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Interview mit .........

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LAD1 Директор БИРЖИ07.06.05 20:38
LAD1
07.06.05 20:38 
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06.06.2005 - 16:25

Interview mit Thomas N. Bulkowski - Autor der └Enzyklopädie der Chart Muster⌠

(╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)


Thomas N. Bulkowski ist Autor der └Enzyklopädie der Chart Muster⌠ √ dem Standardwerk der technischen Analyse. Dieses Buch komprimiert jahrelange Forschungsarbeiten, Börsenerfahrung und geballtes Wissen zwischen zwei (weit auseinander liegenden) Buchrücken. TradersJournal sprach mit dem erfolgreichen US-Trader.
TJ: Herr Bulkowsi, Ihr erstes Buch wurde im Jahr 2000 in den USA publiziert. Wie hat sich diese Veröffentlichung auf die Märkte ausgewirkt? Sind die Chartmuster nun zuverlässiger, frei nach dem Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiung? Oder haben Ihre Forschungsarbeiten an Relevanz Einbußen hinnehmen müssen?
TB: Wissen Sie, Chartformation sind seit 1920 bekannt. Das sind mehr als 80 Jahre. Im Prinzip habe ich die Chartformationen nicht neu entdeckt, sondern sie nur untersucht. Die Ergebnisse, sprich die statistische Auswertung, habe ich veröffentlich. Die Märkte sind einfach zu komplex, es gibt zu viele Marktteilnehmer, als dass ein Buch den gesamten Markt ändern könnte.
TJ: Sind Sie stets auf der Suche nach neuen Chartformationen?
TB: Natürlich. Bei meinen Forschungsarbeiten entdeckte ich unter anderem die Pipe-Tops und die Pipe-Bottoms. Diese Muster werden erstmals in meinem Buch vorgestellt. Es ist mir eine Freude, meine Entdeckungen in dieser Hinsicht mit anderen Menschen zu teilen. Und die Pipe-Muster haben eine besonders hohe Trefferquote. Aber natürlich muss man sagen, dass ich nicht explizit nach neuen Formationen suche. Ich habe jetzt ein Arsenal von beinahe 50 verschiedenen Chartmustern, da steckt genügend Potential drinnen.
TJ: Die von Ihnen veröffentlichten Statistiken sind fast immer auf die Tagescharts bezogen. Denken Sie, dass die Ergebnisse auf Stunden-, Minuten-, oder sogar Tickcharts mit denen der Tagescharts zu vergleichen ist?
TB: Um ganz ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Ich habe stets den Tageschart als Hauptzeitebene verwendet, schon aus rein technischen Gründen. Die Datenmenge wird bei einer Verkleinerung der Zeiteinheit einfach gigantisch und unüberschaubar.
TJ: Was sind Ihre Money Management Regeln? Wie viel riskieren Sie maximal pro Trade?
TB: Ich verfahre nach einem fixed fractional Ansatz. Jede Position erhält bei mir ein Gewicht von $15.000. Das Risiko pro Position beziffere ich in der Regel bei 5-10%. Wenn der Investmentzeithorizont bei Positionseröffnung etwas weiter gewählt wird, so kann es auch passieren, dass das Initialrisiko ein klein wenig höher ausfällt, da ich auch Dividendenzahlungen in die Risikorechnung mit einbeziehe.
TJ: Wie viele Dollar verdienen Sie pro riskierten Dollar? Sprich: Welches Risk-to-Return Ratio (RRR) haben Sie?
TB: Hmm, da bin ich jetzt überfragt. Aber lassen Sie mich kurz in meiner Tabellenkalkulation nachsehen.... (öffnet sein Handelsjournal am Computer). Derzeit komme ich auf ein RRR von 4,77 √ schramme also knapp an 5 vorbei. Das heißt mit jedem Dollar den ich riskiere, verdiene ich ungefähr 5.
TJ: Eröffnen Sie Ihre Trades auch nur, wenn diese ein bestimmtes Chance/Risiko-Profil (CRP) aufweisen?
TB: Nein. Obwohl ich weiß, dass viele Trader in der Branche eine Position nur eingehen, wenn das CRP bei 2:1, 3:1 oder gar 4:1 liegt. Ich nehme von dieser Praxis Abstand. Wenn ich ein Kaufsignal habe, dann gehe ich dieses auch ein. Nur wenn das Risiko zu groß ist, sich also kein akzeptables Stopp-Loss Niveau findet, dann eröffne ich die Position nicht.
TJ: Was halten Sie von Software, die automatische Chartmustererkennung verspricht bzw. hat?
TB: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist die Software sehr nützlich. Wenn ich mir beispielsweise einen Chart auf Tagesbasis ansehe, dann zeigt mir mein Programm automatisch an, welche Formationen beispielsweise im Wochenchart derzeit auftreten. So kann ich mir im Klaren sein, dass meine Trades auch mit dem Haupttrend übereinstimmen. Andererseits └übersieht⌠ die Software auch gerne manche Formationen. Es ist schwierig, jedes Muster in einen Algorithmus zu verpacken. Was mit freiem Auge beispielsweise eindeutig als Doppeltief erkannt werden kann, ist die Software nicht im Stande aufzuspüren. Sie ist ein kleines Helferlein, auf das ich nicht verzichten möchte. Chartformationen lassen sich aber keinesfalls vollständig systematisieren.
TJ: Sind Sie eher ein Trendfolger oder ein Reversal-Trader?
TB: Beides. Die Muster in den Kursverläufen geben mir Kauf- oder Verkaufssignale. In welche Richtung diese im Endeffekt zeigen, das ist mir relativ egal.
TJ: Wenn Sie einen Trendfolge-Trade eingehen, kaufen Sie gleich den Break-Out oder warten Sie ein Retracement ab?
TB: Ich stelle meine Stopp-Buy-Order prinzipiell vor dem Ausbruch aus einer Chartformation knapp über dem Widerstand in den Markt. Mit dieser Technik kann ich mir sicher sein, dass meine Order auch ausgeführt wird. Statistisch gesprochen ist es auch besser, wenn man den Ausbruch direkt handelt. Kommt es nämlich zu einem Retracement, so hat die folgende Kursbewegung nicht dasselbe Potential wie ein Ausbruch ohne Rücksetzer. Man verdient besser mit └direkten⌠ Ausbrüchen.
TJ: Wenn der Chart des Dow Jones Ihnen ein klares Kaufsignal liefert, und das eine Minute bevor Alan Greenspan öffentlich spricht, gehen Sie die Position dann auch ein?
TB: Nein, auf gar keinen Fall. Auch Aktien, die 2 oder 3 Wochen vor einer Hauptversammlung oder der Bilanzveröffentlichungen stehen, handle ich prinzipiell nicht. Dies birgt ein zu hohes Risiko, welches ich nicht bereit bin einzugehen.
TJ: Pyramidieren Sie? Tätigen Sie Teilverkäufe? Sprich: Bauen Sie Positionen langsam auf (scaling-in), oder gehen Sie Schritt für Schritt aus dem Markt (scaling-out)?
TB: Wenn ich ein zweites Kaufsignal für eine Aktie bekomme, so kann es leicht passieren, dass ich eine zweite Position für $15,000 eröffne. Ich verbillige jedoch niemals, ich wiederhole: niemals, meinen Einstandspreis. Nachkaufen ist für mich in dieser Hinsicht ein absolutes Tabu. Wenn mein Stopp getriggert wird, dann steige ich mit 100% aus dem Markt aus. Keine weiteren Debatten. Das scaling-out hat sich in meinen Tests als unprofitabel erwiesen.
TJ: Was halten Sie von dem Einsatz eines Hebels?
TB: Davon lasse ich prinzipiell meine Finger. Die Märkte sind auch ohne Hebel schwierig genug zu handeln. Da brauche ich keinen Katalysator, um mein Depot zu verkleinern. Deshalb habe ich meine Finger auch immer von Futures gelassen. Ab und an habe ich auch mit Optionen gehandelt, jedoch immer nur von Covered Calls gebraucht gemacht (Anm. d. Red.: Diese Strategie ähnelt stark dem Auszahlungsprofil von gecapten Zertifikaten). Ich verdiene auch ohne Hebel gut.
TJ: Welche Depotgröße empfehlen Sie einem angehenden Trader?
TB: Ich teile nicht die Mehrheitsmeinung, dass man mindestens $25,000 oder gar $50,000 benötigt. Ich selbst habe mit $2000 angefangen und mich 15 Jahre später zur Ruhe gesetzt.
TJ: Haben Sie nie mit einem Depot Schiffbruch erlitten?
TB: Nein, niemals. Ich habe mich langsam nach oben gearbeitet. Aus den $2000 wurden bald $10,000 √ und daraus dann $20,000 oder $30,000. Man muss geduldig bleiben, und dem Geld langsam entgegen gehen. Das schnelle Geld gibt es auch an der Börse nicht. Deshalb rate ich auch von dem Einsatz eines Hebels vollständig ab.
TJ: Herr Bulkowski, wir danken für das Gespräch!

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#1 
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Ralph Acampora - US-Börsenguru
von Andreas Schwarzhaupt, Technical Investor, 18.06.2001, 1503 Zugriffe
Ralph Acampora ist einer der bekanntesten amerikanischen Börsengurus. Seit 1990 leitet er den Bereich Technische Analyse bei der US-Investmentbank Prudential Securities. Acampora tritt zudem als regelmässiger Kommentator bei CNBC, CNN-FN und Wall Street Week auf. Auch überregionale Wirtschaftszeitungen wie das Wall Street Journal, Barron▓s oder Business week suchen immer wieder seine Finanzexpertise. Über die Bedeutung der Technischen Analyse und den Einfluss auf die heutigen Märkte sprach Andreas Schwarzhaupt mit Ralph Acampora in New York.


In Deutschland hält sich hartnäckig die Meinung, Technische Analyse (TA) sei kompliziert und nur für wenige Spezialisten zugänglich. Ralph Acampora räumt kräftig auf mit diesem Vorurteil.
TI: Herr Acampora, ist Technische Analyse wirklich kompliziert?
RA: Im Gegenteil. Über die Jahre habe ich eine ganze Anzahl Seminare gegeben und festgestellt, dass TA sehr leicht zugänglich ist. Auch meine Fernsehauftritte bestätigen das. Innerhalb der fünf Minuten vor der laufenden Kamera kann man gar nicht komplizierte Sachverhalte erklären. Und ich musste feststellen, dass sich dadurch sogar meine eigene Arbeitweise vereinfachte.
TI: Wie das?
RA: In meiner täglichen Arbeit verfolge ich die globalen Aktienmärkte, alle Branchen und eine große Anzahl einzelner Aktien. Wenn man so viele verschiedene Märkte beobachtet, hat man gar keine Zeit mehr, noch 50 Indikatoren zu verfolgen. Auch das zwang mich dazu, meine Arbeit so einfach und überschaubar wie möglich zu gestalten. Heute nutze ich vielleicht nur noch ein halbes Dutzend Indikatoren. Und wissen Sie was? Meine Ergebnisse verbesserten sich enorm. Das A und O der Technischen Analyse ist doch, Trends herauszuarbeiten. Jeden Tag stelle ich mir die Frage immer wieder aufs Neue: Wo verläuft der Trend, und was versucht mir der Markt zu sagen?
TI: Welchen Rat geben Sie jemandem, der sich für TA zu interessieren beginnt?
RA: Ich sage immer wieder dasselbe: Halte es so einfach wie möglich. Chart-Werkzeuge wie Trendlinien, Unterstützungs- und Widerstandslinien, Doppel-Tops und Doppel-Bottoms oder Dreieck-Formationen bieten eine hervorragende Analysegrundlage. Ich bin ein großer Freund von gleitenden Durchschnitten. In den Aktienmärkten funktioniert der 50-Tage- und der 100-Tage Durchschnitt einfach wundervoll. Manchmal beobachte ich das Volumen.
TI: Sie legen wirklich an jeden Chart das Lineal an?
RA: Nicht ganz. Ich bin ein absoluter Anhänger der Ratio-Analyse. Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Ich vergleiche zwei Branchen und schaue, welche besser läuft und welche schlechter performt. Heute, mit den vielen Branchen-Indizes ist das auch kein Problem mehr. So dividiere ich einfach zum Beispiel den Auto-Branchenindex durch den Chemie-Branchenindex. Lässt sich daraus als eindeutiges Ergebnis herausarbeiten, dass beispielsweise die Chemiebranche besser performt als die Autobranche, dann schaue ich im zweiten Schritt, welche Aktien innerhalb dieser Branche zu den Gewinnern gehört. Dabei könnte es sein, dass ich Bleistift und Lineal an den Chart lege.
TI: Vergessen wir Lineal und Bleistift. Sind Computer hilfreich oder erschweren sie die tägliche Analysearbeit?
RA: Unter dem Strich sind Computer natürlich sehr hilfreich. Ich kann heute alles charten, was ich möchte. Diverse Softwareprogramme werten mir in Sekunden eine Unmenge von Daten aus. Welche Branchen laufen am besten? Über welchen Zeitraum? Welche Aktien laufen innerhalb der Branche am besten? Diese Informationszusammenstellung und -komprimierung ist unheimlich hilfreich, weil man sich dann auf das Wesentliche konzentrieren kann. Ein immenser Vorteil in der ständig zunehmenden Datenflut.
TI: Und die Nachteile?
RA: Deren gibt es zwei. Zum einen gibt der Computer dem Anwender die Möglichkeit, die Daten auch zu missbrauchen. Mit Missbrauch meine ich, dass eine Unmenge von Zahlen in eine noch größere Anzahl von Formeln und Gleichungen gesteckt und die Parameter so lange optimiert werden, bis das Ergebnis zu stimmen scheint. Doch der Schein trügt. Einerseits ist sehr oft zu beobachten, dass ab einem gewissen Punkt selbst manch ein Programmierer nicht mehr den Überblick über alle Parameter und Formeln hat. Und andererseits: Wie soll dann erst ein einfacher Anleger das verstehen und nachvollziehen? Daraus entstand wohl auch das Vorurteil, TA sei kompliziert und nur für Spezialisten zugänglich.
Der andere Nachteil des Computers ist der, dass er dem Anwender eine so große Anzahl von Informationen zur Verfügung stellt, dass der schon ganz genau wissen muss, wonach er eigentlich sucht oder was er eigentlich benötigt. Der normale Anleger wird mit einer riesigen Datenmenge überschwemmt und der allererste Lernansatz ist zunächst einmal nicht, irgendwelche Charts richtig und kunstvoll zu analysieren, sondern die zu einer umfassenden und erfolgreichen Analyse nötigen Daten grundlegend zu sortieren. Deshalb bevorzuge ich den Branchenansatz, weil er gleichzeitig eine hervorragende Sortiermethode ist.
TI: Schauen Sie eigentlich noch auf fundamentale Daten?
RA: Kaum. Bei Einzelwerten verfolge ich die Gewinnmeldungen der Unternehmen. Wobei mich im besonderen die Gewinnüberraschungen interessieren und wie die Aktien darauf reagieren. Um einen Blick für das Gesamtbild zu bekommen, schaue ich mir hauptsächlich die Terminmärkte an. Was machen die Zinsen, der Dollar, der CRB-Index, das Gold oder das Öl? Diese Intermarket-Analyse gibt mir eine gute Vorstellung davon, wohin sich zum Beispiel die Inflation bewegt und wie das die Zinsen beeinflussen könnte, was wiederum natürlich auch großen Einfluss auf die Aktienmärkte hätte. Aber ich hole mir diese Informationen und Anregungen nicht aus irgendwelchen Statistiken, sondern lasse nur den Markt zu mir sprechen.
TI: Können Sie ein aktuelles Beispiel nennen?
RA: Der Dollar ist seit Monaten sehr stark. Und wenn dies der Fall ist, werden traditionell Small-Caps favorisiert. Ein starker Dollar bedeutet für die multinationalen Blue Chips, dass sich die Exporte verringern, da die Waren im Ausland zu teuer sind. Und mit Sicherheit können wir demnächst lesen, dass die Coca-Colas oder Procter & Gambles enttäuschende Zahlen melden. In der Branchen-Analyse sind diese Tendenzen schon bemerkbar.
So schaue ich mir zwar das große Bild an, beobachte die Bewegungen der fundamentalen Daten, doch der Ansatz ist der eines Technischen Analysten. Ich weiß nicht, zu was mich das jetzt macht. Ich finde auch das Wort "Technische Analyse" nicht sehr aussagekräftig, da es so erklärungsbedürftig ist. Vielleicht passt "Markt-Analyst" oder "visueller Analyst" besser zu mir. Ich finde es jedenfalls bemerkenswert, dass viele Börsianer, die behaupten, sie könnten mit der TA nichts anfangen, ständig auf Charts schauen.
TI: Verraten Sie uns ein paar Geheimnisse Ihrer guten Analyse-Methoden?
RA: Da muss ich kein großes Geheimnis darum machen. Überhaupt finde ich, dass manche Spezialisten ein viel zu großes Aufheben um ihre angeblich einzigartigen Tradingmethoden machen. Unter dem Strich kocht jeder nur mit Wasser. Zudem ist in den meisten Fällen so oder so die Methodik nicht eins zu eins auf einen anderen Anwender übertragbar. Letztendlich muss jeder selbst seinen Weg, seine Methode und sein eigenes Risikoprofil finden, um erfolgreich handeln zu können. Und auch ich lerne jeden Tag immer wieder etwas dazu, tausche mich mit Kollegen aus, um meine Wissensbasis zu verbreitern und vielleicht den ein oder anderen Trick in mein System einzuarbeiten.
Doch ich würde niemals komplett einen fremden Ansatz übernehmen und ihm blind vertrauen. Das funktioniert nicht und wird auch sicherlich nie funktionieren. Ich bin schon lange weg von selbst entwickelten, hochmathematischen und komplizierten Formeln, sondern beschränke mich in meiner Arbeit auf Standardindikatoren wie RSI, Stochastics oder den ADX. Sehr gerne mag ich den MACD und das MACD-Histogramm. Denn der MACD funktioniert sowohl als Überkauft-/Überverkauft- als auch als Trendfolge-Indikator. Das MACD-Histogramm zeigt mir zudem sehr schnell Wendepunkte im Markt an.
TI: Welchen Zeithorizont nutzen Sie für Ihre Analysen?
RA: Das ist zum Beispiel das Problem vieler Future-Händler. Sie nutzen einfach nur den Tages- und Intraday-Chart, bekommen ein Kaufsignal und wundern sich, dass es nicht funktioniert hat. Sie haben einfach vergessen, den Wochen-Chart mit in die Analyse einzubeziehen, der ein klares Verkaufssignal generiert hatte. Der Wochenchart ist immer wichtiger als der Tageschart. Future-Händler sind auf die kurzfristigen Charts fokussiert, weil bei ihnen das Timing noch mehr stimmen muss. Doch auch sie dürfen das große Bild, die Analyse, nicht aus den Augen verlieren. Mein Tipp: Welchen Indikator du auch immer benutzt, lass den Wochen-Chart über die Richtung entscheiden und nutze den Tageschart als Timing-Instrument für den Einstieg. Wenn zum Beispiel der Wochenchart ein Kaufsignal generiert, ignoriere alle Verkaufssignale im
Tageschart und handle nur die Kaufsignale.
TI: Was sagen Sie zur aktuellen Schwäche der Nasdaq?
RA: Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Schere zwischen den so genannten New Economy und den Old Economy Aktien wieder schließt. Dies ist zurzeit der Fall. Das schöne an der Technischen Analyse ist, dass ich diesen Trend fast bis zum Ende ausreiten konnte und mich die fundamentalen Auguren nicht weiter gestört haben. Auf Grund meines Branchenansatzes bekam ich jedoch frühzeitig Warnsignale, dass diese Hausse bald vorbei sein könnte. Branchen wie die Halbleiterindustrie knickten bereits vor dem Gesamtmarkt ein. Auf der anderen Seite flossen wieder vermehrt Fondsgelder in traditionelle Bereiche wie Energie, Öl oder Konsum. Zwar verpasste ich noch den letzten Schuss der Nasdaq auf neue Höhen, aber heute sitze ich ruhig auf einigen rentablen Traditionspapieren. Die können zwar mit den Kursgewinnen der High-Tech-Werte in der Vergangenheit nicht mithalten. Aber wer spricht davon noch in diesen trüben Börsentagen?
Doch der derzeitige Pessimismus bei vielen Anlegern stimmt mich persönlich wieder sehr optimistisch. Einige Branchen und New-Economy-Schwergewichte wie Yahoo, Cisco oder EMC2 haben bereits ihre Bodenbildung abgeschlossen. Noch warte ich weitere Signale ab. Denn Geduld, dies zum Abschluss, ist übrigens eine der wertvollsten Tugenden für den langfristigen Erfolg an der Börse.
TI: Herr Acampora, wir danken fürs Gespräch.
Quelle: Technical Investor Magazin Nr.1, Juni 2000, S. 24
Директорская
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#2 
LAD1 enthusiast-вечный10.06.05 23:33
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John Bollinger - Mister Bollinger Bands
von TI Redaktion, 11.07.2001, 2180 Zugriffe


TI: Wer war John Bollinger bevor er └Mr. Bollinger Bands⌠ wurde?
JB: Eigentlich komme ich aus dem Kunstbereich. Hier in New York City ging ich zu Anfang auf eine Schule für visuelle Kunst, da ich mich auf Fotografie und Filme spezialisiert hatte. Nach meinem Abschluss zog es mich natürlich in die Filmmetropole schlechthin: Los Angeles in Kalifornien.
TI: Bollinger goes to Hollywood?
JB: (lacht) Ja, wirklich. Mein Fachgebiet waren Spezialeffekte und High-Speed-Filme. Aber nach ein paar Jahren wurde ich müde mit dem was ich tat, und ich überlegte, was ich sonst noch tun könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber noch nie etwas an der Börse gemacht. In den späten 70er Jahren kaufte ich mir einen Microcomputer, den Vorgänger, der uns heute bekannten PCs. Eigentlich hatte ich ihn mir besorgt, um damit die Buchhaltung für meine Filme und Fotografien zu machen. Doch durch meine erste Broker-Firma, ich weiß gar nicht mehr wie die hießen, kam ich dann zum ersten Mal mit der Technischen Analyse, bzw. mit der statistischen Kursreihenanalyse in Kontakt. Da kamen mir natürlich meine Computerkenntnisse sehr zugute. Zur Erinnerung: Damals gab es noch gar keine Programme zu kaufen. Man musste alles selber programmieren. Die statistischen Vorkenntnisse habe ich sozusagen in die Wiege gelegt bekommen, da mein Vater ein großer Mathematiker war.
TI: Haben Sie dann einfach alles stehen und liegen lassen und nur noch Börse gemacht?
JB: Ganz so einfach war es auch nicht. Vorausgegangen war dem eine Meinungsverschiedenheit mit meinem damaligen Partner. Ich wollte mit unserer Firma im Filmgeschäft weiter expandieren, er wollte gerne die kleine, feine Bastelbude bleiben. Daraufhin trennten sich unsere Wege, und ich hatte dann viel Zeit, mich mit meiner neuen Leidenschaft zu beschätigen. Ähnlich wie heute in den Daytrading-Centern konnte man sich damals bei den Broker-Firmen einen Platz mieten, mit Kurssystem und Computer. Der Unterschied war, dass man nur von Profis umgeben war und dadurch sehr viel lernen konnte. Im positiven Sinne, so dass ich viel über das Options- und Future-Geschäft gelernt habe. Ich habe miterlebt, wie schnell eine Firma Pleite gehen kann, wenn keine Risikomanagement vorhanden ist.
TI: Wie kamen Sie zu der Überzeugung, dass die Technische Analyse besser funktioniert als die Fundamentale Analyse?
JB: Generell denke ich, ist es eine Frage des Anlagehorizonts. Wenn man ein langfristiger Anleger ist, dann ist es schon sehr wichtig zu wissen, ob es die Firma, in die man jetzt investieren will, in zehn oder 20 Jahren noch gibt. Doch je kurzfristiger der Anlagehorizont, um so mehr sollte man sich nur auf Technische Analyse verlassen. Ich persönlich war und bin schon immer ein Trader. Was passiert heute, morgen, in einer Woche, vielleicht noch in einem Monat? Das ist es, was mich interessiert, und nicht, was in fünf Jahren sein wird. Und eines der ersten Dinge, die ich schnell lernte, war, dass es nicht die Nachrichten sind, die die Märkte bewegen, sondern die Reaktionen auf diese Nachrichten. Mit Reaktionen meine ich Interpretationen. Außerdem war diese Broker-Firma absolut technische orientiert, die Analyseabteilung machte fast nichts anderes. Und vor allem der damals noch neuartige Ansatz der Sektoranalyse ist bei mir heute hängegeblieben.
TI: Wie kam Ihnen die Idee zu den heute so berühmten Bollinger-Bändern?
JB: Stichwort Volatilität. Da ich mich schon sehr früh für die Terminmärkte interessierte, stand die Volatilität, eine entscheidende Einflussgröße auf die Optionspreise, für mich im Mittelpunkt meiner Überlegungen. Und abgesehen von den Optionspreisen sah ich auch auf den von Hand gezeichneten Charts, dass Volatilität und Kursentwicklung voneinander abhängig sind. Also versuchte ich ein Spread-Sheet zu entwickeln, dessen Ergebnisse mir die Korrelation von Preis und Volatilität aufzeigen sollte. Ich kam mir vor wie Thomas Edison bei der Entwicklung seiner Glühbirne: Auf dem Weg zu meinem Ziel habe ich Tausend Möglichkeiten gefunden, wie man es nicht macht. Damals war zum Beispiel die Methode sehr populär, einfach die Tradingrange der letzten sechs Monate als Referenzgröße für Volatilität heranzunehmen. Doch das brachte mich nicht weiter, da dies ein sehr statisches Verfahren war. Letztendlich experimentierte ich mit der aus der Statistik sehr bekannten Methode der Standardabweichung. Was ist der Standard? Der Standard ist ein einfacher, gleitender Durchschnitt. Nun versuchte ich die täglichen Abweichungen von diesem Standard zu kalkulieren, was in einem visuellen Chaos in seiner Darstellung endete. Also glättete ich auch die täglichen Abweichungen mit einem Durchschnitt und kam zu dem Ergebnis, dass sich die geglätteten Abweichungen dem Kursdurchschnitt fast anglichen. Das └Geheimnis⌠ lag dann in der Quadrierung der geglätteten Abweichungen. Erst die Quadrierung gab den Bändern die Dynamik, wie wir sie heute kennen. Wenn an den Märkten nichts passierte, bleiben die Bändern relativ eng. Doch sobald sich etwas bewegte, zeigten die Bänder dank der Quadrierungsformel die Veränderungen sofort an. Das sind die dynamischen Kursbänder, die heute so bekannten └Bollinger-Bänder⌠.
TI: Haben Sie die Bollinger-Bänder über die Zeit hinweg noch verändert?
JB: Die Bollinger-Bänder in ihrer heute bekannten Form entstanden Ende 1983, Anfang 1984. Ich experimentierte damals auf Grund meines persönlichen Zeithorizonts erst nur mit einem 20-Tage-Durchschnitt sowohl für die Kursglättung als auch für die Glättung der Standardabweichungen. An der Grundformel gab es bis heute nichts zu ändern, nur merkte ich bald, dass der Glättungsfaktor dem jeweiligen Markt und Instrument angepasst werden muss. Und in meinen Seminaren stellte ich fest, dass auch jeder Anwender ruhig ein wenig ausprobieren sollte, welche Glättungsfaktor für ihn persönlich am angenehmsten ist.
TI: Ausprobieren? Das klingt nicht gerade sehr profund und wissenschaftlich.
JB: Es ging mir auch nie darum, wissenschaftlich exakte Methoden zu erschaffen. Es ging mir immer darum, mein Trading zu verbessern, Mittel zu finden, die den Praxistest überstehen und Methoden zu entwickeln, die sich den ständig verändernden Marktverfassungen anpassen. Ich hatte Ihnen vorhin schon von der Sektoranalyse erzählt, die ich seit jeher verfolge und betreibe. Auch hier merkte ich sehr bald, dass die Sektorierung der Aktien ein völlig statischer Prozess ist. Zum Beispiel werden die Aktien des S&P 500 einmal klassifiziert, einem Sektor zugeteilt, und das war´s. Verändert aber plötzlich ein Unternehmen seine Haupttätigkeit, wird zum Beispiel ein Stahlunternehmen zu einem Lieferanten von Flugzeugbauteilen, dann verändert sich auch der Verlauf, das Eigenleben der Aktie. Diese verhält sich nicht mehr nach den Bewertungsregeln und Zyklen eines Stahlunternehmens, sondern nach denen des Flugzeuggeschäftes. Also müsste die Firma eigentlich einem anderen Sektor zugeteilt werden. Mit viel Aufwand machen wir das und bieten dadurch unseren Kunden wesentlich genauere Analyse-Ergebnisse. Das meine ich mit praktischen Methoden, obwohl sie von der reinen Theorie abweichen.
TI: Das hört sich jetzt stark nach einer Grundsatzerklärung an.
JB: Richtig für mein Tun an den Finanzmärkten habe ich zwei existenzielle Grundsätze. Den eine habe ich Ihnen gerade schon genannt. Alle Methoden müssen in der Praxis bestehen. Was hilft mir die reinste Kapitalmarkttheorie, wenn ich bei der Anwendung im realen Leben an der Börse damit mein Geld verliere? Und zweitens: Alles ist relativ. Das klingt sehr philosophisch, doch sie werden schnell merken, was ich damit meine. Wenn die Kurse an das äußere Bollinger-Band stoßen, dann kann ich nur die Aussage treffen, dass die Kurse entweder relativ hoch oder relativ niedrig sind. Den Absolutheitsanspruch gibt es an der Börse nicht, den wird es nie geben. Das heißt nun für mich als Trader oder Anleger, dass, wenn der Kurs im Verhältnis zum Standard relativ niedrig ist, ich nun eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit habe, dass die Kurse wieder steigen werden. Entsprechend muss ich mich bei einem Kauf positionieren. Denn obwohl die Kurse zwar relativ niedrig sind, kann es durchaus so kommen, dass die Kurse noch weiter fallen. Erst wenn wir bei null angekommen sind, dann sind sie absolut niedrig.
TI: Im Rückblick: Hätten Sie sich diesen Erfolg Ihrer Bollinger-Bänder, die heute zum Standardwerkzeug eines jeden Technischen Analysten gehören, je träumen lassen?
JB: Ich für mich wusste damals, dass ich mit diesen Bändern ein sehr gutes Analysetool gefunden hatte. Dass aber 20 Jahre später die Bollinger-Bänder in jeder Chart-Software zum Standard gehören würden, das wirklich nicht. Aber es macht mich stolz. Und außerdem ist es sehr interessant. Auf solchen Shows wie hier in New York auf der Online Trading Expo kommen Anleger auf mich zu und erzählen mir, wie sie die Bänder in ihr Trading einfließen lassen. Und zwar mit Methoden, an die ich selber nicht mal im Entferntesten gedacht habe.
TI: Was interessiert Anleger am meisten?
JB: Die meisten machen der Fehler, dass sie auf der Suche nach dem totalen mechanischen System sind, durch das sie von weiteren Entscheidungen befreit werden. Doch wie gesagt, an der Börse ist alles relativ.
TI: Was raten Sie also zum Beispiel den Teilnehmern an ihren Seminaren?
JB: Sie haben den Satz bestimmt schon oft gehört, aber ich werde ihn trotzdem noch einmal erwähnen, weil er existenziell ist: Jedes System muss auf die eigene Persönlichkeit abgestimmt sein. Da draußen gibt es Hunderte von sehr gut funktionierenden Systemen, aber sie funktionieren nur gut mit ihrem Erfinder. Jemand anderer, der versucht, dieses System zu adaptieren, wird auf lange Sicht nicht erfolgreich sein. Denn das System ist nicht auf seine Persönlichkeit abgestimmt, und sobald der Anwender anfängt, Veränderungen an dem System vorzunehmen, um sich damit wohler zu fühlen, versagt das System. Ergo, ich rate jedem sich am Anfang mit den Grundlagen der Technischen Analyse und vor allem den Bollinger-Bändern (lacht) vertraut zu machen, um dann die Werkzeuge auszuwählen neben den Bollinger-Bändern, mit denen er auch zurecht kommt. Dazu bedarf es ein wenig Übung, und zudem ist es ein fortlaufender Prozess. Auch ich verwende heute ganz andere Analysetools als noch vor 20 Jahren. Außer den Bollinger-Bändern natürlich (grinst).
TI: Sind Sie selber in dem Märkten noch aktiv?
JB: Die ganzen Seminare, Newsletters oder Vorträge mache ich nur, um ein wenig Abwechslung in meinen Alltag zu bringen. Ansonsten sind wir weiterhin hauptsächlich aktiv im Managen unserer Kundengelder. Denn egal in welcher Börsenlage wir uns befinden, es gibt immer interessante Länder, Sektoren und Einzelwerte, und es macht sehr viel Spaß, diese ausfindig zu machen. Nehmen wir den US-Tabaksektor im vergangenen Jahr, der absolute Outperformer, während der Gesamtmarkt im Minus lag. Zwölf Monate vorher wollte keiner mehr etwas von Tabak wissen, bedingt durch die katastrophale Nachrichtenlage und die bevorstehenden Milliardenklagen. Einige Investmenthäuser hatten die Tabakfirmen sogar von ihrer Research-Liste gestrichen.
TI: Okay, und wie finden Sie die richtigen Sektoren und Aktien?
JB: Ich bin mit der Volatilität aufgewachsen, und dem Prinzip bleibe ich weiter treu. Es lässt sich nun mal nur dort Geld bewegen, wo sich etwas bewegt. Also versuche ich die Märkte und Aktien zu finden, wo sich etwas tut. Sei es im positiven oder aber auch im negativen Sinne, denn man kann ja auch die Short-Seite einnehmen. Und die Bollinger-Bänder sind nun mal eines der besten Mittel, um genau diese ausfindig zu machen. Natürlich nutze ich auch noch andere Methoden, um richtige Trends ausfindig zu machen. Doch auch diese basieren auf der └Bewegungslehre⌠. Jetzt ist die Zeit zu kurz, um im Detail darauf einzugehen. Aber wenn sich jemand näher dafür interessiert, dann findet er hilfreiche Anleitungen auf meiner Homepage www.bollingerbands.com. Und demnächst erscheint in der neuesten Metastock-Version ein Bollinger-Trend-Indikator mit zusätzlichen Expertenkommentaren.
TI: Herr Bollinger, wir danken Ihnen für das Gespräch
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#3 
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Pioniere des Daytrading
von TI Redaktion, 10.09.2001, 2222 Zugriffe
Jung, dynamisch, erfolgreich √ auf die beiden jungen Männer, die bei uns im Interview gegenüber sitzen, trifft diese Beschreibung bestens zu. Als Marc Lorünser und Andreas Maier 1994 mit dem Day-Trading starteten, wussten die meisten von uns noch nicht einmal, was das überhaupt ist. Das in FinanzBuch Verlag erschienene Buch der beiden Bregenzer wurde innerhalb kürzester Zeit zum Kult-Buch und Beststeller der Trading-Szene. Was ist Day-Trading genau, welche Voraussetzungen muss ein Anleger mitbringen, wie schmal ist der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg. Auf den nächsten Seiten geben Marc Lorünser und Andreas Maier einen tiefen Einblick in ihre Geheimnisse. Das Wichtigste verraten wir sofort: Erfolgsgarant Nummer 1 ist der Spaß-Faktor. Doch lesen Sie selbst.


TI: Ihr zählt zu den Pionieren des Day-Trading im deutschsprachigen Raum. Doch bevor wir in die Materie tiefer einsteigen: Was habt Ihr vorher gemacht?
ML: Der Andreas Maier und ich, wir haben beide Anfang der 90er-Jahre im Casino Austria gearbeitet. Dort haben wir uns auch kennen gelernt. Aber das klingt jetzt schlimmer, als es war. Ich war auf der technischen Seite und der Andreas auf der administrativen Seite. Mit dem Spielbetrieb hatten wir gar nichts zu tun. Wichtig: Wir sind keine Zocker.
AM: Im Gegenteil, dadurch, dass wir jeden Tag miterlebt haben, was für einen Schaden das Glücksspiel anrichten kann, kamen wir selber nie in die Versuchung. Und das war auch die Grundlage für unsere Börsenkarriere.
TI: Erklärt mal kurz Euren Weg von den Anfängen bis hin zum professionellen Day-Trading.
ML: Ich denke, es war nicht viel anders, als bei anderen auch. Am Anfang gingen wir über unseren Bankberater. Aber wir hatten weder die Kurse noch die Ausführung unter Kontrolle. Einer erzählte uns sogar, dass es nicht möglich wäre, Limit-Orders zu platzieren. Über Verwandte von in Santa Barbara in Kalifornien bekamen wir dann mit, dass es in den USA ganz andere Möglichkeiten zum Traden gab.
AM: Also eröffneten wir unser erstes Konto, das war so um 1994, bei einem amerikanischen Broker. Zwar dauerte das ein paar Tage, da die US-Broker noch nicht eingestellt waren auf ausländische Kundschaft, aber schon bald konnten wir unsere ersten Orders platzieren, inklusive Limits. Natürlich war das Handling im Vergleich zu heute noch wesentlich komplizierter, aber das waren unsere Anfänge. Zudem bot das Traden in den USA eine Möglichkeit, die es bis heute noch nicht in Deutschland gibt, nämlich Aktien leer zu verkaufen.
TI: Nochmal einen Schritt zurück, wieso Day-Trading? Warum nicht wie normale Anleger eine Aktie kaufen, halten und auf eine langfristige positive Entwicklung setzten? Warum habt Ihr Euch in ein Metier begeben, das damals eigentlich nur Profis vorbehalten war?
ML: Ich denke, das ist eine Frage der Persönlichkeit. Natürlich waren unsere ersten Trades auch etwas längerfristig angelegt. Aber wir beide fühlen uns nun mal mit dem Tageshandel am wohlsten. Wir beide mögen dieses Übernacht-Risiko einer Position nicht. Wir haben zu oft miterlebt, wie das in die Hose gehen kann, Das Day-Trading entspricht eher meinem Naturell. Man kann es mit dem Weg der vielen kleinen Schritte vergleichen. Ich achte auf einen Ausbruchspunkt, und habe dann ein nicht so weites Ziel im Auge. Ist das erreicht, stelle ich meine Position wieder glatt. Natürlich kann es sein, dass ich später im selben Wert noch einmal handle, wenn wieder etwas passiert. Und außerdem, die Profis werden schon einen Grund haben, warum sie hauptsächlich Day-Trading machen √ nämlich weil es profitabel ist und im Vergleich auch weniger risikoreich.
AM: Wir sind einfach auch durch diese schnelllebige Zeit in das Day-Trading hineingewachsen. Als immer mehr private Anleger in die Märkte einstiegen, erhöhten sich die Umsätze, die Liquidität und die Kursschwankungen in einzelnen Aktienwerten enorm. So gab es Werte, die stiegen innerhalb von zwei Tagen von fünf auf 40 Dollar und standen drei Tage später wieder bei fünf. Als mittelfristiger Anleger hatte ich nichts von dieser Bewegung. Doch als Day-Trader konnten wir mit solchen extremen Markspositionen enorm profitieren.
TI: Wir war es auf der Methodik-Seite, wenn Ihr damals mit heute vergleicht. Hat sich da etwas geändert?
AM: Die Entwicklung war gewaltig, denn die ursprüngliche Auswahlmethodik war genau so, wie man sie nicht machen sollte. Blindes raten, dubios kombiniert. Gut war, dass wir 1997 in eine Phase hineinkamen, wo man nicht viel falsch machen konnte und oft zufällig richtig lag. Aber am Anfang verlief das etwa so, dass wir irgend etwas im Fernsehen gesehen oder in der Zeitung gelesen haben und uns dann dachten, na ja, das müssten wir dann halt mal kaufen.
ML: Eine sehr witzige Geschichte ist Boeing gewesen. Ich hatte im Fernsehen einen Bericht verfolgt, dass Boeing so viele Aufträge hat, dass die Arbeiter die nächsten zehn Jahre keinen Tag Freizeit haben werden. Dann bin ich zu Marc gegangen und habe gemeint, wir müssten unbedingt Boeing kaufen. Das taten wir dann auch. Zwei Wochen später stand die Aktie immer noch genau dort, wo wir sie gekauft hatten, während der Gesamtmarkt zehn Prozent besser gelaufen war.
AM: Dann kamen wir irgendwann zu der Einsicht, dass das nicht so weiter gehen kann. Durch die Gespräche mit anderen, vor allem in den Chatrooms für Day-Trader in Amerika, kamen wir dann mit den Grundlagen für Day-Trading, vor allem der Technischen Analyse in Kontakt. Wir haben uns in Amerika Bücher bestellt, weil Day-Trading damals in Deutschland ein noch völlig unbekanntes Gebiet war. Und so machten wir uns intensiv mit Systematiken, mit Regeln und mit den Werkzeugen der Technischen Analyse vertraut, ohne die ein ordentliches Day-Trading nicht möglich ist.
TI: Verwendet Ihr eigentlich automatische Handelssysteme oder seid Ihr mehr der Typ diskretionärer Händler?
ML: Nein, wir verwenden überhaupt keine automatischen Handelssysteme. Gute österreichische Handarbeit. Ich bin der Meinung, dass automatische Handelssysteme auf Dauer einen echten Trader nicht schlagen. Und überhaupt, wenn jemand ein funktionierendes Handelssystem gebaut hat, warum will er es dann verkaufen? Wenn man Bücher liest wie von Jack Schwager └New Market Wizards⌠, dann wird dort von erfolgreichen Tradern erzählt, nicht von erfolgreichen Handelssystemen.
TI: Aber es gibt durchaus über Jahre hinweg gut funktionierende Handelssysteme. Bei Future Truth, einem unabhängigen Systemtester in den USA, kann man Dutzende davon finden.
AM: Ich glaube, wir haben uns einfach zu wenig damit beschäftigt. Und außerdem geht es ja auch um etwas ganz anderes: den Spaß-Faktor. Ein automatisches Handelssystem, und sei es noch so erfolgreich, würde mir als Trader den Spaß aus meinem täglichen Tun verbannen. Den ganzen Tag nur dasitzen und warten, dass die Maschine endlich piept √ nein danke. Wie gesagt, ich krempel lieber jeden Tag die Ärmel hoch und verdiene mein Geld mit guter Handarbeit, denn dann habe ich auch Spaß daran.
TI: Das hieße ja, dass das Day-Trading als Quell der Freude betrachtet werden kann.
ML: Wenn jemand es nicht gerne tut, also keinen Spaß daran hat, und es nur tut, weil es gerade in ist, oder weil er denkt, damit in einem Jahr reich zu werden, dann sollte er es besser lassen. Day-Trading ist nicht nur ein Beruf, sondern schon irgendwie eine Berufung.
TI: Wie verhaltet Ihr Euch eigentlich, wenn der Spaß-Faktor verloren geht, nämlich in Verlustphasen der Börse?
AM: Da kommt dann das Risiko-Management ins Spiel, vor allem das mentale Risiko-Management. Ich persönlich halte es zum Beispiel so, dass, wenn ich drei Verlust-Trades hintereinander habe und den Markt völlig falsch eingeschätzt habe, dann höre ich auf für diesen Tag und mache irgend etwas anderes. Sport, lesen oder einfach nur abschalten. Passiert am nächsten Tag noch einmal dasselbe, dann mache ich drei Tage Pause. In dieser Zeit beschäftige ich mich zwar noch mit dem Markt, aber ich trade nicht mehr. Ich versuche vielleicht mehr in Ruhe zu analysieren, was falsch gelaufen ist. Zudem bietet mir meine Handelsplattform die Möglichkeit, Trades zu simulieren, so dass ich mich dann wieder langsam an den Markt herantasten kann, ohne Kapital zu riskieren.
TI: Das hört sich aber sehr wohl nach einem System an, nach dem Ihr handelt.
ML: Ja, ja, schon. Also es nicht so, dass wir, nur weil wir gerade Spaß daran haben, kaufen oder verkaufen. Vielmehr basiert der Erfolg im Day-Trading auf einem ganz strikten Regelwerk. Wir haben es nur nicht in einem Computer automatisiert, sondern disziplinieren uns selber, diese Regeln einzuhalten.
TI: Nach solch einer Verlustphase, wie steigt Ihr dann wieder in den Markt ein?
AM: Klein anfangen, lautet die Regel. Das Schlimmste, was man machen kann, ist nach einer Verlustphase wieder voll einzusteigen. Denn geht es dann wieder daneben, dann hat das gewaltige Auswirkungen auf die Psyche und man verkrampft schnell. Das sichere Ende jedes Day-Traders.
TI: Disziplin ist also alles?
ML: Richtig. Im Prinzip kann ich mich sogar über fünf Verlust-Trades hintereinander freuen, wenn ich mich dabei strikt an meinen Stopp gehalten habe. Denn kleine Verluste tun mir nicht weh, wenn ich auf Dauer größere Gewinne einfahre, sie sich durch die Einhaltung meines Regelwerkes ergeben. Der größte Feind ist nicht irgendein Market-Maker wie Merril Lynch, sondern das bin ich selbst. Im Kampf gegen die Gier und gegen die Hoffnung.
TI: Kann man diese Disziplin lernen, Gier und Angst im Zaum zu halten?
ML: Man muss nur oft genug auf die Schnauze gefallen sein, dann diszipliniert man sich schon von selbst. Oder man ist weg vom Fenster.
TI: Gab es ein Erlebnis in Eurer Karriere, das Euch gelehrt hat?
AM: Wir hatten ja das Glück, dass wir in einem Bullenmarkt gestartet sind. Es ging nur aufwärts und aufwärts und aufwärts. Alles war Gold. Dann im Frühjahr 1998, drehte der Markt, und wir merkten es nicht. Naja, dachten wir, das ist eine Erholungsphase über zwei, drei Tage, und wir waren weiterhin voll bullish eingestellt. In meiner damaligen Ignoranz und Blindheit hatte ich gar nicht gemerkt, dass diese Phase dann schon drei Wochen anhielt und ich fast 50 Prozent meines Kapitals verloren hatte.
ML: Wir waren einfach zu sehr gefangen in der Materie. Einen Fehler, den wir heute auch nicht mehr machen, denn es gibt auch ein Leben danach. Damals saßen wir teilweise zwölf Stunden vor dem Bildschirm und es gab Tage, da machten wir 50 bis 60 Trades am Tag.
AM: Wir waren mental gar nicht darauf vorbereitet, auch mal die Short-Seite einzugehen, also Aktien leer zu verkaufen. Bis dahin mussten wir das gar nicht tun. Wir waren also völlig blind, weil wir so bullish eingestellt waren. Wie gesagt, diese mentale Sperre hat uns fast das ganze Kapital gekostet.
ML: Es ist ein gewaltiger Lernprozess für einen Neuling im Day-Trading, dass er zwei Möglichkeiten hat √ Long und Short, kaufen und verkaufen. Aber wenn man das einmal mental verarbeitet hat, bieten sich gewaltige Möglichkeiten, denn es gibt nicht nur Ausbrüche nach oben, sondern ebenso nach unten. Man verdoppelt sozusagen seine Trading-Möglichkeiten.
AM: Man muss einfach verstehen, dass der Markt immer Recht hat. Wenn der Markt nach unten will, dann will er nach unten. Und ich sollte mich tunlichst nicht dagegen stellen, nur weil ich der Meinung bin, dass es jetzt wieder nach oben geht. Das Beste ist, man gibt sich den Bewegungen des Marktes einfach hin. Als Day-Trader habe ich diese Möglichkeit, als mittel- oder langfristiger Investor nicht.
TI: Dann wäre es doch eigentlich am besten, wenn man gar nicht wüsste, welche Aktie man gerade handelt? Man beobachtet einfach nur den Chart und handelt die Ausbrüche.
AM: Genau das machen wir auch. Wir sehen nur das Börsensymbol der Aktie und wissen meisten gar nicht, welcher Wert sich dahinter versteckt. Denn eigentlich ist es völlig uninteressant, wie die Firma heißt, wie lange es sie schon gibt und was sie macht. Wichtig ist doch nur, anhand des Charts und der Umsätze zu sehen, ob Kauf- oder Verkaufinteresse da ist, und sich dann entsprechend zu positionieren.
TI: Also ist es am besten, gar nicht zu wissen?
ML: Das wäre am besten. Denn Nachrichten und Meldungen können mich in der Richtung beeinflussen, in der ich dann meine, traden zu müssen. Sagen wir zum Beispiel, Amazon und AOL geben eine Kooperation bekannt. Und ich denke für mich, dass dies positiv ist √ dann werde ich nur nach positiven Ausbrüchen Ausschau halten und klare bearishe Signal ignorieren. Besser ist, man weiß es nicht, und ich kann ganz unbeeinflusst die Short-Seite traden.
AM: Day-Trading ist ja etwas ganz kurzfristiges, das sich meist in einem Minuten-Zeitraum abspielt. Da interessieren fundamentale Fakten nicht, sondern es interessiert nur der sekündliche Kampf zwischen Angebot und Nachfrage, zwischen Bullen und Bären, und wer ihn in den nächsten Minuten gewinnt. Unter einer langfristigen Anlageperspektive mag es vielleicht schon sein, dass es gut zu wissen ist, wer das Unternehmen ist, was es macht und ob es in zwei, drei oder zehn Jahren noch existiert.
TI: Thema Positionsmanagement. Woher wisst Ihr ob Ihr 100, 200 oder 1000 Aktien handeln sollt?
ML: Selten geht es um Stückzahlen, sonder eher um den Geldbetrag. Jeder Day-Trader wird nach einer Weile seine ganz persönliche Wohlfühl-Positionsgröße herausfinden. Für mich ist es zum Beispiel so um die 10.000 Dollar. Damit fühle ich mich generell wohl. Klar gibt es Verlustphasen, da handle ich dann mit wesentlich geringeren Beträgen. Aber an ganz normalen Tagen ist das mein Wohlfühl-Betrag.
AM: Natürlich gibt es auch Marktsituationen, da kommt alles zusammen und eine Aktie schießt ab. Entsprechend vergrößern wir dabei die Positionen teilweise um das Vier- oder sogar Fünffache. Aber das passiert nur für einen ganz kurzen Zeitraum und zudem mit einem ganz engen Stopp.
AM: Die Positionsgröße ist auch immer vom Markt abhängig. Was hilft es denn, wenn ich mich mit meiner Position wohlfühle, aber die Größenordnung in dieser Aktie gar nicht zu handeln ist, weil der Markt zu dünn ist. Auch darauf muss man achten.
TI: Was macht Ihr, wenn ein Neuling zu Euch kommt und sich für Day-Trading interessiert?
AM: Regel Nummer 1: Drei bis sechs Monate üben, üben, üben. Das ist auch Regel Nummer 2, 3 und 4. Nummer 5: Mit ganz kleinen Positionen anfangen, ich meine wirklich Kleinstpositionen, um sich tunlichst nicht gleich zu Anfang mentalem Stress auszusetzen. Vielleicht verliere ich dadurch zuerstmal ein wenig Geld, weil die Gebühren höher sind als der Reingewinn. Aber ich bekomme dadurch erst ein Gefühl für den Markt. Das ist wichtig. Regel Nummer 6: Man muss sich vertraut machen mit den Gepflogenheiten des Marktes. Bis vor kurzem war es ein riesiges Problem für viele, amerikanische Aktien zu handeln, der derzeit einzige Markt, den wir zum Day-Traden von Aktien empfehlen würden. Amerikanische Aktien waren in Brüchen dargestellt, und viele hatten erst einmal große Schwierigkeiten, diese in Dezimalzahlen im Kopf umzurechnen. Was ist größer? Ein Achtel, drei Sechzehntel oder ein Drittel? Regel Nummer 7: Man muss die Bedienung seiner Handelsplattform im Schlaf beherrschen. In einem Markt, in dem es manchmal um Sekunden geht, kann es nicht sein, dass ich minutenlang nach dem Knopf zum verkaufen suche. Regel Nummer 8, die habe ich vorhin schon einmal erwähnt: Es gibt auch ein Leben nach dem Day-Trading.
TI: Wir danken Euch für dieses Gespräch.
Директорская
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#4 
LAD1 Гадкий СПЕКУЛЯНТ14.06.05 23:06
LAD1
NEW 14.06.05 23:06 
в ответ LAD1 07.06.05 20:38, Последний раз изменено 14.06.05 23:08 (LAD1)
Martin Pring - Börsenlegende mit Humor
von TI Redaktion, 14.06.2001, 1166 Zugriffe


TI: Martin, Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel für den Bereich Technische Analyse getan, vor allem durch Ihre Studien im Bereich der Momentum-Analyse. Wie hat das eigentlich alles angefangen?
MP: Das war 1969. Ich arbeitete damals bei einer kleinen kanadischen Broker-Firma. In deren hervorragend ausgestatteter Bibliothek fand ich ein Buch von Robert Edwards und John Magee über die Chartanalyse, und diese ließ mich vom ersten Tag an nicht mehr los. Ich fraß mich sprichwörtlich in die Technische Analyse ein. Ich verschlang jedes Buch, das ich in die Finger bekam. Hinzu kam, dass das fundamentale Research der Firma einfach unglaublich schlecht war und ich mich mit der Zeit mehr und mehr auf meine eigenen Ergebnisse aus der Chartanalyse verließ.
TI: Wie ging es dann weiter?
MP: So um die 1974 schickte mir einer meiner Kunden einen Newsletter, welcher bei institutionellen Kunden sehr hoch angesehen war. Das war damals die Zeit, als die Inflationsraten durch die Decke gingen und die Zinsen unglaublich hoch waren. Dieser Newsletter leistete eine wundervolle fundamentale Arbeit, um diese Situation zu analysieren und zu interpretieren. Doch der Technische Analyse-Teil war einfach nur zweitklassig. Ich dachte damals, dass es wirklich peinlich sei für eine solch großartige Publikation, ihren Kunden solch minderwertige Informationen zu bieten. Also schrieb ich meinen Kunden an und fragte, ob sie nicht an einer fundierten Beratung im Bereich der Technischen Analyse interessiert seien. Kurze Zeit später wurde ich dann nach Montreal eingeladen, und mir wurde ein Job angeboten. So kam es, dass ich schließlich von Toronto nach Montreal umzog.
TI: Mit welchen Mitteln haben Sie damals gearbeitet? Es gab ja noch keine elektronischen Rechengeräte, geschweige denn Computer.
MP: Stimmt, das ist heutzutage beinahe unvorstellbar. Aber ich habe damals die Kurse aus der Zeitung abgeschrieben und alles auf graphischem Millimeterpapier eingezeichnet. Etwas später fingen wir an, in der Universität von Montreal Lochkarten zu stanzen. Kein Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten durch Computer und moderne Börsen- bzw. Chart-Software. Trotz dieser im Vergleich zu heute widrigen Umstände hatte ich aber in dem neuen Job eine unglaubliche Freiheit und auch genügend Zeit, um meine eigenen technischen Studien voranzutreiben, neue Indikatoren zu entwickeln und die Grundlagen für meine heutigen Trading-Strategien zu legen. Ich war damals einer der ersten Analysten, die sich mit der technischen Analyse von Bond- und Goldpreisen beschäftigten √ mit durchaus großem Erfolg.
TI: Dann lag ja ein eigener Börsenbrief recht nahe, oder?
MP: Richtig, das war 1984. Das Management der Research-Firma bot mir seine gesamte Unterstützung an, und so startete ich meinen täglichen "Market-Letter", der in der Finanz-Community sehr gut aufgenommen wurde. Kurze Zeit später kam der Verlag McGraw/Hill auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, ein Buch zu schreiben. Ich war begeistert, und mein erstes Buch "Technical Analysis explained" entstand. So bin ich dann aus der Trading- immer mehr in die "Educational"-Ecke hineingekommen, was mir sehr viel Spaß bereitet.
TI: 1987 √ wie haben Sie damals den Crash erlebt?
MP: Ich betreute damals einen dänischen Fonds und überlebte den großen Rutsch völlig unbeschadet. Ich war "long in Cash". Nur meine Gold-Position, die am Montag noch herrlich im Plus lag, wurde am Dienstag ebenfalls ziemlich rasiert.
TI: Wieso waren Sie long in Cash, also kaum investiert?
MP: Der Markt hat frühzeitig eindeutige Signale gegeben, dass das Ende der Fahnenstange erreicht war. Im Vorfeld kam es zu Trendlinienbrüchen, die Indikatoren waren maßlos divergenzig, und auch das Sentiment wie Put/Call-Ratio wies stark negative Tendenzen auf. Vor allem die Intermarket-Analyse, mit der ich mich damals sehr intensiv beschäftigte, produzierte viele Warnzeichen.
Dass das Ergebnis so heftig ausfallen würde, kam dann aber doch für alle sehr überraschend.
TI: Was hat sich seit 1969 in Ihrem Trading- oder Analyseansatz verändert?
MP: Eigentlich steht die Aussage im Widerspruch. Über die Jahre hinweg ist der Anlagehorizont der Anleger immer kurzfristiger geworden. Das hängt vor allem mit der technologischen Entwicklung zusammen. Informationen werden für jeden ständig schneller zugänglich. Immer leistungsfähigere Computer helfen, diese Informationen ebenso schnell auszuwerten. Und so weiter. Dennoch tendieren meine langfristigen Indikatoren dazu, immer zuverlässiger zu arbeiten.
TI: Haben sich die Märkte also grundlegend verändert?
MP: Im Gegenteil. Wenn man sich historische Charts betrachtet, egal in welcher Zeitperiode, wird man feststellen, dass dieselben Muster immer wieder auftreten. Wie gesagt, die Märkte an sich haben sich kaum geändert. Mehr die Menschen, die Marktteilnehmer an sich. Der Aktienmarkt ist für viele eine Art Volkssport geworden. Das meine ich nicht negativ. Nur dadurch wird der Markt noch mehr von "intuitiver" Massenpsychologie getrieben. Und diese Massen verhalten sich gleichmäßiger und sind auch berechenbarer als die geringere Profiansammlung vorher.
TI: Eins zu null für die Technische Analyse?
MP: Mit Sicherheit. Fundamentale Gründe spielen bei Kursbewegungen immer weniger eine Rolle, da die immer größer werdende Masse die Kurse dahin treibt, wohin die Masse "meint", die Kurse treiben zu müssen √ im positiven wie im negativen Sinne. Und diese Bewegungen, diese psychologischen "Schwingungen", lassen sich nur noch mit Instrumenten aus der Technischen Analyse fassen und bewerten.
TI: Emotionen sind demnach der Heil- oder Unglücksbringer für den Börsenerfolg. Wie bekommt der Anleger seine Emotionen am besten unter Kontrolle?
MP: (lacht) Lesen Sie meine Bücher. Nein, im Ernst. Jeder Anleger muss sich von Anfang an klar machen, dass allein seine eigenen Emotionen über den Erfolg oder den Misserfolg an der Börse entscheiden. Nichts anderes, keine besondere Researchmethode und kein spezieller Tradingansatz. Wenn er das verstanden hat, dann ist ein ganz entscheidender Schritt in Richtung Anlageerfolg getan.
TI: Das hört sich leichter an, als getan, oder?
MP: Absolut richtig. Seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen ist der erste, der entscheidenste, aber auch der schwierigste Teil auf dem Weg zum Börsenerfolg. Ein ganz wichtiger Fakt, um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, ist daher ein System oder einen Handelsplan zu entwickeln, mit dem man sich 100-prozentig wohl fühlt. Ein Anleger befolgt doch nur ein Kaufsignal, wenn er dem System vertraut, wenn er es in- und auswendig kennt und er es auf Herz und Nieren getestet hat. Dass er es selbst dann befolgt, wenn die Kurse fallen und das System trotzdem irgendwann ein Kaufsignal generiert, auch wenn sein Bauch ihm vielleicht genau das Gegenteil sagt.
TI: Gibt es noch ein paar Tricks, Emotionen zu besiegen?
MP: Der Mensch ist getrieben von Angst und Gier, das ist bekannt. Ein kleiner Trick von mir ist, dass ich, nachdem ich eine Position eingenommen habe, diese nicht weiter verfolge. Mein Computer warnt mich, wenn der Wert kurz vor dem Erreichen seines Kurszieles oder seines Stopps liegt, und vielleicht schau ich noch mal zwischendrin kurz rein. Aber ich verfolge nicht mehr jeden Trade Tick für Tick, um dann in die Versuchung zu kommen, noch mal nachzukaufen, wenn es gut läuft. Das hat mir sehr geholfen. Aber letzten Endes gibt es nur ein Heilmittel, um Emotionen unter Kontrolle zu halten √ Disziplin, Disziplin, Disziplin. In jedem anderen Gebiet √ vom Leistungssport bis hin zum Militär √ ist Disziplin die Grundlage für den Erfolg. Und das gilt erst recht für die Börse.
TI: Was sind die wichtigsten Komponenten bei der Entwicklung eines Handelsplanes?
MP: Einfachheit und Kontinuität. Je einfacher das System ist, je besser ich es verstehe, um so eher bin ich auch bereit, dem Plan zu folgen. Außerdem sollte das System auch so angelegt sein, dass man nicht auf den "Home-run" setzt, sondern vielmehr auf Dauerhaftigkeit achtet. Hier ein paar Gewinne, dort ein paar, das bringt viel mehr, als auf den Jack-pot zu warten. Ein oft unterschätzter Punkt ist auch der Umgang mit Verlusten. Das geht auch wieder Richtung Einfachheit. Vor allem Anfänger erliegen der Versuchung, einen Plan zu entwickeln, der 100prozentig funktioniert. Auf diesem Wege wird das System groß, schwierig und am Ende undurchschaubar. Doch an der Börse gab es noch nie ein immer funktionierendes System, und das wird es auch nie geben. Dies muss sich jeder von Anfang an bewusst machen. Und erst wenn die Bereitschaft vorhanden ist, auch mal Verluste zu realisieren, wenn die Einsicht vorhanden ist, dass Verluste nun mal zum Tradingalltag gehören, dann ist der Weg frei zum Erfolg. Dann ist man auch mental bereit, ein einfaches System mit einer guten Wahrscheinlichkeit zu entwickeln und auch zu befolgen.
TI: Wenn in einem ihrer Seminare ein Anfänger fragt, mit was er beginnen soll, was antworten Sie dann?
MP: Die Grundlage zu allem sind Charts. Preismuster, Formationen oder Trendlinien, das sollte jeder als Basis in seinem Gepäck haben. Von dort aus ist es dann eine Frage der Persönlichkeit. Ich mag zum Beispiel überhaupt nicht die ganze Elliot-Wave-Theorie. Aber das trifft nur auf mich ganz persönlich zu. Jemand anderes kommt damit vielleicht sehr gut zurecht. Technische Analyse hat im Endeffekt sehr viel mit Philosophie zu tun. Sie ist mit den Religionen zu vergleichen. Welche Philosophien, welche Weltanschauungen die einzelnen Religionen auch vertreten mögen, am Ende steht doch überall etwas sehr ähnliches √ Himmel, Erleuchtung, Erlösung. Wege gibt es viele. So ist es auch bei der Technischen Analyse. Wenn du dich mit Wellenzählen wohlfühlst, benutze es, wenn du gerne Fibonacci-Zahlen benutzt, verwende diese. Und wenn du das Momentum am meisten bringt, nimm das Momentum. Es ist schon erstaunlich, wie mit ein und derselben Methode manche Leute richtig Geld machen und andere ihr letztes Hemd verlieren. Jeder muss seinen ganz eigenen persönlichen Weg suchen und finden. Das bedeutet am Anfang sehr viel lesen und ausprobieren. Aber auch wenn ein Weg dann mal eingeschlagen wurde, kann sich dieser mit der Zeit noch verändern. Selbst ich versuche noch, jedes Buch zu verschlingen, was ich in die Hände bekomme, nehme gute Hinweise und Tricks auf und verändere so meinen Weg immer wieder ein bisschen. Letzten Endes wollen wir doch alle dasselbe: Erfolg. Im Beruf, im Privatleben und an der Börse. Es gibt gewisse Regeln, an die man sich halten muss. Doch dann muss jeder seinen Weg finden. Dieser Weg besteht darin, dass man verschiedene Erfolgskomponenten, die bei anderen funktionieren, für sich selber testet, vielleicht ein wenig umwandelt und dann umsetzt. Ein Beispiel: In einem Buch beschreibt ein erfolgreicher Händler, wie hervorragend seine Methodik mit einer einfachen Divergenz im Indikator ist. Sie testen das, stellen aber fest, dass Sie mit einer einfachen Divergenz nicht zurecht kommen. Aber eine doppelte Divergenz passt dagegen optimal. Das meine ich mit "es gibt zwar viele gute Wegweiser, doch jeder muss dann den eigenen Weg finden". Im Leben und an der Börse gibt es keinen "Heiligen Gral".
TI: Dann haben die teilweise sehr populären "Black-Box-Systeme" auch keine Existenzberechtigung?
MP: Genau. Hier werden die Leute zwar an die Hand genommen, aber sie übernehmen praktisch keine Verantwortung für das, was sie tun. Und das ist ein wirklich essentieller Punkt. Erst wenn die Einsicht vorhanden ist, dass man nur selbst die Verantwortung für sein Tun übernehmen kann, kann man erfolgreich an der Börse spekulieren. Ich glaube nicht, dass man diese Verantwortung auf ein Black-Box-System übertragen kann und sollte. Da investiert man sein Geld besser in ein Chartprogramm und in eine fundierte Ausbildung im Bereich der Technischen Analyse.
TI: Kommen Sie selbst überhaupt noch zum Handeln?
MP: Kaum noch. Meine Aktivitäten haben sich immer mehr in Richtung Ausbildung verschoben √ Bücher schreiben, Seminare geben oder Vorträge halten. "Trading is a business", dieser Satz ist sehr wichtig. Zudem √ je kürzer der Anlagehorizont ist, umso mehr Zeit müsste ich für das Trading aufwenden. Und die habe ich durch meine anderen Aktivitäten kaum noch. Daher beschränke ich mich auf langfristige Strategien. Zudem hatte ich im letzten Jahr im November eine sechsfache Bypass-Operation. Das hat einen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, und spätestens seitdem mache ich fast nur noch das, was mir wirklich Spaß macht. Wie zum Beispiel hier mit euch im Pool zu liegen und ein Interview zu geben. Das habe ich noch nie gemacht, und ich finde es total lustig.
TI: Martin, vielen Dank für dieses Gespräch.
Quelle: Technical Investor Nr.3, Okt. 2000, S. 44
БИРЖА & ФОРЕКС
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