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russische Dichtung

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kisa-777 коренной житель09.07.07 23:40
kisa-777
09.07.07 23:40 
Последний раз изменено 11.07.07 22:15 (kisa-777)
"Es gibt keine Liebe ohne Erinnerung, keine Erinnerung
ohne Kultur, keine Kultur ohne Liebe. Deshalb ist jedes
Gedicht ein Faktum der Kultur wie ein Akt der Liebe und
ein Blitzlicht der Erinnerung, und ich würde anfügen -
des Glaubens."

Joseph Brodsky, "Beyond Consolation".
In: The New York Review of Books,
7. Februar 1974
Marina Cvetaeva
Ich entreiß dich allen Ländern, allen Himmeln gar,
Denn der Wald ist meine Wiege und wird auch mein Grab,
Weil ich hier auf Erden stehe - nur mit einem Bein,
Weil ich für dich singen werde, wie keine andre, keine.
Ich entreiß dich allen Zeiten, allen Nächten auch,
Allen goldgeschmückten Bannern, jedem Schwertgebrauch,
Werf die Schlüssel weg, die Köter werden alle fortgejagt -
Weil ich treuer als ein Wachhund bin in dieser Erdennacht.
Ich entreiß dich allen andern - selbst der schönsten Braut,
Du wirst keiner Bräutigam, und ich v niemandes Frau,
Noch im allerletzten Streit nehm ich dich dem fort,
Jenem, der mit Jakob einst eine Nachtlang focht.
Doch solang ich deine Finger vor der Brust nicht falte -
O verflucht! bleibst du dir selber ganz und gar erhalten:
Hebe deine beiden Schwingen in den Äther bis du fällst,
Denn die Welt ist deine Wiege, und dein Grab - die Welt.
15. August 1916
http://chng.it/fLDVftb7PY
#1 
kisa-777 коренной житель09.07.07 23:42
kisa-777
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в ответ kisa-777 09.07.07 23:40, Последний раз изменено 10.07.07 00:19 (kisa-777)
Marina Cvetaeva
Schlaflosigkeit
Ein Fenster ist's erneut,
Wo der Schlaf nicht weicht.
Man trinkt vielleicht nur Wein,
Sitzt herum vielleicht,
Oder einfach zwei
Halten ihre Hände,
In jedem Hause, Freund,
Ist ein solches Fenster.
Kerzen nicht, noch Lampen leuchten in der Nacht, -
Nur Augen ohne Schlaf.
Ein Hallo!, ein Geh!
Ruft es in die Nacht.
Drei Kerzen vielleicht stehn,
Vielleicht sind's hundert Watt...
Ruhe nicht, noch Pause
Der Verstand mir schenkt
- Auch in meinem Hause
Ist ein solches Fenster.
Bete, Freund, für dies - Haus, das ohne Schlaf
Leuchtet in der Nacht.
23. Dezember 1916
Moskau
http://chng.it/fLDVftb7PY
#2 
kisa-777 коренной житель09.07.07 23:46
kisa-777
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в ответ kisa-777 09.07.07 23:42, Последний раз изменено 10.07.07 00:19 (kisa-777)
Marina Cvetaeva
Du wirst es nicht schaffen, mich zu verjagen:
Den Frühling zu bannen, hat keiner geschafft!
Mich anzufassen, wirst du nicht wagen:
Viel zu zärtlich sing ich im Schlaf!
Du schaffst es auch nicht, mich in Worte zu fassen:
Mein Name ist Wasser den Lippen - und aus!
Du wirst es nicht schaffen, mich zu verlassen:
Die Tür ist geöffnet - und leer ist dein Haus!
Juli 1919
http://chng.it/fLDVftb7PY
#3 
kisa-777 коренной житель09.07.07 23:59
kisa-777
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в ответ kisa-777 09.07.07 23:46
Anna Achmatova

9. Dezember 1913
Dunkelste Nacht des Jahrs wird zum Tag
In deiner Gegenwart.
Wo wär ein Wort, das zu sagen vermag,
Wie deine Lippen zart.
Aber heb deine Augen nicht,
Wenn ich nicht sterben soll.
In deinem Blick ist der Veilchen Licht,
Sie sind des Todes voll.
O wieviel mehr als ein Wort sagt der Schnee,
Der alle Zweige verschneit -
Siehe: der Vogelfänger am See
Hat schon die Netze bereit!
http://chng.it/fLDVftb7PY
#4 
kisa-777 коренной житель10.07.07 00:02
kisa-777
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в ответ kisa-777 09.07.07 23:59, Последний раз изменено 10.07.07 00:15 (kisa-777)
Anna Achmatova
Meinten wir doch: wir sind Bettler und haben rein nichts,
Aber als man dann eins nach dem andern verlor,
So daß jeglicher Tag geriet
Zum Erinnrungstag -
Hob man zu dichten an
Von der schenkenden Großmut Gottes
Und von unserm früheren Reichtum.
1915
http://chng.it/fLDVftb7PY
#5 
kisa-777 коренной житель10.07.07 00:10
kisa-777
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в ответ kisa-777 10.07.07 00:02
Anna Achmatova
Steh nicht im Wind
Der Schleier zerknüllt in den Fingern,
Und du fragst, warum ich so blaß -
O könnt ich die Frage verringern,
Mit der ich geweckt seinen Haß!
Er ging, jeder Schritt ein Verlassen,
Sein letzter Blick traf wie ein Stein.
Ich vergaß das Geländer zu fassen,
Am Gartentor holt ich ihn ein.
Ich rief ohne Atem - O warte!
Scherz alles! Und jedes Wort blind!
Er hob das im Lächeln erstarrte
Gesicht: Steh nicht länger im Wind!
http://chng.it/fLDVftb7PY
#6 
  -Widd- знакомое лицо10.07.07 01:27
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Marina Zwetajewa (Übersetz von Sepp Österreicher)
Mich freut's, daß ich Sie liebe ohne Qual,
Daß Sie sich wegen mir nicht quälen müssen
Und daß der große, schwere Erdenball
Nie wird entschwinden unter unsern Füßen.
Mich freut's, daß ich darf manchmal komisch sein,
Gelockert sein und nicht mit Worten spielen,
Und nicht erröte, nicht erstick vor Pein,
Kaum die Berührung unsrer Ärmel fühlend.
Ich dank mit Herz und Hand Ihnen dafür,
Daß Sie mich lieben, ohne es zu wissen,
Für meine Ruhe nachts, dafür, daß wir
Uns gar so selten abends treffen müssen,
Daß wir spazierten noch kein einzges Mal,
Gemeinsam Mond- und Sonnenschein genießend,
Daß ich Sie leider liebe ohne Qual
Und Sie sich leider auch nicht quälen müssen.
http://www.brainin.org/Sepp_Oesterreicher/Zwetajewa_Mich_freut.html
Marina Zwetajewa

Ich will vom Spiegel, der so trüb
Und sinnverwirrend fast,
Erfahrn, wohin der Weg Sie führt
Und wo ist Ihre Rast?
Ich sehe Sie auf einem Schiff
Auf Deck, auf hoher See.
Sie sind im Zug und fahrn durchs Feld
In abendlichem Weh.
Die Felder sind im Abendtau,
Darüber fliegen Dohlen...
Ich segne Sie - und fahren Sie,
Wohin Sie wollen!
http://brainin.org/Sepp_Oesterreicher/Zwetajewa_Ich_will_vom_Spiegel.html

Alexander Kotschetkow

BALLADE VOM RAUCHIGEN WAGGON
"Wie seltsam, Liebste, ist's, wie schmerzend,
wenn Wurzeln, Äste uns vereinen,
wie seltsam, Liebste, ist's, wie schmerzend,
daß man zersägt wird und entzweit.
Es heilt die Wunde nicht im Herzen,
sie wird nur reine Tränen weinen,
es heilt die Wunde nicht im Herzen,
es fließt daraus nur flammend Leid."
"Ich bleib mit dir, solang ich lebe,
denn untrennbar sind Blut und Seele.
Ich bleib mit dir, solang ich lebe -
Die Liebe und der Tod sind eins.
Dir wird, Geliebter, niemals fehlen,
dir wird für immer mitgegeben,
dir wird für immer mitgegeben
dein liebes Heim, dein trauter Kreis."
"Doch wenn ich ungeschützt muß leiden
vom Kummer, der so unerträglich,
doch wenn ich ungeschützt muß leiden
von Frost und Dunkel bitterlich?"
"Ein Wiedersehn gibt's nach dem Scheiden,
drum denk an mich, mein Liebster, täglich.
Ein Wiedersehn gibt's nach dem Scheiden,
wir kehren wieder, du und ich."
"Doch wenn ich spurlos untergehe,
in Sternennebel tauchen werde,
doch wenn ich spurlos untergehe
als schwaches Licht im Sternenmeer?"
"Ich werde für dich betend flehen,
daß du zurückfindest zur Erde,
ich werde für dich betend flehen,
daß du zurückkehrst unversehrt."
Er wurde einsam und gefügig,
im rauchigen Waggon gerüttelt,
im rauchigen Waggon gerüttelt,
halb weinend, schlummernd und halb wach,
als jäh der Zug am glatten Hügel
sich schrecklich durchbog in der Mitte,
als jäh der Zug am glatten Hügel
die Räder losriß und zerbrach.
Gewalt, zertrümmernd und zerschmetternd,
zermalmend, quetschend und zerreißend,
Gewalt, zertrümmernd und zerschmetternd
ließ alles Leben untergehn.
Und keinen Menschen konnte retten
die Hand, von ferne Glück verheißend,
und keinen Menschen konnte retten
daß fern versprochne Wiedersehn.
Von euern Lieben trennt euch nimmer,
von euern Lieben trennt euch nimmer,
von euern Lieben trennt euch nimmer,
mit ihnen seid in eins verquickt.
Nehmt Abschied stets, als wär's für immer!
Nehmt Abschied stets, als wär's für immer!
Nehmt Abschied stets, als wär's für immer!
Und sei's für einen Augenblick.
╘ 1986 Sepp Österreicher, 1996 Valeri Brainin
http://brainin.org/Sepp_Oesterreicher/Kotschetkow.html
#7 
kisa-777 коренной житель10.07.07 10:06
kisa-777
NEW 10.07.07 10:06 
в ответ -Widd- 10.07.07 01:27

http://chng.it/fLDVftb7PY
#8 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу10.07.07 18:40
Катрин
NEW 10.07.07 18:40 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Vladimir Vysotsky
Lied von der Erde
Wer sagt, verbrannte Erde sei verdorben
und sinnlos sei's, wirft man noch Saat hinein?
Wer sagt, sie regt sich nicht, sei abgestorben?
Nein, nein, das scheint nur manchmal so zu sein.
Wer könnte ihr verbieten zu gebären?
Ihr Schoß ist unerschöpflich wie das Meer.
Kein Feuer kann sie bis zum Grund verheeren.
Sie lebt und atmet, wenn auch kummerschwer.
Durchfurcht noch kreuz und quer von Schützengräben,
von Bombenkratern klaftertief zerwühlt,
nach all den Schrecken, die bedroht ihr Leben,
seufzt sie, in schwarze Asche eingehüllt.
Doch maßlos viel an Leid kann sie ertragen.
Glaubt nicht, daß sie verkrüppelt sei daran,
und ihr nun ewig müßt darüber klagen,
daß sie verstummt sei, nicht mehr singen kann!
Aus tausend Wunden, die ihr Leib erlitten,
ertönt ihr Lied, das sie mit Schmerzen stöhnt,
das unsre Seele allen Stiefeltritten
zum Trotz noch singt, an Not und Qual gewöhnt.
Wer sagt, die Erde starb, erstickt vom Leid?
Sie lebt und singt auch unterm Trauerkleid.
Translation ╘ by Martin Remane-------------
Der Sündenbock
In einem Park √ kann mit dem Namen nicht mehr dienen √
lebt unter Wölfen, jedoch brav und bieder,
ein Ziegenbock; der heulte aber nicht mit ihnen,
der meckerte ganz friedlich seine Ziegenlieder,
zupfte gemächlich Gras, wurde langsam dicklich
und nie verließ ein Schimpfwort seinen Mund.
Er nützte keinem, blieb gern brav und schicklich
und gab zu keinen Klagen Grund.
So lebt' er still an einem kleinen See
und nie betrat er boshaft fremdes Land,
er war kein Sündenbock in spe √
und doch: man hat gewählt und ihn ernannt!
Da war der Bär: ein Wirrkopf und Ganove,
der griff in seinem Tone oft sehr frech daneben √
dann suchte man den Bock, der war ja jetzt der Doofe,
um ihm ganz herzhaft Prügel auf die Nuß zu geben.
Dann stand er still, der kleine, graue,
ertrug die Prügel stolz und froh,
daß selbst der Bär, der neunmalschlaue,
sprach: "Unser Bock gefällt mir so,
ein Ziegenmaul, doch heldenhaft!"
Man hegt den Bock wie's eigen Blut
und schaut nach ihm gewissenhaft,
daß er nicht fortzugehn geruht.
So sprang umher der Bock, nach Ziegenart,
doch schon begann ihn Mutwill umzutreiben;
er knüpft sich Knoten in den Bart,
rief "Lump" zum Wolf √ nicht ohne im Gebüsch zu bleiben.
Als man ihm seine Sünden wieder mal erließ,
die Wölfe hatten mehr als zugeteilt gefressen,
schrie er wie der Bär. Zufällig? Alle hörten dies
und hatten es schon bald vergessen,
denn unter den Tieren im Park war Streit √
weshalb ihnen allen sonnenklar,
daß besser als Füchse und Bären zur Zeit
ihr teurer Sündenbock war.
Das hört auch der Bock, und es verändert sein Wesen:
Ihr Braunen, schreit er, ihr mit den Flecken,
eure Bären-Privilegien sind mal gewesen,
und die Wolfsration brauch ich zu anderen Zwecken.
Was ein Ziegenmaul kann, bring ich euch bei,
ich zeig euch, wo's langgeht und mache euch Beine,
ich nehm euch aufs Horn und schlag euch zu Brei
und kassiere den Ruhm dafür ganz alleine!
Dreck sollt ihr fressen, allesamt,
ihr sollt krepieren ohne Vergebung,
ich hab eure Sünden fest in der Hand √
denn ich bin der Sündenbock der Bewegung!
Translation ╘ by Helmut Butzmann
http://www.vladimir-vysotsky.de/frameset.htm

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#9 
kisa-777 коренной житель10.07.07 20:44
kisa-777
NEW 10.07.07 20:44 
в ответ Катрин 10.07.07 18:40, Последний раз изменено 10.07.07 20:45 (kisa-777)
für mich ist Vysocky leider sehr kompliziert auf Deustch zu lesen, weil ich diese Lieder nicht auf russisch kenne...
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#10 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу10.07.07 22:25
Катрин
NEW 10.07.07 22:25 
в ответ kisa-777 10.07.07 20:44
Für mich ist es manchmal kompliziert, WEIL ich sie im Original kenne und die Übersetzung
nicht immer ganz genau dem Original entspricht..
Man kann die Gedichte, wahrscheinlich, nie gut genug übersetzen, aber es ist die einzige Möglichkeit,
die Poesie den anderen Ländern kennenzulernen. Wir haben doch Goethe und Schiller auch nicht gleich im Original gelesen
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#11 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу10.07.07 22:29
Катрин
NEW 10.07.07 22:29 
в ответ -Widd- 10.07.07 01:27
Für die "BALLADE VOM RAUCHIGEN WAGGON" danke ich Dir ganz besonders!
Es ist eins meiner Lieblingsgedichte und ich habe es noch nie auf Deutsch gelesen.
Und die Übersetzung ist sehr gelungen meiner Meinung nach!
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#12 
  -Widd- знакомое лицо10.07.07 22:57
NEW 10.07.07 22:57 
в ответ Катрин 10.07.07 22:29
В ответ на:
Und die Übersetzung ist sehr gelungen meiner Meinung nach!

Das denke ich auch!
#13 
kisa-777 коренной житель11.07.07 00:24
kisa-777
NEW 11.07.07 00:24 
в ответ Катрин 10.07.07 22:25
В ответ на:
Man kann die Gedichte, wahrscheinlich, nie gut genug übersetzen, aber es ist die einzige Möglichkeit,
die Poesie den anderen Ländern kennenzulernen
da hast du recht.
В ответ на:
Wir haben doch Goethe und Schiller auch nicht gleich im Original gelesen
- wie gerne ich so geantwortet hätte : doch
aber ich muss zugeben, dass ich noch kein Gedicht von Schiller gelesen habe...
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#14 
  delphy коренной житель11.07.07 12:02
NEW 11.07.07 12:02 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Freunde, bitte um Verzeihung... aber solche Texte machen mich traurig und beeinflussen mich irgendwie negativ.
Zum Beispiel:
...Denn der Wald ist meine Wiege und wird auch mein Grab... ...Sehr anziehend...
Du wirst es nicht schaffen, mich zu verjagen...Die Tür ist geöffnet - und leer ist dein Haus! ... Ich bekomme sofort die Gänsehaut...
Verjagen.. dein Haus ist leer... Ist es wirklich über die Liebe und Frühling?...
Aber heb deine Augen nicht,
Wenn ich nicht sterben soll.
In deinem Blick ist der Veilchen Licht,
Sie sind des Todes voll....
... Na, wunderbar... Das ist die totale Negativität... Ich hab schon in der Schule die Probleme gehabt um so was zu lernen...
"Wie seltsam, Liebste, ist's, wie schmerzend,
wenn Wurzeln, Äste uns vereinen,
wie seltsam, Liebste, ist's, wie schmerzend,
daß man zersägt wird und entzweit.
Es heilt die Wunde nicht im Herzen,
sie wird nur reine Tränen weinen,
es heilt die Wunde nicht im Herzen,
es fließt daraus nur flammend Leid."
.....Warum muss es immer mit Schmerz und Einsamkeit verbunden?!
Hat die russische Dichtung keine schöne Texte?
Z. B. die Texte mit Liebe, mit Freude, mit Zärtlichkeit ....
Warum muss alles so trüb und traurig sein?
Jetzt verstehe ich dich, Kisa, warum du manchmal so pessimistisch klingst...
Was Vysotsky betrifft... Seine Texte sind natürlich einmalig, aber ohne Musik kommen die bei mir nicht rein. Und auf Deutsch ist recht schwer...
Noch mal bitte um Verzeihung. Ihr alle habt euch viel Mühe gegeben um das alles rauszusuchen. Aber habt ihr nicht auf dem "Lager" etwas lustiges, freudiges, liebevolles ?
#15 
Karaokemaster завсегдатай11.07.07 15:27
Karaokemaster
NEW 11.07.07 15:27 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40

Anna Radlowa
Aus "Der Flügelgast":
Wir lieben, den wir bekochen, den,
für welchen wir hüten das Haus,
dem wir Kinder gebären und nähn -
Spielzeuggott, wirf die Netze aus -
was soll uns dein Netz, dein Traum, dein Pfeil,
wir wollen nicht sinken lassen das Herz,
bis zum grossen Frühling bleibe es heil,
dann wollen wir sterben ohne Schmerz.
Viele glitzernde Ringe zierten die Hand,
ein einziger Ring ziert sie jetzt schlicht.
Durch diesen betracht ich das Erdenland
und sehe nur Spartas schroffes Gesicht.
Dezember 1920
Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.©Alexis Carrel
#16 
kisa-777 коренной житель11.07.07 21:59
kisa-777
NEW 11.07.07 21:59 
в ответ delphy 11.07.07 12:02
В ответ на:
Hat die russische Dichtung keine schöne Texte?
-------Delphy, ich falle jetzt in Ohnmacht !!! es sind die schönsten gedichte, die ich kenne!!!und es geht um liebe, natürlich um die Liebe, die unglücklich oder sogar fatal ist !wenn die Liebe glücklich gewesen wäre, hätten die Dichter keinen Grund die Gedichte zu schreiben ...
die schönsten Gedichte sind für mich von Ahmatova, Cvetaeva und Brodsky. ich kenne einfach nicht die anderen Dichter
http://chng.it/fLDVftb7PY
#17 
kisa-777 коренной житель11.07.07 22:05
kisa-777
NEW 11.07.07 22:05 
в ответ Karaokemaster 11.07.07 15:27
ich bin in Ohnmacht...das gedicht ist sehr schön...
aber wocher kennst du Anna Radlova? ( ich kenne sie nicht, ich habe noch nie ihren Namen gehört)
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#18 
kisa-777 коренной житель11.07.07 22:20
kisa-777
NEW 11.07.07 22:20 
в ответ kisa-777 11.07.07 22:05, Последний раз изменено 11.07.07 22:21 (kisa-777)
Joseph Brodsky (1940-1996)
GEH NICHT AUS DEM ZIMMER! Ein Irrtum, verläßt du das Haus.
Wozu brauchst du Sonne, wenn du deine Blättchen rauchst?
Hinter der Tür ist alles sinnlos, besonders - Glücksgeschrei.
Nur rasch bloß aufs Klo und dann gleich wieder herein.
Oh, geh nicht aus dem Zimmer, ruf keinen Motor.
Weil der Raum ohnehin nur aus einem Korridor
besteht und mit dem Stromzähler endet. Und kommt eine
Milka mit offenem Mund: jag sie weg! ohne sie zu entkleiden.
Geh nicht aus dem Zimmer; betrachte dich als erkältet.
Die Wand, der Stuhl: gibts Interessanteres auf der Welt? Es
bringt nichts, warum rausgehen, ja was nützt es,
wenn du abends als der Alte wiederkommst,
nur leider - verkrüppelt?
Oh, geh nicht aus dem Zimmer. Kapier doch, tanz Bossa Nova
nur im Mantel, ganz nackt, und in Schlappen die bloßen Sohlen.
Auf dem Flur riechts nach Kohl und nach Schmiere für die Skier.
Du hast viele Buchstaben geschrieben; noch einen v
und es wären zu viele.
Geh nicht aus dem Zimmer. Als einziges soll so
das Zimmer erraten, wie du aussiehst. Und überhaupt: inkognito
ergo sum, sagte die Substanz zur Gestalt, zornig und zankig.
Geh nicht aus dem Zimmer! Draußen ist ohnehin nicht Frankreich.
Sei kein Idiot! Sei das, was die andern nie waren, nie im Leben.
Geh nicht aus dem Zimmer! Gib dich einzig den Möbeln
hin, verschmelz mit den Tapeten. Sperr dich ein,
verbarrikadier dich zum Schluß
mit dem Schrank gegen Chronos, Kosmos, Eros, Rasse und Virus.
1970 /?/ (Aus dem Russischen von Ralph Dutli)
leider ist das das einzige übersetzte Gedicht, das ich gefunden habe...

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#19 
моргана фея11.07.07 23:01
моргана
NEW 11.07.07 23:01 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Was für ein wunderschöner Thread!!!
Ich habe so viel Freude empfunden beim lesen und wiedererkennen meiner Lieblingspoeten.
Danke, Kisa!
#20 
kisa-777 коренной житель11.07.07 23:11
kisa-777
NEW 11.07.07 23:11 
в ответ моргана 11.07.07 23:01
ich war mir eigentlich ganz sicher , dass es dir gefallen wird , und ich freue mich, dass es so wirklich ist aber das war nicht meine Idee ich bin auch sehr beeindruckt davon, dass viele Übersetzungen so gut sind...
http://chng.it/fLDVftb7PY
#21 
  delphy коренной житель12.07.07 12:17
NEW 12.07.07 12:17 
в ответ kisa-777 11.07.07 21:59
В ответ на:
Delphy, ich falle jetzt in Ohnmacht !!!

Bitte nicht... Die letzte Zeit bist du hier so wie so selten...
Ich bin wahrscheinlich eine sehr empfindliche Person. Ich kann einen traurigen Film schauen und weinen. Kann ein abenteuerliches Buch lesen und mir 100 von Gedanken machen, wie kommt die Person aus der kritischen Situation raus... Ich kann mit jemand sehr böse sein, aber wenn ich sehe, dass ihm / ihr schlecht geht, bricht es mir das Herz und dann muss ich dabei sein...
Ich glaube, bin ganz normal. Deswegen alles, was negativ ist (und die Gedichte sind negativ: über die verlorene Liebe, nicht annerkanter Patriotismus) dann möchte ich die Seite einfach umblättern, weil das beeinflusst mich...
Es gibt viele russichen Gedichte, die nicht unbedingt überall bekannt sind, die aber sehr zärtlich fürs Auge sind... Und dabei geht das Herz auf... Man freut sich für die Person, die es geschrieben hat...
Es wundert mich nicht, dass es Menschen gibt, wem solche Gedichte gefallen. Alle sind schließlich verschieden. Und dadurch ist unsere Unterhaltung vielseitiger... Findest du es nicht ?
#22 
kisa-777 коренной житель12.07.07 14:13
kisa-777
NEW 12.07.07 14:13 
в ответ delphy 12.07.07 12:17, Последний раз изменено 12.07.07 14:14 (kisa-777)
В ответ на:
Die letzte Zeit bist du hier so wie so selten
----wie so? ich bin jeden Tag hier und freue mich über und auf die Möglichkeit mit dir zu sprechen
В ответ на:
Ich kann einen traurigen Film schauen und weinen
das finde ich super klasse, das heißt aber nicht, dass ich dich für eine uberempfindliche Person halten würde. Die Gefühle und die Emotionen sind wichtiger zu "haben", als alles anderes, und wenn ein Mensch nicht auf den Film oder auf ein Buch reagiert, dann ist es für mich irgendwie komisch ...
В ответ на:
dann möchte ich die Seite einfach umblättern, weil das beeinflusst mich...
----------es gibt einige Bücher und einige Filme, die ich aus solchen Gründen nich lesen /sehen kann... (z.B "Weißer Bim,schwarzes Ohr"- tml für die plumpe Übersetzung)
В ответ на:
Es gibt viele russichen Gedichte, die nicht unbedingt überall bekannt sind, die aber sehr zärtlich fürs Auge sind... Und dabei geht das Herz auf...

ich bitte dich ---->suche , finde, bringe, ich freue mich auch darauf
В ответ на:
Alle sind schließlich verschieden. Und dadurch ist unsere Unterhaltung vielseitiger

http://chng.it/fLDVftb7PY
#23 
  delphy коренной житель12.07.07 15:10
NEW 12.07.07 15:10 
в ответ kisa-777 12.07.07 14:13
Ich wusste, dass du mich richtig verstehen wirst.
Die Gedichte sind auf Russisch, Kisalein. Und hier darf man nicht auf Russisch schreiben. Моргана hat mich schon vorgewandt...
Und ich werde die nicht übersetzen.
#24 
kisa-777 коренной житель12.07.07 19:16
kisa-777
NEW 12.07.07 19:16 
в ответ delphy 12.07.07 15:10
В ответ на:
Und ich werde die nicht übersetzen.

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#25 
Karaokemaster завсегдатай13.07.07 13:16
Karaokemaster
NEW 13.07.07 13:16 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Die Nachtigall und die Rose
Im tief verstummten Park, in warmer Frühlingsnacht
Vor ihrer Rose süß die Nachtigall erwacht:
Die liebe Rose doch, nicht fühlt sie und nicht dankt sie,
Das Liebeslied verhallt, verschlafen nickt und schwankt sie.
Singst du nicht ebenso der kalten Schönen zu?
Komm zur Vernunft, Poet, wohin nur irrtest du?
Sie hat den Dichter nicht gefühlt noch wahrgenommen;
Schau nur - sie blüht; doch sprich - nie wird dir Antwort kommen.
Gedicht von Alexander Puschkin (1799-1837)
Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.©Alexis Carrel
#26 
kisa-777 коренной житель13.07.07 15:51
kisa-777
NEW 13.07.07 15:51 
в ответ Karaokemaster 13.07.07 13:16

http://chng.it/fLDVftb7PY
#27 
kisa-777 коренной житель14.07.07 02:03
kisa-777
NEW 14.07.07 02:03 
в ответ kisa-777 13.07.07 15:51
die verschiedene Übersetzngen meines Lieblingsgedichtes
von A.S.Puschkin

Täuscht das Leben dich, verzage,
Zürne nicht, so weh es tut!
Faß am Trauertage Mut:
Glaub, es kommen Freudentage.
Zukunft unser Herz erfüllt,
Leid nimmt Gegenwart gefangen:
Alles ist so rasch vergangen;
Was vergangen ist, wird mild.
Übersetzt von Michael Engelhaard
andere Übersetzung:
Hat das Leben dich betrogen,
Traure nicht und zürne nicht!
Mit des neuen Tages Licht
Ist vielleicht dein Leid verflogen.
Hoffnung hege stets aufs neu.
Mag das heute dich betrüben,
Alles, alles geht vorbei.
Ist's vergangen, wirst du's lieben.
Übersetzt von Martin Remané
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#28 
kisa-777 коренной житель14.07.07 02:04
kisa-777
NEW 14.07.07 02:04 
в ответ kisa-777 14.07.07 02:03
***
Ich liebte Sie: Vielleicht ist dieses Feuer
In meinem Herzen noch nicht ganz verglüht;
Doch Ihre Ruh ist mir vor allem teuer;
Durch nichts betrüben will ich Ihr Gemüt.
Ich liebte Sie, stumm, hoffnungslos und schmerzlich,
In aller Qual, die solche Liebe gibt;
Ich liebte Sie so wahrhaft und so herzlich,
Gott geb, daß Sie ein andrer je so liebt.
Übersetzt von Friedrich Bodenstedt
andere Übersetzung:

Ich liebte dich: vielleicht ist noch bis heute
In meiner Brust dies Feuer nicht verglüht;
Doch will ich nicht, daß sie dein Schmerz erneute -
Nichts soll fortan erregen dein Gemüt!
Ich liebte dich mit hoffnungslosem Schweigen,
Bald schüchtern, bald durch Eifersucht betrübt;
Ich liebte dich so innig, so treueigen -
Gott gebe, daß ein andrer dich so liebt!
Übersetzt von F. Fiedler
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#29 
  Godiva* старожил25.07.07 15:44
NEW 25.07.07 15:44 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Gleisdreieck
Für Nadežda Aleksandrovna Zalščupina
Womit begnügt sich so ein Sonderling im Leben,
Der jeden Tag für kärgliches Entgelt
Den Dachboden, befindlich überm Brüllen dieser Gegend,
Dem Untergang vermietet, der aus Potsdam eilend schnellt.
Rosen und Reseden hat er tümmelnd ausgebreitet
Im Korb, der auf dem Eckstein sich verdingt,
Wo mit Semaphoren um die Schönheitskrone streitet
Beschneite Weite, duftend nach Benzin.
Kein Zwielicht in den Händen, sondern Schminke
Bei Dächern, Röhren und Rühr-mich-nicht-ans.
Die U-Bahn stürzt dorthin aus finstren Winkeln
Und fliegt auf rauchigen Flügeln die Grimassen lang.
30. Januar 1923
Berlin
#30 
  Godiva* старожил25.07.07 15:44
NEW 25.07.07 15:44 
в ответ Godiva* 25.07.07 15:44
Es ist nicht schön, berühmt zu sein,
Nicht das bringt uns nach vorne.
Richte kein Archiv dir ein,
Wo Krakelschriften dorren.
Das Ziel des Schaffens? Gib dich hin,
Frag nicht nach Beifall und Erfolgen.
Wie schändlich, wenn man sich besinnt,
Nur auf dein hohles Sprücheklopfen.
Verzichte auf Selbstherrlichkeit,
Leb so, dass letztlich erst
Der Raum sich liebend zu dir neigt
Und du den Ruf der Zukunft hörst.
Im Schicksal lasse Lücken frei,
Doch das Papier muss stimmen.
Lass auf dem Rand das Allerlei
Des ganzen Lebens wimmeln.
Tauch in die Unbekanntheit weg,
Verberge deine Schritte,
So wie die Landschaft sich versteckt
Im Nebel, undurchsichtig.
Andre werden deine Spur
Fast Zoll um Zoll befragen,
Doch achte nicht den Unterschied
Von Sieg und Niederlage.
Du darfst nicht einen Fingerbreit
Dich von dir selbst abwenden.
Bleib nur am Leben, stets bereit
Zu leben ganz und bis zum Ende.
#31 
schild знакомое лицо25.07.07 23:21
schild
NEW 25.07.07 23:21 
в ответ kisa-777 14.07.07 02:04
Heimaterde
Und auf der Welt ist niemand tränenloser,
Hochmütiger und einfacher als wir.
1922
Wir tragen sie nicht auf der Brust in Broschen,
Wir dichten schluchzend keinen Vers auf sie,
Kein bittrer Traum hat sich aus ihr ergossen,
Wir sehn sie nicht als künftges Paradies,
Wir machen sie in unsrer Seele nicht
Zum Gegenstand von Ankauf und Verkauf,
Und er, der arm und krank über sie schlich,
Nahm sie nicht einmal in sein Beten auf.
Ja, für uns ist das Schmutz auf Galoschen.
Ja, für uns ist das Sand beim Kaun.
Und wir zermahlen, schlucken und stoßen
Diesen unvermischten Staub.
Und weil wir, zu ihr werdend, uns in sie legen,
Nennen wir sie √ die unsrige eben.
1. Dezember 1961
Leningrad. Krankenhaus. Gawan.
A.Achmatowa
#32 
schild знакомое лицо25.07.07 23:26
schild
NEW 25.07.07 23:26 
в ответ schild 25.07.07 23:21
Übersetzung aus dem Russischen: `Pesenka o moskowskom murawje' von Bulat Okudzhava.
Wer glaubt das? Der einfachste von allen,
Der schon sein ganzes Leben war allein, -
Er wollte plötzlich auf die Knie fallen
Und glauben, verzaubert zu sein.
An diesem Tag hat Ruhe ihn verlassen,
Denn eitel war ab dann des Alltags Sumpf,
Nach seinem Vorbild und nach seinem Geiste
Die Göttin er für sich allein erschuf.
Er wartete - kein Zeichen gab der Himmel.
Am achten Tage war es dann soweit:
Aus Licht der Nacht entstand sie, wie auch immer,
Ein leichter Mantel war ihr ganzes Kleid.
Sie einzutreten bat er, und er wusste
Nicht mehr, ob er war traurig oder froh.
Und seiner Göttin müde Hand er küsste,
Und ihre alten Schuhe ebenso.
Sie sprachen wortlos wundersamerweise,
Und ihre Schatten zitterten im Wind,
So schön wie Götter, und wie Götter weise,
Und traurig, wie Erdbewohner sind.
#33 
schild знакомое лицо25.07.07 23:30
schild
NEW 25.07.07 23:30 
в ответ schild 25.07.07 23:26
Ein Segler
Einsam glänzt ein weißes Segel
In des Meeres blauem Nebel!
Von der Fremde, was verlangt's?
Was verblieb am Heimatstrand?..
Winde heulen, treiben Wogen,
Und der Mast knarrt weggebogen...
Weh, der Segler sucht kein Glück,
Und er weist es nicht zurück!
Unter ihm strömt helle Bläue,
Golden strahlt die Sonn' aufs neue...
Mit der Windsbraut will er rechten,
Als wenn Stürme Ruhe brächten!
1832
M.Lermontow
#34 
Malina sladkaja свой человек28.07.07 23:25
Malina sladkaja
NEW 28.07.07 23:25 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Ich habe mir oft Gedanken gemacht , wie würde wohl der eine oder der andere Gedicht in Deutsch klingen.
Danke Dir für die Mögligkeit es zu erfaren.
#35 
schild знакомое лицо29.07.07 10:26
schild
NEW 29.07.07 10:26 
в ответ Malina sladkaja 28.07.07 23:25
Alexander Block
Ich spüre Dich...
(Aus dem Russischen von Annemarie Bostroem)
Ich spüre Dich. Vergeblich wandert Jahr um Jahr
Vorbei, und immer ahn ich als Erscheinung Dich.
Der Horizont flammt auf, wird unerträglich klar,
Mich sehnend, liebend, schweigend warte ich.
Der Horizont flammt auf und kündet Dein Erscheinen,
Doch mir wird angst: Du änderst Dein Gesicht.
Ich kann in mir nicht den Verdacht verneinen,
Du trügest die gewohnten Züge nicht.
O abgrundtief, verzweifelt werd ich fallen,
Denn ich bewältigte die Träume nicht.
Wie klar der Horizont ist und wie nah die Strahlen,
Doch mir wird angst: Du änderst Dein Gesicht.
(1901)
#36 
kisa-777 коренной житель02.08.07 13:14
kisa-777
NEW 02.08.07 13:14 
в ответ schild 29.07.07 10:26, Последний раз изменено 02.08.07 13:15 (kisa-777)
Godiva*, schild, Malina sladkaja -- ich danke euch obwohl ich jetzt kein zeit dafuer habe, um alles zu lesen, ich freue mich darauf !!!
http://chng.it/fLDVftb7PY
#37 
allinia прохожий29.08.07 13:45
NEW 29.08.07 13:45 
в ответ kisa-777 02.08.07 13:14
kisa-777, du sagst du magst Gedichte von Josef Brodsky. Ich mag sehr ein Gedicht von ihm. Ich würde es gerne auch in Deutsch kennenlernen. Das heißt " ПИЛИГРИМЫ "
В ответ на:
Мимо ристалищ, капищ,
мимо храмов и баров,
мимо шикарных кладбищ,
мимо больших базаров,
мира и горя мимо,
мимо Мекки и Рима,
синим солнцем палимы,
идут по земле пилигримы.
Увечны они, горбаты,
голодны, полуодеты,
глаза их полны заката,
сердца их полны рассвета.
За ними ноют пустыни,
вспыхивают зарницы,
звезды встают над ними,
и хрипло кричат им птицы:
что мир останется прежним,
да, останется прежним,
ослепительно снежным
и сомнительно нежным,
мир останется лживым,
мир останется вечным,
может быть, постижимым,
но все-таки бесконечным.
И, значит, не будет толка
от веры в себя да в Бога.
...И, значит, остались только
иллюзия и дорога.
И быть над землей закатам,
и быть над землей рассветам.
Удобрить ее солдатам.
Одобрить ее поэтам.
"

vielleicht kennst du es auch auf Deutsch? oder du weisst, wo man es finden kann?
#38 
kisa-777 коренной житель29.08.07 17:46
kisa-777
NEW 29.08.07 17:46 
в ответ allinia 29.08.07 13:45
ja, ich mag Brodsky und ich mag dich, dafür dass du ihn auch magst
ich suche nach der Übersetzung.
http://chng.it/fLDVftb7PY
#39 
kisa-777 коренной житель17.09.07 00:24
kisa-777
NEW 17.09.07 00:24 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40, Последний раз изменено 17.09.07 00:27 (kisa-777)
kisa-777 коренной житель17.09.07 00:39
kisa-777
NEW 17.09.07 00:39 
в ответ kisa-777 17.09.07 00:24, Последний раз изменено 17.09.07 00:41 (kisa-777)
Erstes Kapitel von Onegin ( A.S.Puschkin, übersetzung von Theodor Commichau)
Zu leben hastet er,
zu fühlen eilt er sich.
Fürst Wjasemski

1
Mein Onkel handelt gut und richtig,
Jetzt plötzlich sterbenskrank zu sein:
Denn seine Launen sind dann wichtig,
Gescheitres fiel ihm selten ein.
Sein Beispiel ? andern eine Lehre!
Wenn nur, o Gott, die Qual nicht wäre,
Daß man nicht loskommt Tag und Nacht
Von unbequemer Krankenwacht!
Und diese Last gemeinster Pflichten:
Solch halbem Leichnam beizustehn,
Mit Arzenei zur Hand zu gehn,
Wehleidig ihm sein Bett zu richten,
Man seufzt dann wohl und denkt für sich:
Wann endlich holt der Teufel dich!
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#41 
Maribill прохожий18.09.07 15:38
Maribill
NEW 18.09.07 15:38 
в ответ моргана 11.07.07 23:01
Anna Achmatova
Herz ist nicht an Herz gekettet,
Wenn du möchtest √ kannst du gehn.
Wie auf Rosen ist gebettet,
Der da frei geht seinen Weg.
Kein Geheule, keine Klagen,
Glücklich werd ich niemals sein!
Küss mich nicht, bin müd, verzagt,
Mich küsst nur der Tod allein.
Quälte mich so lange Tage
Mit dem Winter, der so weiß...
Warum bist du besser, sag es,
Als der Mann, der mir verheißen.
Frühling 1911
#42 
Maribill прохожий18.09.07 15:40
Maribill
NEW 18.09.07 15:40 
в ответ Maribill 18.09.07 15:38
Anna Achmatova
Mein Lächeln hat jetzt aufgehört,
Der Wind kühlt frostig mir den Mund,
Die eine Hoffnung ist zerstört,
Bald tut ein neues Lied sich kund.
Unwillentlich schenk ich dies Lied
Dem Hohn und Spott, dem schlechten Scherz,
Weil das Schweigen in der Liebe
Die Seele unerträglich schmerzt.
17. März 1915 Carkoe Selo
#43 
Maribill прохожий18.09.07 15:40
Maribill
NEW 18.09.07 15:40 
в ответ Maribill 18.09.07 15:40
Anna Achmatova
Mit denen bin ich nicht, die Erde überließen
Den Feinden zur Zerstückelung, zum Fraß.
Der Grobheit werd ich stets mein Ohr verschließen,
Kein Lied ich denen überlass.
Und der Verbannte? √ Werd ihn stets bedauern,
Wie ist er eingeschlossen, kränkelt in der Not!
Dein dunkler Weg wird, Pilger, lange dauern,
Nach Wermut duftet fremdes Brot.
Doch hier, wo dichter Qualm und Feuerrauch
Den letzten Rest von Jugend uns erstickt,
Hier weichen wir nicht einem Schlage aus,
Und treten keinen einzgen Schritt zurück.
Wir wissen, dass von denen, die uns folgen,
Nicht eine Stunde Leids vergessen wird,
Denn auf der Welt ist niemand tränenloser,
Hochmütiger und einfacher als wir.
Juli 1922 Petersburg
#44 
  ALEXANDER@ посетитель25.09.07 16:00
NEW 25.09.07 16:00 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Ich würde sehr dankbar für Texte von russischen Romanzen in Deutsch oder für Links mit diesen Texten.
Danke!
#45 
kisa-777 коренной житель25.09.07 19:06
kisa-777
NEW 25.09.07 19:06 
в ответ ALEXANDER@ 25.09.07 16:00
ich auch
http://chng.it/fLDVftb7PY
#46 
zhenja_J знакомое лицо17.10.07 18:29
zhenja_J
NEW 17.10.07 18:29 
в ответ kisa-777 10.07.07 00:10
Kisa, das erste Gedicht von Zvetaeva, das Du vorführst, ist eins meiner Lieblingsgedichte. Wer ist der Übersetzer?
#47 
zhenja_J знакомое лицо17.10.07 18:31
zhenja_J
NEW 17.10.07 18:31 
в ответ -Widd- 10.07.07 01:27, Последний раз изменено 17.10.07 18:34 (zhenja_J)
Die Übersetzung von "Мне нравится, что я..." ist einfach genial!
Haben Sie ganz "С лёгким паром" auf Deutsch zitiert?
#48 
kisa-777 коренной житель17.10.07 18:36
kisa-777
NEW 17.10.07 18:36 
в ответ zhenja_J 17.10.07 18:29
В ответ на:
Wer ist der Übersetzer?
---tml, ich weiß es nicht...ich habe das nicht gleich gespeichert, deswegen kann ich auch jetzt nicht nachschlagen...
http://chng.it/fLDVftb7PY
#49 
zhenja_J знакомое лицо17.10.07 20:10
zhenja_J
NEW 17.10.07 20:10 
в ответ kisa-777 17.10.07 18:36
Obwohl so toll ist die Übersetzung nicht, im Vergleich mit dem Оriginal.:-))) Weißt Du, in Russland haben unsere besten Dichter "ihre" Dichter übersetzt: Pasternak übersetzte Shakespeare und Goethe, Marschak Keats und Shelley, Lermontov Byron u.s.w. Ihre Übersetzungen sind Meisterwerke und mit den Originalen durchaus vergleichbar. Und wer übersetzte "unsere" Dichter? Keine deutschen Dichter, sondern Slawisten und Russlandexperten. Deshalb entbehren manche deutsche Übersetzungen leider der Qualität.
Rate mal, wer der Autor dieses Gedichtes ist und woher das Original stammt. Doch versprich mir nicht zu googl'n!;-). Ich werde nicht müde, dieses Beispiel zu demonstrieren.
Erst gestern war es,
denkst du dran?
Es ging der Tag zur Neige.
Ein böser Schneesturm
da begann
und brach
die dürren Zweige.
Der Sturmwind
blies die Sterne weg,
die Lichter, die wir lieben.
Vom Monde gar war
nur ein Fleck,
ein gelber Schein
geblieben.
Und jetzt?
So schau doch nur hinaus:
Die Welt ertrinkt in Wonne.
Ein weißer Teppich
liegt jetzt aus.
Es strahlt und
lacht die Sonne.
Wohin du siehst:
Gans puderweiß
geschmückt sind alle Felder.
Der Bach rauscht
lustig unterm Eis.
Nur finster Stehn
die Wälder.
#50 
michele58 местный житель17.10.07 21:15
michele58
NEW 17.10.07 21:15 
в ответ zhenja_J 17.10.07 20:10
Ich denke, ich hab' geraten!!! Aber mir scheint's, dass der erste Teil des Originals ein bisschen kürzer ist. Oder?
Главное, ребята, Herz'ем не стареть!
#51 
zhenja_J знакомое лицо17.10.07 21:37
zhenja_J
NEW 17.10.07 21:37 
в ответ michele58 17.10.07 21:15
Ich denke, es liegt an der Art und Weise der Zeilenteilung, ansonsten ist der Originalabschnitt genauso lang.
#52 
kisa-777 коренной житель17.10.07 21:39
kisa-777
NEW 17.10.07 21:39 
в ответ zhenja_J 17.10.07 20:10
вечор , ты помнишь, вьюга злилась?????ich habe nicht gegoogelt und sogar sehr schnell verstanden, worum es geht, aber...aber das ist natürlich kein Pushkin mehr...
http://chng.it/fLDVftb7PY
#53 
michele58 местный житель17.10.07 21:58
michele58
NEW 17.10.07 21:58 
в ответ kisa-777 17.10.07 21:39
В ответ на:
das ist natürlich kein Pushkin mehr..
Trotzdem hast du das Gedicht erkannt. Und ich auch. Das Thema und die Hauptgestalten sind geblieben.
Главное, ребята, Herz'ем не стареть!
#54 
zhenja_J знакомое лицо17.10.07 21:58
zhenja_J
NEW 17.10.07 21:58 
в ответ kisa-777 17.10.07 21:39
Na. Du bist aber schlau! Ich hätte ihn niemals, NIEMALS, erkannt, wenn dadrunter sein Name nicht stünde. Wie kann man so schöne Zeilen dermaßen verstümmeln?!
#55 
zhenja_J знакомое лицо17.10.07 22:00
zhenja_J
NEW 17.10.07 22:00 
в ответ michele58 17.10.07 21:58
В ответ на:
Das Thema und die Hauptgestalten sind geblieben.
Aber es ist ein anderes Gedicht! Zum gleichen Thema und über dieselbenn Hauptfiguren.
#56 
michele58 местный житель17.10.07 22:09
michele58
NEW 17.10.07 22:09 
в ответ zhenja_J 17.10.07 21:37
В ответ на:
ansonsten ist der Originalabschnitt genauso lang

Erst gestern war es, denkst du dran?
Es ging der Tag zur Neige.
Ein böser Schneesturm da begann
und brach die dürren Zweige.
Der Sturmwind blies die Sterne weg,
die Lichter, die wir lieben.
Vom Monde gar war nur ein Fleck,
ein gelber Schein geblieben.
Ich hab' die Zeile gesammelt, und jetzt haben wir acht. Im Original gab's sechs ("Und nun, kuck mal durch Fenster" einschließlich).
D.h., das Thema wurde bei der Übersetzung ein bisschen verbreitet.
Главное, ребята, Herz'ем не стареть!
#57 
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