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Die Identität (auch was ist "deutsch")

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  Musiker53 местный житель09.02.09 01:29
NEW 09.02.09 01:29 
in Antwort gakusei 28.01.09 11:02, Zuletzt geändert 09.02.09 03:28 (Musiker53)
In Antwort auf:
Ich kenne so viele, die ja lieber "Weltbürger" als Deutsche sind. Wenn du dir ansiehst, wie wir selbst, als Muttersprachler, unsere Sprache "pflegen" usw.

Das passt zum Thema Identität, und das wollte ich selber auch ansprechen.
Eine Geschichte.
Einmal kam ich bei Berlin zum einem Treffpunkt für die Musiker und Liebhaber der Swing-Jazz- Musik.
Als Akkordeonist spielte ich da mit anderen Musiker 3-4 Titel aus der USA, aber dann spielte und sang ich dazu noch "Musik, Musik, Musik". (Zusammen mit 2-3 anderen Musiker) http://www.youtube.com/watch?v=4OmG_10y2k8&feature=related
Das ist auch ein sehr guter Swing-Nummer. So ein kräftiges Applaus habe ich sehr selten erlebt. Als ich zum Schluss an weltberühmten Wiegenlied von Johannes Brahms http://www.youtube.com/watch?v=hpWMQuy89dQ
teilgenommen habe, dass von allen Musiker gemeinsamen instrumental in Swing-Stilistik gespielt wurde, habe ich auch mitgesungen.
Als ich dorthin noch einmal kam, hatte mir der Organisator gesagt, dass ich hier nicht so passe und höchstens bei drei Titel aktiv mitwirken darf. In der Pause hat ein Musiker den anderen gefragt: "Warum will der Chef diesen Akkordeonisten nicht haben." Der Antwort hat mich schockiert: "Weil der schei... deutsche Lieder gesungen hat." Und der Organisator und die Musiker waren... die Deutschen!! Hätte ich beide deutsche Lieder lieber in Englich gesungen, wäre besser...
Früher oder später erfahren viele Neubürger und auch nicht Eingebürgerte, dass es in Deutschland auch eigene Deutschhasser gibt, dass es hier in einigen bestimmten Kreisen eine Mode ist, sehr vieles, was mit der deutschen Kultur in Verbindung gebracht werden kann, abwertend zu betrachten.
Einmal erzählte mir meine Frau, das eine ihre Arbeitskollegin gesagt hatte, dass die deutsche (Unterhaltungs)Musik Schei.. ist. Meine Frau hat darauf geantwortet, das ihr Mann sehr viele schöne deutsche Lieder spielt, die besser sind, als gerade aus dem Radio klingende englischsprachige. Es hat sich herausgestellt, dass diese Mitarbeiterin von einem großen Schnitt des deutschen Liedesgutes keine Ahnung hat.
Und jetzt ein Skandal.
Ich war einmal bei meinen Verwandten in BW. Meine Nichte übt Cello und zeigte mir einige Noten. Da war auch ein Einzelblatt mit der Anfangsmelodie der "Ode an die Freude" von Friedrich Schiller und Ludwig van Beethoven, das in einem englischsprachigen Land gedruckt wurde. http://www.youtube.com/watch?v=bpzx0PPnOsw&feature=related
Die "Ode an die Freude" hieß auf diesem Blatt anders, auf englisch, was ich durchaus verstehen kann, aber die Angabe über den Dichter war unkorrekt.
Statt anzugeben:
Original german text: Friedrich Schiller
English text: X. XXXX
wurde das Folgende gedruckt:
Text: X. XXXX
German text: Friedrich Schiller
Man kann/soll(?!) auf die Idee kommen, dass F. Schiller nur ein Übersetzer ist. Und die freiheitliche Ideen könnten eher nicht in Deutschland, sondern woanders entstehen, oder?
Bin ich zu empfindlich? (Entschuldigen Sie mich bitte für nicht standartisierte Lexik)
maxytch местный житель09.02.09 11:32
maxytch
NEW 09.02.09 11:32 
in Antwort Musiker53 09.02.09 01:29, Zuletzt geändert 09.02.09 12:00 (maxytch)
В ответ на:
Weil der schei... deutsche Lieder gesungen hat

Also wenn ich das Zitat gehört hätte, (ob das der genaue Wortlaut ist?) könnte ich annehmen:
1 die Lieder seien unvorteilhaft präsentiert worden
2 es seien unbeliebte Lieder gewesen
3 die deutschen Lieder seien unbeliebt
diverse Auslegungsmöglichkeiten ;)
Die Schillergeschichte lässt mich kalt. Für die Englischsprachigen ist immerhin in esrster Linie die englische Version des Textes von Belang.
  Musiker53 местный житель09.02.09 13:52
NEW 09.02.09 13:52 
in Antwort maxytch 09.02.09 11:32, Zuletzt geändert 09.02.09 13:53 (Musiker53)
In Antwort auf:
diverse Auslegungsmöglichkeiten ;)

Ich habe doch geschrieben:
In Antwort auf:
So ein kräftiges Applaus habe ich sehr selten erlebt

Wirklich, so viel Applaus, wie nach meiner Darbitung des Liedes "Musik, Musik, Musik", gab es an dem besagten Abend nicht. Beim Publikum habe ich sehr gut abgeschnitten. Auch Wiegenlied von Brahms war sehr toll angenommen.
Dem Organisator störte genau die Tatsache, dass ich mit der deutschen Sprache beim Publikum großen Erfolg errungen habe. Solche Menschen gibt es unter den Deutschen.
Unter den Musiker gibt es unterschiedliche Haltung, viele gehen sogar auf generele Distanz zu deutscher Unterhaltungsmusik.
Zu der Schillergeschichte. Ich bin schon gewönnt, dass in Deutschland so angegeben wird.
Mein kleiner grüner Kaktus
(J'aime une tyrolienne)
Originaltext: Louis Poterat, A.Chevrier, André Leroy
Deutscher Text: Hans Herda Musik: Bert Reisfeld & Albrecht Marcuse
Blumen im Garten, so zwanzig Arten von Rosen, Tulpen und Narzissen,
leisten sich heute die feinen Leute. Das will ich alles gar nicht wissen.
Und so weiter...
maxytch местный житель09.02.09 14:05
maxytch
NEW 09.02.09 14:05 
in Antwort Musiker53 09.02.09 13:52
В ответ на:
Dem Organisator störte genau die Tatsache, dass ich mit der deutschen Sprache beim Publikum großen Erfolg errungen habe. Solche Menschen gibt es unter den Deutschen

scheint gewissermassen unlogisch. Ein Administrator, den Erfolg beim Publikum stört... hm,
aber Ausnahmen gibt es nun mal.
gadacz патриот09.02.09 15:06
gadacz
09.02.09 15:06 
in Antwort Musiker53 09.02.09 13:52
In Antwort auf:
Solche Menschen gibt es unter den Deutschen
Nicht nur da, das ist eine internationale Macke, außer in England und USA. Alles muss Englisch sein, sonst ist es nicht "in", hausbacken und provintionell.
Die Franzosen sind da etwas radikaler, die schreiben den öffentlichen Sendern einen Mindestanteil an einheimischer (französischer) Musik vor.
Aber das Bild trügt hier etwas. Sänger wie Heino, obwohl mit Volksliedern immer belächelt, feierten riesige Erfolge und verdienten Millionen.
Im TV laufen immer wieder Musiksendungen mit "Volksmusik", die oft keine Volksmusik, sondern volkstümliche Musik ist. Allerdings nach meinem Empfinden ist das Niveau manchmal so grauenhaft, dass meine Schmerzgrenze erreicht ist. Doch es verkauft sich blendend und die "Herz-Schmerz-Sänger" machen Umsätze, von denen manche Hitsänger nur träumen -- und das über Jahre und Jahrzehnte.
Es ist also eher eine Frage des Veranstalters, welches Genre er vorzieht.
Entscheidend ist das Publikum, die breite Masse, die das Programm bestimmt. Das sind nicht nur Jugendliche, die schnell jeden Trend mitmachen, egal, wie schrill, laut und blöd es ist.
DEUTSCHsprachiger €uropäer mit preußischem Migrationshintergrund - service.gadacz.info
gadacz патриот09.02.09 18:58
gadacz
NEW 09.02.09 18:58 
in Antwort Musiker53 28.01.09 01:45
In Antwort auf:
Genau, wie die DDR-Bürger und Alt-BRD-Bürger im Jahre 1990 unterschiedliche Identitäten hatten, obwohl alle Deutsche waren
das war ja noch viel komplizierter. Generell waren sie alle Deutsche und in der DDR sah sich auch jeder als Deutscher. Bürger der BRD war man nicht. In Sonderfällen wurde aber zur Abgrenzung der "Bundesbürger" genannt. In der DDR war es schon üblicher, sich als "Bürger der DDR" zu bezeichnen oder bezeichnen zu lassen. Da unterschied sich schon die Politik, die deutlich eine Abgrenzung zu den "Westdeutschen" predigte. dann gab es aber eher die Identitäten als Bayer, Hesse, Sachse, Friese usw., die sich ja auch in der verbreiteten Umgangssprache zeigte. Damit konnte man "Deutsche" schnell regional einordnen. Ein Sonderfall war vielleicht Berlin, wo es Berliner zu beiden Seiten der Mauer gab, die sich nur darin unterschieden, dass die einen manchmal die Grenze passieren konnten und die Anderen es nur schafften, wenn sie Rentner waren oder "im Staatsdienst" standen. Wie weit die Abgrenzungspolitik wirkte, zeigte sich beim Fall der Mauer. Da gehörten alle spontan zusammen - "Wir sind ein Volk". Doch bald zeigte sich, dass die Entwicklung inzwischen Ossis und Wessis produziert hatte, die durchaus unterschiedlich waren.
Was zeigt es? Es gibt durchaus Entwicklungen die unterschiedliche Identitäten produzieren und verschiedene Identitäten, die in vielen Menschen stecken. Das muss sich ja nicht widersprechen und kann auch andere Schwerpunkte haben.
Da ist man Sachse, Deutscher, Ossi, Dresdner, Europäer, Weltbürger, vielleicht noch Protestant und Fan des 1. FC Traktor. Je nach Umgebung und Ereignis wird es anders gewichtet und das Eine schließt das Andere nicht aus.
Auch die Umwelt sieht es entsprechend unterschiedlich. Der "Sportsbruder" kann schnell zum Feind werden, wenn er den falschen Vereinswimpel schwingt und im Auge des stockkatholischen Westfalen ist der Protestant weniger wert, als ein Heide. Doch wird das Thema gewechselt, gehören wieder alle zusammen als Deutsche oder Christen.
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  Musiker53 местный житель10.02.09 02:50
NEW 10.02.09 02:50 
in Antwort gadacz 09.02.09 15:06
In Antwort auf:
Musiksendungen mit "Volksmusik", die oft keine Volksmusik, sondern volkstümliche Musik ist. Allerdings nach meinem Empfinden ist das Niveau manchmal so grauenhaft, dass meine Schmerzgrenze erreicht ist.

Als ich nach Deutschland kam, fing ich an die Musiksendungen aufzunehmen, mit viel volkstümlicher Musik, um Überblick zu schaffen, was hier gutes gibt. Irgendwann wurde es mir langweilig, weil die Lieder der volkstümlichen Musik sich einander sehr stark ähneln. Komponisten und Dichter fügen sich selbst nur die Schäden damit, indem sie die Genre in Verruf bringen!
Ich wollte aber etwas anderes ansprechen.
Ich selber fahre auf Swing- oder Cuntry-Musik "Made in USA" ab und in UdSSR versuchte ich in dieser Richtung etwas machen.
Wir haben in Sowjetunion sowohl "Abbamania" wie auch "Boney M-Mania" erlebt. Bei uns wurde selbst "Brother Louie" von "Modern talking" ins Russische übersetzt und gesungen. Und viele Russen haben sich geschämt (geniert?), russische Volkslieder zu singen. Vieles war bei uns ähnlich.
Was in Deutschland aber für mich neu ist, ist die Selbstverständlichkeit der Verwendung der englischen Sprache, und zwar bei den Fernsehanstalten, wo es um nationale Gesangswettbewerbe geht/ging. Es gab so ein Wettbewerb in Sat. 1, der sogar in englischer Sprache hieß, "Star search". Wenn ich mich recht erinnere, wird bei solchen nationalen Wettbewerben fast nur die englische Sprache verwendet.
Ich habe einmal die Übungen gesehen, die eine Gesangslehrerin mit den Kandidaten machte, alles in englisch. So was habe ich nicht erwartet. Für einige Bevölkerungskreisen ist es schon eine Art Selbstverständlichkeit geworden. Auch außerhalb von Musik.
Einmal ging ich an einem Lichtmast forbei und sah eine Anzeige, die ich zu lesen versuchte, es war fast alles in englischer Sprache verfasst, obwohl es nur um eine Veranstaltung ging. Statt mit "Jungs und Mädels" fing es mit "Boys und Girls" an...
Über Ablehnung der englischsprachigen Werbung wurden schon viele Artikel im Internet veröffentlichen. Es wurde/wird damit maßlos übertrieben.
Wenn wir uns aber schon so weit internationalisieren, wenn auch nur in englisch-amerikanische Richtung, brauchen wir uns nicht wundern, das mansche eingebürgerte Ausländern das Sprechen der deutschen Sprache nicht unbedingt als ihr neuen notwendigen Identitätsbestandteil ansehen und fühlen sich als Deutsche (im Sinne des Grundgesetzes), ohne gut deutsch zu sprechen.
gadacz патриот10.02.09 17:05
gadacz
NEW 10.02.09 17:05 
in Antwort Musiker53 10.02.09 02:50
Also ganz ehrlich, ich finde es zum kotzen! Ja, vornehmer kann ich mich in dem Fall nicht ausdrücken.
Es ist in Deutschland schon eine Krankheit, dass man "in" ist, wenn man Denglisch spricht. das ist "cool"
Das ist ja nicht nur eine Modeerscheinung der Jugend, sondern eine verbreitete Erscheinung. Das ist "trendy"
Da wird aus einem Auskunftsschalter ein Info-Center und beim Arbeitsamt (das gab es mal) kann ich mit den Job-Manager an seinem Consulting-Desk talken. Blame, er hat auch kein Offer und ich werde weiterhin mit dem Handy nach valuable Connections suchen.
Man gibt sich international und weltoffen und wird immer provinzieller, denn den Mist versteht nicht mal ein Ami.
Nichts gegen Mehrsprachigkeit, aber das Kauderwelsch ist einfach nur "shit"
Es gibt in Deutschland aber auch keine Institution, die die Pflege der Sprache fördert. Die Mannheimer geben nur den Duden heraus und "verwalten" die Sprache nach zähen Verhandlungen mit Interessenverbänden und Kultusministern.
In der Schule schaffen es schon die Lehrer kaum, den Schülern ordentliches Deutsch beizubringen und das zieht sich durch die Gesellschaft durch bis hinein in die Bundesregierung, die dann noch mehr Mist verzapfen, um ihre Unfähigkeit hinter neuen "internationalen" Wortkonstruktionen zu verstecken -- z.B, "Migrationshintergrund". Da kann ich auf gut Deutsch nur noch SCHEISSE schreien!
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