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russische Dichtung

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kisa-777 коренной житель09.07.07 23:40
kisa-777
09.07.07 23:40 
Последний раз изменено 11.07.07 22:15 (kisa-777)
"Es gibt keine Liebe ohne Erinnerung, keine Erinnerung
ohne Kultur, keine Kultur ohne Liebe. Deshalb ist jedes
Gedicht ein Faktum der Kultur wie ein Akt der Liebe und
ein Blitzlicht der Erinnerung, und ich würde anfügen -
des Glaubens."

Joseph Brodsky, "Beyond Consolation".
In: The New York Review of Books,
7. Februar 1974
Marina Cvetaeva
Ich entreiß dich allen Ländern, allen Himmeln gar,
Denn der Wald ist meine Wiege und wird auch mein Grab,
Weil ich hier auf Erden stehe - nur mit einem Bein,
Weil ich für dich singen werde, wie keine andre, keine.
Ich entreiß dich allen Zeiten, allen Nächten auch,
Allen goldgeschmückten Bannern, jedem Schwertgebrauch,
Werf die Schlüssel weg, die Köter werden alle fortgejagt -
Weil ich treuer als ein Wachhund bin in dieser Erdennacht.
Ich entreiß dich allen andern - selbst der schönsten Braut,
Du wirst keiner Bräutigam, und ich v niemandes Frau,
Noch im allerletzten Streit nehm ich dich dem fort,
Jenem, der mit Jakob einst eine Nachtlang focht.
Doch solang ich deine Finger vor der Brust nicht falte -
O verflucht! bleibst du dir selber ganz und gar erhalten:
Hebe deine beiden Schwingen in den Äther bis du fällst,
Denn die Welt ist deine Wiege, und dein Grab - die Welt.
15. August 1916
http://chng.it/fLDVftb7PY
#1 
kisa-777 коренной житель09.07.07 23:42
kisa-777
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Marina Cvetaeva
Schlaflosigkeit
Ein Fenster ist's erneut,
Wo der Schlaf nicht weicht.
Man trinkt vielleicht nur Wein,
Sitzt herum vielleicht,
Oder einfach zwei
Halten ihre Hände,
In jedem Hause, Freund,
Ist ein solches Fenster.
Kerzen nicht, noch Lampen leuchten in der Nacht, -
Nur Augen ohne Schlaf.
Ein Hallo!, ein Geh!
Ruft es in die Nacht.
Drei Kerzen vielleicht stehn,
Vielleicht sind's hundert Watt...
Ruhe nicht, noch Pause
Der Verstand mir schenkt
- Auch in meinem Hause
Ist ein solches Fenster.
Bete, Freund, für dies - Haus, das ohne Schlaf
Leuchtet in der Nacht.
23. Dezember 1916
Moskau
http://chng.it/fLDVftb7PY
#2 
kisa-777 коренной житель09.07.07 23:46
kisa-777
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в ответ kisa-777 09.07.07 23:42, Последний раз изменено 10.07.07 00:19 (kisa-777)
Marina Cvetaeva
Du wirst es nicht schaffen, mich zu verjagen:
Den Frühling zu bannen, hat keiner geschafft!
Mich anzufassen, wirst du nicht wagen:
Viel zu zärtlich sing ich im Schlaf!
Du schaffst es auch nicht, mich in Worte zu fassen:
Mein Name ist Wasser den Lippen - und aus!
Du wirst es nicht schaffen, mich zu verlassen:
Die Tür ist geöffnet - und leer ist dein Haus!
Juli 1919
http://chng.it/fLDVftb7PY
#3 
kisa-777 коренной житель09.07.07 23:59
kisa-777
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в ответ kisa-777 09.07.07 23:46
Anna Achmatova

9. Dezember 1913
Dunkelste Nacht des Jahrs wird zum Tag
In deiner Gegenwart.
Wo wär ein Wort, das zu sagen vermag,
Wie deine Lippen zart.
Aber heb deine Augen nicht,
Wenn ich nicht sterben soll.
In deinem Blick ist der Veilchen Licht,
Sie sind des Todes voll.
O wieviel mehr als ein Wort sagt der Schnee,
Der alle Zweige verschneit -
Siehe: der Vogelfänger am See
Hat schon die Netze bereit!
http://chng.it/fLDVftb7PY
#4 
kisa-777 коренной житель10.07.07 00:02
kisa-777
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в ответ kisa-777 09.07.07 23:59, Последний раз изменено 10.07.07 00:15 (kisa-777)
Anna Achmatova
Meinten wir doch: wir sind Bettler und haben rein nichts,
Aber als man dann eins nach dem andern verlor,
So daß jeglicher Tag geriet
Zum Erinnrungstag -
Hob man zu dichten an
Von der schenkenden Großmut Gottes
Und von unserm früheren Reichtum.
1915
http://chng.it/fLDVftb7PY
#5 
kisa-777 коренной житель10.07.07 00:10
kisa-777
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в ответ kisa-777 10.07.07 00:02
Anna Achmatova
Steh nicht im Wind
Der Schleier zerknüllt in den Fingern,
Und du fragst, warum ich so blaß -
O könnt ich die Frage verringern,
Mit der ich geweckt seinen Haß!
Er ging, jeder Schritt ein Verlassen,
Sein letzter Blick traf wie ein Stein.
Ich vergaß das Geländer zu fassen,
Am Gartentor holt ich ihn ein.
Ich rief ohne Atem - O warte!
Scherz alles! Und jedes Wort blind!
Er hob das im Lächeln erstarrte
Gesicht: Steh nicht länger im Wind!
http://chng.it/fLDVftb7PY
#6 
  -Widd- знакомое лицо10.07.07 01:27
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Marina Zwetajewa (Übersetz von Sepp Österreicher)
Mich freut's, daß ich Sie liebe ohne Qual,
Daß Sie sich wegen mir nicht quälen müssen
Und daß der große, schwere Erdenball
Nie wird entschwinden unter unsern Füßen.
Mich freut's, daß ich darf manchmal komisch sein,
Gelockert sein und nicht mit Worten spielen,
Und nicht erröte, nicht erstick vor Pein,
Kaum die Berührung unsrer Ärmel fühlend.
Ich dank mit Herz und Hand Ihnen dafür,
Daß Sie mich lieben, ohne es zu wissen,
Für meine Ruhe nachts, dafür, daß wir
Uns gar so selten abends treffen müssen,
Daß wir spazierten noch kein einzges Mal,
Gemeinsam Mond- und Sonnenschein genießend,
Daß ich Sie leider liebe ohne Qual
Und Sie sich leider auch nicht quälen müssen.
http://www.brainin.org/Sepp_Oesterreicher/Zwetajewa_Mich_freut.html
Marina Zwetajewa

Ich will vom Spiegel, der so trüb
Und sinnverwirrend fast,
Erfahrn, wohin der Weg Sie führt
Und wo ist Ihre Rast?
Ich sehe Sie auf einem Schiff
Auf Deck, auf hoher See.
Sie sind im Zug und fahrn durchs Feld
In abendlichem Weh.
Die Felder sind im Abendtau,
Darüber fliegen Dohlen...
Ich segne Sie - und fahren Sie,
Wohin Sie wollen!
http://brainin.org/Sepp_Oesterreicher/Zwetajewa_Ich_will_vom_Spiegel.html

Alexander Kotschetkow

BALLADE VOM RAUCHIGEN WAGGON
"Wie seltsam, Liebste, ist's, wie schmerzend,
wenn Wurzeln, Äste uns vereinen,
wie seltsam, Liebste, ist's, wie schmerzend,
daß man zersägt wird und entzweit.
Es heilt die Wunde nicht im Herzen,
sie wird nur reine Tränen weinen,
es heilt die Wunde nicht im Herzen,
es fließt daraus nur flammend Leid."
"Ich bleib mit dir, solang ich lebe,
denn untrennbar sind Blut und Seele.
Ich bleib mit dir, solang ich lebe -
Die Liebe und der Tod sind eins.
Dir wird, Geliebter, niemals fehlen,
dir wird für immer mitgegeben,
dir wird für immer mitgegeben
dein liebes Heim, dein trauter Kreis."
"Doch wenn ich ungeschützt muß leiden
vom Kummer, der so unerträglich,
doch wenn ich ungeschützt muß leiden
von Frost und Dunkel bitterlich?"
"Ein Wiedersehn gibt's nach dem Scheiden,
drum denk an mich, mein Liebster, täglich.
Ein Wiedersehn gibt's nach dem Scheiden,
wir kehren wieder, du und ich."
"Doch wenn ich spurlos untergehe,
in Sternennebel tauchen werde,
doch wenn ich spurlos untergehe
als schwaches Licht im Sternenmeer?"
"Ich werde für dich betend flehen,
daß du zurückfindest zur Erde,
ich werde für dich betend flehen,
daß du zurückkehrst unversehrt."
Er wurde einsam und gefügig,
im rauchigen Waggon gerüttelt,
im rauchigen Waggon gerüttelt,
halb weinend, schlummernd und halb wach,
als jäh der Zug am glatten Hügel
sich schrecklich durchbog in der Mitte,
als jäh der Zug am glatten Hügel
die Räder losriß und zerbrach.
Gewalt, zertrümmernd und zerschmetternd,
zermalmend, quetschend und zerreißend,
Gewalt, zertrümmernd und zerschmetternd
ließ alles Leben untergehn.
Und keinen Menschen konnte retten
die Hand, von ferne Glück verheißend,
und keinen Menschen konnte retten
daß fern versprochne Wiedersehn.
Von euern Lieben trennt euch nimmer,
von euern Lieben trennt euch nimmer,
von euern Lieben trennt euch nimmer,
mit ihnen seid in eins verquickt.
Nehmt Abschied stets, als wär's für immer!
Nehmt Abschied stets, als wär's für immer!
Nehmt Abschied stets, als wär's für immer!
Und sei's für einen Augenblick.
╘ 1986 Sepp Österreicher, 1996 Valeri Brainin
http://brainin.org/Sepp_Oesterreicher/Kotschetkow.html
#7 
kisa-777 коренной житель10.07.07 10:06
kisa-777
NEW 10.07.07 10:06 
в ответ -Widd- 10.07.07 01:27

http://chng.it/fLDVftb7PY
#8 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу10.07.07 18:40
Катрин
NEW 10.07.07 18:40 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Vladimir Vysotsky
Lied von der Erde
Wer sagt, verbrannte Erde sei verdorben
und sinnlos sei's, wirft man noch Saat hinein?
Wer sagt, sie regt sich nicht, sei abgestorben?
Nein, nein, das scheint nur manchmal so zu sein.
Wer könnte ihr verbieten zu gebären?
Ihr Schoß ist unerschöpflich wie das Meer.
Kein Feuer kann sie bis zum Grund verheeren.
Sie lebt und atmet, wenn auch kummerschwer.
Durchfurcht noch kreuz und quer von Schützengräben,
von Bombenkratern klaftertief zerwühlt,
nach all den Schrecken, die bedroht ihr Leben,
seufzt sie, in schwarze Asche eingehüllt.
Doch maßlos viel an Leid kann sie ertragen.
Glaubt nicht, daß sie verkrüppelt sei daran,
und ihr nun ewig müßt darüber klagen,
daß sie verstummt sei, nicht mehr singen kann!
Aus tausend Wunden, die ihr Leib erlitten,
ertönt ihr Lied, das sie mit Schmerzen stöhnt,
das unsre Seele allen Stiefeltritten
zum Trotz noch singt, an Not und Qual gewöhnt.
Wer sagt, die Erde starb, erstickt vom Leid?
Sie lebt und singt auch unterm Trauerkleid.
Translation ╘ by Martin Remane-------------
Der Sündenbock
In einem Park √ kann mit dem Namen nicht mehr dienen √
lebt unter Wölfen, jedoch brav und bieder,
ein Ziegenbock; der heulte aber nicht mit ihnen,
der meckerte ganz friedlich seine Ziegenlieder,
zupfte gemächlich Gras, wurde langsam dicklich
und nie verließ ein Schimpfwort seinen Mund.
Er nützte keinem, blieb gern brav und schicklich
und gab zu keinen Klagen Grund.
So lebt' er still an einem kleinen See
und nie betrat er boshaft fremdes Land,
er war kein Sündenbock in spe √
und doch: man hat gewählt und ihn ernannt!
Da war der Bär: ein Wirrkopf und Ganove,
der griff in seinem Tone oft sehr frech daneben √
dann suchte man den Bock, der war ja jetzt der Doofe,
um ihm ganz herzhaft Prügel auf die Nuß zu geben.
Dann stand er still, der kleine, graue,
ertrug die Prügel stolz und froh,
daß selbst der Bär, der neunmalschlaue,
sprach: "Unser Bock gefällt mir so,
ein Ziegenmaul, doch heldenhaft!"
Man hegt den Bock wie's eigen Blut
und schaut nach ihm gewissenhaft,
daß er nicht fortzugehn geruht.
So sprang umher der Bock, nach Ziegenart,
doch schon begann ihn Mutwill umzutreiben;
er knüpft sich Knoten in den Bart,
rief "Lump" zum Wolf √ nicht ohne im Gebüsch zu bleiben.
Als man ihm seine Sünden wieder mal erließ,
die Wölfe hatten mehr als zugeteilt gefressen,
schrie er wie der Bär. Zufällig? Alle hörten dies
und hatten es schon bald vergessen,
denn unter den Tieren im Park war Streit √
weshalb ihnen allen sonnenklar,
daß besser als Füchse und Bären zur Zeit
ihr teurer Sündenbock war.
Das hört auch der Bock, und es verändert sein Wesen:
Ihr Braunen, schreit er, ihr mit den Flecken,
eure Bären-Privilegien sind mal gewesen,
und die Wolfsration brauch ich zu anderen Zwecken.
Was ein Ziegenmaul kann, bring ich euch bei,
ich zeig euch, wo's langgeht und mache euch Beine,
ich nehm euch aufs Horn und schlag euch zu Brei
und kassiere den Ruhm dafür ganz alleine!
Dreck sollt ihr fressen, allesamt,
ihr sollt krepieren ohne Vergebung,
ich hab eure Sünden fest in der Hand √
denn ich bin der Sündenbock der Bewegung!
Translation ╘ by Helmut Butzmann
http://www.vladimir-vysotsky.de/frameset.htm

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#9 
kisa-777 коренной житель10.07.07 20:44
kisa-777
NEW 10.07.07 20:44 
в ответ Катрин 10.07.07 18:40, Последний раз изменено 10.07.07 20:45 (kisa-777)
für mich ist Vysocky leider sehr kompliziert auf Deustch zu lesen, weil ich diese Lieder nicht auf russisch kenne...
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#10 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу10.07.07 22:25
Катрин
NEW 10.07.07 22:25 
в ответ kisa-777 10.07.07 20:44
Für mich ist es manchmal kompliziert, WEIL ich sie im Original kenne und die Übersetzung
nicht immer ganz genau dem Original entspricht..
Man kann die Gedichte, wahrscheinlich, nie gut genug übersetzen, aber es ist die einzige Möglichkeit,
die Poesie den anderen Ländern kennenzulernen. Wir haben doch Goethe und Schiller auch nicht gleich im Original gelesen
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#11 
Катрин ..пишу, снимаю, порчу10.07.07 22:29
Катрин
NEW 10.07.07 22:29 
в ответ -Widd- 10.07.07 01:27
Für die "BALLADE VOM RAUCHIGEN WAGGON" danke ich Dir ganz besonders!
Es ist eins meiner Lieblingsgedichte und ich habe es noch nie auf Deutsch gelesen.
Und die Übersetzung ist sehr gelungen meiner Meinung nach!
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#12 
  -Widd- знакомое лицо10.07.07 22:57
NEW 10.07.07 22:57 
в ответ Катрин 10.07.07 22:29
В ответ на:
Und die Übersetzung ist sehr gelungen meiner Meinung nach!

Das denke ich auch!
#13 
kisa-777 коренной житель11.07.07 00:24
kisa-777
NEW 11.07.07 00:24 
в ответ Катрин 10.07.07 22:25
В ответ на:
Man kann die Gedichte, wahrscheinlich, nie gut genug übersetzen, aber es ist die einzige Möglichkeit,
die Poesie den anderen Ländern kennenzulernen
da hast du recht.
В ответ на:
Wir haben doch Goethe und Schiller auch nicht gleich im Original gelesen
- wie gerne ich so geantwortet hätte : doch
aber ich muss zugeben, dass ich noch kein Gedicht von Schiller gelesen habe...
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#14 
  delphy коренной житель11.07.07 12:02
NEW 11.07.07 12:02 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Freunde, bitte um Verzeihung... aber solche Texte machen mich traurig und beeinflussen mich irgendwie negativ.
Zum Beispiel:
...Denn der Wald ist meine Wiege und wird auch mein Grab... ...Sehr anziehend...
Du wirst es nicht schaffen, mich zu verjagen...Die Tür ist geöffnet - und leer ist dein Haus! ... Ich bekomme sofort die Gänsehaut...
Verjagen.. dein Haus ist leer... Ist es wirklich über die Liebe und Frühling?...
Aber heb deine Augen nicht,
Wenn ich nicht sterben soll.
In deinem Blick ist der Veilchen Licht,
Sie sind des Todes voll....
... Na, wunderbar... Das ist die totale Negativität... Ich hab schon in der Schule die Probleme gehabt um so was zu lernen...
"Wie seltsam, Liebste, ist's, wie schmerzend,
wenn Wurzeln, Äste uns vereinen,
wie seltsam, Liebste, ist's, wie schmerzend,
daß man zersägt wird und entzweit.
Es heilt die Wunde nicht im Herzen,
sie wird nur reine Tränen weinen,
es heilt die Wunde nicht im Herzen,
es fließt daraus nur flammend Leid."
.....Warum muss es immer mit Schmerz und Einsamkeit verbunden?!
Hat die russische Dichtung keine schöne Texte?
Z. B. die Texte mit Liebe, mit Freude, mit Zärtlichkeit ....
Warum muss alles so trüb und traurig sein?
Jetzt verstehe ich dich, Kisa, warum du manchmal so pessimistisch klingst...
Was Vysotsky betrifft... Seine Texte sind natürlich einmalig, aber ohne Musik kommen die bei mir nicht rein. Und auf Deutsch ist recht schwer...
Noch mal bitte um Verzeihung. Ihr alle habt euch viel Mühe gegeben um das alles rauszusuchen. Aber habt ihr nicht auf dem "Lager" etwas lustiges, freudiges, liebevolles ?
#15 
Karaokemaster завсегдатай11.07.07 15:27
Karaokemaster
NEW 11.07.07 15:27 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40

Anna Radlowa
Aus "Der Flügelgast":
Wir lieben, den wir bekochen, den,
für welchen wir hüten das Haus,
dem wir Kinder gebären und nähn -
Spielzeuggott, wirf die Netze aus -
was soll uns dein Netz, dein Traum, dein Pfeil,
wir wollen nicht sinken lassen das Herz,
bis zum grossen Frühling bleibe es heil,
dann wollen wir sterben ohne Schmerz.
Viele glitzernde Ringe zierten die Hand,
ein einziger Ring ziert sie jetzt schlicht.
Durch diesen betracht ich das Erdenland
und sehe nur Spartas schroffes Gesicht.
Dezember 1920
Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.©Alexis Carrel
#16 
kisa-777 коренной житель11.07.07 21:59
kisa-777
NEW 11.07.07 21:59 
в ответ delphy 11.07.07 12:02
В ответ на:
Hat die russische Dichtung keine schöne Texte?
-------Delphy, ich falle jetzt in Ohnmacht !!! es sind die schönsten gedichte, die ich kenne!!!und es geht um liebe, natürlich um die Liebe, die unglücklich oder sogar fatal ist !wenn die Liebe glücklich gewesen wäre, hätten die Dichter keinen Grund die Gedichte zu schreiben ...
die schönsten Gedichte sind für mich von Ahmatova, Cvetaeva und Brodsky. ich kenne einfach nicht die anderen Dichter
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#17 
kisa-777 коренной житель11.07.07 22:05
kisa-777
NEW 11.07.07 22:05 
в ответ Karaokemaster 11.07.07 15:27
ich bin in Ohnmacht...das gedicht ist sehr schön...
aber wocher kennst du Anna Radlova? ( ich kenne sie nicht, ich habe noch nie ihren Namen gehört)
http://chng.it/fLDVftb7PY
#18 
kisa-777 коренной житель11.07.07 22:20
kisa-777
NEW 11.07.07 22:20 
в ответ kisa-777 11.07.07 22:05, Последний раз изменено 11.07.07 22:21 (kisa-777)
Joseph Brodsky (1940-1996)
GEH NICHT AUS DEM ZIMMER! Ein Irrtum, verläßt du das Haus.
Wozu brauchst du Sonne, wenn du deine Blättchen rauchst?
Hinter der Tür ist alles sinnlos, besonders - Glücksgeschrei.
Nur rasch bloß aufs Klo und dann gleich wieder herein.
Oh, geh nicht aus dem Zimmer, ruf keinen Motor.
Weil der Raum ohnehin nur aus einem Korridor
besteht und mit dem Stromzähler endet. Und kommt eine
Milka mit offenem Mund: jag sie weg! ohne sie zu entkleiden.
Geh nicht aus dem Zimmer; betrachte dich als erkältet.
Die Wand, der Stuhl: gibts Interessanteres auf der Welt? Es
bringt nichts, warum rausgehen, ja was nützt es,
wenn du abends als der Alte wiederkommst,
nur leider - verkrüppelt?
Oh, geh nicht aus dem Zimmer. Kapier doch, tanz Bossa Nova
nur im Mantel, ganz nackt, und in Schlappen die bloßen Sohlen.
Auf dem Flur riechts nach Kohl und nach Schmiere für die Skier.
Du hast viele Buchstaben geschrieben; noch einen v
und es wären zu viele.
Geh nicht aus dem Zimmer. Als einziges soll so
das Zimmer erraten, wie du aussiehst. Und überhaupt: inkognito
ergo sum, sagte die Substanz zur Gestalt, zornig und zankig.
Geh nicht aus dem Zimmer! Draußen ist ohnehin nicht Frankreich.
Sei kein Idiot! Sei das, was die andern nie waren, nie im Leben.
Geh nicht aus dem Zimmer! Gib dich einzig den Möbeln
hin, verschmelz mit den Tapeten. Sperr dich ein,
verbarrikadier dich zum Schluß
mit dem Schrank gegen Chronos, Kosmos, Eros, Rasse und Virus.
1970 /?/ (Aus dem Russischen von Ralph Dutli)
leider ist das das einzige übersetzte Gedicht, das ich gefunden habe...

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#19 
моргана фея11.07.07 23:01
моргана
NEW 11.07.07 23:01 
в ответ kisa-777 09.07.07 23:40
Was für ein wunderschöner Thread!!!
Ich habe so viel Freude empfunden beim lesen und wiedererkennen meiner Lieblingspoeten.
Danke, Kisa!
#20 
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