Reisefieber
Reisefieber
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber1.mp3
.......
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber10.mp3
Давно так не смеялся.
Между делом слушаю и лыблюсь. Я же уже знаю немного немецкий.
Я же здесь в группе кое-что выучил.)))
Ну вот вспомнил про группу, пусть мол и другие посмеются , слушая эту замечательную передачу.
Кстати есть текст в интернете. Можно спокойно послушать и почитать, ну и обязательно обсудить.
Reisefieber 1. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber1.mp3
In einer Wohnung. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, man hört das Gebrüll eines Stadions voller Fußballfans. In der Küche pfeift ein Wasserkessel.
Erich: (aus der Küche) Schatz?
Erika: (im Wohnzimmer) Ja?
Erich: Möchtest du auch einen Tee?
Erika: Ja, gern!
Der Wasserkessel verstummt, Geschirr klappert. Erich kommt ins Wohnzimmer. Er stellt Tassen und Teller auf den Sofatisch. Das Gebrüll der Fußballfans geht inzwischen weiter.
Erich: Hier. Ich habe uns auch ein paar belegte Brote gemacht.
Erika: Aber doch nicht mit Butter?
Erich: Nein, Schatz. Mit Margarine.
Erika: Danke, Schatz. Das ist lieb.
Erich: Schalt' doch
mal um, bitte. Es fängt gleich an.
Erika wechselt mit der Fernbedienung den Kanal. Man hört die Erkennungsmelodie der Show „Reisefieber”.
Moderator: Hallo und herzlich willkommen, liebe Zuschauer! Jetzt heißt es wieder: „Reisefieber”!
Studioapplaus
Moderator: Wie immer schicken wir auch heute eine Familie mit Kindern auf eine spannende, spontane Reise durch Deutschland. Aber erst wiederholen wir noch einmal die Regeln unseres Reise- und Ratespiels. Regel Nummer eins: Sie müssen sofort losfahren, noch heute abend. Nicht lange packen, sondern einfach los! Und eine Videokamera müssen Sie mitnehmen. Wenn Sie keine haben, leihen oder kaufen Sie sich eine. Sie müssen ihre Rätselreise filmen, damit wir dem Publikum zeigen können, wie Sie die Aufgaben gelöst
haben.
Studioapplaus
Moderator: Regel Nummer zwei: Die Reise dauert genau eine Woche lang und hat acht Stationen. An jeder Station finden Sie einen Hinweis, einen Tip, ein Rätsel. Sie müssen selbst herausfinden, was Ihr nächstes Reiseziel ist. Und wenn Sie alle Rätsel richtig lösen, treffen wir uns in einer Woche bei unserer nächsten Sendung. Und: Sie gewinnen den Hauptpreis!
Studioapplaus
Moderator: So, und jetzt die Postkarten, bitte!
Trommelwirbel. Ein großer Sack mit Postkarten wird ausgeschüttet.
Moderator: Sie sehen, wir haben auch diesmal Tausende von Postkarten bekommen. Wer wird gewinnen? Wer geht heute abend auf Reisen?
Trommelwirbel
Moderator: Unsere Gewinner heißen … Augenblick, die
Schrift hier ist sehr schwer zu lesen: Mö … nein, der Name ist „Mustermann”! Ja, Mustermann mit zwei „n”. Familie Mustermann aus Frankfurt! Frankfurt in der Musterstraße 5. Herzlichen Glückwunsch, Familie Mustermann!
Fanfare und sehr langer Studioapplaus. Erich und Erika verschlucken sich an ihren belegten Broten, husten und prusten.
Moderator: Bevor wir die erste Aufgabe für die Familie Mustermann verraten, sehen wir uns erst einmal den Film an, den die Gewinner der letzten Woche gemacht haben. Film ab, bitte!
Der Film beginnt. Erich und Erika erholen sich langsam von ihrem Hustenanfall.
Erika: Das …
Erich: Das …
Erika: Das sind doch …
Erich: Das sind
doch wir!
Erika: Schatz? Hast du …
Erich: Ja, Schatz?
Erika: Hast du die Postkarte geschrieben?
Erich: Nein! Warst du das nicht?
Erika: Ich? Nein!
Erich: Moment mal – das muß ein Fehler sein. Ein Irrtum!
Erika: „Familie Mustermann aus Frankfurt, Musterstraße 5”. Nein, Schatz. Das sind wirklich wir!
Erich: Aber – wer hat die Postkarte geschrieben?
Erika: Keine Ahnung! Aber das ist doch auch nicht wichtig. Hauptsache, wir haben gewonnen! Ist das nicht toll?
Erich: Ja! Endlich passiert mal etwas Spannendes! Wir müssen sofort packen! Wo ist meine Reisetasche?
Erika: Im Kleiderschrank im Schlafzimmer. Was soll ich
denn anziehen für die Reise?
Erich: Egal. Irgendwas. Wir können ja unterwegs etwas kaufen. Das Fernsehen bezahlt alles! Los geht's, Schatz, schnell!
Erika: Wenn wir es schaffen!
Erich: Natürlich schaffen wir das!
Musik. Studioapplaus
Moderator: Das waren also die Kandidaten der letzten Woche. Hoffentlich lösen auch die Mustermanns alle Rätsel richtig und sind nächste Woche hier in unserer Live-Sendung! Und hier ist die erste Aufgabe für die Mustermanns – aufgepaßt: Besuchen Sie den höchsten Berg Deutschlands. Essen Sie im Restaurant auf dem Gipfel. Dort bekommen Sie dann die zweite Aufgabe. Verstanden? Ich wiederhole: Besuchen Sie das Restaurant auf dem höchsten Berg Deutschlands. Essen Sie dort – natürlich sind Sie unsere
Gäste, das Fernsehen bezahlt alles. Oben auf dem Berg bekommen Sie die nächste Aufgabe. Sind Sie fertig für die Abreise? Also dann: Achtung – fertig – los!
Fanfare
Erich: Mach den Fernseher aus, Schatz. Wir haben genug gehört. Und wir haben es eilig!
Der Fernseher verstummt.
Erich: Der höchste Berg in Deutschland – was ist denn das für ein Berg?
Erika: Ich weiß: der Mount Everglade!
Erich: Nein! Erstens heißt der Mount Everest, und zweitens ist er irgendwo in Amerika! Darum hat er ja auch einen englischen Namen!
Erika: (erschrocken) Erich!
Erich: (grübelt) Hmmm?
Erika: Erich, Schatz, wir … wir können
nicht fahren.
Erich: Was? Warum nicht? Warum können wir nicht fahren?
Erika: Wir sind doch keine Familie.
Erich: Was meinst du?
Erika: Na, der Moderator hat doch gesagt: „Familie Mustermann”.
Erich: Na und?
Erika: Aber wir haben doch gar keine Kinder!
Erich: Ein schlechter Scherz.
Erika: (weinerlich) Was?
Erich: Na, wer immer die Postkarte geschrieben hat, hat sich einen schlechten Scherz mit uns erlaubt!
Erika: (fängt an zu heulen) Und alles nur wegen dir!
Erich: Was machen wir denn jetzt?
Erika: Na, Kinder natürlich! Oder wenigstens ein Kind!
Erich: (seufzt reumütig) Schatz, das schaffen
wir nicht! Wir müssen doch sofort abreisen!
Erika: (heult lauter) Da siehst du! Ich wollte immer Kinder haben! Und nur wegen dir haben wir keine. Du hast ja immer nur an deine Arbeit gedacht! Und jetzt, wo du pensioniert bist, guckst du den ganzen Tag Fernsehen!
Erich: (tröstend) Aber Schatz, reg' dich doch nicht so auf! Mir fällt bestimmt was ein.
Erich holt eine Bierdose aus dem Kühlschrank, reißt sie auf und nimmt einen riesigen Schluck. Dann atmet er erfrischt durch.
Erich: Genau!
Erika: Was?
Erich: Komm mit!
Übergangsmusik. Dann Akustikwechsel: Erich und Erika draußen, ruhige Wohngegend. Sie klingeln an der Tür des Nachbarhauses. Die
Haustür wird geöffnet.
Herr Schultz: Ja bitte?
Erich: Guten Tag. Bitte entschuldigen Sie die Störung. Wir sind Ihre Nachbarn. Wir wohnen hier neben Ihnen.
Erika: Wir heißen Mustermann. Mit zwei „n”. Das ist mein Mann Erich, und ich bin Erika Mustermann.
Herr Schultz: Guten Abend. Mein Name ist Schultz. Horst Schultz. Mit „tz”.
Erich: Also, Herr Schultz, äh … wie soll ich es sagen …
Herr Schultz: Was ist los?
Erich: Sie sind doch erst letzte Woche hier eingezogen, oder?
Herr Schultz: Ja. Warum?
Erika: Und sie haben eine junge Frau, oder?
Herr Schultz: (argwöhnisch) Ja. Warum?
Erika:
Wie alt sind Sie? 20? 25?
Herr Schultz: (wird ärgerlich) Also, Moment mal. Was soll das eigentlich? Was ist los? Was wollen Sie?
Erich: Wir … wir … wir brauchen Kinder.
Herr Schultz: Was brauchen Sie? Wie bitte?
Erika: Wir möchten Sie einladen. Auf eine Reise.
Erich: Aber Sie müssen „Vati” zu mir sagen. Und Ihre Frau auch.
Erika: Und zu mir „Mutti”, bitte. Wir brauchen Sie!
Erich: Ach ja, noch etwas: Haben Sie eine Videokamera?
Herr Schultz: Marianne! Marianne! Komm doch mal bitte: Hier sind zwei Verrückte!
Erich: Bitte, Herr Schultz, hören Sie uns zu! Nur fünf Minuten! Wir sind
nicht verrückt.
Erika: Wir können alles erklären.
Marianne Schultz: Ja, Horst, was ist denn? Ah, guten Tag! Sie sind doch die Nachbarn von nebenan. Mustermann, stimmt's?
Erich: (erleichtert) Ja. Mit zwei „n”. Ich heiße Erich. Und das ist meine Frau.
Erika: Erika.
Marianne: Nett, daß Sie gekommen sind. Wir kennen noch niemanden hier in der Gegend. Kommen Sie doch herein!
Horst: Sei vorsichtig, Marianne. Die zwei haben nicht alle Tassen im Schrank.
Marianne: Ach, Horsti, sei doch nicht so unhöflich. Bitte entschuldigen Sie. Mein Mann ist Polizist. Er traut niemandem. Das ist eine Berufskrankheit. Bitte kommen Sie doch herein.
Horst: (schwächlich) Aber …
Erich und Erika: (unisono) Danke.
Die Haustür wird geschlossen. Übergangsmusik. Akustikwechsel: im Wohnzimmer der Familie Schultz.
Horst: Das ist ja eine unglaubliche Geschichte!
Erich: Unglaublich, aber wahr! Vielen Dank, daß Sie mitspielen!
Marianne: Ach, aber gern! Wir haben noch gar keine Hochzeitsreise gemacht. Wir sind ganz frisch verheiratet.
Erika: Oh, wie romantisch! Herzlichen Glückwunsch!
Horst: Danke, danke. Zum Glück habe ich sowieso gerade Urlaub. Eigentlich wollten wir erst einmal in Ruhe unser Haus einrichten!
Erika: Am nächsten Sonntag sind Sie wieder zu Hause. Dann kann Erich Ihnen beim Einrichten helfen. Stimmt's, Schatz?
Erich: Was? Ach so, ja natürlich. Gerne.
Marianne:
(sichtlich amüsiert) Tja dann, lassen Sie uns anstoßen!
Wein wird eingegossen. Im weiteren Gespräch stoßen die vier mit Weingläsern an.
Marianne: Prost, Frau Mustermann. Prost, Herr Mustermann!
Erich: Prost, Frau Schultz, also … ich meine, Prost Marianne. Prost, äh … wie war doch gleich dein Name, mein Sohn?
Horst: (immer noch leicht säuerlich) Horst. Prost, Herr Mustermann. Prost, Frau Mustermann!
Erika: Prost! Ach, ist das herrlich! Ich bin so glücklich, Schatz! Endlich haben wir Kinder!
Erich: Aber nur für eine Woche!
Horst: Übrigens … hier ist meine Videokamera. Nagelneu.
Marianne: Und der Akku, Horst?
Horst: Randvoll!
Studioakustik
Erzählerin: Die erste Aufgabe für die Mustermanns ist also: Besuchen Sie den höchsten Berg Deutschlands. Essen Sie im Restaurant auf dem Gipfel. Dort bekommen Sie die nächste Aufgabe. Na dann: viel Glück!
Schlußmusik
Reisefieber 2. Teil
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Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder. Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie in einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis bei „Reisefieber”. Ihre erste Aufgabe ist: Besuchen Sie den höchsten Berg in Deutschland, und essen Sie im Gipfelrestaurant.
Draußen,
belebte Straße
Erika: Schatzi, bist du fertig?
Erich: Fertiger geht's nicht!
Marianne: Na, dann los!
Horst: Herr Mustermann … Vorsicht, Kamera!
Erich: Bitte sag' Vati zu mir, ja? Besonders vor der Kamera! Jetzt mußt du den Film zurückspulen!
Horst: Vati? Ich kenne Sie doch nur eine Stunde!
Erika: Aber wir müssen uns daran gewöhnen, daß wir eine Familie sind! Sonst machen wir in der Sendung nächste Woche noch einen Fehler, und es gibt einen Skandal!
Marianne: Wohin geht denn die Reise?
Erika: Tja, das ist das Problem: Wir müssen auf den höchsten Berg in Deutschland.
Horst: Der höchste Berg
in Deutschland? Wo ist der? Im Schwarzwald?
Marianne: Nein! In den Alpen.
Erika: Natürlich! Jetzt weiß ich's! Das Matterhorn!
Marianne: Das Matterhorn ist 4.478 Meter hoch. Und in der Schweiz.
Erich: Wir müssen jemanden fragen. Oder wir brauchen einen Atlas. Oder ein Lexikon.
Marianne: Nicht nötig. Der höchste Berg in Deutschland ist die Zugspitze. 2.962 Meter hoch. Bei Garmisch-Partenkirchen, in Bayern.
Horst: Donnerwetter! Woher weißt du denn das alles?
Marianne: Tja, das habe ich in der Schule gelernt.
Horst: Komisch. In der Polizeischule lernt man so was nicht.
Übergangsmusik. Akustikwechsel: Bahnhofsgeräusche
Erich: Guten Tag. Bitte vier Fahrkarten nach Garmisch-Partenkirchen.
Bahnangestellter: Einfach oder hin und zurück?
Erich: Einfach.
Bahnangestellter: Viermal einfach nach Garmisch, Moment … hier. Sie müssen in München umsteigen. Gute Reise.
Erich: Danke.
Marianne: Mutti! Vati! Die Kamera läuft!
Horst: Hallo! Schaut mal hierher, in die Kamera!
Horst und Erich stoßen zusammen.
Erich: Horst, paß doch auf!
Horst: Entschuldigung, Vati!
Ansager: Der Intercity nach München fährt auf Gleis eins ab. Bitte einsteigen! Vorsicht bei der Abfahrt!
Übergangsmusik. Akustikwechsel: draußen, in den Bergen. Vögel zwitschern, ab und zu hört man eine Kuhglocke, ein Alphorn. Das Knirschen von Schritten. Die vier steigen auf den Berg, sie stöhnen
und ächzen.
Horst: Herr … Herr Mustermann?
Erich: Psst! Sag … sag „Vati”!
Horst: Warum … warum fahren wir eigentlich nicht mit der Seilbahn?
Erich: Welche Seilbahn?
Horst: Na, die da drüben.
Erich: (irritiert) Also äh … die Seilbahn … ich, äh … Bewegung ist gesund!
Marianne: Mir tun die Füße weh!
Erika: Mir auch, Schatz. Können wir eine kleine Pause machen?
Erich: Ach was, keine Pause! Wir haben keine Zeit zu verlieren! Los, weiter!
Horst: Hören Sie mal, Herr … äh, Vati, das ist unsere Hochzeitsreise! Wir sind doch keine Sklaven!
Marianne: Horst, bitte! Fang doch
keinen Streit an! Du bist doch sportlich.
Erika: Und du, Schatz, sei nicht so streng mit den Kindern!
Erich: Streng? Wenn .. wenn ich mit meinen 65 Jahren auf diesen Berg steigen kann, dann können die Kinder das wohl auch.
Horst: Vorsicht, Kamera!
Erich: Jetzt hör schon auf mit dem blöden Ding! Du brauchst ja nicht alles zu filmen!
Marianne: Ist es denn noch weit bis zu dem Restaurant?
Erich: (versöhnlich) Nein. Höchstens eine Stunde. Oder eineinhalb.
Erika: (flüstert) Es tut mir leid, Marianne. Mein Mann ist sonst nicht so. Eigentlich ist er ganz nett. Er ist nur aufgeregt, weil wir doch bald ins Fernsehen
kommen.
Horst: Da haben Sie … ich meine, da habt ihr ganz schön Glück gehabt, daß ihr die Reise gewonnen habt, Mutti und Vati! Es gibt doch bestimmt Tausende von Leuten, die beim Wettbewerb mitmachen!
Erika: (stolz) Ja, ein Riesenglück haben wir gehabt! Wir haben nämlich gar nicht mitgemacht!
Horst: Was? Ihr habt gar nicht mitgemacht?
Erich: Nein. Wir haben einfach so gewonnen. Ohne eine Postkarte zu schreiben.
Horst: Aber wie ist denn das möglich? Das geht doch gar nicht!
Erich: Wahrscheinlich waren es Bekannte von uns. Aber wir haben nicht weiter danach gefragt. Wir fanden den Witz ziemlich geschmacklos, weil wir doch keine Kinder haben.
Erika: Aber dann haben wir ja euch gefunden!
Marianne: (unterbricht sie) Horsti! Mir ist schlecht! Ich glaube, ich muß … (sie würgt, kann sich aber beherrschen)
Horst: Liebling! Marianne! Was ist denn?
Marianne: Ich weiß nicht. Ich fühle mich so komisch.
Horst: Vielleicht ist es die Luft hier oben. Wir sind ja fast 3.000 Meter hoch! Hier, nimm ein bißchen Lakritze. Das hilft.
Marianne: Danke!
Das Knistern einer Lakritztüte. Dann hört man eine Weile nur Schritte.
Marianne: Endlich!
Horst: Das Restaurant!
Akustikwechsel: im Gipfelrestaurant. Restaurantgeräusche.
Erika: Ah! Hab' ich einen Hunger!
Erich: Und Durst! Bedienung! Bedienung!
Erika: Psst! Sei doch nicht so unhöflich!
Erich: Wieso nicht? Wir haben doch die Reise gewonnen! Da kann man doch auch ein bißchen Service verlangen, oder? Das Fernsehen bezahlt alles!
Horst: (flüstert) Mensch, Marianne! Du sagst doch immer, ich bin unhöflich. Aber dieser Mustermann ist ja noch tausendmal schlimmer!
Erika: Wie bitte? Was sagst du, mein Sohn?
Horst: Ach nichts, Frau Muster... äh, Mutti.
Kellnerin: Guten Tag, die Herrschaften. Was darf's denn sein?
Erika: Ist das hier wirklich der höchste Berg in Deutschland?
Kellnerin: Ja, sehen Sie denn einen höheren?
Erich: (feierlich) Wir sind die Mustermanns.
Kellnerin: Was möchten Sie?
Erich: Wir heißen Mustermann. Mit zwei „n”. Verstehen Sie nicht?
Kellnerin: Doch, doch. Ich heiße Graf. Bettina Graf. Mit „f”. Und was darf's sein? Ich hab' viel zu tun!
Erika: Ein Wiener Schnitzel und einen trockenen Weißwein, bitte.
Marianne: Haben Sie Sauerkraut?
Kellnerin: Klar. Soviel Sie wollen!
Marianne: Dann einmal Sauerkraut und einen Apfelsaft. Mir ist gar nicht mehr schlecht!
Horst: Für mich einmal Schweinshaxe und ein Weizenbier.
Erich: Für mich auch.
Erika: Aber Schatz, du weißt doch, was der Arzt gesagt hat! Cholesterol!
Erich: (seufzt) Ist ja schon gut. Also, dann einen grünen Salat und ein Mineralwasser. (Er räuspert
sich majestätisch) Hören Sie, wir sind die Familie Mustermann aus Frankfurt. Wir haben die Deutschlandreise gewonnen, bei „Reisefieber”. Haben Sie nichts für uns?
Kellnerin: Ach, Sie sind das!
Erich: Na endlich!
Kellnerin: Mein Chef hat gesagt, wenn die Verrückten vom Fernsehen kommen, soll ich ihnen ein Päckchen geben.
Übergangsmusik. Danach wieder Restaurantgeräusche. Unsere vier Reisenden essen und trinken hörbar.
Horst: (sichtlich interessiert) Jetzt machen Sie schon auf, Herr … Vati!
Erich: (trinkt einen riesigen Schluck Wasser, stellt sein Glas geräuschvoll ab) Aaaah! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!
Er öffnet das Päckchen.
Marianne: Und? Was ist drin?
Erika: Eine Kassette.
Horst: Video?
Erich: Nein, nein, nein, eine ganz normale Musikkassette. Und ein Zettel: (Er entfaltet den Zettel und liest vor) „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben das erste Rätsel gelöst! Hier ist die zweite Aufgabe: Hören Sie die Musik auf dieser Kassette an. Finden Sie heraus, wer diese Musik komponiert hat, und besuchen Sie das Geburtshaus des Komponisten. Viel Glück, Ihr ,Reisefieber'-Team!”
Erika: Also, das Geburtshaus des Komponisten … hm …
Marianne: Horst, haben wir den Walkman dabei?
Horst: Nein, leider nicht.
Erika: Macht nichts. Hier im Restaurant gibt es doch bestimmt eine Stereoanlage. Hört ihr nicht die Musik?
Erich: Manchmal bist du wirklich intelligent! Bedienung! Bedienung!
Erika: Psst! Brüll doch nicht so!
Kellnerin: Ja bitte? Schmeckt's?
Erich: Was? Ach so, ja, schmeckt gut. Wo ist hier die Stereoanlage?
Kellnerin: Da hinten. Wieso?
Erich: (schon unterwegs zur Anlage) Danke! Ich darf doch mal schnell …
Kellnerin: Halt! Moment! Sie können doch nicht einfach …
Sie wird abrupt unterbrochen. Musik. Fadeunder, Studioakustik.
Erzählerin: Die zweite Aufgabe ist also: Besuchen Sie das Haus, in dem der Komponist dieser Musik geboren wurde.
Reisefieber 3. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber3.mp3
Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder. Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Zusammen müssen sie in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, welche Orte das sind. Wenn sie in einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis in der nächsten Sendung von „Reisefieber”. Ihre nächste Aufgabe ist: Besuchen Sie das Geburtshaus des Mannes, der diese Musik komponiert hat. (Musik fadeup,
„Freude, schöner Götterfunken”)
Draußen, Straße
Horst: Wagner!
Erika: Mozart!
Marianne: Bach!
Erich: Schubert!
Horst: Wagner!
Erika: Mozart!
Marianne: Bach!
Erich: Schubert!
Erika: Taxi!
Marianne: Wie bitte?
Erika: Taxi!
Horst: Das ist doch kein Komponist!
Erika: Nein. Aber da kommt ein Taxi!
Erich: Wo?
Erika: Na, da!
Alle zusammen: Taxi!
Kurze Übergangsmusik. Akustikwechsel: im Taxi
Taxifahrer: Guten Tag. Wohin möchten Sie?
Erich: Nach … wo ist Schubert geboren?
Taxifahrer: Franz Schubert, der Komponist?
Erich: Genau der.
Taxifahrer: In Lichtenthal bei Wien, am 31. Januar 1797.
Marianne: Und Bach? Wo ist der geboren?
Taxifahrer: Johann Sebastian Bach. Geboren in Eisenach. Am 21. März 1685.
Horst: Wagner?
Taxifahrer: Richard Wagner, geboren am 22. Mai 1813 in Leipzig.
Horst: Bitte alle mal lächeln für die Kamera!
Erich: Doch nicht jetzt!
Erika: Und Mozart?
Taxifahrer: Wolfgang Amadeus Mozart? Aber sagen Sie mal, wohin wollen Sie denn eigentlich? Das Taxameter läuft!
Erich: Also, wenn ich ganz ehrlich bin …
Marianne: Wir wissen es nicht.
Taxifahrer: Sie wissen nicht, wohin Sie wollen? Warum nehmen Sie denn ein Taxi?
Horst: Ist doch klar! Weil wir es eilig haben!
Erika: Sehr eilig sogar! Sie müssen uns helfen!
Taxifahrer: Also, dann erzählen Sie mal. Langsam, der Reihe nach.
Erich: Wir haben die Reise gewonnen.
Erika: Bei „Reisefieber”.
Taxifahrer: „Reisefieber”? Das ist doch diese komische Fernsehshow!
Horst: Genau.
Erich: Wir sind die Mustermanns.
Erika: Mit zwei „n”.
Erich: Und unsere Aufgabe ist: Besuchen Sie das Haus, in dem dieser Komponist geboren ist.
Taxifahrer: Welcher Komponist?
Marianne: Augenblick … Wo ist die Kassette?
Erika: Hier!
Taxifahrer: Geben Sie mal her. Das haben wir gleich!
Der Taxifahrer steckt die Kassette in den Recorder. Es erklingt „Freude schöner Götterfunken”.
Erich: Das ist Schubert!
Erika: Nein, das ist Mozart!
Horst: Quatsch! Wagner!
Marianne: Nein, Bach! Ganz bestimmt! Bach!
Der Taxifahrer stellt den Recorder ab.
Taxifahrer: Also, der Fall ist klar. Ich weiß, wer das ist.
Erich: Und?
Erika: Sagen Sie schon!
Taxifahrer: Das ist „Freude schöner Götterfunken”, komponiert von Ludwig van Beethoven. Geboren am 17. Dezember 1770.
Horst: Und wo? Wo ist er geboren?
Taxifahrer: In Bonn.
Marianne: Sind Sie sicher?
Taxifahrer: Natürlich bin ich sicher!
Erika:
Sagen Sie, woher wissen Sie das denn eigentlich alles?
Taxifahrer: Was? Woher weiß ich was?
Horst: Na, das mit den Komponisten. Und wo sie alle geboren sind.
Taxifahrer: Das ist ganz einfach. Ich bin eigentlich gar kein Taxifahrer.
Erich: Kein Taxifahrer? Was sind Sie denn?
Taxifahrer: (seufzt schwer) Tja, ich bin selbst Komponist und Kapellmeister. Mein Name ist Rockhausen. Mit „ck”. Aber Sie wissen ja, wie schwer es heutzutage ist, als Künstler Arbeit zu finden. Ich habe sieben Kinder und vier Ex-Frauen. Das kostet eine Menge Geld. Darum muß ich Taxi fahren. Also, wohin wollen Sie?
Horst: Nach Bonn!
Marianne: Und zwar schnell!
Taxifahrer: Bonn? Das wird aber teuer! Das sind 500 Kilometer!
Erich: Egal! Macht nichts. Das Fernsehen bezahlt alles!
Erika: Bitte, geben Sie Gas!
Taxifahrer: O.K., wie Sie wollen!
Das Taxi fährt mit quietschenden Reifen los. Übergangsmusik „Freude schöner Götterfunken”. Nach einer Weile bremst das Taxi, wieder mit quietschenden Reifen.
Taxifahrer: Bitte sehr! Da sind wir! Das Beethoven-Haus in Bonn.
Erika: Danke!
Erich: Na, dann los! Wir haben keine Zeit zu verlieren!
Taxifahrer: Moment mal!
Erich: Ja, was ist denn?
Taxifahrer: Herr Mustermann! Sie haben etwas vergessen!
Erich: Ich? Was denn?
Taxifahrer: Die Rechnung! Das macht
siebenhundertundvierundneunzig Mark und zwanzig Pfennig!
Marianne: Wie bitte?
Taxifahrer: Siebenhundertvierundneunzig Mark und zwanzig Pfennig.
Erich: Aber ich möchte eine Quittung. Hier. (Er bezahlt.) Danke. Der Rest ist für Sie. Das Fernsehen bezahlt alles.
Taxifahrer: Danke! Danke! Einen schönen Tag noch!
Man hört das Taxi abfahren. Übergangsmusik. Innenakustik, im Beethoven-Museum.
Horst: Vorsicht, Kamera!
Marianne: Hier drin darf man nicht filmen. Das ist doch ein Museum!
Horst: (beleidigt) Ich darf ja nie filmen! Ihr seid gemein!
Beethoven: (er spricht sehr laut und sehr voll von sich selbst) Meine Damen und Herren, mein Name ist Ludwig van Beethoven, mit zwei „e” und „v”. Herzlich
willkommen in meinem Haus in Bonn. Hier sehen Sie das Klavier, auf dem ich früher immer gespielt habe. Hier habe ich meine frühen Werke komponiert. Wie Sie ja sicher wissen, bin ich dann mit 22 Jahren als fertiges Genie nach Wien umgezogen, im Jahre …
Jemand klimpert die ersten Töne von „Für Elise” auf dem Klavier.
Beethoven: (laut und ärgerlich) Hallo! Bitte lassen Sie das! Bitte das Piano nicht anfassen! Wo war ich stehengeblieben?
Erich: (flüstert wütend) Horst, Finger weg! Du bist doch kein kleines Kind mehr!
Horst: (flüstert wütend zurück) Herr Mustermann, sprechen Sie nicht in diesem Ton mit mir! Ich bin schließlich Polizist!
Erich: (flüstert) Das ist
mir vollkommen egal, ob du Polizist bist! Jetzt bist du sieben Tage lang mein Sohn, und wenn ich sage: „Finger weg!”, dann nimmst du die Finger weg, verstanden?
Horst: Jawohl, Herr … Vati.
Beethovens Mobiltelefon piepst (Melodie: „Für Elise”), er nimmt ab.
Beethoven: (telefoniert laut) Ludwig van Beethoven … Ah, guten Tag Herr Breitkopf! … Gut, danke. Und Ihnen? Was? Die letzten 100 Takte der neuen Sinfonie? … Also, wissen Sie, ich habe überhaupt keine Inspiration. Burnout, verstehen Sie. Mir fällt überhaupt nichts ein. Absolut nichts. … Herr Breitkopf, ich habe eine Idee! Nennen Sie die Sinfonie doch einfach die „Unvollendete”! Wie bitte? … Ach so, die „Unvollendete” gibt es schon. Von Franz Schubert.
Ich verstehe. … (er seufzt) Na dann … In Ordnung. Ich schicke Ihnen die letzten 100 Takte nächste Woche … nächste Woche, ja. Alles klar, Herr Breitkopf. Auf Wiederhören!
Beethoven beendet das Telefongespräch.
Erika: Schau doch mal, Schatz! Diese süßen Hörner da an der Wand!
Marianne: Herr van Beethoven! Ich wußte gar nicht, daß Sie auch Horn gespielt haben!
Beethoven: (laut) Was? Sprechen Sie lauter!
Marianne: (brüllt ihn an) Ich wußte gar nicht, daß Sie auch Horn gespielt haben!
Beethoven: (laut und indigniert) Das sind keine Hörner, meine Dame. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich schon sehr jung krank geworden. Ich habe mein Gehör verloren, was für
einen Komponisten natürlich ziemlich unangenehm ist. Seit dem Jahr 1819 bin ich fast völlig taub. Und diese Hörner, meine Dame, sind meine Hörrohre.
Man hört ein langgezogenes Tuten, wie aus einem Alphorn.
Beethoven: (laut und schrill) Bitte nichts anfassen! Wissen Sie, was diese Objekte wert sind? Sie sind unschätzbar!
Erich: Horst!
Horst: (kleinlaut) Entschuldige, Vati. Bitte verzeihen Sie, Herr van Beethoven.
Beethoven: (halbwegs beruhigt) Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Vorsicht, die Tür ist sehr niedrig. In diesem Zimmer wurde ich 1770 geboren. Sie sehen, daß ich als Baby sehr einfach lebte. Mein einziger Luxus war diese Babybadewanne aus Porzellan. Diese Badewanne hat das Beethovenhaus hier in Bonn erst vor
einem Jahr vom Beethoven-Museum in Wien gekauft, für die horrende Summe von einer Million …
Die Babybadewanne fällt mit lautem Gepolter auf den Boden.
Erich: (tobt) Horst!
Horst: Ich hab' gar nichts gemacht! Wirklich, ich schwör's! Ich hab' das Ding nicht angefaßt! Die ist ganz von selbst …
Beethoven: (außer sich vor Wut) Gehen Sie! Raus! Alle vier! Verschwinden Sie aus meinem Haus! Und kommen Sie nicht wieder! Raus!
Akustikwechsel: draußen, Straße. Die vier gehen zu Fuß die Straße entlang. Man hört einen Straßenmusiker auf einer schlecht gestimmten Gitarre spielen. Er spielt eine jämmerliche Version von „Freude schöner Götterfunken”. Die vier kommen näher, die Musik wird lauter.
Marianne:
(den Tränen nahe) Horst! Das ist alles deine Schuld!
Horst: Aber Liebling, ich hab' doch gar nichts gemacht!
Marianne: Ach was! Immer mußt du alles anfassen!
Erich: Den Hauptpreis, den können wir vergessen. Und das schon am zweiten Tag unserer Reise.
Erika: Was machen wir denn jetzt?
Erich: Ja, das war's dann wohl. Wir fahren nach Hause.
Marianne: Unsere Hochzeitsreise! Horst, du hast alles kaputtgemacht!
Horst: Vorsicht, Kamera! Lächelt mal, ihr drei!
Marianne: (wütend) Gib die Kamera her, Horst! Jetzt!
Die vier stehen jetzt unmittelbar vor dem Straßenmusiker.
Erika: Schatz!
Erich: Erika?
Erika: Gib doch dem jungen
Mann eine Mark, damit er Musikunterricht nehmen kann.
Erich: Na gut. Hier ist eine Mark.
Er wirft dem Musiker eine Mark in den Hut. Der Musiker hört auf zu spielen.
Musiker: Herr Mustermann?
Erich: Ja?
Musiker: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben die zweite Aufgabe gelöst! Ihre nächste Aufgabe ist: Finden Sie das älteste Auto der Welt.
Erich: (verwirrt) Was?
Musiker: Suchen Sie das älteste Auto der Welt! Das ist alles!
Erika: Moment, warten Sie doch! Was ist das für ein Auto? Hallo? Warten Sie doch!
Marianne: Weg ist er.
Erich: (grübelt) Hm … das älteste …
Horst: …
das älteste Auto der Welt!
Studioakustik
Erzählerin: Das ist also die nächste Aufgabe für die Mustermanns: Finden Sie das älteste Auto der Welt.
Schlußmusik
Reisefieber 4. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber4.mp3
Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder. Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie nach einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis in der nächsten Sendung von „Reisefieber”. Ihre dritte Aufgabe ist: Finden Sie das älteste Auto der Welt.
Draußen, Straße
Erich: Das älteste Auto der Welt …
Horst: Das älteste Auto in unserer Straße ist mein alter Volkswagen.
Marianne: Dein alter Käfer ist bestimmt das älteste Auto in der ganzen Stadt!
Erika: So kommen wir nicht weiter. Wir brauchen Hilfe!
Erich: Und ein Auto! Ein Taxi ist zu teuer. Soviel Geld hat nicht einmal das Fernsehen!
Horst: Wieso mieten wir nicht ein Auto?
Erich: Gute Idee! Ich bin stolz auf dich, mein Sohn!
Marianne: Hallo, ihr drei! Schaut mal in die Kamera!
Übergangsmusik
Angestellter in der Autovermietung: Guten Tag, meine Damen, guten Tag, meine Herren! Herzlich willkommen bei der
Autovermietung Lack & Kratzer. Wie kann ich Ihnen helfen?
Erich: Wir brauchen ein Auto.
Angestellter: Ein Auto? Immer dasselbe! Alle wollen immer nur das Eine: ein Auto. (seufzt) Was für ein Auto möchten Sie denn?
Marianne: Ein rotes!
Horst: Eins mit zwölf Zylindern!
Erika: Ein umweltfreundliches!
Erich: Ein großes!
Angestellter: Also vier Autos, alles klar. Darf ich bitte Ihre Führerscheine sehen?
Erich: Nein, wir wollen nur ein Auto!
Angestellter: Also ein Auto: groß, rot, umweltfreundlich, zwölf Zylinder. Ist das alles?
Horst: Ja, das ist alles.
Angestellter: Da kann ich Ihnen den Mercedes 600 SEL empfehlen. Den haben
wir jetzt im Sonderangebot. Nur DM 1.000 pro Tag, ohne Kilometerbegrenzung.
Erika: Mercedes? Ist das ein gutes Auto?
Angestellter: Aber ich bitte Sie, gnädige Frau! Mercedes ist die älteste Automarke der Welt!
Horst: Die … die was?
Angestellter: Die älteste Automarke der Welt. Mercedes gibt es seit mehr als 100 Jahren!
Erika: Wir möchten lieber ein neues Auto.
Marianne: Psst, Frau M... Mutti! Hast du gehört, was der Mann eben gesagt hat?
Horst: Heißt das, das älteste Auto der Welt ist ein Mercedes?
Angestellter: Alle Achtung! Sie sind ganz schön clever! Sie sollten zur Polizei gehen!
Horst: Ich bin bei der
Polizei!
Angestellter: Oh, entschuldigen Sie bitte!
Erich: Sagen Sie, was ist das für ein Auto, dieser erste Mercedes?
Angestellter: Das ist der Patent-Motorwagen Nummer 1 von Carl Benz, Carl mit „c”. Das Auto hat einen Einzylinder-Viertaktmotor mit einem PS. Das Auto wurde 1886 zum ersten Mal öffentlich vorgeführt. Aber diesen Patent-Motorwagen können Sie hier nicht mieten.
Marianne: Warum nicht?
Angesteller: Junge Frau, dieser Wagen steht im Museum.
Erika: Wo? In welchem Museum?
Angestellter: Im Deutschen Museum in München.
Erich: Wie spät ist es?
Angestellter: Es ist jetzt exakt fünf Minuten nach eins.
Erich: Und wie lange fährt man von hier
nach München?
Angestellter: Mit dem Sechshunderter Mercedes schaffen Sie das locker in zwei, drei Stunden. Der fährt 250.
Horst: Gut, den Wagen nehmen wir. Schnell! Schnell!
Angestellter: Moment, nicht so hektisch bitte. Sie müssen dieses Formular ausfüllen. Möchten Sie eine Vollkaskoversicherung? Eine Insassenversicherung?
Erich: Ja, ja, ja, alle … alle Versicherungen, alles, was Sie haben, machen Sie schon! Wir haben es eilig!
Angestellter: Bitte unterschreiben Sie hier.
Erika: Unterschreib' noch mal, Schatz, für die Kamera! Wo muß man hier drücken, damit es filmt?
Übergangsmusik. Akustikwechsel: auf der Autobahn, im Stau. Es geht nicht vorwärts.
Erich: Das darf doch nicht wahr sein! Wir fahren
20!
Marianne: Und das seit drei Stunden! Können wir Pause machen? Mir ist nicht gut …
Horst: Ich will auch mal fahren. Das ist ungerecht, daß Herr Mustermann die ganze Zeit fährt!
Erika: Was ist denn los mit dir, mein Kind? Ist dir schon wieder schlecht?
Marianne: Ja. Hat jemand Lakritze?
Horst: Moment, ich habe noch ein bißchen.
Eine Lakritztüte knistert. Marianne frißt die Tüte hemmungslos leer.
Marianne: Aaah! Jetzt geht's mir schon viel besser. Also, das wundert mich ja nicht, daß es in Deutschland keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt. Wozu auch? Gib einfach jedem ein Auto, und schon fahren alle nur noch 20!
Erika:
Ist es noch weit? Ich bin müde.
Erich: Schlaf doch ein bißchen, Schatz. Bis München sind es noch 100 Kilometer.
Erika: Ja Schatz. Du hast recht. Ein bißchen Schlaf tut mir sicher gut.
Horst: Nur noch 100 Kilometer? Und wann darf ich endlich mal fahren? Ohne mich würdest du jetzt auch nicht in einem dicken Mercedes sitzen, Herr Mustermann-Vati!
Marianne: Gibt's noch Lakritze?
Abruptes Bremsen, kurzes Quietschen.
Erich: Mensch, paß doch auf, du Vollidiot!
Horst: Wer, ich?
Erich: Nein, der da vorne!
Erika: (gähnt) Sind wir schon da? Hab' ich lange geschlafen?
Marianne: Mir ist schlecht …
Übergangsmusik. Akustikwechsel: in einer großen Halle.
Erich: So, da sind wir. Das Deutsche Museum in München.
Marianne: Das ist ja riesengroß!
Horst: Ist ja auch das größte technische Museum in Deutschland!
Man hört ein elektrisches Brutzeln, einen Blitz.
Erika: (erschrickt) Schatz! Was ist denn das?
Erich: Moment … ich sehe schnell nach … (Papier raschelt) Das muß die Physikabteilung sein.
Marianne: Da drüben ist die Abteilung für Musikinstrumente …
Horst: Und wo sind die Autos?
Erich: (Papier raschelt) Die Autos sind gleich da vorne, in der Kraftfahrzeugabteilung.
Man hört die Schritte der vier.
Marianne: Das sind doch
keine Autos!
Erich: Hm. Nein, das ist das erste Flugzeug, gebaut von Otto Lilienthal im Jahre 1891 in Berlin.
Horst: Herr Muster … Vati, das ist doch egal! Los, schnell, zu den Autos! Das Museum schließt gleich!
Erich: Mein Sohn! Ein bißchen Bildung schadet dir bestimmt nicht. Du sollst einmal ein besseres Leben haben als ich.
Erika: Da drüben sind Autos! Da!
Horst: (ehrfürchtig) Schaut euch diesen Wagen an!
Erich: Das ist der falsche. (Papier raschelt) Der Patent-Motorwagen Nummer 1 steht da hinten. Schnell!
Die vier laufen.
Marianne: Das hier?
Erika: Schatz, das ist ja süß!
Horst: Das soll
ein Auto sein? Das hat ja gar kein Lenkrad!
Erich: Also, ihr drei paßt auf, daß niemand kommt.
Horst: (murmelt, nah am Mikrofon) Hm, das Ding hat keine elektrischen Kabel … keinen Schlüssel …
Marianne: Was ist denn, Vati?
Erich: Ich habe ein komisches Gefühl. Jemand beobachtet uns.
Horst: (murmelt, nah am Mikrofon) … keine Gangschaltung, kein Getriebe, kein Lenkrad, keine Bremsen …
Marianne: Keine Angst, Vati. Ich paß' schon auf.
Eine altmodische Gummiballhupe tutet.
Erich: Horst! Finger weg!
Horst: (murmelt, nah am Mikrofon) … eine Hupe, und hier, was ist das denn … eine Kurbel!
Horst kurbelt. Der
schwächliche 1-PS-Motor startet. Der Motor läuft. Ab und zu knallt eine Fehlzündung.
Erich: Um Gottes Willen! Mach das Ding aus!
Horst: (stolz) Einsteigen, bitte!
Erich: Horst!
Museumsaufseher: (ruft aus dem Hintergrund, kommt näher) He, Sie da! Was machen Sie da?
Der Patent-Motorwagen fährt los.
Museumsaufseher: Stehenbleiben! Halt! Lassen Sie den Wagen stehen, oder ich rufe die Polizei!
Horst: Ich bin die Polizei! Dieses Fahrzeug hat keine Bremse. Es ist nicht verkehrssicher! Ich konfisziere hiermit dieses Automobil!
Museumsaufseher: Sind Sie die Mustermanns?
Marianne: Mir ist schlecht …
Museumsaufseher: Hier, junge Frau. Nehmen Sie ein Lakritzbonbon. Das hilft.
Erich:
Ja, wir sind die Mustermanns.
Museumsaufseher: Mit zwei „n”?
Erika: Genau die.
Marianne: Bitte lächeln Sie doch mal in die Kamera!
Im Hintergrund stößt der Patent-Motorwagen gegen ein Hindernis und bleibt stehen.
Museumsaufseher: Au, das wird aber teuer!
Erich: Macht nichts. Das Fernsehen bezahlt alles.
Museumsaufseher: Hier, das ist für Sie.
Erich: (entfaltet einen Zettel) Was soll das denn heißen?
Marianne: Lies vor, Vati, los, lies doch!
Erich: (liest vor) Besuchen Sie die älteste Brauerei der Welt, und trinken Sie dort ein Bier.
Horst: Was?
Erich: Ein Bier sollen wir trinken. Kein Problem, was, Horst? Das
machen wir doch gern!
Erika: Wo sollen wir ein Bier trinken?
Erich: In der ältesten Brauerei der Welt.
Marianne: Ich mag doch gar kein Bier …
Horst: Das macht nichts. Ich trinke eben zwei!
Studioakustik
Erzählerin: Die nächste Aufgabe für die Mustermanns ist also: Besuchen Sie die älteste Brauerei der Welt, und trinken Sie ein Bier.
Schlußmusik
Reisefieber 5. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber5.mp3
Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder. Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie nach einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis in der nächsten Sendung von „Reisefieber”. Ihre nächste Aufgabe ist: Besuchen Sie die älteste Brauerei der Welt, und trinken Sie ein
Bier.
Außenakustik, Straße
Erika: Trinken Sie ein Bier in der ältesten Brauerei der Welt! Diese Aufgabe hat sich bestimmt ein Mann ausgedacht. Warum kann es denn nicht ein Weingut sein? Oder eine Likörfabrik? Oder wenigstens eine Konditorei?
Marianne: Oder eine Modeboutique? Oder eine Schönheitsfarm?
Erich: Schatz, vielleicht ist das ja unsere nächste Aufgabe. Aber jetzt ist erst mal das Bier dran.
Horst: Und wie finden wir die älteste Brauerei der Welt?
Marianne: Na, die muß auf jeden Fall in Deutschland sein!
Erich: Laßt mich nachdenken … wer weiß am meisten über Bier?
Erika: Jemand, der viel trinkt.
Erich: Klar! Ich hab's!
Marianne: Und? Wohin sollen wir gehen?
Erich: Na, ist doch logisch! In eine Kneipe!
Horst: Sie haben … du hast Recht, Vati! Los geht's in die Kneipe! Bier her, Bier her, oder ich fall' um …
Marianne: Mir ist schlecht.
Erika: Kind, es ist keine Lakritze mehr da. Wir müssen welche kaufen gehen.
Erich: Ich habe einen Vorschlag: Horst und ich gehen in die Kneipe, und Marianne und du gehen Lakritz kaufen. Oder eine Tasse Kaffee trinken.
Erika: Eine Tasse Kaffee trinken? Sonst schimpfst du immer, wenn ich Geld ausgebe!
Erich: Das ist etwas anderes. Jetzt bezahlt doch das Fernsehen alles! Wir treffen
uns in einer Stunde hier. Bis dann!
Marianne: Tschüß!
Übergangsmusik. Innenakustik: in einer Kneipe
Wirt: Guten Tag, die Herren! Was darf's sein?
Horst: Zwei Bier.
Wirt: Zwei Bier … einen Moment …
Erich: Für mich auch.
Wirt: Wie bitte?
Erich: Für mich auch zwei Bier.
Das Bier wird serviert.
Wirt: Bitte sehr.
Erich: Danke. Prost, mein Sohn!
Die beiden stoßen an.
Horst: Prost, Vati! Sie trinken.
Wirt: Möchten Sie noch etwas trinken?
Erich: Ja, gern. Zwei Bier, bitte.
Horst: Für mich auch.
Erich: Prost, mein
Sohn!
Die beiden stoßen an.
Horst: Prost, Vati!
Sie trinken.
Horst: Sag mal, Vati …
Erich: Ja, mein Sohn?
Horst: Wir wollten doch etwas fragen!
Erich: Stimmt! Also los, fragen wir! (räuspert sich, dann zum Wirt) Also, mein Name ist Mustermann. Erich Mustermann.
Horst: Und ich bin Horst Schul... äh, Horst Mustermann.
Wirt: Ja, und?
Erich: Wir haben ein Problem.
Horst: Ein großes Problem!
Erich: Wir suchen etwas.
Wirt: Aha! Und was suchen Sie?
Horst: Ja also, wir suchen … Was suchen wir denn, Vati?
Erich: Also, wir suchen
… Jetzt fällt es mir gerade nicht ein.
Horst: Mir auch nicht.
Wirt: Möchten Sie vielleicht noch etwas trinken? Vielleicht hilft das Ihrem Gedächtnis?
Erich: Gute Idee! Zwei Bier, bitte.
Horst: Für mich auch.
Die beiden stoßen an. Übergangsmusik. Akustikwechsel: in einem Einkaufszentrum
Marianne: (hat den Mund voll Lakritze, die Tüte raschelt) Danke, Mutti! Jetzt geht's mir viel besser.
Erika: Sag mal, Kind …
Marianne: Ja, Mutti?
Erika: Ich … ich muß mit dir sprechen.
Marianne: Worüber?
Erika: Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber …
Marianne: Ja?
Erika: Ich dachte nur,
weil dir doch immer so schlecht ist und weil du soviel Lakritze ißt …
Marianne: Ja?
Erika: Jetzt sei mal ganz ehrlich, Kind. Bist du …
Marianne: Schau mal, Frau Mu… äh, Mutti! Das Guinness-Buch der Rekorde! Das neue! Das will ich haben.
Erika: Bitte, Marianne, hör mir doch mal zu!
Marianne: Und nur DM 19,95! Das kaufe ich mir! Das Fernsehen bezahlt ja!
Man hört, wie Marianne in dem Buch blättert. Erika seufzt tief und gibt ihre Befragung auf.
Marianne: Mutti! Mutti! Schau mal!!
Erika: Was ist denn?
Marianne: Hier! Die älteste Brauerei der Welt! Ich hab' sie gefunden!
Erika: (ungläubig) Wo?
Marianne: Hier, im Buch der Rekorde!
Erika: Tatsächlich!
Marianne: Schnell! Wir müssen die Männer holen!
Übergangsmusik. Fadeover von Einkaufszentrum zu Außenakustik, Straße
Marianne: Weihenstephan.
Horst: Wie heißt das?
Marianne: Weihenstephan.
Erich: Na und?
Erika: Schatz! Weihenstephan ist die älteste Brauerei der Welt!
Erich: Die älteste Brauerei … Mensch, Horst! Jetzt weiß ich wieder, was wir suchen!
Erika: Es ist ein Kloster!
Marianne: Hier steht: „Im Kloster Weihenstephan braut man seit mehr als 1.000 Jahren Bier.”
Erich: Und wo ist dieses Weihenstephan?
Erika: Das ist das Beste! Es
ist gar nicht weit. Wir können mit dem Bus fahren!
Übergangsmusik. Fadeover zu sehr klerikaler Akustik, viel Hall, gregorianische Gesänge
Erika: (flüstert) Das sieht aber nicht aus wie eine Brauerei!
Marianne: Das ist die Klosterkirche. Die Brauerei ist da drüben. Kommt!
Fadeout gregorianischer Gesang. Schritte in einer Halle des Klosters.
Vater Spiritus: Ah! Herzlich willkommen in der Klosterbrauerei Weihenstephan! Gott mit euch, meine Kinder!
Erich: Danke, äh …
Vater Spiritus: Vater Spiritus.
Erich: Wir sind die Mustermanns.
Vater Spiritus: Die Mustermanns! Natürlich! Ich habe Sie schon erwartet. Bitte kommen Sie, hier ist das Refektorium.
Marianne: Das was?
Vater Spiritus: Das Refektorium. Der Speisesaal des Klosters. Hier essen wir. Und hier gibt es auch etwas zu trinken. Sie sind doch sicher durstig, oder?
Horst: Bier her, Bier her …
Marianne: (scharf) Horst!
Vater Spiritus: Was darf's sein? Ein dunkles oder ein helles? oder möchten Sie ein Weizenbier?
Erich: Also, äh … ja. Gern.
Vater Spiritus: Setzen Sie sich!
Horst: Danke, Vater.
Erich: Bitte.
Horst: Nicht Sie, äh, nicht du, Vati! Ich meine Vater Spiritus! Man hört, wie Vater Spiritus den Besuchern Bier einschenkt.
Vater Spiritus: Prost, meine Kinder!
Horst: Prost, Vater!
Erich: Prost, mein Sohn!
Vater Spiritus: Prost, meine Töchter!
Erich: Moment! Das ist meine Tochter! Und das ist meine Frau!
Vater Spiritus: Entschuldige, mein Sohn.
Erika: Prost, Vater!
Vater Spiritus: Prost, Brüder und Schwestern!
Horst: Auch noch Brüder und Schwestern? Jetzt versteh' ich aber nicht ganz …
Erich: (flüstert) Horst! Halt den Mund und trink!
Man hört, wie unsere Helden mit großem Genuß trinken.
Vater Spiritus: Wir machen hier Bier seit dem Jahr 768. Das sind mehr als 1.200 Jahre!
Erich: Das Beizenwier, äh, das Weizenbier ist wirklich gut!
Horst: Also, ich finde das dunkle besser.
Erika: Also, ich finde, hick,
ich finde, also, mir schmecken sie alle!
Vater Spiritus: Bie witte? Äh, ich meine: Wie bitte?
Erika: Mir schmecken alle! Gibt's noch mehr?
Marianne: Ihr solltet jetzt aufhören.
Horst: Aufhören? Womit?
Marianne: Ihr solltet nichts mehr trinken. Vater Spiritus, bitte geben Sie uns jetzt unsere nächste Aufgabe.
Vater Spiritus: Aufgabe? Ach so, ja die Aufgabe! Moment, wo hab' ich sie denn …
Papier raschelt.
Vater Spiritus: (liest) Beten Sie zehn „Vaterunser” und zehn „Ave Maria”. Moment … nein, das ist der falsche Zettel. Hier ist er!
Marianne: Und? Was müssen wir als nächstes tun?
Vater Spiritus: Besuchen Sie Lönig
Kudwig, äh, König Ludwig auf seinem Märchenschloß.
Erika: Hick! Ludwig?
Erich: König Ludwig?
Horst: Märchenschloß?
Vater Spiritus: Genau. Und noch ein Tip: Im Namen des Schlosses ist ein Tier versteckt. Gott mit euch, meine Kinder!
Marianne: Gott mit Ihnen, Vater. Los jetzt, kommt schon!
Studioakustik
Erzählerin: Die nächste Aufgabe für die Mustermanns ist also: Besuchen Sie König Ludwig in seinem Märchenschloß. Im Namen des Schlosses ist ein Tier versteckt.
Schlußmusik
Reisefieber 6. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber6.mp3
Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder. Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie nach einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis in der nächsten Sendung von „Reisefieber”. Ihre nächste Aufgabe ist: Besuchen Sie König Ludwig auf seinem Märchenschloß. Und im Namen des
Schlosses ist ein Tier versteckt.
Innenakustik, Bibliothek. Unsere vier Helden wälzen dicke Bücher.
Erich: Und, wie sieht's aus? Habt ihr etwas gefunden? Was sagen die Märchen?
Horst: Hilfe! Die Bücher!
Man hört ein paar Dutzend Bücher aus dem Regal fallen.
Erika: Horsti, du Trottel! Faß doch nicht immer alles an!
Horst: Jetzt fang du nicht auch noch an, Frau Mus … Mutti!
Marianne: Psst! Nicht so laut! Das ist hier der Lesesaal!
Erich: (leise) Was sagen die Märchen über Könige?
Marianne: Nicht viel, leider. „Schneewittchen” – da gibt es keinen König, nur eine Königin. „Hänsel und Gretel” – kein König.
Erika: „Rotkäppchen” – da gibt es einen Wolf und eine Großmutter. Im „häßlichen Entlein”, da gibt es überhaupt nur Tiere!
Erich: Hm. Keine Könige …
Horst: Also, ich habe hier einen Soldatenkönig, Friedrich Wilhelm I., König von Preußen. Dann gibt es noch den Erlkönig. Aber den gibt es nur in einem Lied.
Erich: Ich habe einen Bettlerkönig gefunden. In der „Dreigroschenoper” von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Und dann gibt's natürlich noch den Fußballkönig: Franz Bauernbecken.
Horst: Beckenbauer, Vati. Beckenbauer. Und außerdem ist der nicht König, sondern Kaiser! Fußballkaiser.
Erich: Und ich habe Elvis, den König. Aber der ist Australier oder so. Das geht natürlich nicht. Also wissen
wir nichts. Wir sind am Ende …
Erika: Am Ende?
Erich: Ja, Schatz. Tut mir leid. Aber der König und sein Märchenschloß sind wohl zu schwierig für uns.
Ansage: (über Lautsprecher, mit leichtem Hall) Liebe Gäste, die Bibliothek wird in zehn Minuten geschlossen. Bitte stellen Sie die Bücher zurück in die Regale. Die Bibliothek wird in zehn Minuten geschlossen. Danke.
Marianne: Mir ist schlecht.
Man hört das Knistern von mehreren verschiedenen Lakritztüten.
Erich, Erika und Horst: (unisono) Hier!
Marianne: (verschlingt die Lakritze) Danke. Ich liebe Lakritz!
Horst: Herr Muster … Vati!
Erich: Ja, mein Sohn?
Horst: Ich finde, wir
sollten nicht so schnell aufgeben.
Erika: Aber wenn wir doch den Ludwig nicht finden!
Horst: Vielleicht finden wir ihn ja doch. Ich habe da eine Idee.
Marianne: (ißt) Was ist denn das für eine Idee?
Horst: Ich bin doch Polizist! Wartet mal einen Moment. Ich bin in fünf Minuten wieder da.
Übergangsmusik. Die folgende Sequenz geschieht per Funkgerät. Man hört das typische Piepsen und Knistern des Polizeifunks.
Horst: Achtung, Achtung, hier spricht Inspektor Schul … äh, Inspektor Mustermann von der Zentrale! An alle Einheiten! Eine Fahndung! Ich wiederhole: Zentrale an alle Einheiten, eine dringende Fahndung. Gesucht wird ein gefährlicher Krimineller mit dem Decknamen „König Ludwig”. Er hält sich
zur Zeit irgendwo in Deutschland auf. Ich wiederhole: Gesucht wird ein sogenannter „König Ludwig”, zur Zeit irgendwo in Deutschland. Vorsicht, König Ludwig ist gefährlich und wahrscheinlich bewaffnet.
Polizist: Hier Wagen 17 an Zentrale, Wagen 17 an Zentrale: Wen sucht ihr? König Ludwig? Seid ihr bescheuert?
Horst: Zentrale an Wagen 17: Bescheuert? Bitte wiederholen Sie!
Polizist: Wagen 17 an Zentrale: Der einzige König Ludwig, den ich kenne, ist Ludwig II. von Bayern.
Horst: Wagen 17, Achtung Wagen 17! Bitte verhaften Sie die gesuchte Person sofort. Ich wiederhole: Bitte verhaften Sie die Person sofort!
Polizist: (amüsiert) Wagen 17 an Zentrale: Das geht nicht. Ich wiederhole: Das ist unmöglich. Erwarte weitere Instruktionen.
Horst: Zentrale an Wagen 17: Wieso unmöglich?
Polizist: Wagen 17 an Zentrale: Weil König Ludwig seit mehr als 100 Jahren tot ist!
Horst: Zentrale an Wagen 17: Wieso tot? Ist er ermordet worden?
Polizist: Wagen 17 an Zentrale! Das ist unbekannt. Ich wiederhole: Die Todesumstände sind unbekannt.
Horst: Zentrale an Wagen 17: In Ordnung, verstanden. Dann waschen Sie eben ihr Auto, Wagen 17. Verstanden?
Polizist: Schon wieder?
Horst: Ja. Ich wiederhole: Auto waschen! Verstanden?
Polizist: Verstanden. Ende.
Horst: Ende.
Polizist: (zu sich selbst) Himmelherrgottsakrament!
Übergangsmusik. Akustik Bibliothek
Ansage: (über Lautsprecher, mit leichtem Hall) Liebe Gäste. Die
Bibliothek wird in fünf Minuten geschlossen. Bitte stellen Sie die Bücher zurück in die Regale. Die Bibliothek wird in fünf Minuten geschlossen. Danke.
Erika: Marianne, guck doch mal in die Kamera! Sag mal, mein Kind …
Marianne: Ja, Frau Mutti?
Erika: Ich mache mir Sorgen.
Marianne: Sorgen? Warum denn?
Erika: Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen.
Marianne: Zum Arzt? Warum denn?
Erika: Na, weil dir doch immer so schlecht ist.
Marianne: Ach, das ist doch nicht so schlimm. Das geht immer gleich vorbei.
Erika: Trotzdem. Geh doch mal zum Arzt. Sicher ist sicher.
Kurze Pause
Marianne:
Du, Frau Mutti …
Erika: Ja, Kind?
Marianne: Ich … ich muß dir was sagen.
Erika: Aber du weißt doch: Mir kannst du alles sagen.
Marianne: Ich … ich bekomme ein Kind.
Erich: (aufbrausend) Was?
Marianne: Ich bin schwanger.
Erich: Schwanger? Vom wem?
Erika: Schatz, beruhige dich doch! Marianne ist doch gar nicht deine richtige Tochter! Sie darf schwanger sein, von wem sie will!
Erich: Ach so, stimmt. Natürlich, Entschuldigung. Ich habe mich schon so an die beiden gewöhnt …
Erika: Also, Kind, von wem bist du schwanger?
Marianne: (halb beleidigt) Von Horst natürlich! Was denkt ihr denn?
Erika: Aber das ist ja wunderbar! Herzlichen Glückwunsch!
Erich: Herzlichen Glückwunsch! Was sagt Horst denn dazu?
Marianne: Er weiß es noch gar nicht. Gibt's noch Lakritze?
Ansage: (über Lautsprecher, mit leichtem Hall) Liebe Gäste, die Bibliothek wird in einer Minute geschlossen. Die Bibliothek wird in einer Minute geschlossen.
Horst stürmt in die Bibliothek. Er ist ganz außer Atem.
Horst: (ruft) Ich hab's! Ich hab's! Ich hab's!
Erich: Was hast du?
Horst: Na, Ludwig natürlich!
Erika: (verwirrt) Welchen Ludwig? Ach so! König Ludwig!
Marianne: Und? Wer ist es?
Horst: (kommt langsam zu Atem) König Ludwig II. von Bayern.
Erich: Donnerwetter! Alle Achtung, mein Sohn.
Horst: (stolz) Danke, Vati.
Marianne: Wie hast du das denn rausgefunden?
Horst: Tja … Die Polizei, dein Freund und Helfer.
Erika: Und wo ist das Märchenschloß?
Horst: Oh! Das habe ich nicht gefragt. Ich hab's ganz vergessen.
Erich: Kein Problem (er blättert in einem dicken Buch). Hier, Ludwig II. von Bayern hat Schlösser gebaut in Herrenchiemsee, Linderhof, Neuschwanstein …
Horst: Das muß es sein! Neuschwanstein! Im Namen des Schlosses ist ein Tier versteckt.
Erika: Neuschweinstein?
Erich: Neuschwanstein.
Marianne: Na, dann los! Nach Neuschwanstein!
Sie rütteln an der Tür der Bibliothek. Die
Tür ist verschlossen.
Horst: Mist! Die Tür ist zu! Wir kommen nicht raus!
Erika: Was machen wir denn jetzt?
Erich: Tja, wir müssen wohl in der Bibliothek schlafen. Morgen früh um neun Uhr machen sie wieder auf …
Horst: Wir müssen durch das Fenster raus.
Erich: Das Fenster kann man gar nicht aufmachen.
Marianne: Moment mal … macht mal Platz.
Horst: Was … was hast du vor?
Erika: Aber Kind, das kannst du doch nicht …
Marianne: Das ist ein Notfall. Vorsicht!
Das Fenster der Bibliothek zersplittert. Fadeover zu Musik. Man hört die Schritte der vier im Festsaal des
Schlosses.
Marianne: Das ist ja Wahnsinn! Ein richtiges Märchenschloß!
Horst: Hmhm. Gar nicht übel! Aber ich möchte hier nicht als Wachmann arbeiten! Viel zu viel Porzellan und Glas.
Erich: Horst, faß bloß nichts an! Ich will nicht schon wieder Scherben sehen!
Marianne: Ach, hört schon auf, und konzentriert euch! Wir müssen die nächste Aufgabe finden!
Erika: Schau, Schatz, da kommt jemand!
König Ludwig: (sehr jovial) Ah, Sie sind bestimmt die Mustermanns aus Frankfurt.
Erich: Die Mustermanns aus Frankfurt, genau, das sind wir. Und wer sind Sie?
König Ludwig: König Ludwig II.von Bayern. Herzlich willkommen auf meiner Burg Neuschwanstein!
Marianne: Danke, Herr
… äh, Herr Ludwig. Oder soll ich „Herr von Bayern” sagen?
König Ludwig: Sagen Sie einfach „Majestät”.
Horst: Moment mal! Sie sind doch schon seit mehr als 100 Jahren tot!
König Ludwig: Das stimmt, ja, leider. Ich bin 1886 im Starnberger See ertrunken. Sie wissen aber gut Bescheid!
Horst: Ich bin Polizist!
König Ludwig: Sehr gut! Eine gute Polizei ist wichtig! Da wissen meine Untertanen, warum sie Steuern zahlen! Ich hatte ja immer nur Ärger mit meinen Untertanen. (Der König gerät ins Schwärmen) Wissen Sie, ich habe immer gerne Schlösser bauen lassen. Schlösser bauen und Musik, das war das Schönste an meinem Beruf.
Das Mobiltelefon des Königs
piepst. Der König nimmt ab.
König Ludwig: König Ludwig von Bayern … Hallo Richard, du bist's! Wie geht's? … Ach ja, ich verstehe … eine Oper? Was? Wie bitte? Schon wieder? Richard, das geht nicht. Nein, die Kasse ist leer. Ich bin pleite. Ich kann dir nichts geben! Was? Ach so … na gut. Aber nur eine Million. Und das ist das letzte Mal! In Ordnung. Tschüß Richard. (Er legt auf, dann zu den Mustermanns) Das war mein bester Freund, Richard Wagner. Der ist genauso verrückt wie ich.
Erika: Verrückt?
König Ludwig: Ja, leider. Deshalb hat man mich auch abgesetzt! Ich habe zuviel Geld für Schlösser und Musik ausgegeben. Dann hat mein Psychiater
ein Attest geschrieben, daß ich verrückt bin, meschugge, crazy, plemplem, nicht ganz richtig im Kopf, Sie verstehen. Weil ich Politik immer langweilig fand. Und dann hat man mich abgesetzt. Und einige Tage später bin ich ertrunken. Aber wenigstens ist mein Tod ein Rätsel! Niemand weiß, ob es ein Unfall war oder Mord oder Selbstmord. Ich weiß es selbst auch nicht mehr, ist ja auch schon lange her …
Marianne: Majestät, das tut mir sehr leid. Das ist ja tragisch!
Erika: Majestät, können Sie bitte mal in die Kamera schauen? Danke!
König Ludwig: Ach, das ist alles vergeben und vergessen. Kopf hoch, das Leben geht weiter. Jetzt eben als Geist. Aber was rede ich
denn hier – Sie haben es eilig, und Sie wollen keinem alten König beim Jammern zuhören. Also, sehen Sie sich mein schönes Schloss in aller Ruhe an. Und dann besuchen Sie den berühmtesten Piraten Deutschlands auf seiner Insel.
Horst: Piraten?
König Ludwig: Ja, Seeräuber. Es gibt ja nur einen berühmten in Deutschland. Und noch ein Tip: Seine Heimat ist die größte Insel Deutschlands. Also dann: pfüeti!
Erich: Majestät! Hallo, Herr König?
Horst: Weg ist er.
Erika: Einfach verschwunden …
Erich: In Luft aufgelöst …
Marianne: Der berühmteste Pirat Deutschlands …
Horst: Es gibt ja nur einen …
Erika: Und er lebt
auf der größten Insel Deutschlands …
Studioakustik
Erzählerin: Die nächste Aufgabe für die Mustermanns ist also: Besuchen Sie den berühmtesten Piraten Deutschlands auf seiner Heimatinsel. Diese Insel ist die größte Insel Deutschlands.
Schlußmusik
Reisefieber 7. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber7.mp3
Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder.
Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie nach einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis in der nächsten Sendung von „Reisefieber”. Ihre nächste Aufgabe ist: Besuchen Sie den berühmtesten Piraten Deutschlands. Dieser Pirat lebt
auf Deutschlands größter Insel.
Außenakustik, Straße
Erich: Das muß ein Irrtum sein! Das kann nicht stimmen!
Horst: Was kann nicht stimmen?
Erich: Na, das mit dem Piraten! In Deutschland gibt es doch gar keine Piraten!
Erika: Schatz!
Erich: Ja, Schatz?
Erika: Gib mir mal die Landkarte, bitte.
Eine riesige Landkarte wird auseinandergefaltet.
Erika: Norderney, Wangeoog, Langeoog … komische Namen haben diese Inseln.
Marianne: Die friesischen Inseln … Die sind aber ziemlich klein.
Erika: Oder hier, Sylt!
Marianne: Oder Helgoland?
Erich: Was macht ihr denn da?
Marianne: Wir suchen Deutschlands größte Insel.
Horst: Das nützt doch gar nichts, wenn wir den Namen des Piraten nicht finden!
Erika: Aber wenn wir die Insel finden, können wir schon mal hinfahren. Den Piraten finden wir dann schon.
Marianne: Hier! Das muß es sein!
Erich: Zeig mal!
Erika: Hier, schau, Schatz: Rügen. Eine größere Insel gibt es nicht auf der Karte.
Horst: Rügen, hm. Und wie kommen wir dorthin?
Übergangsmusik. Akustik innen, in einem fahrenden Zug. Man hört Horst schnarchen.
Erika: Kind?
Marianne: Ja, Mutti?
Erika: Du mußt es ihm sagen, Kind.
Marianne: Was muß ich wem sagen?
Erich: Du mußt
Horst sagen, daß ihr ein Kind bekommt.
Marianne: Ja, ja, mach' ich schon, wenn ich mal Zeit habe.
Horst schnarcht unruhig, verschluckt sich, hustet.
Erika: Pssst!!
Erich: (flüstert) Wenn er sich nicht freut, kann er was erleben!
Erika: Aber Schatz! Du kannst doch nicht so von unserem Nachbarn sprechen! Herr Schultz ist doch erwachsen!
Erich: Erwachsen oder nicht, das ist egal! Jetzt ist er mein Sohn, und solange ich sein Vater bin, benimmt er sich anständig!
Marianne: Wo sind wir denn?
Erika: Auf einer Brücke. Das muß die Insel Rügen sein.
Horst wacht auf.
Marianne: Horst, hast du gut
geschlafen?
Horst: Wo sind wir?
Erika: Auf der Insel Rügen. Jetzt müssen wir nur noch den Piraten finden …
Horst: (gähnt) Ich möchte eine Tasse Kaffee. Wo ist denn hier der Knopf für die Stewardeß?
Erich: Im Zug gibt es doch keine Stewardeß!
Horst: (trotzig) Ach ja? Und was ist das hier für ein Hebel?
Erich: Faß das nicht an, Horst!
Marianne: Nein, Horsti! Tu das nicht! alle: Nein!
Horst hat die Notbremse gezogen. Der Zug bremst mit fürchterlichem, metallischem Quietschen und kommt langsam zum Stillstand.
Erich: Horst!
Erika: Was machen wir denn jetzt?
Erich: Wir müssen
abhauen! Los, kommt!
Marianne: Mir ist schlecht …
Erika: Kind, dafür haben wir jetzt keine Zeit! Komm!
Übergangsmusik. Akustik draußen, am Strand, man hört die Brandung. Die vier sind vom Laufen ganz außer Atem, sie bleiben stehen.
Erich: Verfolgt uns jemand?
Erika: Nein, Schatz. Die Luft ist rein.
Erich: Horst, ich werde wahnsinnig! Mußt du denn immer alles anfassen? Wenn das nicht aufhört, stecke ich dich in ein Internat!
Horst: Ent... Entschuldigung, Vati.
Marianne: Kann ich ein bißchen Lakritze haben, bitte?
Tüte knistert
Erika: Hier, Kind.
Marianne: (mit vollem Mund) Danke. Schaut mal, da!
Horst: Wo?
Marianne: Da! Da ist ein Ruderboot!
Erich: Na und?
Marianne: Na, der Pirat lebt doch bestimmt an der Küste. Wir brauchen also nur einmal um die Insel rudern, und wir finden ihn ganz bestimmt!
Erich: Gute Idee, Kind! Alle Achtung!
Erika: Aber … wir können doch das Boot nicht einfach mitnehmen!
Horst: Klar können wir! Das Fernsehen bezahlt alles!
Übergangsmusik. Akustik außen, auf See, Vögel und Wellen. Die vier rudern im Boot.
Erika: Schatz …
Erich: Ja, Schatz?
Erika: Weißt du, wo wir sind?
Erich: Nein, keine Ahnung. Bei diesem Nebel sieht man ja keine zehn Meter weit!
Horst: Die Küste ist da rechts.
Erich: Nein, die Küste ist da drüben! Links!
Erika: Wir haben uns verirrt! Noch drei Tage bis zur Sendung, und wir haben keine Ahnung, wo wir sind!
Marianne: (wütend) Und das ist alles deine Schuld, Horst!
Horst: (unschuldig) Meine Schuld? Wieso?
Marianne: Weil du immer alles anfaßt! Immer machst du Ärger! Weißt du, was du bist? Ein kleiner Junge! Du wirst nie erwachsen!
Horst: (kleinlaut) Aber … aber Marianne, Liebling, ich … ich wollte doch nur … ich … ich …
Man hört einen Aufprall und ein dumpfes Rumpeln. Das Boot der vier ist gegen eine hölzerne Kogge
gestoßen.
Störtebeker: Halt! Wer da?
Horst: Das sind bestimmt meine Kollegen von der Wasserschutzpolizei.
Marianne: Siehst du, Horsti! Jetzt müssen wir ins Gefängnis. Und alles nur wegen dir!
Störtebeker: Wer da? Freund oder Feind?
Erich: Wir sind es, die Mustermanns!
Störtebeker: Kommt an Bord! Ohne Waffen, mit den Händen über dem Kopf!
Übergangsmusik. Akustik innen, in der knarrenden Kajüte von Kapitän Störtebeker.
Störtebeker: Willkommen auf meiner Kogge! Jetzt zeige ich euch, was wir Vitalienbrüder mit Spionen machen! Wie heißt ihr?
Erich: Mustermann. Mustermann mit zwei „n”. Wir sind keine Spione!
Störtebeker: Und ich heiße Klaus Störtebeker. Mit einem „k”.
Und ich erkenne einen Spion, wenn ich einen sehe!
Marianne: Bitte, Herr Kapitän, sie müssen uns glauben! Wir sind keine Spione!
Störtebeker: Unsinn! Ich sehe das euren Gesichtern an. Los, raus mit der Sprache, für wen spioniert ihr? Für Dänemark? Für die Hanse? Für England? Meine Männer wissen genau, wie man Spione zum Sprechen bringt! Das hier ist schließlich das 14. Jahrhundert!
Erika: Herr Störtebeker, wir sind keine Spione. Wir haben bei „Reisefieber” die Deutschlandreise gewonnen.
Erich: Und wir suchen den berühmtesten Piraten Deutschlands.
Marianne: Er muß irgendwo hier in der Nähe sein, er lebt auf der Insel Rügen …
Störtebeker: (geschmeichelt) Ihr sucht den berühmtesten Piraten Deutschlands?
Horst: Ja, aber wir haben keine Ahnung, wie er heißt. Bitte, helfen Sie uns!
Störtebeker: Es gibt nur einen berühmten Piraten in Deutschland!
Marianne: Und wer ist das?
Störtebeker: Das bin ich!
Horst: Sie?
Störtebeker: Ja, ich! Klaus Störtebeker, der Schrecken der Ostsee! Ich bin der Chef der Vitalienbrüder!
Erika: Vitalienbrüder?
Störtebeker: (ereifert sich, während er spricht) Ja, genau. Wir bringen Lebensmittel nach Stockholm, damit die armen Schweden nicht verhungern! Und unterwegs klauen wir alles, was nicht niet- und nagelfest ist! Wir kämpfen gegen Dänemark, gegen England, gegen die Hanse, gegen Hamburg, gegen Wasser und Wind! Wir kämpfen gegen alle!
Störtebekers
Mobiltelefon piepst. Störtebeker nimmt ab.
Störtebeker: Klaus Störtebeker. Hallo? … Was? … Daß ich nicht lache! … Nein! Auf keinen Fall! Ihr kriegt mich nie! Niemals!
Er legt auf.
Störtebeker: Ihr könnt euer Testament machen, ihr … ihr … Mustermanns!
Marianne: Warum denn?
Störtebeker: Das war die Hamburger Hafenpolizei am Telefon! Die wollen mich hinrichten!
Erika: Das ist ja schrecklich!
Störtebeker: Ich soll am 21. Oktober 1402 in Hamburg sein. Dann werde ich geköpft. Mit dem Schwert! Zack!
Horst: Aber … aber … die Todesstrafe ist doch abgeschafft!
Störtebeker: Die Todesstrafe ist abgeschafft? Das ist mir neu!
Horst: Das
stimmt. Ich bin Experte. Ich bin bei der Polizei!
Marianne: Horst, sei still!
Störtebeker: Bei der Polizei? Das ist der Beweis dafür, daß ihr Spione seid!
Erich: Aber … aber wir haben nichts Böses getan, Herr Störtebeker. Bitte, lassen Sie uns gehen!
Marianne: Herr Kapitän, Sie wollen doch keine Unschuldigen töten!
Störtebeker: Unschuldige gibt's nicht! Schon gar nicht bei der Polizei!
Horst: Bitte, Herr Kapitän! Wir sind keine Spione! Wir sind Touristen!
Marianne: (in Panik) Nein, bitte nicht!
Geräusche eines Kampfes, Störtebeker überwältigt die vier Helden und wirft sie über Bord. Man hört, wie sie ins Wasser platschen.
Störtebeker: (ruft ihnen
hinterher und lacht grausam) Ahoi, ihr Spione! Grüßt die Fische!
Die vier planschen und prusten im Wasser. Man hört, wie sie gurgeln, Wasser schlucken und mit den Wellen kämpfen. Fadeover zu Übergangsmusik, dann Fadeover zu Akustik außen, am Strand, Brandung und Seevögel. Die vier haben sich an Land gerettet und sind völlig erschöpft.
Horst: Marianne, Liebling, ist alles in Ordnung?
Marianne: Ja. Ich habe nur 100 Liter Wasser geschluckt …
Erika: Schatz, schaut doch: Die Kamera funktioniert noch!
Erich: Film' doch bitte nicht jetzt! Wie sehen wir denn aus?
Horst: Das ist doch sowieso egal. Wir schaffen es ja doch nicht bis zur Sendung.
Erika: Warum nicht?
Wir haben doch den Piraten getroffen!
Marianne: (weinerlich) Aber wir haben keine Aufgabe. Wir wissen nicht, was unser nächstes Ziel ist!
Erich: Und wer ist schuld?
Marianne & Erika: Horst!
Horst: Ich verstehe schon. Ich bin der Sündenbock! Alles klar. Ich gehe …
Erich: Ja, verschwinde! Ich will dich nie mehr sehen! Du bist nicht mehr mein Sohn!
Horst: Schon gut, schon gut. Ihr seht mich nie wieder!
Horst entfernt sich. Marianne und Erika schluchzen leise vor Enttäuschung. Übergangsmusik
Horst: (aus einiger Entfernung) Hallo! Seht mal, was ich gefunden habe!
Marianne: Was denn, Horst?
Horst: (kommt zurück) Eine Flaschenpost!
Man hört, wie er die Flasche entkorkt. Papier raschelt.
Erich: Und? Lies vor!
Horst: Liebe Mustermanns! Herzlichen Glückwunsch! Sie haben auch diese Aufgabe richtig gelöst! Als nächstes müssen Sie einen Schriftsteller besuchen. Hier ist sein berühmtestes Gedicht:
„Über allen Gipfeln
Ist Ruh.
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.”
Viel Glück! Ihr „Reisefieber”-Team.
Studioakustik
Erzählerin: Die Mustermanns sollen also den Autor dieses Gedichts besuchen. Das ist die nächste Aufgabe.
Schlußmusik
Reisefieber 8. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber8.mp3
Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder.
Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie nach einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis in der nächsten Sendung von „Reisefieber”. Als nächstes müssen Sie den Autor eines Gedichts finden.
Draußen, Straße. Ein
Zettel raschelt.
Erich: Über allen Gipfeln …
Erika: Ist Ruh.
Horst: In allen Zipfeln …
Marianne: Wipfeln!
Horst: Entschuldigung: Wipfeln.
Marianne: Spürest du …
Erich: Kaum einen Hauch;
Erika: Die Vögelein schweigen im Walde.
Horst: Warte nur, balde …
Marianne: Ruhest du auch.
Erich: Günter Grass?
Erika: Bertolt Brecht!
Horst: Walther von der Vogelweide!
Marianne: So geht das nicht, so kommen wir nicht weiter. Wir brauchen einen Experten.
Erich: Und was für einen Experten, wenn ich fragen darf?
Marianne: Zum Beispiel einen Deutschlehrer.
Horst: Liebling,
du bist nicht nur schön, sondern auch klug!
Übergangsmusik
Marianne: Hier! Seht ihr, das ist das Goethe-Gymnasium. Jetzt müssen wir nur noch einen Deutschlehrer finden!
Die Schritte der vier im Korridor. Eine Putzfrau wischt naß; man hört Wasser und einen Schrubber.
Horst: Komisch, es ist so ruhig hier …
Erika: Wo sind denn die Schüler?
Marianne: Und wo ist das Lehrerzimmer?
Putzfrau: Lehrerzimmer? Stehen Sie direkt vor Tür. Hier!
Erich: Danke, Frau …
Putzfrau: Özgür. Mit „ö”.
Sie klopfen an die Tür. Die Tür wird geöffnet; der Rektor kommt heraus in den Korridor. Im Hintergrund putzt die Putzfrau fleißig
weiter.
Rektor: Was gibt's denn? Die Krisensitzung ist erst um 18 Uhr.
Marianne: Bitte entschuldigen Sie. Sind Sie Deutschlehrer?
Rektor: Nein, ich bin nur der Rektor. Warum?
Erich: Wir haben ein Problem. Wir brauchen einen Deutschlehrer.
Erika: Oder eine Deutschlehrerin.
Rektor: Tja, da kann ich Ihnen leider nicht helfen.
Horst: Warum denn nicht? Das ist doch eine Schule hier, oder?
Rektor: Ja, schon. Aber die Lehrer streiken.
Marianne: Was tun die Lehrer?
Rektor: Sie streiken.
Erich: (regt sich auf) Die Lehrer streiken? Das ist doch die Höhe!
Rektor: Das finde ich auch. Sie wollen mehr
Geld und mehr Ferien!
Horst: Mehr Geld und mehr Ferien? Das ist ja genau wie bei der Polizei!
Rektor: Polizei? Polizei! Gute Idee! Ich rufe die Polizei an! Ihre Kollegen können dann hier den Unterricht machen, bis der Streik vorbei ist! Entschuldigen Sie mich bitte. Ich muß sofort mit dem Kultusminister telefonieren! Und mit dem Innenminister!
Der Rektor schließt die Tür. Einen Moment herrscht Stille. Man hört nur die Putzfrau schrubben.
Marianne: (schluchzt) La … La … La …
Erika: Lakritze? Hier, Kind.
Eine Lakritztüte raschelt. Die von der Putzfrau verursachten Geräusche werden lauter.
Horst: Das darf doch nicht wahr sein! Die Lehrer streiken, und
wir verpassen die Sendung!
Erich: Mein Schatz, meine lieben Kinder – ich fürchte, unsere Reise ist zu Ende.
Putzfrau: Entschuldigen, aber Sie haben Probleme?
Marianne: Problem? Das kann man wohl sagen!
Putzfrau: Vielleicht kann ich helfen, wenn Sie wollen.
Horst: Wie bitte?
Putzfrau: Was für Probleme haben Sie?
Erika: Wir suchen einen Schriftsteller. Wir suchen den Verfasser dieses Gedichts:
Erich: Über allen Gipfeln …
Erika: Ist Ruh.
Horst: In allen Zipfeln …
Marianne: Wipfeln!
Horst: Entschuldigung: Wipfeln.
Marianne: Spürest du …
Erich: Kaum einen Hauch;
Erika: Die Vögelein schweigen
im Walde.
Horst: Warte nur, balde …
Marianne: Ruhest du auch.
Putzfrau: Weiß ich wer hat geschrieben dem Gedicht. ( <---- Incorrect German, used to show a non-native speaker!)
Erich: Was sagen Sie?
Putzfrau: Na, ist Fall ganz klar: Goethe! Johann Wolfgang von Goethe. Nicht mit „ö” wie „Özgür”. Mit „oe” wie „Goethe”. Gleicher hat geschrieben den „Faust”.
Horst: Sind Sie sicher?
Putzfrau: Bin ich so sicher wie ist Schule sauber! Schön, wenn keine Kinder. Nicht so viel putzen! Finde ich Streik sehr gut!
Erich: Und wo wohnt Goethe?
Putzfrau: In Weimar.
Horst: in Weimar!
Erika: Also los!
Nach Weimar!
Marianne: Danke, Frau Özgür! Vielen Dank!
Horst: Bitte lächeln Sie mal für die Kamera!
Putzfrau: Güle Güle! Tschüß! (dann zu sich selbst) Ich muß mir diesen altmodischen Akzent abgewöhnen. Das ist politisch nicht korrekt. Aber die Touristen haben es gern … (VERY FUNNY)
Akustikwechsel: draußen. Die vier sitzen in einem offenen Pferdewagen und machen eine Stadtrundfahrt durch Weimar. Der Kutscher knallt ab und zu mit seiner Peitsche.
Marianne: Horst, schau doch, diese wunderschönen Häuser! Ich wußte gar nicht, daß Weimar so schön ist!
Kutscher: Sehen Sie, hier rechts ist das Deutsche Nationaltheater. Hier tagte 1919 die Nationalversammlung der ersten deutschen Republik. Darum heißt die Weimarer Republik
auch „Weimarer Republik”.
Kutschengeräusche
Kutscher: In diesem Haus hier wohnte Franz Liszt.
Marianne: Oh, der Schauspieler! (<--- Falsch! Komponist und Klaviermeister!)
Kutschengeräusche
Horst: Herr … Vati, was ist denn los mit der Videokamera?
Erich: Zeig mal her, mein Sohn. Die Kassette ist zu Ende. Hier, ich habe noch eine leere.
Kutscher: Und hier drüben wohnte Friedrich Nietzsche.
Erika: Hm … der berühmte Zahnarzt! (<--- Falsch! Philosoph und Denker!)
Kutschengeräusche
Kutscher: Das hier ist das Haus von Friedrich Schiller.
Horst: Ha, der Meisterdetektiv! (<--- Falsch! Schriftsteller!)
Kutschengeräusche
Kutscher: Und da links ist die Wohnung von Gottfried von
Herder.
Erich: Ah, der Fußballspieler! (<--- Falsch! Gelehrter und Sprachphilolog!)
Das Pferd wiehert plötzlich hysterisch.
Erich: Horst, Finger weg! Laß das Pferd in Ruhe!
Horst: Mensch, Vati! Ich wollte doch bloß sehen, was passiert, wenn ich hier …
Das Pferd wiehert gottserbärmlich.
Kutscher: Mein Herr, tun Sie das nicht!
Das Pferd geht durch und galoppiert davon. Man hört Holz splittern und Glas zerbrechen.
Erich: (knallt Horst eine) Horst!
Horst: Autsch! Entschuldigen Sie … Vati.
Kutscher: Das wird eine teure Stadtrundfahrt!
Goethe: (ziemlich verstört) Was … was ist denn los? Ach, Sie sind das, Eckermann!
Kutscher: Entschuldigen
Sie bitte die Störung, Herr von Goethe.
Erika: Das ist Goethe? Herr von Goethe, bitte seien Sie nicht böse.
Erich: Mein Sohn ist schuld. Er macht immer alles kaputt.
Christiane Vulpius: Johann Wolfgang, was ist denn passiert? Was macht denn das Pferd im Gartenhaus?
Das Pferd wiehert.
Goethe: Alles in Ordnung, Friederike … äh … Charlotte! Es ist nur Eckermann, mein Sekretär und Kutscher.
Christiane: Friederike? Charlotte? Johann Wolfgang, du hast ja schon wieder meinen Namen vergessen!
Goethe: Susanne … äh … Christiane, sei doch nicht hysterisch! Bitte, reg dich nicht auf!
Goethes Mobiltelefon piepst. Goethe nimmt ab.
Goethe: Von Goethe …
(flüstert ins Telefon) Kätchen! Ich hab' dir doch gesagt, du sollst mich nicht anrufen! … Nein, ich kann jetzt wirklich nicht sprechen! (Er legt auf, sichtlich nervös.)
Christiane: Kätchen? Also ist es wahr: Du hast eine andere?
Goethe: Beruhige dich doch, Susanne!
Christiane: Christiane!
Goethe: Entschuldige. Reg' dich nicht auf!
Christiane: Ich soll mich nicht aufregen? Nicht mal meinen Namen kannst du dir merken, du mieser Dichter du! Verschwinde!
Goethe: Aber Friederike … ich meine, Charlotte! Bitte, es ist doch so schön mit uns zweien …
Christiane: Hau ab! Ich will dich nie wieder sehen! Du Weiberheld du!
Goethe: (schon im Weggehen) Eckermann,
klären Sie die Situation! Ich gehe erst mal was trinken.
Kutscher: Natürlich. Wie immer, Herr Geheimrat!
Das Pferd wiehert.
Erich: Frau …
Christiane: (beruhigt sich langsam) Vulpius. Christiane Vulpius. Ich bin die Freundin von diesem … diesem Gedichteschreiber.
Kutscher: Und ich heiße Eckermann. Ich bin Kutscher und der Privatsekretär des Geheimrats von Goethe. Sehen Sie, was Sie gemacht haben! Wer sind Sie überhaupt?
Erich: Wir sind die Mustermanns aus Frankfurt.
Kutscher: Frankfurt am Main? Schöne Stadt! Da hat Herr von Goethe früher gewohnt.
Erich: Wir kommen nicht aus Frankfurt am Main. Wir wohnen in Frankfurt an der Oder!
Kutscher: Ach so!
Erika: Es tut uns leid. Unser Sohn ist an allem schuld. Er ist bei der Polizei.
Christiane: Entschuldigen Sie, haben Sie vielleicht etwas Lakritz für mich? Mir ist ganz schlecht …
Marianne: Hier, bitte. Sie auch?
Christiane und Marianne essen Lakritz. Die Tüte knistert.
Christiane: Ja, ich weiß es seit einer Woche. Und dieser Gedichteschreiber kann nicht mal meinen Namen behalten!
Erich: Frau Vulpius, wo finden wir denn Herrn von Goethe?
Christiane: Das ist mir egal! Ich will ihn nie wieder sehen!
Horst: Aber er muß uns noch unsere Aufgabe geben! Wir haben die Deutschlandreise bei „Reisefieber” gewonnen. Und wir suchen unser nächstes Reiseziel!
Kutscher: Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? Ich als Privatsekretär weiß natürlich Bescheid! Wissen Sie, Herr von Goethe ist das Genie, aber ich mache die Arbeit. Moment …
„Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie …”
Nein … nein, das war's nicht. Moment, hier! Die Handschrift des Herrn Geheimrat ist furchtbar!
Christiane: Das kommt vom Trinken!
Kutscher: Hier steht: „Besuchen Sie das wichtigste Tor der deutschen Geschichte.”
Erika: Das wichtigste Tor der deutschen Geschichte …
Kutscher: Genau. Und Sie müssen um 20 Uhr da sein. Keine Sekunde später.
Horst: Vorsicht, Kamera!
Studioakustik
Erzählerin: Die letzte Aufgabe für die Mustermanns ist also: Besuchen Sie das wichtigste Tor der deutschen Geschichte. Und die Mustermanns müssen um 20 Uhr da sein, keine Sekunde später!
Schlußmusik
Reisefieber 9. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber9.mp3
Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder.
Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie nach einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis. Als letzte Aufgabe sollen sie das wichtigste Tor der deutschen Geschichte besuchen. Wenn sie um 20 Uhr am richtigen
Ort sind, sind sie die Stars der nächsten Sendung von „Reisefieber” und gewinnen den Hauptpreis.
Draußen, ruhige Straße mit Vogelgezwitscher
Erich: Das wichtigste Tor der deutschen Geschichte …
Erika: Um 20 Uhr …
Horst: Keine Sekunde später.
Marianne: Wie spät ist es?
Horst: 14.15 Uhr.
Marianne: Mir ist schlecht. Kann ich Lakritz …
Überdimensionale Lakritztüte knistert
Horst: Komisch.
Marianne: Was denn, Horsti?
Horst: Früher hast du nie Lakritze gegessen.
Erika: Mach dir keine Sorgen, mein Sohn. Das mit der Lakritze geht vorbei. In ein paar Wochen.
Erich: Hm … wir sollten uns auf
unsere Aufgabe konzentrieren.
Horst: Das Tor hat bestimmt etwas mit Fußball zu tun.
Marianne: Fußball? Horst, manchmal bist du gar nicht so blöd!
Horst: Siehst du! Ich sag dir doch immer: Sportschau macht schlau!
Erich: Und? Horst, was ist das wichtigste Tor der deutschen Geschichte?
Horst: Äh … keine Ahnung.
Erika: (mütterlich enttäuscht) Ach, Horsti!
Horst: Ich … ich … (hat eine Idee) Moment!
Akustikwechsel: Kneipe, aus einem Fernseher donnert Fußball, Gläser klirren etc.
Wirt: Guten Tag, die Herrschaften! Was kann ich für Sie tun?
Horst: Eins, zwei, drei, vier Bier.
Wirt: Schon so gut wie getrunken.
Marianne: Drei Bier. Und eine Tasse Kaffee.
Horst: Sagen Sie …
Wirt: Ja?
Horst: Was meinen Sie? Was ist das wichtigste Tor der deutschen Geschichte?
Wirt: Was? Das wichtigste was?
Erika: Das wichtigste Tor in der deutschen Geschichte. Bitte, Sie müssen es uns sagen!
Wirt: Tja …
Marianne: Mir ist nicht gut …
Erika: Und?
Wirt: Und was?
Erich: Das Tor.
Wirt: Ach so, das Tor!
Horst: Bitte schauen Sie doch in die Kamera!
Wirt: (wird offiziell vor der Kamera) Also, wenn Sie mich fragen … Das wichtigste Tor der deutschen
Geschichte war das Eigentor von Honecker am 9. November 1989 im Endspiel der Bundesrepublik gegen die DDR in der 100. Spielminute. Honecker traf ins Netz, obwohl Kohl im Weg stand. Das war so ein klares Eigentor, da konnte nicht einmal der russische Schiedsrichter mehr helfen. Wie hieß er doch gleich …
Horst: Gorbatschow.
Wirt: Genau! Ah, Sie kennen sich aus!
Horst: Ich bin bei der Polizei.
Wirt: Was? Bei der Polizei? Machen Sie sofort die Videokamera aus!
Erich: Prost!
Sie stoßen an.
Erika & Marianne: Prost!
Wirt: Prost! Man trinkt.
Erich: Und …
Wirt: Ja?
Erich: Und
wo ist dieses Tor? Ich meine, wo ist das passiert?
Wirt: Na, ist doch klar! In der Hauptstadt. In Berlin.
Horst: Sie sollten zur Polizei gehen.
Alle: Berlin, wir kommen!
Übergangsmusik, Akustikwechsel: Berlin, draußen. Verkehr, Geräusche von Baustellen, Flugzeuge, Preßlufthämmer etc.
Marianne: Das ist Berlin, die Hauptstadt von Deutschland?
Horst: Das ist ja eine riesige Baustelle!
Erich: Ich verstehe nicht, wie man hier Fußball spielen kann! Ich würde meine Kinder hier nicht auf die Straße lassen.
Erika: Hier im Reiseführer steht … (blättert): „Berlin ist die größte Baustelle Europas.”
Marianne: Und wo spielt man hier Fußball?
Erika: Moment …
(blättert) Bestimmt in einem Stadion.
Erich: Ein Stadion … ein Fußballstadion! Natürlich! Genau der richtige Ort für die Sendung! Wie spät ist es?
Horst: 18.40 Uhr.
Marianne: Das schaffen wir!
Erika: Taxi!
Horst: Taxi!
Übergangsmusik, Akustikwechsel: draußen, im Stadion. Der Wind pfeift.
Erika: Ziemlich dunkel ist es hier im Stadion …
Marianne: Und ziemlich leer.
Erich: Und wo sind die Kameras? Es sieht nicht so aus, als ob die Sendung hier sein sollte.
Marianne: Vielleicht sind wir zu früh dran!
Horst: Es ist viertel vor acht.
Erich: Trotzdem. Das „Reisefieber”-Team müßte schon hier sein.
Schritte nähern sich.
Stadionwart: He, was machen Sie denn hier? Das Stadion ist geschlossen! Verschwinden Sie!
Erika: Geschlossen?
Erich: Haben Sie keine Fernsehsendung hier heute abend? „Reisefieber”?
Stadionwart: Ach, Sie sind das, die Mustermanns! „Reisefieber” ist meine Lieblingsendung. Aber das Stadion ist heute geschlossen.
Marianne: Haben Sie nichts für uns? Eine Aufgabe?
Stadionwart: Nein, nichts. Tut mir leid. Ich weiß nur, daß sie hier an der falschen Stelle sind. Und daß Sie noch genau elf Minuten Zeit haben.
Der Wind pfeift stärker. Musik
Erich: (schluckt) Tja …
Horst: (schluckt) Vati?
Erich: Ja, Horst?
Horst: Ist es
vorbei?
Erika: Ja, mein Sohn.
Horst: Vorbei …
Marianne: Was ich euch schon die ganze Zeit fragen wollte …
Erika: Ja?
Marianne: Warum habt ihr eigentlich keine eigenen Kinder?
Erika: Weil … Erich hatte immer so viel tun. Und jetzt, wo er pensioniert ist …
Erich: Was ich euch schon die ganze Zeit fragen wollte …
Marianne: Ja, Vati?
Erich: Wo sind denn eure richtigen Eltern?
Marianne: Wir haben keine mehr.
Erika: Das tut uns leid, Kinder!
Horst: (schluchzt) Mutti!
Erich: Wie ist das passiert?
Horst: (schluchzt) Unsere Eltern sind verschwunden.
Marianne: Bei einer Weltreise.
Erika: Das ist ja schrecklich!
Marianne: Horst und ich haben uns damals kennengelernt.
Horst: (weint) Wir haben am Flughafen auf unsere Eltern gewartet.
Marianne: (schluchzt) Aber sie sind nie von der Weltreise zurückgekommen …
Stadionwart: (einfühlsam) Hören Sie, ich bin auch ein sentimentaler Mensch, aber Sie müssen jetzt wirklich das Stadion verlassen.
Erich: (schluchzt) Kommt, Kinder, komm, Schatz!
Erika: (schluchzt) ja, Schatzi.
Marianne: Horst!
Horst: Ja?
Marianne: Komm, ich muß dir was sagen. Ich … wir … das mit der Lakritze … also …
Stadionwart: Und bitte lassen Sie keinen Müll
auf dem Rasen herumliegen. Wir haben hier morgen ein Länderspiel. Ist das Ihr Reiseführer? Und diese Videokamera, gehört die Ihnen?
Erika: Ja, danke.
Horst: Also, was ist mit der Lakritze?
Erika: Schatz! Kinder! Seht doch mal, hier! Im Reiseführer!
Erich: Psst, doch nicht jetzt!
Erika: Hier steht: „Das wichtigste Tor der deutschen Geschichte ist bestimmt das Brandenburger Tor. Dieses Tor ist das Symbol der deutschen Trennung und der deutschen Einheit. Es war mehr als 40 Jahre lang geschlossen. Erst seit dem 9. November 1989 darf man wieder durch dieses Tor gehen.”
Erich: Wie spät ist es?
Horst: 19.53 Uhr.
Marianne: Noch sieben Minuten.
Horst: Haben Sie ein Funkgerät?
Stadionwart: Ja.
Horst: Los, her damit! Geben Sie mir das Funkgerät!
Das Funkgerät quietscht und zischt.
Horst: Achtung! Achtung! An alle Einheiten! Hier spricht Horst Schultz. Äh, Horst Mustermann, meine ich. Also, auf jeden Fall, hier spricht Horst von der Polizei. Ich brauche sofort einen Helikopter ins Olympiastadion. Ich wiederhole: Schicken Sie sofort einen Helikopter zum Olympiastadion. Ich habe drei Geiseln! Wenn der Helikopter nicht in einer Minute hier ist, dann … dann … na, Sie wissen schon! Verstanden? Ende.
Marianne: Horst, was hast du vor? Willst uns erschießen?
Horst: Nein, natürlich nicht. Aber so kommt der Helikopter schneller. Das
habe ich in der Polizeischule gelernt!
Der Helikopter kommt.
Marianne: (laut) Horst, ich muß dir was sagen. Das mit der Lakritze …
Horst: (laut) Was?
Der Helikopter landet. Es wird zu laut zum Sprechen.
Marianne: (brüllt) Ich sag's dir später!
Horst: (brüllt) Was?
Marianne: (brüllt) Ich sag's dir später!
Fadeover von Helikopter zu Schlußmusik
Reisefieber 10. Teil
http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber10.mp3
Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder.
Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie nach einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis. Als letzte Aufgabe sollen sie das wichtigste Tor der deutschen Geschichte besuchen. Wenn sie um 20 Uhr am richtigen
Ort sind, sind sie die Stars der nächsten Sendung von „Reisefieber” und gewinnen den Hauptpreis.
Außenakustik, Moderator mit leichtem Mikrofonhall
Moderator: Achtung! Sendung in fünf Sekunden! Vier – drei – zwei – eins …
Es erklingt die Erkennungsmelodie von „Reisefieber”.
Moderator: Einen wunderschönen guten Abend und herzlich willkommen, liebe Zuschauer, liebe Gäste hier am Brandenburger Tor in Berlin und natürlich zu Hause vor den Fernsehgeräten!
Applaus. Der Helikopter nähert sich.
Moderator: Heute heißt es wieder: „Reisefieber”!
Applaus. Der Helikopter landet. Unsere vier Helden steigen aus, der Helikopter verstummt.
Moderator: Ah, da kommen unsere glücklichen Gewinner! Willkommen und herzlichen Glückwunsch! Sie haben es geschafft!
Erika: (außer Atem) Wir sind die Mustermanns. Mit zwei „n”! Und das sind unsere Kinder!
Moderator: Ich weiß, meine Dame, ich weiß. Applaus für die Mustermanns!
Applaus
Horst: Vati!
Erich: Horst!
Marianne: Horsti!
Erika: Schatz!
Erich: Schatz!
Horst: Marianne!
Erich: Mutti!
Horst: Was?
Marianne: Wir haben es …
Erika: Wir haben es geschafft!
Moderator: Die Mustermanns aus Frankfurt am Main!
Erich: Frankfurt … Frankfurt am Main?
Moderator: Ja. Sie wohnen doch in der Musterstraße 5, oder?
Erika: Ja, schon, aber …
Erich: Aber
nicht in Frankfurt am Main.
Moderator: Also, ich verstehe nicht ganz …
Erika: Wir wohnen in Frankfurt an der Oder.
Moderator: Frankfurt an der Oder? Moment mal … Dann … dann sind Sie ja die Falschen! Sie sind die falschen Mustermanns!
Horst: Die falschen Mustermanns? Was soll denn das heißen?
Marianne: Horsti, nicht!
Horst: Nein, Marianne, jetzt reicht's! Dieser Herr Mustermann hat uns eine Woche lang herumkommandiert, und jetzt ist er der Falsche! Ich will jetzt sofort wissen, was hier los ist!
Marianne: Horsti, ich bin schwanger!
Horst: Was? Schwanger?
Marianne: Ja, Horst. Ich bekomme ein Kind.
Horst: (aufbrausend)
Ein Kind? Von wem?
Marianne: Von dir natürlich, du Idiot!
Moderator: Wie bitte? Sie bekommen ein Kind von Ihrem Bruder?
Marianne: Nein, natürlich nicht von meinem Bruder!
Moderator: Ja, von wem denn dann?
Erika: Ich bitte Sie! Das geht Sie doch nichts an!
Moderator: Und ob mich das was angeht! Hier stimmt doch etwas nicht! Sie sind Betrüger! Sie wollen den Hauptgewinn kassieren, obwohl Sie die Falschen sind! Ich rufe die Polizei!
Horst: Ich bin die Polizei! Und ich bin der Vater des Kindes!
Ein paar Leute im Publikum beginnen, zögerlich zu applaudieren. Das Klatschen ebbt aber sofort wieder ab.
Erika:
(schluchzt) Es ist alles aus. Wir müssen die Wahrheit sagen.
Moderator: Allerdings! Sie müssen die Wahrheit sagen! Los, raus mit der Sprache!
Erich: (resigniert) Also, wir haben uns schon die ganze Zeit gewundert, daß wir gewonnen haben.
Erika: Weil wir doch gar nicht mitgemacht haben.
Moderator: Wie bitte? Sie haben gar nicht mitgemacht?
Erich: Nein. Wir haben gar keine Postkarte geschickt.
Erika: Und wir haben auch gar keine Kinder. Weil Erich doch immer nur an seine Arbeit gedacht hat! Und jetzt sind wir zu alt!
Moderator: Sie haben gar keine Kinder? Und wer sind diese zwei jungen Leute?
Horst: Wir sind die Nachbarn.
Ich heiße Horst Schultz. Und das ist meine Frau Marianne Schultz.
Marianne: Mit „tz”.
Erich: Wir … wir haben Horst und Marianne … also … wir haben die beiden ausgeliehen. Für die Reise.
Marianne: Wir sind frisch verheiratet. Und wir dachten, das sollte unsere Hochzeitsreise sein.
Erika: (schluchzt wieder) Und jetzt ist alles aus!
Moderator: Also … unter diesen Umständen … Sie gewinnen natürlich nichts! Das ist ja wohl klar. Sie haben Glück, daß die richtigen Mustermanns nicht hier sind. Das ist ja ein Skandal! Verlassen Sie sofort die Sendung! Verschwinden Sie!
Jemand im Publikum beginnt zu skandieren: „Mus-ter-mann, Mus-ter-mann …” Andere fallen ein, bis das ganze
Publikum dröhnen skandiert: „Mus-ter-mann, Mus-ter-mann, Mus-ter-mann, Mus-ter-mann …”
Moderator: Ich bitte Sie, liebes Publikum! Das geht doch nicht! Das sind doch die falschen Mustermanns!
Das Publikum hört nicht auf.
Moderator: Ja, sollen wir etwa die falschen Mustermanns gewinnen lassen?
Das Publikum johlt und pfeift Zustimmung.
Moderator: Aber das geht doch nicht!
Marianne: Warum eigentlich nicht?
Erika: Genau! Wir haben doch alle Aufgaben richtig gelöst!
Erich: Und die richtigen Mustermanns haben gar nicht gemerkt, daß sie gewonnen haben!
Das Publikum applaudiert.
Moderator: Tja, also, liebe Zuschauer, ich muß sagen, so etwas ist mir in all den Jahren bei „Reisefieber” noch
nie passiert! Aber das Publikum hat ja schließlich immer recht. Also – Frankfurt am Main oder an der Oder, schwanger oder nicht, Bruder oder Schwester – die Mustermanns gewinnen den Hauptpreis! Herzlichen Glückwunsch!
Das Publikum tobt.
Moderator: Aber bevor ich verrate, was die Mustermanns gewonnen haben, wollen wir uns erst einmal den Film ansehen, den sie unterwegs gemacht haben. Herr Mustermann?
Erich: Ja?
Moderator: Haben Sie die Videokasette?
Horst: Moment … hier.
Der Moderator steckt die Kassette in das Abspielgerät.
Moderator: Na dann, Film ab!
Der Film beginnt.
Horst: Marianne! Ein Kind? Wir bekommen ein Kind?
Marianne: Ja, Horsti!
Horst: Ich bin ja so … so … ich … ich … bin ja so …
Erich: (scharf) Horst!
Horst: Ich bin ja so glücklich!
Erika: (gerührt) Schatz?
Erich: Ja, Schatz?
Erika: (noch gerührter) Können wir …
Erich: Ja, Schatz?
Erika: (extrem gerührt) Können wir Marianne und Horst nicht adoptieren?
Erich: Aber die sind doch schon erwachsen!
Horst: Was wollt ihr?
Erika: Wir wollen euch adoptieren.
Horst: Ja, Vati!
Marianne: Ja, Mutti!
Horst: Mutti!
Marianne: Vati!
Horst: Wir bekommen ein Kind!
Erika: Und wir bekommen
zwei Kinder!
Fadeup Video-Zusammenschnitt: Man hört das Ende des Films.
Moderator: Applaus für die Mustermanns!
Applaus
Moderator: Eine interessante Reise hatten Sie, das muß man schon sagen! Sind Sie fertig für den Hauptgewinn?
Die vier unisono: Ja.
Moderator: Sie gewinnen eine Weltreise für vier Personen!
Applaus
Moderator: Aber natürlich gibt es ein paar Regeln. Regel Nummer eins: Sie müssen sofort losfahren, noch heute abend. Nicht lange packen, sondern einfach los! Und eine Videokamera müssen Sie mitnehmen. Wenn Sie keine haben, leihen oder kaufen Sie sich eine. Sie müssen Ihre Reise filmen, damit wir dem Publikum zeigen können, wie Sie die Aufgaben gelöst haben.
Applaus
Moderator: Regel Nummer zwei: Die Reise dauert genau 100 Tage und hat 100 Stationen. An jeder Station finden Sie einen Hinweis, einen Tip, ein Rätsel. Sie müssen selbst herausfinden, was Ihr nächstes Reiseziel ist. Und wenn Sie alle Rätsel richtig lösen, treffen wir uns in 100 Tagen bei unserer nächsten Sendung.
Applaus
Erich: Also, Kinder, wenn ich ehrlich bin …
Erika: Ja, Schatz?
Erich: Mir reicht's mit dem Reisen. Ich hab' genug.
Marianne: Ich auch!
Erika: Und du wolltest den Kindern doch beim Einrichten helfen, Schatz!
Erich: Stimmt.
Horst: Ich will nach Hause, Vati.
Stille
Erich: Darf ich mal?
Moderator: Bitte.
Erich: (Er hat dem Moderator das Mikrofon abgenommen, jetzt hat er den leichten Hall) Liebes Fernsehpublikum, liebe Freunde. Es tut uns schrecklich leid, daß wir die falschen Mustermanns sind. Aber das ist ja nicht unsere Schuld. Wir freuen uns sehr, daß wir gewonnen haben. Aber wir … wir sind müde. Wir haben keine Lust mehr zu reisen. Wir wollen … wir wollen nach Hause.
Moderator: (ruft) Ja, aber die Reise? Was ist denn mit der Weltreise?
Erika: Wir äh … verschenken die Weltreise.
Marianne: Genau! Wir verschenken die Weltreise an …
Horst: Ja an … an wen denn?
Erich: An …
Die vier besprechen flüsternd die Schenkung.
Erika: (flüstert) An Frau Özgür, die Putzfrau im Goethe-Gymnasium?
Marianne: (flüstert) Oder an Klaus Störtebeker?
Erika: (flüstert) Oder an den musikalischen Taxifahrer, Herrn Rockhausen?
Erich: (flüstert) Oder vielleicht an Frau Vulpius, die Freundin von Goethe?
Horst: (flüstert) Oder an König Ludwig von Bayern?
Marianne: (flüstert) Ich hab's!
Moderator: Machen Sie's nicht so spannend! An wen verschenken Sie die Weltreise?
Marianne: Wir verschenken die Weltreise an die Familie Mustermann in Frankfurt am Main!
Frenetischer Applaus unter, fadeunder
Erich: Kommt, Kinder, komm, Erika. Wir gehen nach Hause.
Erika:
Hat … hat jemand ein bißchen Lakritz für mich?
Erich: (in Panik) Schatz?!
Fadeup Applaus, fadeover zu Schlußmusik
Erich
Erika
Horst
Marianne
Это главные герои передачи.
1. Неплохо бы дать краткую характеристику им. На русском языке конечно, ну а потом можно что-то и перевести на немецкий. Давайте, предлагайте!
2. И вообще хорошо, если мы для них найдём аватарки. Тогда можно выделять маленькие эпизоды с картинками. И вообще всякие рисунки. Есть художники?
Передача Reisefieber полезна не только при изучении немецкого, но и знакомит с интересными местами.
Про эти места, личности, события есть много информации, может кто-то бывал там, даже живёт.
Давайте соберем к теме информацию, ссылки!
In einer Wohnung. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, man hört das Gebrüll eines Stadions voller Fußballfans. In der Küche pfeift ein Wasserkessel. |
|
Erich: | (aus der Küche) Schatz? |
---|---|
Erika: | (im Wohnzimmer) Ja? |
Erich: | Möchtest du auch einen Tee? |
Erika: | Ja, gern! |
Der Wasserkessel verstummt, Geschirr klappert. Erich kommt ins Wohnzimmer. Er stellt Tassen und Teller auf den Sofatisch. Das Gebrüll der Fußballfans geht inzwischen weiter. |
|
Erich: | Hier. Ich habe uns auch ein paar belegte Brote gemacht. |
Erika: | Aber doch nicht mit Butter? |
Erich: | Nein, Schatz. Mit Margarine. |
Erika: | Danke, Schatz. Das ist lieb. |
Erich: | Schalt' doch mal um, bitte. Es fängt gleich an. |
Для пробы маленький фрагмент. Его можно легко представить, тем более мы слушали, запоминали интонацию, как герои говорили.
Осталось пару раз прочитать вслух. Кое-что можно запомнить и использовать.
У кого есть вопросы?
Обратите внимание как используется частица Es в предложении Es fängt gleich an. Это сейчас начнется
Эта семейная пара знает, о чем идёт речь. Может уже тысячу раз произносили, когда имели в виду передачу.