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Впечатления знакомой немки от практики в Воронеже

18.04.02 16:18
Впечатления знакомой немки от практики в Воронеже
 
Yuha гость
Думал, думал, в какой форум запостить, ничего лучше не придумал кроме Тусовки. В какой-то мере речь и пойдёт про тусовку.
Моя знакомая учит русистику и делала практику в Воронеже. После практики все пишут свои впечатления о жизни там для тех, кто поедет потом на следующий год. Описано всё довольно подробно, я ещё сам до конца не дочитал. "Публикую" здесь с её разрешения. Девушка неплохая, слушает Сукачёва, Аукцыон и Ленинград, старательно учится ругаться матом.
Пишите замечания, я ей передам, наверняка ей тоже будет интересно. Называется всё это дело Mein DAAD-Abschlussbericht.
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Die Reise
Im Vorfeld der Reise stand zunächst einmal das Problem mit den Visaformalitäten. Die Einladungen kamen zwar spät (wie auch im Jahr davor, wie aus den anderen Berichten zu entnehmen ist), jedoch wird meiner Ansicht nach die Bearbeitung von den Botschaften auch absichtlich hinausgezögert und hintangestellt, so dass sich die Bearbeitungsgebühr mit Näherrücken des Reisetermins entsprechend erhöht. So war denn auch für das anschliessend an das erteilte russische Visum zu beantragende weissrussische Transitvisum kein anderer Tarif mehr möglich als die Expressgebühr à 100 DM. Zu empfehlen ist vielleicht, wenn man wie wir über ein russisches Mehrfachvisum verfügt, auch gleich ein Mehrfach-Transitvisum für Weissrussland machen zu lassen. Es kostet (in Moskau so gesehen) bei entsprechender Bearbeitungszeit 75 Dollar für ein halbes Jahr und kommt in jedem Falle günstiger: sei es nur für die Rückreise (man muss zur Beantragung innerhalb Russlands immer auch noch persönlich nach Moskau fahren), als auch um evtl. Weihnachten nach Hause zu fahren. Beim Flug entfällt das lästige Problem des Transits natürlich.
Ich bin meinerseits mit dem Zug angereist, was für die Anreise aufgrund des vielen Gepäcks meiner Meinung nach die beste Variante ist. Der Direktzug Berlin - Voronez fährt ca. 43 h und das Ticket hat 246 DM gekostet. Für die Rückfahrt ab Voronez mit demselben Zug kostete das Ticket dann interessanterweise 3900 Rubel (etwas über 300 DM). Ich habe mich denn auch für die Rückfahrt, sowie auch für die Heimreise zu Weihnachten für die Fahrt mit dem Bus entschieden. Obwohl es auch ein Busunternehmen (Reichelt-Reisen Berlin) gibt, das direkt von Voronez nach Berlin fährt, bin ich mit └Eurolines⌠ ab Moskau gefahren, weil die direkt meinen Zielort Halle/Saale anfahren. Das Unternehmen hat ein Büro in Moskau im Leningradskij voksal und ist ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Das Ticket für die Strecke Moskau - Halle hat hin und zurück 250 DM gekostet (incl. Studentenermässigung), die einfache Fahrt 140 DM. Allerdings ist auch immer noch die Strecke Moskau √ Voronez dazuzurechnen: wahlweise mit Bus (z.B. vom Pavelezkij voksal) oder Bahn √ je nach Gutdünken der Schalterbeamten und abhängig von `platzkartnyj´ oder `kupe´ zwischen 200-300 Rubel (um die 20 DM). Zugbillets nach Voronez sind manchmal am selben Tag kaum noch zu haben (und wenn dann nur noch für die teureren privaten Züge), da sich auf diese Weise jede Nacht erstaunliche Mengen russischen Volkes durchs Land bewegen. Es wäre besser, vorher ein Ticket zu kaufen. Vielleicht empfiehlt sich diese Variante für die erste Anreise wirklich nicht so (und wenn dann nur für Abenteurer), da man auch das Gepäck von einem zum anderen Bahnhof transportieren muss. Mir hat es √ bis auf kleinere Verzweiflungsanfälle an Moskauer Bahnhöfen (wenn es hiess └Segodna net biletov!⌠ √ aber da gab es ja immer noch den Bus) immer viel Spass gemacht, so durchs Land zu reisen. Die Fahrt mit dem Eurolines-Bus (ca. 38h von Halle aus, mit häufigen Pausen zum Essen+Beinevertreten) war im weiteren sehr angenehm. Zu Weihnachten/ Sylvester war es leider sehr voll, bei meiner Heimreise im Februar nicht so sehr. Man kann Videos gucken und wird als einzige Deutsche unter Russen (die diese - weil billige Methode - meist wählen) auch ziemlich `beguckt´, was recht lustig sein kann.
Der Zoll jagte mir zunächst ziemliche Angst ein (man musste am weissrussischen Zoll alle Taschen vorzeigen). Ich war mit Laptop, Handy etc. ins Land eingereist, hatte aber dummerweise meine Zollerklärung von der Einreise weggeworfen. Ich habe mir dann auch gleich eine Bescheinigung darüber bei der Deutschen Botschaft in Moskau geholt, die ich aber nie vorzeigen musste. Es wird m.E. am Zoll nur auf zu hohe Geldbeträge, die man ein-/ausführt, spekuliert.
Wohnen
Gefragt, ob wir im Wohnheim oder bei einer Chosjaika wohnen wollen, habe ich mich als Einzige aus unserer Gruppe für das Wohnen im Wohnheim entschieden. Ich bin dann aber doch von Oktober bis Dezember zu einer Chosjaika gezogen, so dass ich insgesamt 3 Monate (September, Januar, Februar) im Wohnheim und 3 Monate bei der Chosjaika zugebracht habe. Ich will versuchen, die Vor-und Nachteile des einen und des anderen, so wie ich sie erlebt habe , im folgenden darzustellen.
Für das Wohnheim sprachen zunächst einmal der unschlagbare Preis √ für das Einzelzimmer 300-400 Rubel im Monat (23-30 DM), die Nähe der Kafedra √ der Unterricht fand gleich auf dem selben Flur statt und auch bei sonstigen Problemen konnte ich mich immer dorthin wenden: unter anderem wurden mir Heizer, Fernseher und Kühlschrank zur Verfügung gestellt. Das Sekretariat war oft bis spät abends mit der Sekretärin Inna oder Anatolij Ivanovic besetzt und man konnte √ auch ohne Probleme √ einfach mal auf ein Pläuschchen vorbeigehen. Vor allem hatte ich mir vom Wohnheim aber eine grössere Freiheit und Selbständigkeit erhofft. Was auch zweifellos so ist, wenn man von einigen Problemen absieht. Zum Beispiel all der Dokumentenkram mit Registrierung, Propusk, Order etc., bei dem einem aber von der Kafedra geholfen wurde. Übrigens habe ich den vorher in Deutschland angeratenen Aids-Test und auch den vom Arzt auszufüllenden Fragebogen (über Tbc und andere Krankheiten) im Medpunkt des Wohnheims vorzeigen müssen (und somit als Einzige aus unserer Gruppe gebraucht). Ich war dann aber doch ganz froh, die ca. 80 DM (u.a. für Beglaubigung und Übersetzung) vorher investiert zu haben, da ich andernfalls zu Test und Fleuroskopie in die als etwas gruselig geschilderte Studenceskaja Poliklinika gemusst hätte. Diese Erfahrung habe ich mir dann doch gern erspart.
Die viel gescholtenen sanitären Bedingungen im Wohnheim habe ich als gar nicht so schlimm empfunden. Die Kafedra auf dem Flur verfügt √ bei Bedarf √ über ein mehr europäisches Klo, die Duschen sind ganz in Ordnung - bis auf dass erst ab Oktober warmes Wasser fliesst, aber auch in den Familien gab es oft nur bestimmte Tageszeiten , in denen es warmes oder überhaupt Wasser gab. Die Wäsche musste ich sowohl im Wohnheim als auch bei der Chosjaika mit Hand waschen.
Anrufen lassen kann man sich unten bei den Ochranniks, wo es aber meist so laut zu geht, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. (Allgemein ist es, muss man sagen, im Wohnheim eher lebhaft, aber deswegen wollte ich ja dorthin.) Oder man lässt sich im Sekretariat der Kafedra gegen Nachmittag/ früher Abend anrufen oder aber bei Freunden.
Das Problem mit dem nicht später als 23 Uhr abends oder früher als 6 Uhr morgens heimkommen lässt sich evtl. auch durch Absprachen mit den Ochranniks regeln.
Das weitaus grössere Problem stellte für mich zunächst einmal die Ernährungsfrage dar, die man ja im Gegensatz zum Leben in der Gastfamilie im Wohnheim selbst zu bestreiten hat. Man musste ja erst einmal rausfinden, wo man was kaufen kann: da ich als Einzige aus unserer Gruppe im Wohnheim wohnte, stand ich mit meinem Problem ziemlich allein da. Die Kiosks gleich um die Ecke vom Wohnheim habe ich nicht gleich für voll genommen; der Markt ist √ zu Fuss - ziemlich weit weg, ganz am anderen Ende der Friedricha Engelsa und man muss alles umständlich einzeln kaufen. Nach einer Weile findet man sich da natürlich rein, aber in der Anfangszeit bin ich √ zusätzlich noch geplagt von Heimweh und allen möglichen Ängsten (z.B. vor Cholera: kein ungewaschenes Obst/ Gemüse essen, kein unabgekochtes Wassser verwenden) fast verhungert oder habe das Essen über all den anderen Dingen, die noch zu erkunden waren schlichtweg └vergessen⌠. Da hatten es die anderen in ihren Gastfamilien mit ihrer regelmässigen └Essenszufuhr⌠ schon besser, dachte ich, als ich sie dann auch um vieles entspannter zum Unterricht kommen sah und meldete bei Svetlana Bulavina meinen Wunsch nach einer Gastfamilie an.
Die Chosjaika, die sie für mich gefunden hat √ Svetlana Innokentievna in der ul. Plechanovskaja, war denn auch ein regelrechter └Glücksgriff⌠. Nicht nur dass die Wohnlage spitze war: gegenüber vom Kaufhaus └Rossija⌠, direkt über dem └Detskij mir⌠ in der 9. Und 10. Etage (ein super Ausblick!), ich eine eigene Etage mit Bad, Klo und Telefon für mich hatte. Svetlana Innokentievna war auch als frühere Ärztin und jetzige Reiseführerin eine ideale Gesprächspartnerin mit sehr eigenem Humor. Sie hat sich viel mit mir unterhalten und mich Heimwehgeplagte und Halbverhungerte seelisch und kulinarisch im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufgebaut und mir sehr geholfen, mich einzuleben. Sie hatte keine Probleme, sich auf mein Vegetariertum einzustellen √ das Essen war wirklich toll und gemästet vom Frühstück (meist wurde mir auch noch eine 3.Mahlzeit, die ich gar nicht mitbezahlte, für unterwegs eingepackt) war ich denn meistens auch ganz froh, die ca. 20-30min Fussweg zum Unterricht zu laufen. Ausser im Dezember bei √20╟C, wo ich dann doch eher die 5min mit der Strassenbahn vorgezogen habe. Ein kleines Problem war vielleicht, dass sie mich mit ihren spannenden Geschichten manchmal einfach nicht rechtzeitig zum Unterricht losgelassen hat...
Für diese ihre Geschichten bin ich sehr dankbar (ich bin dadurch mindestens ebenso wie durch den Unterricht weitergebracht wurden, zumal sie sich auch immer Zeit nahm, mir sprachliche Phänomene zu erklären) und auch die einen oder anderen lustigen Erlebnisse mit Tochter Ninotschka und Schwiegersohn Arkascha möchte ich nicht missen.
Also in Sachen Essen und Kommunikation ist so eine Chosjaika schon unschlagbar. Dadurch, dass sie immer für mich gekocht hat und mir alle damit zusammenhängenden Belange wie Einkaufen/ Abwaschen abgenommen hat, hatte ich auf einmal so viel Zeit! Auch spät heimkommen in der Nacht war kein Thema, da ich meinen eigenen Schlüssel hatte. Ein weiterer Vorteil bei der Chosjaika ist natürlich auch, dass alle Haushaltsutensilien schon da sind. (Man muss ja aber auch nicht wie ich Töpfe und Geschirr fürs Wohnheim mitschleppen, sondern kann alles auch vor Ort kaufen.)
Ich glaube eine Einrichtung wie dieses Chosjaika-Wesen existiert so auch in keinem anderen Land, zumindest nicht mit Bekochen und zu diesem Preis √ 10 DM pro Tag, 5 DM an Tagen , an denen man nicht da ist. Die Geldfrage wurde bei uns - im Vergleich zu den anderen Gastfamilien, in denen die Chosjaikas sich oft beklagten, es reiche nicht aus √ zunächst nicht so stark thematisiert. Allerdings hat sie schon darauf geachtet, dass Übernachtungsgäste (mein Freund aus Deutschland; Freundinnen aus Moskau) ebenfalls den jeweiligen Betrag pro Tag bezahlten, was auch ihr gutes Recht war. Ich bin denn auch ganz froh, dass ich dort überhaupt meine Gäste (allerdings nur deutsche) unterbringen durfte √ im Wohnheim wäre das ja wegen der strengen Ochranniks glatt unmöglich gewesen.
Gegen das nachmittägliche Mitbringen russischer Freunde hatte sie leider immer Vorbehalte.
Unter anderem deswegen, um auch mal russische Freunde zu Gast haben zu können, aber auch um noch mal Geld für eine kleine Reise im Februar zu sparen, habe ich mich entschlossen, es im Januar und Februar noch einmal im Wohnheim zu probieren. Schliesslich wusste ich nun auch allgemein, mich besser zu orientieren und selbst zu versorgen. Meine Zeit bei der Chosjaika bereue ich auf jeden Fall nicht: vielleicht ist es sogar so am besten: erst einmal eine Weile bei einer Chosjaika zu wohnen, um sich zurechtzufinden und dann selbständig, oder aber man wohnt im Wohnheim nicht √ wie ich √ ganz allein. Meine Hoffnung auf mehr Besucherfreiheit im Wohnheim wurde leider auch zunichte gemacht, durch die └Grippe-Quarantäne⌠ die dort (meiner Meinung nach als Vorwand um keine Fremden reinzulassen und sich Ärger zu ersparen) über die Wintermonate verhängt wurde und jeden ohne Propusk aussen vor liess.
Den (auch von anderen angeregten) Vorschlag, Stipendiaten im Wohnheim Nr.2, das sich unmittelbar neben der Nr.3 befindet, unterzubringen, halte ich für sehr gut. Zwar sind da genau dieselben Probleme mit Ochranniks, Propusks und `Karanten´ zu erwarten, aber doch wenigstens die Zimmer etwas schöner, grösser, wärmer...
Eine Freundin von mir hatte sich eine Wohnung gemietet für 80$ im Monat (was russische Freunde als teuer empfanden). Meine eigenen zwei Versuche, eine Wohnung in Voronez zu mieten (für je 100$ lauteten die Angebote) scheiterten leider beide an allzu rigiden Vermieterinnen, die Ruhe, Ordnung und Sauberkeit forderten und wehe, ich wollte Gäste mitbringen... (Aber wozu miete ich sonst eine Wohnung?) Und überhaupt wurde ich erst mal ausgiebig begutachtet und einem Kreuzverhör von Fragen ausgesetzt. Da die meisten Wohnungen privat vermietet werden, ist man meist nicht selbst Herr über seine Wohnung und wird (unter irgendwelchen Vorwänden, etwas zu holen oder bringen) ständig kontrolliert und beobachtet, worüber meine Freundin dann auch klagte. Immerhin müssen wohl Gründe (frühere Mieter) existieren, die zu solchem Verhalten Anlass geben. Immer wieder verblüfft haben mich auch Anzeigen/ Gesuche an Häuserwänden etc., in denen sich russische Familien als sauber, intelligent, mit regelmässigem Einkommen etc. selbst anpriesen, um eine Wohnung zu bekommen...
Kommunikation
Eine Möglichkeit der Kommunikation ist wie gesagt, sich im Wohnheim, bei Chosjaika oder Freunden anrufen zu lassen. Ich hatte mich bei meinem Handy-Anbieter nach einem Roaming-Vertrag mit Russland erkundigt (es gibt in Voronez Beeline und MTS als Netzanbieter) und mein Handy entsprechend freischalten lassen. Ich habe dann meistens eine SMS (0,27 DM pro Nachricht) nach Hause geschickt, wo und wann ich anrufbar bin bzw. überwiegend über SMS Kontakt nach Hause gehalten. Eine günstige Möglichkeit für die Daheimgebliebenen, nach Russland zu telefonieren, ist, sogenannte Calling-cards zu kaufen (z.B. in Telefoncafes). Über das Anwählen einer 0800-Nummer und das anschliessende Eingeben der auf der Karte angegebenen PIN-Nummer kostet so die Minute nach Voronez 0,23 DM, nach Moskau 0,06-0,09DM).

Im Telegrafenamt und beim Detskij mir sind recht gute (manchmal auch zu gut besuchte) Internet-Salons für 36 Rubel (2,76 DM) die Stunde. Es schiessen aber auch ständig neue aus dem Boden, zuletzt u.a. gleich um die Ecke vom Wohnheim. Angeblich soll auch in einer der oberen Etagen des Wohnheims eins von Arabern betrieben werden (mit Betriebsanweisungen auf chinesisch), ich habe es aber selbst nie ausprobiert.
Eine Zeit lang hatte ich mit meinem Laptop und einer am Kiosk zu erwerbenden Internet-Karte (z.B. für 300 Rubel=23 DM gut 20 Stunden, die man innerhalb eines Monats=Gültigkeitsdauer erst mal aufbrauchen muss) auch Internet im Haus. Das ist natürlich nur bei einer Chosjaika möglich wegen dem Telefonanschluss. (Im Wohnheim war ich eigentlich immer bestrebt meinen √ zwar nicht sehr wertvollen - Laptop, den ich eigentlich zum Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten mitgenommen hatte, möglichst nicht unbeaufsichtigt im Zimmer zu lassen, sondern bei Freunden zu deponieren, da man den Gegebenheiten dort doch nicht so trauen kann.)
Telefonieren in andere Städte innerhalb Russlands ist unglaublich umständlich: entweder meldet man ein Gespräch auf dem Telegrafenamt entsprechend an (kauft ausreichend Minuten, um dann schlussendlich doch unterbrochen zu werden └Ihre Zeit ist um!⌠). Oder man kauft im Telegrafenamt, am Kiosk, in Buchgeschäften eine Extra-Karte (mezdugorodnaja) für Gespräche in andere Städte und telefoniert mit denen dann an entsprechenden roten Telefonzellen. Im Laufe der Zeit habe ich eine ganze Sammlung solcher Telefonkarten (für jede Stadt: Voronez, Moskau, Volgograd... eine andere) zusammenbekommen. Ein in Deutschland gewesener Araber, der Russen berichtete, in Deutschland gäbe es Telefonzellen, └von denen aus man überall hin anrufen⌠ könne, erntete Erstaunen seitens der Russen und begeistert zustimmendes Nicken meinerseits...
Einkaufen
...ist wie schon erwähnt ein wenig anders als in Deutschland, da es weniger in Geschäften (Kleider, Schuhe etc. kauft man z.B. auf dem Kleidermarkt am Stadion, was bei √ 10╟C schon eine frostige Angelegenheit sein kann), mehr auf Märkten oder an Kiosks abläuft. Die 24 h geöffneten Kiosks sind übrigens eine gesegnete Einrichtung, die ich hier noch manches Mal vermisse, wenn mir nach 20 Uhr noch etwas einfällt, was ich vergessen habe zu kaufen. Und es ist auch toll 24 Uhr noch Pelmeni und Vodka für eine kleine Spontanparty kaufen zu können... .
Es ist schon ein bisschen nervenaufreibend, auf dem Markt alles (Mehl, Haferflocken etc.) einzeln zusammenzusuchen und abwiegen zu lassen und es geht einige Zeit dabei drauf. Es spielt sich dann aber auch Routine ein und man vermisst den Supermarkt nicht mehr allzusehr. Im Gegenteil: sprachlich gesehen bringt es ja schon mehr, alles einzeln anzusagen, was man haben möchte. Von grantigen Verkäuferinnen sollte man sich nicht abschrecken lassen, das ist `normal.´
Geld √ Rubel oder Dollar - konnte man übrigens problemlos überall (z.B. Alfabank, Vneshtorgbank) mit ec-Karte vom Automaten abheben. Die Gebühren fürs Abheben liegen bei ca. 3 Euro.
Freizeit √ Leben in Voronez
Zuerst einmal, es sei hier mal gesagt: die Stadt ist schön! Ich hatte sie mir, von vorherigen Erzählungen her (Neubau-Trabantenstadt; 90% der Bausubstanz im Krieg von den Deutschen(!) zerstört) und vor allem auch den schrecklichen Postkartenbildern, die die Lektorin Sylvia Brysz-Mljadenovic auch beim Vortreffen gezeigt hat, viel schlimmer vorgestellt. Doch schon der erste Blick aus dem Zugfenster über den Stausee an einem sonnigen Septembertag hat mich völlig umgehauen. Die Gegend um den Stausee mit ihren dörflich anmutenden Häuschen und verwinkelten Wegen ist dann auch zu einer meiner erklärtem Lieblingsgegenden für Spaziergänge geworden. Und alte Bausubstanz ist durchaus vorhanden, u.a. die uliza Friedricha Engelsa hat mir gut gefallen, eigentlich der ganze rechte Uferteil.
Wärmstens zu empfehlen ist der von Wolfgang Kreutzer zusammengestellte Reiseführer (der im übrigen von russischen Deutsch-Studenten verfasst wurde), den wir auf dem Vortreffen in kopierter Form erhalten haben. Dem ist an praktischen Tips eigentlich kaum noch was hinzuzufügen, da alles ausreichend beschrieben ist. Vielleicht nur noch einige Empfehlungen, wo ich es besonders gut fand.
Klub. Da wäre zunächst einmal der Klub └Sto ruchev⌠ - └Hundertwasser⌠ steht interessanterweise auf Deutsch drüber und es ist auch schön bunt im Hundertwasser-Mosaik-Stil gehalten - in der uliza Kirova 5(?). Er wurde im Oktober neu eröffnet und steht deshalb noch nicht in dem Stadtführer. Es ist wirklich der beste Klub in Voronez, mit Tanzflächen auf 3 Etagen, alle sehr gut gestaltet. Wie ausgelassen Russen feiern und tanzen, das sollte man sich nicht entgehenlassen.
Ausgangspunkt für den Abend war oft der Klub └Drushba⌠ im Wohnheim, wo es recht international zugeht und Donnerstag, Freitag und Samstag Disko ist (je 1 russisches, 1 arabisches Lied). Punkt 23 Uhr geht dann die Musik aus und das Licht an. Ab und zu fanden dort auch kleinere Konzerte statt, wobei zu sagen ist, dass russische Konzerte meist └Sitzkonzerte⌠ sind, was zunächst befremdlich wirkt. Ab und zu verirren sich auch einige grössere Stars in Voronezer Gefilde, zuletzt Leonid Fedorov, Sänger der Gruppe └Auktyon⌠. Für den Oktober war ein Konzert der Gruppe └Leningrad⌠ angesagt, das dann leider abgesagt wurde.
Kneipe/ Cafe. Weitere Anlaufpunkte waren für uns die Container-Kneipen (└Antei⌠) um die Ecke vom Wohnheim (uliza Kommunarov). Zu empfehlen ist das Essen dort beim Grusinier. Karaoke-Singen (nebenan) kann auch ganz lustig sein (in entsprechend angeheitertem Zustand).
Das Cafe └Regatta⌠ gegenüber vom Kino └Junost⌠ hat sehr günstige Preise und keine allzu geschmacklose Einrichtung (von Bedenken dahingehend geht man ohnehin recht schnell ab). Dort sassen wir oft zusammen, nachdem wir uns einen Film angesehen hatten.
Kino. Der Eintritt kostete im └Junost⌠ 10 Rubel (mittlerweile, glaube ich 20) √ trotzdem unglaublich: für knapp 1 DM überwiegend alternative Filme sehen zu können. Leider wird das Kino nicht geheizt und so wurde es mit sinkenden Temperaturen eine Überwindungsfrage, sich dort Filme anzuschauen.
Das └Proletarii⌠ am Ende des Prospekts zeigt zwar Hollywood-Filme auf tollem technischen Niveau und der Preis von durchschnittlich 50-60 Rubel (Nachmittagsvorstellungen billiger) ist auch gut. Es war jedoch immer wieder erstaunlich, mit welchem Tempo man, sofort bei Beginn des Abspanns hinausgejagt wird bzw. wie die Russen alle aufspringen und hinausstürmen. (Oft warten sie damit gar nicht erst bis zum Ende des Films, man hat das Gefühl, da man alle Filme auch ab 60 Rubel am Kiosk kaufen kann, ist ins Kino gehen nur mehr eine Prestige-Frage.)
Das Kino └Spartak⌠ am Kolzovsij skver wurde gerade renoviert, soll aber im Mai wieder eröffnen.
Im └Dom akterov⌠ und auch anderswo (auf Aushänge achten) gab es einen Filmklub, wo regelmässig ausgewählte Filme unter spannenden analysierenden Vorreden ältlicher Damen oder Herren gezeigt werden.
Theater. Es ist unbedingt empfehlenswert, sich Stücke im Kamernyj teatr, dass sich national auch einer ganz guten Reputation erfreut, anzusehen. Die Stücke sind hier wirklich fortschrittlich inszeniert.
Eine Theateraufführung am Akademiceskij teatr (das mit dem phantastischen Blick auf den Stausee) fand ich dann eher doch sehr altbacken. Wer sich fragt, wo die Voronezer Jugend am Abend abbleibt, sollte mal einen Blick in die Erwachsenen-Aufführungen des Puppentheaters werfen...
Auch die Preise fürs Theater √ zwischen 30 und 60 Rubel √ sind sehr erträglich. Es wurden auch kollektive Theaterbesuche von der Kafedra organisiert und Stücke entsprechend inhaltlich vorbereitet. Ein eigentlich nicht wirklich nötiges Angebot, finde ich (nur für Leute, die nicht von alleine └hochkommen⌠).
Sport. Was mir bei den Entfernungen in der Stadt (und da man ja auch nicht immer Bus oder Marschrutka fahren will, auch wenn das billig ist) wirklich ab und zu gefehlt hat, war ein Fahrrad. Es scheint aber dort wirklich nicht die gängige Fortbewegungsart zu sein: in der ganzen Zeit habe ich in Voronez nur ein einziges gesehen. (Angeblich war es sogar ein Deutscher, der das Fahrrad in Voronez eingeführt hat und damit als erster durch die Gegend gefahren ist √ man hielt ihn für verrückt - durften wir im └Kultura Voronezskogo kraja⌠-Kurs erfahren.) Na gut, der September war auch wettermässig der einzige Monat, in dem man eins hätte gebrauchen können.
Ich schwimme sehr gern, in den Voronezer Schwimmhallen muss man sich jedoch erst mal am Gesundheitszeugnis vorbeischmuggeln. Die angeblich moderne Schwimmhalle am linken Ufer hat mich dann aber nicht wirklich überzeugt, um mehr als einmal hinzugehen.
In der Nähe der anderen Schwimmhalle am Stadion └Jubileinyi⌠ (in der Nähe der Kolzovskaja uliza, in Höhe der Schokoladenfabrik) ist die Eisbahn (Katok). Bei der └Massovoe katanie⌠ ist es da wohl immer sehr voll und eigentlich kann man die Schlitterei auch auf der Strasse haben (da niemand auf die Idee kommt zu streuen).
Es werden desweiteren noch einige Sportarten (z.B. └Shaping⌠) in den verschiedenen Sporthallen (z.B.ul.Friedricha Engelsa) der Stadt angeboten.
Zu einem richtigen Ritual ist bei uns aber der freitägliche Banja-Besuch nach dem Unterricht geworden. Die Banja in der Srednemoskovskaja ul. ist hier zu empfehlen. Die Banja am Busbahnhof ist auch nicht schlecht, nur etwas weit draussen.
Reisen
Gleich in der 2.Woche nach meiner Ankunft war eine Gruppenreise für eine Woche nach St.Petersburg organisiert worden. Da ich im April desselben Jahres aber schon in Petersburg war und mir der Preis von, glaube ich, umgerechnet 450 DM ein wenig zu teuer war, habe ich die Zeit genutzt, um mir Moskau anzusehen. Im November wurde eine 3-tägige Exkursion zum Goldenen Ring für 2600 Rubel (200 DM) angeboten, an der ich ebenfalls nicht teilgenommen habe; in der Zeit bin ich noch einmal nach Moskau gefahren. Nach meinem ersten nicht so schönen Erlebnis in einem russischen Inlandszug √ ich hatte mich unglücklicherweise für einen Tagsüber-Zug nach Moskau entschieden, der aus dem Kaukasus kam und in dem die Leute (vorwiegend dunkle, schlechtgelaunte Männer) teilweise schon 24 h unterwegs waren √ habe ich mich so allmählich zu einem richtigen Alleinreiseprofi entwickelt. Der übliche (billigere) Zug nach Moskau fährt gegen 20 Uhr abends und kommt gegen 7 Uhr morgens an. Die Preise schwanken immer mal wieder, wurden zuletzt zum Januar wieder um 30% erhöht. Das Platzkartnyi-Billet (offene Abteile) nach Moskau kostete zuletzt um die 240 Rubel (18 DM), Kupé bin ich selten gefahren, müsste dann zwischen 300-400R kosten. Die späteren Züge (firmennye) sind dann erheblich teurer. Es gibt auch verschiedene Busverbindungen Voronez-Moskau, wie schon zu Anfang erwähnt, wobei das Zugfahren wesentlich bequemer ist: es gibt Tee, ein gutes vagon-restoran, nette Gesprächspartner, man kann liegend schlafen... Z.B. die Fahrten mit den `prisyvniki´, zum Militärdienst eingezogene Jungen, werde ich so schnell nicht vergessen. Der Weg ist das Ziel!
Kleinere Exkursionen in die Voronezer Umgebung (z.B. nach Elec, Novozivotinnoe), die an den Wochenenden für uns organisiert wurden, haben mich trotz noch schönem herbstlichen Wetter nicht so begeistert. Nachdem diese dann auch nicht mehr für uns organisiert wurden, haben wir die Gestaltung unserer Wochenenden selbst in die Hand genommen, sind z.B. mal in den Sportivnyj kompleks ausserhalb der Stadt gefahren. Ich habe ein paar individuelle Besuche bei Bekannten in Lipezk gemacht.
Im Februar habe ich dann mit meiner Freundin noch eine zehntägige Reise entlang der Volga, nach Volgograd und Kazan unternommen. Wir wurden dafür zunächst für verrückt erklärt im Winter (im Sommer muss es zugegebenermassen schöner sein) und auch noch 2 Mädchen allein unterwegs, der Menschenschlag in der Gegend sei wirklich ein ganz anderer... Bis auf ein unangenehmes Erlebnis mit zwei Dagestanern im Zugrestaurant (zwei blonde Mädchen sollten dort einfach nicht alleine Bier trinken gehen), hatten wir aber nur positive Eindrücke. Nach Volgograd (ehem. Stalingrad) kamen wir ausgerechnet am 2.Februar, dem Jahrestag der Kapitulation des deutschen Generals Paulus Strecker, und wurden demzufolge begeistert im Museum der Stalingrader Schlacht empfangen (weil man dachte, wir hätten absichtlich diesen Tag gewählt). In Kazan wurden wir sehr gastfreundlich von den russischen Freunden meiner Freundin empfangen. Überhaupt haben wir uns eher privat durch die Gegend `gehangelt´, in Volgograd sind wir u.a. beim hiesigen DAAD-Lektor untergekommen (der DAAD wurde sozusagen gleich noch als `Reiseagentur´ benutzt). Bei meinen Aufenthalten in Moskau habe ich ebenfalls immer bei einer DAAD-Stipendiatin übernachten dürfen, die das über unser Internet-Forum angeboten hatte. An dieser Stelle ein Lob dieser - extra für alle im Land befindlichen Stipendiaten - geschaffenen Einrichtung, sie hat sich als sehr nützlich erwiesen. (Auch die Stipendiaten-/ Lektoren-/ Tutorenlisten, die im voraus ausgeteilt worden waren). Einen Besuch bei einem Stipendiaten in Rostov, mit dem ich zusammen im Zug nach Russland gefahren bin, habe ich dann leider nicht mehr geschafft √ irgendwie wurde die Zeit dann doch ziemlich kurz...
Unterricht
Der Unterricht ist ja nun eigentlich mit das wesentliche Ziel des Aufenthalts gewesen, ich muss aber ehrlich sagen, dass ich das, was ich an der Kafedra gelernt habe von all den übrigen Erfahrungen nicht abgrenzen kann und will, zumindest letztere nicht als weniger wertvoll einschätzen will.
Ich möchte nicht jeden Kurs, den ich besucht habe, einzeln beschreiben, wie das die anderen sicher schon getan haben. Es sei denn, es wird von mir gefordert, dann tue ich das gern noch mal. (Der Einschätzung der Kurse, wie Marion Rutz sie gegeben hat, deren Bericht ich lesen durfte, kann ich im wesentlichen nur beistimmen.) Ich möchte vielmehr einige Dinge benennen, die mich besonders beeindruckt haben und mehr eine Gesamteinschätzung abgeben.

Ich habe, ehrlich gesagt, nicht ganz verstanden, warum trotz des Studienangebots, dass wir vorher postalisch erhalten haben √ die Auswahl der Kurse doch relativ begrenzt war (z.B. nur 1 bestimmter Geschichtskurs angeboten wurde) und der Stundenplan bereits mehr oder weniger festgelegt war, bis auf die `spezkursy´, zwischen denen man noch individuell wählen konnte. Da ich gegen die Auswahl aber nichts grundsätzlich hatte (vielleicht ein bisschen zuviel Syntax und Phonetik?), habe ich es so hingenommen.
Von den spezkursy hat sich die └Modnaja literatura⌠ bei Elena Vladimirovna als echter Glücksgriff erwiesen. Die Begeisterung dieser Frau für die Materie √ die moderne russische Literatur - ist schier unglaublich. Auch über die 2 Stunden nachmittäglichen Unterricht hinaus √ meist überzog sie bis zu einer Stunde oder bis wir sie eben unterbrachen √ auch noch darüber hinaus bis in die Abendstunden wurden die Gespräche in der Küche der Kafedra weitergeführt. Unterricht in dieser Form halte ich in Deutschland für unmöglich. Unglaublich das Wissen und die ehrliche Begeisterung dieser Frau für die (nicht nur russische) Literatur, auch die Bezüge, die sie zu anderen modernen Erscheinungen wie z.B. Film herzustellen in der Lage war.
Ebenso glücklich bin ich mit den beiden Literaturkursen √ └Literatura 19/ 20ogo veka⌠ bei Aida Franzevna gewesen. Auch hier strahlte allein schon die Persönlichkeit die Begeisterung für die Literatur aus und es wurde erstmals möglich, ganz anders als in Deutschland mit der Literatur zu arbeiten, nämlich ganz nah am Text und mit viel Gespür für diesen. Es geschieht ja in Deutschland doch recht oft, dass Studenten einfach den deutschen Text lesen und einfach etwas aus der Sekundärliteratur nacherzählen. Das war hier nicht möglich, es kam darauf an, was man selbst herauslas.
Ich weiss nicht recht, was ich von der Methode des anschliessenden Aufsatz-über-das √Gelesene-Schreibens halten soll. Es war zumindest etwas ungewohnt, nach der schon lange zurückliegenden Schulzeit. Wahrscheinlich hat es aber, sprachlich gesehen, etwas gebracht und man hat auch nach dem Kurs └etwas in der Hand⌠.
Auch der └Russkaja pesnja⌠-Kurs, den ich zunächst etwas scheel betrachtete, war ein solcher Kurs, der viel von der Persönlichkeit des Unterrichtenden √ Sergej Viktorovic in diesem Falle √ lebte. Er erzählte uns viel zu den Hintergründen der Lieder und hatte einen einzigartigen Humor. Der Mann ist einfach ein Erlebnis! Oft ertappte ich mich hinterher Lieder wie └Oi,moroz, moroz⌠ oder └Oi, da ne vecer, da ne vecer...⌠ singend durch die Strassen ziehend (was ähnlich komisch wirken muss, wie ein mit starkem Akzent └Heidenröslein⌠ singender Russe in Deutschland) √ ich konnte einfach nichts dafür, es sang plötzlich aus mir....
Über die Effektivität des Unterrichts allgemein, auch von Kursen wie └Praktika reci⌠ und └Grammatika⌠ (in letzterem wurden Grammatikregeln wirklich so, wie man es hier in Deutschland nie zu hören bekäme und teilweise an wirklich gutem Material behandelt) sei noch einmal gesagt, dass sie eigentlich von den Erfahrungen des Alltagslebens nicht zu trennen, mehr als deren Ergänzung zu sehen sind. Die 5 Monate waren eigentlich so gesehen ein einziges Lernen.
Der Versuch, auch reguläre Veranstaltungen an der VGU (nicht nur an der speziellen Kafedra für uns Ausländer) zu besuchen scheiterte zum einen beinahe an der Schwierigkeit, den Stundenplan zu lesen. Zum anderen haben sich die Veranstaltungen √ als sie dann endlich entschlüsselt waren √ als nicht so interessant erwiesen. Ich war gastweise mal in einem Hauslektüre-Kurs der Germanisten zugegen und habe dort u.a. das Angebot bekommen, beim Einstudieren eines deutschen Theaterstücks zu helfen.
Von dem Bibliothekssystem war ich etwas irritiert, da man die Bücher nie selbst zur Auswahl zu Gesicht bekam. Die für unseren Unterricht vorgesehenen Bücher konnte man nur jeweils, da sie dort vorbestellt waren, im Lesesaal abholen, zum selber `Durchschmökern´, wie ich das gerne tue, hatte man nie Gelegenheit. Auch in der Universitätsbibliothek konnte man nur über Katalog Bücher aussuchen, wovon dann nur die Hälfte da waren und zudem noch ziemlich alt.
Fazit
Insgesamt war für mich wie gesagt der Unterricht gleichwertig mit den Alltagserfahrungen; neue Erkenntnisse über russische Literatur und Grammatikregeln ergänzten sich sozusagen nahtlos mit dem ständig wachsenden Wortschatz der Umgangssprache... Das Fernsehen aber genauso auch der Kommunikationsversuch mit dem zahnlosen, betrunkenen Hausmeister trugen z.B. dazu bei. Ja gerade, dass es nach dem Unterricht weitergeht, dass man nicht einfach abschalten kann, ist meiner Meinung nach der springende Punkt und hat bei mir u.a.auch erstmals dazu geführt, Literatur in grösserem Stil im Original zu lesen √ freiwillig, zum Vergnügen sozusagen √ ein grosser Erfolg!
Wenn ich an all meine Bedenken und Ängste im Vorfeld des Studienaufenthalts dort denke, kann ich eigentlich nur froh sein, unter dem `schützenden Mantel´ des DAAD dieses Auslandssemester verbracht zu haben . Es hätte, da unsere Universität Halle seit Jahrzehnten eine Partnerschaft mit der Voronezer Universität hat, für mich auch so die Möglichkeit zu einem Auslandssemester dort bestanden. Jedoch habe ich, abgesehen von der finanziellen Unterstützung des DAAD, immer auch das Gefühl gehabt, Probleme (schon allein bei den Visaangelegenheiten, aber auch vor Ort) lösten sich sozusagen `von selbst´ allein durch die Tatsache, DAAD-Stipendiatin zu sein. Es wäre sicherlich um einiges schwieriger gewesen, das Auslandssemester individuell selbst zu organisieren.
Damit komme ich auf das Thema └die deutsche Kleingruppe⌠, vor der zu hüten uns auf dem Vortreffen ans Herz gelegt wurde. Nun dagegen spricht ja eigentlich schon die Organisationsform des Semesterstipendiums für Slavisten in Kazan/ Voronez, bei der jeweils Gruppen von 10 Studenten zusammen verschickt werden √ was ich zunächst recht widersinnig fand. Ich muss aber doch sagen, wenngleich wir nicht die ganze Zeit `zusammenhingen´ (ich mich gleich von Anfang an durch meine Wohn- und Reisesonderwege abgesetzt habe) ich doch froh war, die Gruppe zu haben. Bei meinen Besuchen an der Moskauer Lomonossov-Universität habe ich ein beinahe noch stärkeres └Zusammenkleben⌠ der deutschen Studenten (die ja dort allesamt individuell ihr Studienvorhaben durchführen) auf der `deutschen Etage´ festgestellt. Es scheint wohl ein allgemeines Phänomen zu sein, im Ausland zunächst einmal `seinesgleichen´ zu suchen.
Meine Zeit in Voronez habe ich in sehr └internationaler⌠ Erinnerung: Franzosen, Engländer, Amerikaner und natürlich Russen zählen seitdem zu meinen Freunden.
 

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