hat deutsche Bürgerschaft und ist seit 5 jahren mit einem Einheimischen liiert. Sie verkehrt seit langem mit keinem Menschen aus ehemaligem UdSSR, ausser mit ihren Verwandten, weil sie sich in ihre Gesellschaft nicht ganz wohl und schon befremdet fühlt. Und trotzdem betrachtet sie sich selbst nicht eindeutig als eine Deutsche. Es gibt, ihrer Auffasung nach, auch bestimmte Gewohnheiten, Prioritäten, Ansichten und Verhaltensmuster, die für Deutsche ganz in Ordnung, für sie aber unannehmbar sind. Sie sucht verzweifelt nach ihrer Identität und versucht sich z.B. als "eine Deutsche russisch-jüdischer Abstammung" zu definieren, was ziemlich kompliziert und trotzdem nicht einleuchtend klingt.
Nicht nur Sprache oder Religion bestimmen die Identität. Meine Muttersrache ist Russisch, aber ich bezeichne mich keineswegs als Russin. Als man mir zum Sieg der russischen Fussballmannschaft im Spiel gegen Schweden gratulierte, sagte ich, dass ich gar nicht aus Russland komme, sondern aus einem anderen Land, aus der Ukraine, und es sei dasselbe, als ob ich dem Österreicher zum Sieg der deutschen Mannschaft gratulieren würde. Ich gehe auch nicht zur Synagoge, halte jüdische religiösen Regel und Riten nicht ein, kann weder hebräisch noch jiddisch, und trotzdem verspüre ich meine Zugehörigkeit zu dem jüdischen Volk. Wie, wodurch kann man das erklären? ich weiss es nicht. Aber ebenso verspüre ich meine Zugehörigkeit sowohl zu der Ukraine als auch zum Deutschland, dem Land, wo ich und meine Familie seit 13 jahren leben, dessen Sprache ich ziemlich gut beherrsche und faszinierend finde und dessen Bürgerschaft ich letzendlich habe. Was bin ich dann? Ein Monster, aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammengewürfelt?Oder ein Mensch der Zukunft, der gleichzeitig den unterschiedlichen Kulturen gehört? Oder gehören solche wie ich und meine Tochter gar nirgenwochin?
Вимітаймо окупантів поганою мітлою!
#5 
  Musiker53 знакомое лицо21.06.08 18:15
NEW 21.06.08 18:15 
в ответ Musiker53 15.06.08 17:25
Gehen wir ein bisschen zurück in die UdSSR! Es kamen interessante Zeiten (Ende 60er-70er-Anfang 80er), wo in einigen Gebieten des Landes die Völker immer näher zueinander kamen. Vor allem war das in Kasachstan bemerkbar. Dort lebten die Vertreter von sehr vielen Völkern, die in einigen Gebieten recht vermischt wurden. Es werden häufig die "Mischehen" geschlossen. Ich lebte in der Stadt Semipalatinsk und hatte gute Freunde oder Bekannte nicht nur unter Deutschen oder Russen, sondern auch unter Juden, Tataren und Kasachen.
Die Religionen waren schon seit Anfang 30er Jahre bedeutungslos. Die sowjetische Schule war überall eine sozialistische Schule und einzige herrschende Ideologie war Marxismus-Leninismus.
Einige alte Bräuchen und Sitten der unterschiedlichen Völkern verschwanden und die anderen, die viel Gemeinsamkeiten aufweisen, blieben erhalten.
Zur Erfüllung des Programms Neulanderschließung kamen 150.000 Arbeiter aus Rußland, der Ukraine, Weißrußland und Moldawien in die kasachische Steppe. Das waren meistens junge Leute, die sich schnell aneinander anpassen könnte. Es bildete sich eine neue Identität, die von der Kommunistischer Partei als sowjetische Volk bezeichnet wurde und Kasachstan als deren Schmiede oder Schmelztiegel. Aber auch woanders in der UdSSR, in großen Städten oder wie z.B. beim Bau der größeren Wasserwerken bildete sich solche gemischte Volksgemeinschaft. Das lief aber nicht überall. Sogar nicht im ganzen Kasachstan! (Der ist 7,4 Mal so groß, wie Deutschland!!).
Als die UdSSR zerfiel, wurden in vielen Gebieten gerade diese multinationale Familien große Verlierer. Stellen Sie sich vor, die Mutter ist eine Armenierin und der Vater ein Aserbaidschaner. Nach dem Krieg um Bergkarabach könnte solche Familie "weder da noch dort" leben. Viele solche Familien haben einen Wunsch, sich in die entfernte Länder zu verschlagen. Mit dem wachsendem Nationalismus und Wiederbelebung der Religion in den Ländern der Ex-UdSSR fühlen sich solche Familien dort gar nicht wohl und suchen ihr Glück woanders. Auch in Deutschland! Viele Sprechen russisch, sind aber immer noch irgendwie "sowjetisch" .
#6 
  Musiker53 знакомое лицо22.06.08 18:45
NEW 22.06.08 18:45 
в ответ aguna 20.06.08 22:13, Последний раз изменено 22.06.08 19:06 (Musiker53)
Hallo aguna, ich freue mich über deine Mitteilung!
In Antwort auf:
Die nicht emotional gesteuert ist...Das ist eine der kompliziertesten Problemen in der Zeit der Globalisierung. Das Gefühl der Zugehörigkeit ist für eine Persönlichkeit unverzichtbar, aber viele können es nicht einmal für sich selbst feststellen, wo sie eigentlich hingehören...

Genau deswegen schreibe ich von den anderen schwierigen geschichtlich-geographischen Beispielen, um zu zeigen, dass nicht nur die Menschen aus Ex-UdSSR solche Probleme hatten/haben. Manchmal ist es besser ein fremdes Problem zu betrachten, weil man in diesem Fall nicht emotional gesteuert ist. Die Identität eines Menschen kann sich aus unterschiedlichen Gründen ändern. Ich verspüre meine Zugehörigkeit zu der deutscher Volksgruppe des Kasachstans, die schon größtenteils hier lebt, zu der UdSSR der 70er-80er Jahre, die nicht mehr existiert, zu meiner Heimatstadt, die ich seit Verlassen 1994 nicht mehr gesehen habe, und auch "komplizierte Zugehörigkeit" zu Deutschland.
Ich mache noch ein Vergleich, die etwas Ähnlichkeit zum Entstehen der sowjetischer Identität aufweist. Wieder Jugoslawien:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawen Hier kann man lesen, das auch dort die Integrationsprozesse langsam dazu geführt haben, dass immer mehr Menschen sich als Jugoslawen fühlten, die Bezeichnungen als Serben, Kroaten, Slowenen usw. waren für diese Menschen zu eng! 1981-5,4%. "Überdurchschnittlich häufig wurde die Nationalität Jugoslawe von Personen angegeben, die jung, Großstadtbewohner, Kinder aus ethnisch gemischten Ehen oder Mitglieder des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens waren."(Zitat) Während des Zerfalls der Jugoslawien (und auch danach) wussten viele Jugoslawen gar nicht, wo sie hingehören! Sehr schwer!!
Genauso viele Menschen aus Ex-UdSSR fühlen sich als etwas anderes, als nur Russen, Ukrainer,
Juden usw. Welches Wort (Wörter?) kann/können diese Identität (in der deutschen Sprache!!!) am besten beschreiben? Sowjetischer Stadtbewohner deutscher Abstammung aus Ost-Kasachstan! Das war ich! Zu lang???
#7 
gadacz нободи ис перфект22.06.08 20:38
gadacz
NEW 22.06.08 20:38 
в ответ aguna 20.06.08 22:13, Последний раз изменено 22.06.08 20:43 (gadacz)
In Antwort auf:
Das Gefühl der Zugehörigkeit ist für eine Persönlichkeit unverzichtbar
Muss es wirklich sein oder könnte man seine Zugehörigkeit nicht einfach auf eine höhere Ebene heben?
Wir sind Europäer und können stolz sein auf die bunte Mischung der Kulturen.
Allerdings ist Europa immer noch kompliziert, da es ein Durcheinander an nationalen Sprachen gibt.
In Amerika (USA) ist es etwas einfacher, da man sich auf eine gemeinsame Sprache geeinigt hat. Da ist es dann völlig egal, ob man Chinese, Ire oder Russe ist, ob man aus Texas oder new York kommt. Im Zweifel sind alle überzeugte Amerikaner, was nicht die pflege der eigenen Kultur oder einen Lokalpatriotosmus ausschließt.
Gut, Europa liegt immer noch in heftigen Geburtswehen und nationaler Egoismus herrscht vor. das Europäisch Parlament ist immer noch ein Marionettentheater und letzendlich setzen sich die Entscheidungen der lokalen Regierungen durch.
Warum nicht allen Zuwanderern ein "Willkommen in Europa" zurufen, statt der halbherzigen Begrüßung in Deutschland?
Warum den Ankömmling nicht mit dem Gefühl begrüßen, dass er Europäer ist wie wir? Er ist kein Fremder, sondern Nachbar, der neue Ideen und Gedanken mitbringt.
Mir ist es auch total egal, ob der Nachbar Christ, Atheist, Jude, Buddhist oder Mohammedaner ist, das ist doch allein seine Überzeugung und ich erwarte nir, dass er meine Weltanschauung genau so toleriert oder vielleicht einfach ignoriert. Ich bin kein Missionar und brauche auch keinen.
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
#8 
aguna знакомое лицо22.06.08 22:35
aguna
NEW 22.06.08 22:35 
в ответ gadacz 22.06.08 20:38
Der Vergleich mit USA ist nach meine Auffassung nicht ganz fair. Amerika war schon immer ein Land der Zugewanderten gewesen (abgesehen von Indianern, die aber auch nie eine einheitliche nationale Mehrheit darstellten). Und amerikanische Staaten sind den europeischen Staaten in keine Hinsicht gleich.Die amerikanischen Staaten entstanden nicht nach dem nationalen, sodern lediglich nach dem territorialen Prinzip, keine von denen hatte je eine andere Sprache als Englisch zu ihrer Staatsspache erklärt, oder eine Nation zu Titelnation. Anders in Europa- Europa bestand (und besteht bis heute) aus Nationalstaaten mit je einer Titelnation (Frankreich - Franzosen, Italien -Italiener usw.) und eigener Sprache. Klar, gibt es auch in Europa Ausnahmen, wie, z.B.die Schweiz mit 4 Staatssprachen oder Belgien mit 2, was aber das Gesamtbild Europas nicht vereinfacht. Es gibt sogar bis heute Zwistigkeiten innerhalb eines Staates zwischen den alteingesessenen Völkern, wie etwa zwischen Englander, Iren und Schotten in Großbritanien oder zwischen Basken und Spanier, geschweige denn von Ex-Jugoslawien oder gar Russland. Lassen wir erstmal Russland überhaupt beiseite, weil dieser Staat ein Bruchstück (zwar, das gröste und stärkste, aber nichtdestoweniger ein Bruchstück) des zerfallenen Imperiums darstellt und nur zum Teil europäisch ist (nicht nur der Geographie, sondern auch der Geschichte und der Mentalität nach). Ich glaube, wir haben vor uns einen noch sehr langen und komplizierten Weg zu Vereinigten Staaten Europas. Und meinen Sie im Ernst, alle Zugewanderten sind zur Europäer geworden? Wie ist es dann mit vielen Moslems in Deutschland, Frankreich, Holland? Haben sie die europäische Mentalität übernommen? Die Mehrheit von denen lebt nach den Gesetzen von Shariat und nicht mal nach den Gesetzen des Landes, dass sie aufgenommen hat. Sie verachten unsere Werte, unsere Weltauffassung, unsere Kultur und uns selbst. Sie haben nicht vor, sich in das Leben des Landes, wo sie wohnen, zu integrieren. Eher umgekehrt...Wenn es weiter so geht- werden Europäer in die muslimische Welt integriert...Aber das ist eine Ablenkung vom Thema, also, Schwamm drüber...
Вимітаймо окупантів поганою мітлою!
#9 
gadacz нободи ис перфект23.06.08 08:16
gadacz
NEW 23.06.08 08:16 
в ответ aguna 22.06.08 22:35
In Antwort auf:
Wenn es weiter so geht- werden Europäer in die muslimische Welt integriert
Spanien wurde lange von Muselmanen/Mauren geprägt und jetzt werden die Sehenswürdigkeiten der Kultur von Touristen gerne besucht. Der gesamte Balkan incl. Ungarn und Teile von Österreich haben Muslime (Osmanen/Türken) erlebt und deren Spuren leben in der typischen Kultur weiter.
In Berlin gibt es bald mehr Döner- als Currywurstbuden und die Moscheen sind bemerkenswert ... wo liegt das Problem?
Gerade in Berlin und Umgebung zeigt sich, dass der Einfluss der Zuwanderer in den letzten Jahrhunderten nur Vorteile brachte. Da kamen Franzosen (Hugenotten), Holländer, jede Menge Osteuropäer, inzwischen Südeuropäer und Türken und nun auch 30000 Russen (resp. Post-Sowjetbürger), die zum Stadtbild gehören und nach wenigen Generationen Berliner sind. Im Ruhrgebiet ist es ähnlich.
Was wäre Berlin ohne diese Einflüsse? Ein lächerliches Provinzstädchen!
In Antwort auf:
Amerika war schon immer ein Land der Zugewanderten
Das war/ist Europa auch, wenn man etwas weiter in die Geschichte zurückblickt. Man denke nur an die Völkerwanderung.
In meiner Region hausten früher Slaven, was noch viele Ortsnamen beweisen. Die wurden bis weit in den Osten "missioniert", genau so wie die Indianer in Amerika.
In Antwort auf:
auch nie eine einheitliche nationale Mehrheit darstellten
Und deutschland??? Erst Bismarck formte ein Deutsches Reich, zuvor waren es Kleinstaaten und die Nationen nannte man Friesen, Bayern, Preußen usw. Die Bayern sehen sich in ihrem Freistaat immer noch lieber als Bayern, als als Deutsche und sind nur dann Deutsch, wenn es Vorteile bringt!
Was uns von USA unterscheidet -- früher auch britische, französische, spanische Kolonien mit eigener Identität, die in einigen blutigen Kriegen verteidigt wurde -- ist, dass es irgendwann eine vernünftige Einwanderungspolitik gab und das man sich auf Englisch als gemeinsame Sprache einigte. Fast wäre es Deutsch gewesen, ja sogar die Unabhängigkeitserklärung wurde zuerst in Deutsch und erst dann in Englisch veröffentlicht!
Europa hat inzwischen Millionen von Einwanderern, aber man versäumt es weiterhin, eine Einwanderungspolitik zu beschließen.
Das ist eher eine Abwehrpolitik, die bis weit in die Köpfe der "Eingeborenen" reicht.
Die Eingesessenen beharren auf ihre lokale Identität, die kaum über den Tellerrand reicht. Die Zuwanderer denken ähnlich
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#10 
  Musiker53 знакомое лицо23.06.08 11:35
NEW 23.06.08 11:35 
в ответ aguna 20.06.08 22:13, Последний раз изменено 24.06.08 00:05 (Musiker53)
In Antwort auf:
Nicht nur Sprache oder Religion bestimmen die Identität.

Es kommen manchmal die Zeiten und für viele Menschen wird die Religion das wichtigste identitätsgebende Merkmal dienen.
Die Menschen bekämpfen einander in religiösen Kriegen, wie Hugenotenkriege in Frankreich. Einige Konflikte, wie in von Klaus-Peter erwähnte Nordirland, sind auch sehr religös geprägt. Katoliken und Protestanten. Obwohl die Katoliken hier langlebende Iren und die Protestanten zugewanderte Schotten und Engländer sind, wird bei der Berichterstattung stets die religiöse Komponent hervorgehoben.
Ich erzähle jetzt eine Geschichte. Während meiner Arbeit beim Asyl und Flüchtlingsheim kam zu mir ein Mann aus Ex-Jugoslawien, dem ich ein Zimmer (mit 6 Betten) zuweisen sollte. Als ich ihn fragte, mit wem er zusammen wohnen möchte, hat er sofort gesagt:
"Ich bin ein Muslim!" Darauf sagte ich: "Ich habe mehrere Zimmer mit Muslimen. In einem sind Araber, in dem anderen Albaner, in drittem Kurden. Sie sind alle Muslimen, du bist wahrscheinlich ein Serber.?" Nach einer Pause hat er zugegeben, dass er ein Serber ist. So traurig ist das Leben. Auch in der Berichterstattungen wurde damal ständigt von kroatisch-muslimischen Föderation, von Angriffen den Bosnischen Serben gegen Moslems, aber fast nirgendwo wurde erwähnt, dass diese Moslems auch die Serben oder zum Teil Kroaten sind. Die waren sogar als Moslems bei Volkszählungen erfasst.
In einer Tabelle unten http://de.wikipedia.org/wiki/Bevölkerung_Jugoslawiens oder auf dieser Karte http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bild:Bevoelkerungsgruppen-Jugoslawien.... kann man das ersehen.
Irgendwann wurden diese Menschen (endgültig?) als Bosniaken genannt, wie das auf anderer Karte zu sehen ist. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bild:Ethnic_Composition_of_BiH_in_2005...
Das war die Folge von der Osmanischer Herrschaft in Bosnien und Herzegowina (550 Jahre) und Serbien (400 Jahre). Ein Teil der serbischer Befölkerung wurde muslimisch.
#11 
aguna знакомое лицо23.06.08 22:27
aguna
NEW 23.06.08 22:27 
в ответ gadacz 23.06.08 08:16
Die sogenannten Mauren (Araber), die vor Jahrhunderten in Spanien herrschten, waren ganz anders, als die Muslime, die jetzt Europa überflüten. Sie waren hochentwickelt- besonders im Vergleich zu vorwiegend unalphabeten und aberglaübigen Europäern, bewandert in Mathematik, Astronomie, Medizin, Alchemie, Geographie, Kartographie, Kunst...Und auch ziemlich tolerant im Bezug auf Christen und Juden( "die Völker des Buches"). Natürlich, hinterließen sie beträchtliche Spuren in der Kultur von Spanien und Portugal. Die Maurer unterricheten die damaligen Bewohner des Spaniens in Wissenschaften, Baukunst, Heilkunde, Finanzen, Navigation usw. Und jetzt? Viele von denen sind arrogant, ja gar aggresiv (man erinnere sich nur an die Ausschreitungen in Paris 2007, geschweige denn von Terroranschlägen...), verachten unsere Kultur, unsere humanitären Werte, ja unsere Gesetze. Ich persönlich bin nicht von solchem Einfluß besonders begeistert. Und was die Balkanländer und Osmanische Herrschaft dort angeht...Sprechen sie mal mit Serben oder Bulgaren darüber. Ünterdrückung der christlichen Bevölkerung bis zu den Massenmorden und Vernichtung ganzer Dörfer und Siedlungen, bezwungene Bekehrungen in den muslimischen Glauben unter Gewaltanwendung, unzählige Aufstände von Balkanvölkern gegen osmanische Herrschaft, die im Blut ertränkt worden...Ich wünsche so was weder meinen noch Ihren Kindern... Würden Sie gerne zusehen, wenn Ihre Tocter dazu gezwungen wird, Kopftuch und knöchenlangen Mantel zu tragen und sich allen Wünschen und Befehlen der Männer zu unterwerfen? Also- ich bin strickt dagegen.
Вимітаймо окупантів поганою мітлою!
#12 
gadacz нободи ис перфект23.06.08 23:09
gadacz
NEW 23.06.08 23:09 
в ответ aguna 23.06.08 22:27
Ich war viel im Orient unterwegs, arbeitete längere Zeit in der Türkei und habe viele Freunde dort, die ich auch wegen ihrer Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit schätze.
In Deutschland leben sicherlich viele Türken und andere Mohamedaner.
Warum muss man denn nun alle verurteilen, weil ein paar unverbesserliche Extremisten für Aufruhr und Schlagzeilen sorgen?
Das ist dann genau so, als seinen alle Deutschen mörderische Nazis, alle Amerikaner Kriegstreiber aus Habgier und alle Russen wodkasaufende Ungeheuer
Ich bin strikt gehen globalisierende Pauschalurteile und Sippenhaft
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#13 
  Musiker53 знакомое лицо24.06.08 01:15
NEW 24.06.08 01:15 
в ответ aguna 22.06.08 22:35, Последний раз изменено 25.06.08 00:06 (Musiker53)
In Antwort auf:
Die amerikanischen Staaten entstanden nicht nach dem nationalen, sodern lediglich nach dem territorialen Prinzip,

In Antwort auf:
gibt es auch in Europa Ausnahmen, wie, z.B.die Schweiz mit 4 Staatssprachen"

Jewgenia und Klaus-Peter, versuchen wir unsere Meinungsumtausch (Schlagaustausch?) bei diesen Ländern "vertiefen".
1. Wenn wir jetzt die Schwarzamerikaner und Indianer der USA außer Acht lassen, was hielte/hält die weiße US-Amerikaner zusammen?
Ist das richtig, dass es eine amerikanische Idee gibt? Oder wenigstens gab? Und genau diese Idee bestimmt großtenteils die US-Amerikanische Identität?
2.Was hielte/hält die Schweizer zusammen? Eine Legende, Mithos oder Bewustsein, dass sie etwas besonderes sind?
3.Ich habe 2 Beispiele (UdSSR und Jugoslawien) angeführt, die gescheiterte Integrationsentwicklung (Völkerannäherung) zeigen. Und wir reden jetzt von "Vereinigten Staaten Europas". Was für eine Idee brauchen wir, die uns alle vereinigen kann... wenn auch nicht sofort, sondern in ferner Zukunft...? Ich meine eine Idee, die für alle verständlich würde.
#14 
gadacz нободи ис перфект24.06.08 21:58
gadacz
NEW 24.06.08 21:58 
в ответ Musiker53 24.06.08 01:15
Die UdSSR kenne ich nun nur aus der Theorie (hiesigen Berichten/Nachrichten), und sehr kurzen besuchen in Leningrad, Moskau, Odessa und Schwarzmeeerküste.
da reichte die Zeit und Information nicht, einen genaueren Einblick zu bekommen.
Jugoslawien kenne ich sehr gut in nahezu allen Landesteilen. sehr oft und lange war ich dort und zur Zeit von Tito war es wirklich ein Staat, in dem sich fast alle als Jugoslawen bezeichneten. Hier gab es Jugoslawiche Restaurants und ich lernte Serbokroatisch.
Ich habe auch das Ende drastisch miterlebt! Hinreise nach Trogir durch Jugoslawien ohne Probleme, Rückreise nach 4 Wochen durch Kroatien, Bosnien, Seebien, wieder Kroatien und Slowenien -- überall durch die Frontlinien mit vielen Problemen, Kontrollen, 2 Verhaftungen und Schüssen in unmittelbarer Nähe. Auf einmal gab es kein Jugoslawien mehr, meine Sprache (minimales Serbokroatisch) war immer die falsche, sodass ich besser nur Deutsch sprach. In Deutschland gab es nun kroatische, Seerbische restaurants und viele schlossen auch, da der Krieg hier unter den Kollegen fortgesetzt wurde.
Es war einmal ein relativ einiges Land und nur in Mazedonien und im Kosovo gab es nationalistische Tendenzen, jedoch ohne Auseinandersetzungen.
So kann man eine nationale Identität auch zerstören, die zugegeben von Tito mit harter Hand geschaffen und bewahrt wurde.
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
#15 
  Musiker53 знакомое лицо25.06.08 00:08
NEW 25.06.08 00:08 
в ответ gadacz 24.06.08 21:58
In Antwort auf:
So kann man eine nationale Identität auch zerstören, die zugegeben von Tito mit harter Hand geschaffen und bewahrt wurde.

Ja, die integrative Idee wurde von separatistischen Ideen, vor allem von großserbischer Idee verdrängt.
Könntest du auch meine Fragen beantworten? Ich meine American Dream, Schweiz und integrative europäische Idee. Aus #14
#16 
  Musiker53 знакомое лицо25.06.08 01:59
NEW 25.06.08 01:59 
в ответ aguna 20.06.08 22:13, Последний раз изменено 25.06.08 08:07 (Musiker53)
In Antwort auf:
Ich gehe auch nicht zur Synagoge, halte jüdische religiösen Regel und Riten nicht ein, kann weder hebräisch noch jiddisch, und trotzdem verspüre ich meine Zugehörigkeit zu dem jüdischen Volk. Wie, wodurch kann man das erklären? ich weiss es nicht.

Das wundert mich nicht. Bin selber ein Deutscher!
Es gibt die Identitätsweitergabe von Generation zu Generation, die durch Erinnerungen an vergangene Ereignisse stützt. Man verliert die Sprache, behält man oft die Erinnerungen. Und die Juden der UdSSR haben auch was erlebt!
Ende 40er Jahre sind von einer durch Stalin inszenierten Judenverfolgung in der Sowjetunion gekennzeichnet. Die Kampagne gegen den "Kosmopolitismus" und "Zionismus" setzte ein und versuchte, jegliche Äußerung jüdischer Kultur in der UdSSR zu unterdrücken.
Nach einer dreimonatigen Gerichtsverhandlung wurden am 12. August 1952 im Moskauer Lubjanka-Gefängnis 13 jüdische Angeklagte hingerichtet. Im Prozess wurden oft jiddische Gedichte und Texte als Anklagepunkte zitiert. Viele Juden als Agenten des US-Imperialismus bezeichnet.
Am 13. Januar 1953 kündigte die Regierung die Verhaftung einer Gruppe von prominenten Ärzten an, von denen die meisten jüdisch waren. Sie wurden angeklagt, in der so genannten Ärzteverschwörung mittels falschen medizinischen Behandlungsmethoden Regierungsmitglieder umgebracht zu haben und weitere Ermordungen zu planen. Stalins Tod am 05.03.1953 setzte dem Fall eine Ende. http://de.wikipedia.org/wiki/Ärzteverschwörung
Die Lage der Juden wurde später besser, die Erinnerungen aber blieben.
Eine Generation erzählt der anderen. Wenn man daran, denkt, das jemand aus deiner Verwandtschaft unter den damals Verfolgten sein könnte, fühlt man sich jüdisch.
Außerdem, wenn man von anderen Menschen als "Jude" auch in besseren Zeiten (70er-80er Jahre) angesehen wird, fühlt man sich dem jüdischen Volk näher, insbesondere, wenn im Pass "Jüdin" steht.
Das wäre eine mögliche Erklärung! Ich hate einen guten jüdischen Bekannten. Ob es dich betrifft, weiß ich nicht.
#17 
  Musiker53 знакомое лицо29.06.08 15:33
NEW 29.06.08 15:33 
в ответ Musiker53 25.06.08 01:59
In Antwort auf:
Bin ich russisch oder deutsch? Was heisst es, Russisch zu sein? Wann ist man Deutsch? Manchmal denke ich, wir sind eine Wedernochgeneration.
4/6/08 12:05 Eftibida Thema: Kennst Du Deinen Nachbar?
Was heisst es, Russisch zu sein? Das hängt davon ab, ob du Dorfbewohnerin, Stadtbewohnerin, Moskaubewohnerin, Kasachstanbewohnerin usw. usf. bist.
Als mein Bekannte noch zu der UdSSR Zeiten aus Kasachstan in ein ostsibirischen Dorf umsiedelte, hat er gesagt, das er mit den dortigen Russen nicht klar kommen kann. Die sind seiner Meinung nach nicht so sehr an Verbesserung des Lebensstandards interessiert, geben sich mit dem, was sie haben, zufrieden und investieren zu viel Geld in falsche Getränke. Ich dachte mir zuerst, dass er einfach ein Angeber ist. Als aber immer mehr Russen aus Kasachstan weg zogen, habe ich so was immer häufiger gehört. Jahrelang später traf ich in Berlin zufälligerweise auf einen Mann, der in Gebiet Kaliningrad an einem Projekt für Neubesiedlung teilnahm (er könnte auch gut russisch sprechen). Er hat mir erzählt, dass neu angekommene Russen aus Kasachstan und Mittelasien sich von den neu angekommenen Russen aus Russland abgrenzen.
In den letzten 3 Tage suchte ich zu dieser Thema auch irgendetwas im Internet und in der russischer Sprache habe ich viel gefunden. Es gibt auch Berichte über Feindseligkeiten zwischen Vertretern, wie soll ich sagen... "unterschiedlichen russischen Völkern". Ich habe auch gelesen, dass sich in den letzten Jahren einige Russen wieder zurück nach Kasachstan kehren.
Es gibt ein Regierungsprogramm für die Förderung der russischen Einwanderung nach Russland und ich habe ein Kommentar gelesen, wo auch der Begriff "другиe русские" ("andere Russen") vorkommt. Da stand auch, dass die Russen aus Mittelasien und Kasachstan anders, als die Russen in Sibirien sind. Es gab nähmlich Ideen, diese Menschen nach Sibirien anzulocken.
Dass es in multinationalen Teilen der UdSSR eine andere russische Identität entstand, ist schon von vielen Menschen verstanden und anerkannt. Ich kann leider keine Analyse dieser Erscheinung durchführen, wahrscheinlich fördert das Leben in einer multinationaler Umgebung die Entwicklung von einigen Eigenschaften, die in mononationaler Umgebung nicht notwendig sind.
Man kann sicherlich unter den Russen einige "sub-Identitätsgruppen" finden, wo man rein passt. Es gibt weltweit etwa 137 Mio. Russen, davon 115 Mio. in Russland, etwa 17 Mio. in den anderen Folgestaaten der Sowjetunion und etwa 6 Mio. in weiteren Staaten.
Der Sohn von meinem Bekannten, übrigens, kam beruflich stufenweise von seinem sibirischen Dorf bis nach Moskau. In Moskau wollte er aber nicht bleiben. Er hat dort zu oft erlebt, dass die Moskauer nur ihre Stadt als Russland bezeichnen und den Rest des Landes als etwas anderes.
In einem Artikel habe ich gelesen, dass in baltischen Staaten auch eine andere russische Identität entsteht. Dabei spielt Beitritt diesen Staaten zu EU eine sehr große Rolle.
Hier etwas in der russischer Sprache:
http://2004.novayagazeta.ru/nomer/2004/35n/n35n-s16.shtml
http://www.ruscourier.ru/archive/588
#18 
  Musiker53 знакомое лицо06.07.08 18:43
NEW 06.07.08 18:43 
в ответ aguna 20.06.08 22:13, Последний раз изменено 06.07.08 18:45 (Musiker53)
Jetzt versuche ich sehr komplizierte Materie aufgreifen, es erfordert auch sehr gute (deutsch)sprachliche Kentnisse, die ich leider nicht besitze. Aber Übung macht den Meister! Vorwärts!!!
Ich fange an mit deiner Tochter. Vater - Russe, Mutter - Jüdin.
Länder: 5 Jahre UdSSR, 6 Jahre Ukraine, 12 Jahre Deutschland. (ungefähr)
Sprachen: Deutsch - besser, Russisch - schlechter, Ukrainisch - verschwindet.
Einheimische Freund (seit 5 Jahren), keine Kontakte mit Menschen aus Ex-UdSSR(außer Verwandten). Und
In Antwort auf:
es gibt, ihrer Auffassung nach, auch bestimmte Gewohnheiten, Prioritäten, Ansichten und Verhaltensmuster, die für Deutsche ganz in Ordnung, für sie aber unannehmbar sind. Sie sucht verzweifelt nach ihrer Identität und versucht sich z.B. als "eine Deutsche russisch-jüdischer Abstammung" zu definieren, was ziemlich kompliziert und trotzdem nicht einleuchtend klingt.

Dieses Problem hat nicht nur deine Tochter. So wie ich die Sache verstehe, sie versucht ihre Identitätsunterschiede zu den Deutschen mit ihrer russisch-jüdischer Abstammung erklären und dementsprechend definieren. Das entspricht zwar den Volkszugehörigkeiten den Eltern, ist aber für sie trotzdem nicht zufriedenstellend. Allein mit dem Wort "jüdisch" kann man schon mehrere jüdische Identitäten bezeichnen, und viele Deutsche verstehen darunter wahrscheinlich das Judentum als Religion und die Israelis.
Ich beschreibe jetzt eine andere junge Dame. Vater - Deutscher, Mutter - Deutsche. (ein deutsches Dorf in UdSSR)
Länder: 5 Jahre UdSSR, 6 Jahre irgendeines GUS-Land, 12 Jahre Deutschland. (ungefähr)
Sprachen: Deutsch - ausgezeichnet, Russisch - es geht, oder ganz schlecht. Und wenn bei ihr alles anderes wie auch bei deiner Tochter ist und sie sich auch nicht mit hier geborenen Menschen voll identifizieren kann, dann stellt sich eine Frage. Wie soll sie ihre Identität definieren? Als "eine Deutsche deutscher Abstammung"?
Was wäre, wenn wir versuchen die Wörter "jüdisch", "russisch", "ukrainisch", "deutsch" mit anderen Begriffen zu ersetzen, um die mentale Unterschiede (nicht nur) deiner Tochter zu den anderen Menschen besser erklären zu können. Woran liegen häufig diese Unterschiede? Nicht etwa in unterschiedlichen Weltanschauungen, Wertvorstellungen, sozial-wirtschaftlichen Systemen, einigen schlagartigen Ereignissen usw?
Ein Beispiel.
Immer, wenn ich mir alte deutsche BRD-Filme aus den 60er Jahren anschaue, bekomme ich einen Eindruck, dass die Menschen damals meinen Eltern und mir selbst sehr ähnlich waren, ich würde sagen, sie waren kollektivistischer. Wie sie sich damals benommen haben, miteinander umgangen usw. sieht so bekannt aus, dass ich mir immer wieder wünsche, dass es zu diesen Zeiten von der sowjetischen Regierung den Deutschen die Ausreise erlaubt würde. Die Integration verliefe sich vielleicht viel besser.
Aber es kamen irgendeine gesellschaftliche Ereignisse, die diese Identität durch die andere ersetzt haben. Eine bekannte ältere Westberliner hat mir gesagt, die Westdeutschen haben sich damals veramerikanisiert. Anderes Wertsystem eingeeignet.
Ich werde auch andere Beispiele anführen. (Später, das Thema ist sehr kompliziertz)
#19 
  Musiker53 знакомое лицо15.07.08 03:30
NEW 15.07.08 03:30 
в ответ Musiker53 06.07.08 18:43, Последний раз изменено 15.07.08 03:34 (Musiker53)
Noch einige interessante Personengruppen, die unmöglich mit einem Wort, wie z. B. "Deutsche", "Russen" usw. benennen kann, sind die Gläubige, vor allem jene, die weltweit eine Art Kolonien (Gemeinden) organisieren. Ich führe als Beispiel schon woanders erwähnte Mennoniten an. Ihre Identität ist überwiegend religiös. Die Bibel hat unzählige Widersprüche und bietet den Gläubigen viele Möglichkeiten, auf SEHR verschiedene Weise ausgelegt (verstanden) zu werden.
Ein Teil der während der Reformation entstandener protestantischen Bewegung der "Täufer" wurde seit 1536 von einem ehemals katholischem Priester namens Menno (1496 v 1561) beeinflusst und trägt seit dem der Name "Mennoniten". Viele solche Sekten sind meiner Meinung nach von Natur aus als sich abgrenzende Gemeinden entstanden. (Aus Protest gegen irgendetwas.)
Einige wurden häufig verfolgt und verteilten sich in der ganzen Welt. Ich bleibe bei der Mennoniten.
Weltweit gibt es etwa 1,3 Millionen Mennoniten (Mennonitische Weltkonferenz 2003) in über 60 Ländern: Vereinigte Staaten von Amerika und Kanada (42 %); Afrika (28 %), Asien und Australien (16 %); Karibik, Mittel- und Südamerika (9 %) und Europa (5 %). (Wikipedia) Sie haben noch eine Besonderheit. Sogar in Mexiko, Paraguay oder Russland sprechen sehr viele von diesen Menschen plautdisch. Es gibt schon sogar ein Film in dieser Sprache ornis-press.de/stellet-licht-eine-mennonitische-liebesgeschichte.812.0.ht... Einige Mennoniten werden langsam weltoffen, andere lehnen Telefon und Traktoren ab. "The Germans from Russia" in Amerika nutzen schon das Internet und in andern Ländern sind viele von ihnen Analphabeten.
Kann man diese Menschen, die nach Deutschland aus der russischer Teil der Ex-UdSSR kommen nur mit einem einzelnem Wort "Russen" bezeichnen? Sogar "Russlanddeutsche" ist zu wenig! Sagt nicht viel!
Übrigens, ich würde auf der Stelle der deutscher Regierung für diese Menschen irgendwo in Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern ein bisschen Land zuteilen und sogar ein paar Gemeinden gründen lassen. Großteil von Mennoniten sind Landwirten und ihr Lebensmotto klingt ungefähr so: "Arbeit, komm her, ich fress' dich auf!" Nicht alle Mennoniten aus Ex-UdSSR sind konservativ, ich kannte einige, die am Theater in Alma-Ata Schauspieler waren.
In kleinem mittelamerikanischen Staat Belis machen die plautdietschen Mennoniten zwar nur 5 Prozent der Bevölkerung aus, aber sie versorgen das gesamte Land mit Milch, Käse, Eiern und vielem mehr.
Es kommen sowieso Schwierigkeiten mit Lebensmittel auf uns zu. Die mennonitische Kolonien in Deutschland könnten dabei sehr behilflich sein. Vor einem Monat sah ich im Fernseher ein älteres Ehepaar, das aus Deutschland zurück nach Sibirien ausreiste. Hier war das Leben für sie langweilig, dort haben sie ihre Schweine und Kühe wieder.
#20 
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