Ich saß in der Halle des Flughafens Köln-Bonn. Der Flieger mit meinem Freund aus Moskau, der nach Köln zur jährlichen Fahrradmesse kommen sollte, war bereits in Anflug. Es war Morgengrauen; außer mir saßen in der Halle nur noch ein paar Menschen herum. Ein magerer Türke in Uniform staubte den Kachelfußboden mit abwesendem Blick ab.
Ein älterer stämmiger Deutscher mit rötlichem Gesicht, der neben mir saß, schlug eine Boulevardzeitung auf. Argwöhnisch musterte er den Leitartikel mit dem Titel "Rente vom Staat führt in die Armut". In der Mitte des Artikels war eine Alterspyramide aufgeführt. Sie ähnelte eher einem hässlichen fetten Tausendfüssler als dem schönen Weihnachtsbaum aus den Zeiten von Ludwig Erhard. Dies schien das Rotgesicht sichtbar zu irritieren.
Ich selber hatte weder Zeitung noch Buch mit. Daher schaute ich aus Langeweile ab und zu in die Zeitung meines Nachbarn rein. Auf einer Seite erblickte ich einen Kurzbericht zum gestrigen Urteil des Oberlandesgerichts in Düsseldorf. Danach sollten 26 angebliche Russlanddeutsche, die ins Land eingereist waren aber ihre deutsche Herkunft nicht wie gefordert nachweisen konnten, abgeschoben werden. Ich erinnerte mich, dass ich vor 3-4 Monate über diesen Fall in der russischsprachigen Presse gelesen hatte. Es müsste sich wohl um eine 27-köpfige Spätaussiedlerfamilie handeln, die nach Deutschland aus Kasachstan mit einem Bus kam. Als der Bus über Polen fuhr, starb die Oma. Man hätte aber diese Oma den deutschen Behörden unbedingt lebend vorweisen sollen. Denn sie war die einzige in der Familie, die gerade noch zu soviel Prozent deutsch war, was das Amt als die untere zulässige Grenze ansah. Die restlichen 26 Familienmitglieder waren weniger deutsch. Die tote Oma zählte nicht mehr. Unglücklicherweise hatte die Familie vor der Abreise all ihr Gut und Hab in Kasachstan verkauft und stand nun vor der Tür in einem Aufnahmelager in NRW. Das Gericht musste entscheiden, wie es weiter läuft. So was ungefähr stand damals in einer russischsprachigen Zeitung. Und jetzt schien das rechtskräftige Gerichtsurteil gefallen zu sein.
Was an einem Rechtsstaat gut ist, dass das Recht immer siegt. Nicht das Gute das Böse oder die Vernunft den Unsinn, weil dies zu subjektiv wäre, sondern das Recht das Unrecht. Und es ist gut so.
Kaum mein Nachbar die Zeitung zu Ende gelesen und zur Seite gelegt hatte, hielt ein Polizeibus vor dem Eingang in die Flughafenhalle auf. Die Tür zur Halle ging auf und mehrere Leute füllten plötzlich den fast leeren Raum. Ich sah breite Bauerngesichter und kräftige Arbeiterhände erwachsener Männer und Frauen, mehrere Kinder mit schlecht gekämmten Haar, ein paar ältere Frauen mit Goldzähnen. Das Groß war unter 30; sie trugen in den Händen alte Reisetaschen mit kaputten Reißverschlüssen und schoben staubige mit Scotch überklebten Kartons mit ihren Füssen vor sich hin. Acht Polizisten begleiteten sie.
Scheinbar mussten sie eine Etage höher, zum Abflug, weil sie für eine ganze Weile den Aufzug belegten. Drei Polizisten blieben unten, drei kamen nach oben. Zwei Beamte postierten sich im Aufzug. Die Wartenschlange der Reisenden vor dem Aufzug wurde langsam kürzer. Auf den braunen Gesichtern von den Erwachsenen und Kindern war keine Erregung wegen der anstehenden Reise zu erkennen. Vielmehr Müdigkeit und Gleichgültigkeit.
Als sie alle weg waren, schaute ich zu meinem stämmigen Nachbarn kurz hin. Er schlief mit halboffenem Mund und schnarchte. Die Zeitung lag zusammengefaltet auf seinen Knien. Jetzt konnte ich mir den Tausendfüssler etwas genauer ansehen. Ich bekam das Gefühl, dass dieser noch hässlicher würde.

Um ganz ehrlich zu sein, verstehe ich nicht wirklich, was Du genau versuchst zu kritisieren. Ab und zu habe ich das Gefuehl, dass Menschen der Meinung sind, dass es ausreicht einen Deutschen Schaeferhund zu besitzen um nach Deutschland zu kommen. Die deutsche Einwanderungspolitik ist recht bescheidener Natur. Vielleicht sollten ein paar Leute endlich mal einsehen, dass Deutschland ein Zuwanderungsstaat ist.
Eines muss man jedoch wissen, die deutsche Staatsbuergerschaft wird durch Blut vererbt, bis in die dritte Generation. Also wird wohl die Oma doch nicht so deutsch gewesen sein. Ausserdem sehe ich die humane Ader der Deutschen Rechtsprechung: Die Leute wurden per Flugzeug heimgeschickt. Die Tatsache, dass sie alles aufgegeben haben, aendert nicht das Geringste daran, dass sie kein Recht darauf haben, sich in Deutschland aufzuhalten. Wenn ich wir Deinen Gedanken weiterfuehren, muessten wir jeden einzelnen Afrikaner, der es auf gut Glück versucht, ueber das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, ebenfalls aufnehmen. Den Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung in Detuschland, verstehe ich ebenfalls nur sehr wenig. Wenn wir schon das Problem mit Hilfe der Zuwanderung loesen wollen, dann vielleicht mit Hilfe eines Quoten-Systems, aehnlich dem in Australien.
Ein paar klaerende Worte des Autors gebraucht :D

"Ein paar klaerende Worte des Autors gebraucht"
Aber gern... Ich kritisiere gar nichts, ich mache nur eine Momentaufnahme... Da ich selber deutsche Krankenversicherer im Hinblick auf Risiken berate, bin ich mit der Lage ein bißchen vertraut... Man muss aber kein Experte sein, um verstehen zu können, was passiert, wenn nicht drei Beitragszahler einen deutschen Rentner ernähren sollen, sondern zwei oder sogar schon eineinhalb, was bald der Fall sein wird. Unter diesem Gesichtspunkt ist mir scheißegal, ob hier das australische oder kanadische Quoten-System eingeführt wird oder schlicht junge Menschen egal welcher Abstammung ins Land geholt werden. Denn jede Art Einwanderung ist besser, als ein echter Generationskonflikt, der aus einem zivilisierten Europäer einen Kannibalen machen wird, so dass die Ereignisse des dritten Reiches verblassen werden...

Wo findet denn Einwanderungspolitik statt? Das ist eher Abwehrpolitik!
Einerseits beklagt man laut, dass Fachkräfte in das Ausland abwandern, weil sie dort bessere Bedingungen antreffen, andererseits wird die Zuwanderung von Fachkräften aus Nicht-EG-Ländern fast unmöglich gemacht. Gut, Akademiker mit besonderen Leistungen werden noch akzeptiert, aber das "gemeine Volk" soll möglichst da bleiben, wo es ist.

Aha, da muss ich mal schnell zur Blutprobe gehen. Haben sich die Bestimmungen nach 1944 geändert? Früher reichte ein Ariernachweis.

Machen wir ja auch, wenn er aus einem Land kommt, in dem Verfolgung droht. Notfalls schmeißt er seinen Pass fort und erzählt eine abenteuerliche Geschichte. Auch Russen waren hier einmal sehr willkommen, als man noch Bürger aus den Krallen des "Feindes" retten konnte. Daraus konnte man wieder ein paar Eiswürfel für den "Kalten Krieg" machen. Und jetzt? Menschenrechte? Was kann mich das kümmern, wo doch über 30% unseres Erdgases aus Russland kommen? Meine warme Bude ist mir wichtiger, als die da weit im Osten.

Da hilft nur, dass man sich mal kundig macht. Das ist keine Entwicklung, das ist schon eine Katastrophe. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass man von einem großen, vereinigten Europa mit gemeinsamer Sozialkasse träumt, in die dann die kinderreichen Regionen in den Topf einzahlen, um unsere Renten zu sichern.

Ich kenne mich mit all diesem Rentenkram (noch) nicht aus; bin einfach sehr unpraktisch.
Was mich in dieser Kurzgeschichte betroffen hat und was mir am meisten gefiel - auch wenn der Autor etwas ganz anderes im Sinn hatte und seine Botschaft nicht mit meinem Verstädnis des Textes übereinstimmt - also, was ich ganz treffend fand, ist Dels Bemerkung, dass in diesem Land immer das Recht gewinnt. Nicht das Gute, nicht die Vernunft - mit anderen Worten, nicht menschliche Eigenschaften, oder gar die Menschlichkeit als solche, sondern das Gesetz. Das Gesetz bestimmt hier, was erlaubt oder nicht erlaubt ist, was gut oder schlecht ist. Das Gesetz und nicht die Moral!
Das betrifft nicht nur die Frage der Abschiebung, sondern gilt für alle Bereiche des Lebens. Das Gesetz schafft Ordnung im Leben, aber manchmal leider auf Kosten der Menschlichkeit.IMHO

Bist Du mir böse, wenn ich Dich korrigiere?:
das Recht immer siegt. Nicht das Gute das Böse oder die Vernunft den Unsinn.
Sag mir ruhig, wenn es Dich stört, dann mache ich es nicht mehr.

Ja, aber was ist Recht?
Das hat nichts mit moralischer Einsicht, Vernunft oder Menschlichkeit zu tun.
Das sind Gesetze und Vorschriften. Davon gibt es in Deutschland unendich viele. Ich glaube, in der beziehung ist Deutschland absoluter Weltmeister.
Ein Grieche hat mal das griechische Rechssystem gelobt. Ich zweifelte, doch er erklärte es mir:
Nach der Militärdiktatur wurden fast alle Gesetze erst einmal gestrichen. Man begann neue Gesetze zu formulieren, die dem neuen System und den Menschenrechten entsprechen.
In Griechenland gehen die Uhren anders, also dauert es seine Zeit. Es gibt im Vergleich sehr wenige Gesetze.
Da muss der Richter entscheiden, was Recht ist, da ist er und sein Verstand, sein Rechtempfinden gefordert.
Was macht der Richter hier? Er versucht den Rechtstreit mit den unendlich vielen Paragraphen in Einklang zu bringen. Man kann nur noch hoffen, dass der eigene Anwalt zu dem vorliegenden Fall ein paar Paragraphen mehr kennt, die sich vorteilhaft auswirken. Doch kommt dabei Recht heraus? Vielleicht kennt die Gegenseite mehr Regeln. Im besten Fall ist das "Urteil" ein aus dem Gesetzes-Chaos gebildeter Kompromiss.

Taro! Bin Dir explizit dankbar dafür! Ich hoffe, dass mein Deutsch verbesserungswürdig ist... ;-))

Warum dieses deformierte Gebilde immer noch Alterspyramide heisst, wird mir immer ein Rätsel bleiben.
In einigen Ländern mag es ja noch zutreffen, aber für die deutsche Variante sollte man endlich einen passenderen Ausdruck wählen.
Immerhin besteht bei der aktuell bevorzugten Politik und der Entwicklung in der Medizin die Chance, dass es wieder eine Pyramide wird. Aber die steht dann auf der Spitze. Ein äußerst instabiles Objekt!

Genau davon spreche ich! Das Gesetz ist in Deutschland sehr stark. Ich meine nicht nur das staatliche Gesetz, sondern generell: "die Regeln". Wer die Regeln nicht verletzt, ist schon mal auf der sicheren Seite. Dabei treten manchmal moralische Bedenken in den Hintergrund. Die Frage ist nun: Was ist "richtig": die Moral, sprich, die Menschlichkeit oder das Gesetz? Bitte denken Sie nicht, dass ich alles in Deutschland so gravierend teile. Keineswegs! Doch die Diskrepanz zwischen Ethik/Moral und Recht ist häufig nicht zu übesehen.

Es ist eigentlich wie überall. Recht ist oft nur das, was den Mächtigen nützt. Ob es eine Regierung ist, die Kirche, die Partei oder der Fahrer des dicken Autos, der wegen ein paar mehr PS meint, dass er Vorfahrt hat.
Da gibt es absolute Kuriositäten:
Ich wohne im Wald. Wenn ich auf eigenem Grund einen Baum fällen will, hole ich die Säge und mache es. Der Förster interessiert sich dafür nicht, weil es ja MEIN Wald ist. Dafür bekomme ich hier nie eine Baugenehmigung, weil man im Wald nicht bauen darf.
Das (schon lange unbewohnte) Grundstück nebenan hat ein festes Haus (oder die Reste davon). Es ist ein Wohngrundstück. Das Haus könnte ausgebaut werden. Die Genehmigung bekommt man auf Antrag. Dort wuchern etliche Bäume, doch sie dürfen nicht gefällt werden, damit die "Natur" erhalten bleibt. Steht ein Baum gefährlich schief, muss der Eigentümer beim Forstamt zum Fällen eine Genehmigung holen. Die wird er bekommen, wenn Gefahr durch den Baum droht. Er muss aber dafür 3 neue Bäume anpflanzen! Und alles das ist RECHT!

Muss echt lachen über die Situation.
Es ist bestimmt schön im Wald zu wohnen, oder?

"Es ist eigentlich wie überall. Recht ist oft nur das, was den Mächtigen nützt." - Da bin ich nicht ganz einverstanden: In Russland z. B. ist das Gesetz ein sehr vager Begriff, war auch immer so. Dafür diskutiert die Intelligenz über Menschlichkeit und Anstand und Moral schon seit...immer.

Ich bin zufrieden. Kleines Häuschen, da muss man nicht viel putzen, vor der Tür nichts als Natur und der nächste Nachbar ist 200 m entfernt. Ihn habe ich schon 1 Jahr nicht gesehen. Zum nächsten Ort sind es zwar 2 km, aber mit Auto kein Problem. In der Nähe viele Badeseen und wenn ich Trubel brauche, bin ich in 1/2 Stunde in Berlin.
Aber für ängstliche Gemüter ist es sicherlich nichts. Obwohl, ich schließe nie ab, Zündschlüssel steckt immer im Auto und vom Grundstück (nicht eingezäunt) kommen nur in der Saison Pilze weg. Die "Wanderer" meinen, sie müssen mir mein Mittagessen klauen.

Here is the story:
Das ist alles schoen und gut. Nur nicht die Abstammung spielt hier die entscheidende Rolle, sondern die Bildung. Wollen wir uns mal die Momentaufnahme noch ein Mal vor die Augen fuehren! Arbeiterhaende, von der Sonne gebraeunte Bauerngesichter. "Einst waren die Deutschen eine Nation der Dichter und Denker. Nun viel mehr der Saeufer und Lenker" - sagete mir mal einer meiner Studienkollegen.
Dein Vorschlag ist also alles von der ganzen Welt in Deutschland zusammenzurotten und dann gluecklich zu sein?! Ich hoffe doch sehr deine Analyen fuer die KKen sind etwas differentiierter. Obwohl wir da ja auch nicht gerade im Geld zu schwimmen scheinen. Ich meine es keineswegs als Beleidigung, sondern bin vielmehr erstaunt so eine pauschale Aussage zu lesen. Das erinnert mich doch recht start an die Lasst-Uns-Mais-Pflanzen-Bewegung unter Chrustschow in UdSSR. Nun das Land war davon nicht satter geworden nur jeder hat angefangen Mais zu hassen und das Land (Zelina) war auch zerstoert, weil man ja vergessen hat, dass die Pflugtechnik an die Steppe anzupassen gewesen waere.
Die geschichte Zeigt (Jugoslavwien, USA, jetziges Deutschland), dass Meltingpots eher Probleme schaffen als loesen. Unkontrollierte Zuwanderung wuerde genau dies zur Folge haben. Intergrationsbereitschaft, Achtung vor Gesetz, usw. sollten bei den lieben Zuwanderern vorhanden sein. Ich moechte dich ausserdem daran erinner, dass Europa zum entwickelnden Glied der Kette wird. D.h. Produktion geschieht schon laengs nicht mehr hier.
Um ehrlich zu sein betrachte ich dieses Thema als brandaktuell und sehr interessant. Allerdings frage ich mich, warum wir zum Teufel dieses Problem durch Zuwanderung loesen. Familien sind unpopulaer, weil sehr einschraenkend fuer persoenliche Entwicklung. Egoismus wir nicht angeboren, sondern anerzogen. Es ist unserer Lebensstandart, der die Familien unpopulaer macht. Junge Menschen, die diesen Standart gekostet haben werden, werden die gleiche Veraenderung durchmachen. Sie werden keine Erfuellung in der Familie mehr sehen und da beisst sich bekanntlich die Katze in den Schwanz.
Die Nation moechte aussterben, warum diese davon abhalten? In meinen Augen machen wir zu vieles kuenstlich. Wir toeten einander, warum denn nicht auch essen? :)

Dise humoristische Satire ist ein brilliantes Beispiel dafür, dass der Werbe-Slogan "BILD Dir Deine Meinung" die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt hat!
Noch etwas mehr Training und der "Titan" Ditsche bekommt ernsthafte Konkurrenz!
Besser kann man Allgemeinplätze und Kneipenparolen kaum noch verbreiten.
Ich gratuliere!

Muss ich das auf meinen Beitrag beziehen? oder auf

Justicia ist blind meine Liebe!

Sind Sie zufällig Jurist, mein Süsser?

Oh nein, meine Liebe! Nichts liegt mir ferner als sich mit den vom Menschen geschaffenen Gesetzen auseinanderzusetzen. Diese koennen so leicht gebogen und veraendert werden. Gefuehle beeinflussen deren Auslegung! Die Gesetze der Natur sind absolut. Sehr oft in unserem Verstaendnis grausam aber allgemeingueltig, unumstoesslich und unumgaenglich Sie sind ausserdem frei von jedweder Auslegungsfreiheit!
Ich fuehle mich geschmeichelt und meine Suesse ist berauschend...du scheinst ja eine Naschkatze zu sein :)